Tourabschluß in München

Sonntag war das Tourabschlußkonzert der Gregorian im Herkulessaal der Residenz in München. Schon im Vorfeld hatte uns das Konzert ziemlich beschäftigt. Nicht, daß wir besonders lustige Ideen für den Dernierengag sammelten machte uns dabei Kopfzerbrechen, sondern der Saal selbst: man kann nicht riggen, der Ladeweg bedeutet Schmerzen im Hintern, die Bühne hat fest eingebaute Stufen, es gibt nicht ausreichend Strom. Nach langem hin und her, etlichen Telephonaten und Mails dachten wir alle, daß es gut werden würde. Tatsächlich kamen dann die Münchener Symphoniker in die Quere, die genau dann für knapp zwei Stunden am Ladedock standen, als die Kollegen morgens auch dorthin wollten. Außerdem war die Helfersituation sehr … speziell. Jedenfalls war die Stimmung äußerst angespannt, als ich um etwa 15:00 Uhr aufkreuzte, um meinen Tourabschiedsbesuch zu machen. Letztlich war pünktlich auf die Minute zum Saaleinlaß alles fertig.

Die Show fing dann recht speziell an. Man hatte sich entschlossen, ein paar Minuten später anzufangen. Das hinderte den Kollegen vom Saallicht aber nicht daran, pünktlich um 19:00 das Hauslicht auszuschalten. Große Irritation bei der FOH – Besatzung. Als dann eine Minute lang nichts passierte wurde es hektisch, der Hausmann angepflaumt, das Saallicht wieder auf 30% eingeschaltet. Na ja.

Dann lief erst einmal alles so, wie es soll: die Musik war gut, das Publikum applaudierte, die Stimmung wuchs und ich hatte Gelegenheit, noch ein paar schöne Bilder zu schießen.

In der Pause klappte dann auch die Verständigung mit der Hausbesatzung, die Stimmung auf der Bühne wurde noch besser. Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, daß auch bei der besten Tour sich alle freuen, wenn sie nach ein paar Wochen wieder nach Hause kommen; zumal, wenn es so kurz vor Weihnachten ist. Da legt man dann noch mal mit allem Spaß die letzte Show hin, bevor es in die Heimat geht.

Nach dem letzten frenetischen Applaus dann großes Drücken hinter der Bühne. Der Abbau begann, dieses Mal wenigstens mit der vollen Anzahl der Helfer und es hätte alles noch halbwegs gut werden können, bis …… und das erzähle ich in einer extra Geschichte.

Bahnfreuden

Zur Zeit scheine ich wohl ein negatives Karma zu haben. Sicher, was Bahnfahren und die Bahn an sich angeht. Ich war in den letzten Tagen in München, genaueres werde ich noch berichten und gestern Abend fuhr ich mit dem CityNightLine (Nachtzug) eben von München zurück nach Hamburg. Mein erstes Erlebnis hatte ich noch im Bahnhof, wo die Klofrau der Bahnhofstoilette schon nach sehr kurzer Zeit an meine Türe bollerte, ob ich denn nicht bald fertig sei.

Im Liegewagen dann mit mir eine italienische Familie, deren  Kleinkinder die ganze Nacht über südländisches Temprament zeigten.

Und dann meinte irgend ein Volltrottel, in der Toilette rauchen und die Kippe in den Mülleimer für Papierhandtücher werfen zu müssen. Ich bin ein sehr toleranter Nichtraucher, aber so ein Schwachsinn gehört hart bestraft. Ein brennender Papierkorb im Zug erreicht schnell auch Kunststoffflächen und dann wird es sehr unangenehm. Der Vorteil des Geruchs ist, daß man ein solches Feuer sofort bemerkt und es löschen kann. Der Nachteil ist, daß danach der ganze Waggon ausdauernd nach Brand riecht. So viel kann man gar nicht lüften. Zum Glück war der Zug nicht ganz voll, so daß wer wollte in einen anderen Wagen umziehen konnte. Was mitten in der Nacht auch nicht unbedingt Spaß macht, zumal das eigene Shirt sowieso schon nach Rauch riecht.

