Wer das Buch Krabat von Otfried Preußler kennt weiß, daß es eigentlich keinen besseren Tag als ausgerechnet Silvester gibt, um es zu lesen — oder eben zu sehen. Nach dem für mich recht enttäuschenden Film starteten wir also gestern Nachmittag den Versuch im Deutschen Schauspielhaus.
Schon nach Öffnen des Vorhangs mit dem Krabat – Schriftzug hatte ich das Gefühl, daß es eine gute Inszenierung werden würde. Es erwartete uns kein überladenes Bühnenbild, kein buntes Kindertheater, sondern eine faktisch leere Bühne, nur mit Mühlrad, Meister und Krabat.
Die Verwandlungen des Bühnenbildes erfolgten in der Mehrheit nicht durch einfliegende Kulissen aus der Obermaschinerie, sondern durch den offenen Einsatz der Untermaschinerie: Drehbühne und Hubpodien veränderten im Wesentlichen das Bild in dem Stück, das ohne Unterbrechungen, ohne Vorhänge gespielt wurde. Mit geprägt wurde die Inszenierung durch musizierende Knappen, die den Rhytmus, die Dynamik der Mühle unterlegten und dem ganzen einen guten Drive gaben.
Natürlich mußte es Anpassungen des Buches an die Bühne geben. Die wurden aber nach meinem Geschmack deutlich geschickter, schlüssiger gelöst als im Film: aus drei Jahren wurden zwei, aus zwölf Knappen sieben und aus der Kutsche des Herrn Gevatter wurde eine knochige Hand, die in den Vollmondnächten die Knochen zum mahlen brachte.