Der Zug kam mit nur fünf Minuten Verspätung in Hamburg an, das ist absolut akzeptabel. Meinen Respekt an das Zugbegleitpersonal, das schnell, sicher und besonnen reagierte.

verschobene Verhältnisse

Eine kleine Geschichte bei Dan erinnert mich an eine Erfahrung, die ich vor ein paar Jahren ähnlich auch machte. Als Jugendlicher und junger Erwachsener lebte ich ja in Duisburg und es war mein absoluter Traum, ein Mal nicht nur beispielsweise in der Aula des Mannesmann – Gymnasiums wirken zu dürfen, sondern auch mal in der Rhein Ruhr Halle, der größten Halle in Duisburg. Eben da, wo die „großen“ spielten. Von noch größeren Hallen in der Umgebung wagte ich nicht mal zu träumen.

Die Jahre vergingen, mittlerweile war ich mit Produktionen lange in der Westfalenhalle, in der Kölnarena, oder in Bercy gewesen und während einer Rieu – „Dörfertour“ kamen wir dann auch mal nach Duisburg in die Rhein Ruhr Halle. Ich war fast ein wenig aufgeregt; endlich sollte mein Traum sich erfüllen.

Mann war die Enttäuschung groß. Was war das für eine — ‚tschuldigung — Pißhalle. Das sollte mein Traum gewesen sein ?  Die Halle war potthäßlich, hatte keinerlei Ausstrahlung und man konnte noch nicht mal riggen. Mein Alltag hatte meine Träume lange überholt, ohne daß ich das gemerkt hatte. Es tat mir in der Seele weh und ich schämte mich dafür, daß meine Heimatstadt nur so einen Krüppel als Halle vorweisen konnte. Seit dem war ich auch nie mehr dort …… obwohl mich ja schon interessierte, ob in den Jahren was in der Halle getan wurde.

Gute Besserung

Gestern schaute sich ein Besucher in gut 13 Stunden 283 Seiten meines Blogs an. Da die IP des Lesers zu einer großen deutschen Uniklinik gehörte nehme ich einfach mal an, daß derjenige dort liegt und Langeweile hatte. Ich wünsche daher gute Besserung und hoffe, daß dieses Blog ein wenig zur guten Laune und damit zur Genesung beitragen konnte.

Herbert Knebel

Copyright: OlDigitalEye

Vorgestern Abend gab es beim NDR die Herbert Knebel – Nacht und weil es doch etwas spät war, nahm ich große Teile auf, um sie dann heute Abend zu sehen. Und es ist doch immer wieder schön.

Herbert Knebel (Wikipedia) ist die Figur eines ehemaligen Bergarbeiters aus Essen in Frührente, der in bestem Ruhrgebietsdeutsch über Gott und die Welt erzählt. Entweder allein, oder eben mit seinem Affentheater, also mit noch drei Kollegen. Ich sah ihn das erste Mal vor etwa 15 bis 17 Jahren, amüsierte mich damals schon und heute war es fast so etwas wie nach Hause kommen. Hier im Norden ist der Humor ja deutlich anders als im Ruhrgebiet und so passiert es mir häufiger, daß meiner einfach nicht verstanden wird. Bei den Shows merkte ich sehr deutlich: ja, ich bin aus dem Ruhrgebiet und ja, das ist mein Humor.

Natürlich ist Herbert überzogen; ja, so ist selbst in Essen niemand. Und doch erkenne ich sofort Menschen aus dem Ruhrgebiet wieder. Nein, ich nenne jetzt hier keine Namen. Herbert Knebel ist das Kondensat, die Essenz des Ruhrgebietlers: selbstbewußt, mit einer klaren Meinung zu allem — auch wenn man keine Ahnung hat — und eben sympatisch bescheuert.

Leider tourt Herbert nicht hier im Norden, aber wer einmal die Gelegenheit hat, der sollte sich unbedingt einen Abend können.

Stellenanzeige

Weil manches in den Kommentaren nicht von jedem gelesen wird, weise ich hier noch mal besonders darauf hin: hier versteckt sich eine Stellenanzeige für einen Job als Servicetechniker/Werkstattleiter im schönen Hohenloher Land.

Kram

Zur Zeit habe ich richtig viel am Schreibtisch zu tun, telephoniere Stunden mit allen möglichen Leuten und irgendwas muß man ja tun, wenn sich sein Gegenüber nicht kurzfassen kann. Vor einiger Zeit, noch bevor ich Angestellter wurde, scannte ich mal meine ganzen Backstagepässe, um sie in meiner nie entstandenen beruflichen Homepage als Referenz zu verwursten. Gestern und heute wurde daraus während zahlloser Telephonate eine zufällige Auswahl, die Ihr jetzt in der Sidebar zu sehen bekommt. In den nächsten Wochen kommen dann auch noch mal die aktuellen Pässe hinzu.

alt

Innerhalb von zwei Jahren beschäftigt mich zum zweiten Mal das Alter von Technikerkollegen. Ohne jetzt Namen und Produktionen nennen zu wollen: was macht man mit wirklich erfahrenen Kollegen, die jahrelang, fast jahrzehntelang absolut zuverlässig ihren Job gemacht haben und jetzt einfach am Ende sind ?  Die mit 55 nicht mehr die Kraft haben, durch eine Tour zu kommen, aber nicht so vorgesorgt haben, daß das Geld schon reicht. Bucht man sie trotzdem und zieht sie irgendwie mit durch, oder dankt man für die bisherige Arbeit und streicht sie aus seiner Kartei ?  Schwieriges Thema.

Bis heute ist unsere Branche ein hartes Pflaster. Veranstalter feilschen bei Tagessätzen bis über die Schmerzgrenze weg; da bleibt für viele Kollegen oft einfach nichts, was man zurücklegen könnte. Und auch wenn es heute etwas besser ist als vor zehn Jahren, so liegen auch jetzt noch Techniker ohne Krankenversicherung im Nightliner. Das sind ja alles Freelancer, die zwingt keiner sich zu versichern.

Darum an dieser Stelle mal ein Rat an alle Jungspunde in der Veranstaltungstechnik: fangt früh an, Euch um sowas wie eine Rentenversicherung zu kümmern. Desto jünger man ist, desto billiger ist sie im Monatsbeitrag. Damit wenigstens Ihr mit 55 Feierabend machen könnt und sich niemand wie ich jetzt Gedanken um Euer Überleben machen muß.

Verlinkt zu werden muß kein Glück bedeuten

Mein kleiner Artikel über den zu resettenden ICE hat den ein oder anderen Kollegen so amüsiert, daß er mich in seinem Blog zitieren mußte, was zur Folge hatte, daß hier bisher gestern und heute zusammengenommen etwa 18.000 Leser zusätzlich reinkamen. Das ist natürlich erst mal toll, steigert es doch augenscheinlich die Bekanntheit meines Blogs. Wenn ich mir die dazugehörige Statistik aber genauer anschaue, dann merke ich, daß die Besucher außer Dreck (sprich: gelöschter Kommentare) kaum etwas hinterlassen haben, sahen sich diese Leute nämlich im Schnitt 1,2 Seiten an (Normalwert: 2,1 Seiten). Das heißt, die meisten von ihnen haben es noch nicht mal bis zur Startseite geschafft.

Interessant ist für mich die Tatsache, daß vorbeiziehende Horden in einem Tonfall kommentieren, den ich hier nicht sehen möchte. Es scheint eine bestimmte Sorte von Internetnutzern zu geben, die entweder der Bahn so zugetan ist, daß sie diese mit Zähnen und Klauen verteidigen müssen, oder die einfach sowieso nur prollen wollen.

Neue alte Eindrücke

Seit kurzem sind weite Teile des The National Archives über den zweiten Weltkrieg bei Footnote online. Nicht nur Bilder, wie diese hier von der Bombardierung Hamburgs, sondern auch Schriftdokumente.

Auch wenn ich gerade nicht die Muße habe, mich ausführlich mit diesem Material zu befassen, so finde ich es doch sehr interessant und werde sicher noch Zeit damit verbringen. Viele Dokumente werden hier zum ersten Mal veröffentlicht.

Natürlich nimmt nicht nur Deutschland, sondern auch der Japankrieg auf dieser Seite großen Platz ein und natürlich — es ist ein amerikanisches Archiv — wird die amerikanische Sicht der Dinge dargestellt. Trotzdem oder gerade deshalb ein hochinteressanter Fundus, der jetzt frei zu nutzen ist.

Bewegend fand ich dieses Bild aus Hiroshima. Der Schatten des Ventilrades hatte sich in die Stahlwand dahinter gebrannt — und auch, daß im Moment der Bombenzündung jemand das Rad anfaßte, der dann den Schatten störte. Wenn man sich klar macht, wie heiß Licht sein muß, um einen bleibenden Schatten auf lackiertem Stahl zu hinterlassen, dann kann man sich grob vorstellen, was mit dem Menschen passierte.

Zu guter Letzt noch ein Photo von meiner Heimatstadt Duisburg vom März 1945. Man sieht eine brennende Ölraffinerie. Wenn ich mir das Bild so anschaue, dann ist von der Stadt ähnlich viel übriggeblieben wie von Berlin oder Hamburg.