Ladendiebstahl

Björn hat sich in seinem Blog Gedanken über die Gruppen gemacht, die bei ihm im Laden klauen. Mit dabei sind auch Kinder. Er selbst vermutet, daß sie oft zu wenig Taschengeld bekommen. Ich kann mich dabei daran erinnern, daß ich als Kind auch mal klaute…… das war mir zu dem Zeitpunkt aber gar nicht so bewußt.

Ich war vielleicht vier, vielleicht fünf, vielleicht sechs Jahre alt, ging auf jeden Fall noch in den Kindergarten und ich erinnere mich, daß es kalt war und ich einen dicken Mantel anhatte; es muß also Winter gewesen sein. Ich war mit meiner Mom in der Stadt und bei Karstadt gab es direkt neben dem Ausgang so einen Stand, an dem es viele verschiedene Sorten Bonbons gab, die man sich in Tüten füllen konnte. So etwas gibt es ja heute noch. In meinem Elternhaus waren Süßigkeiten immer recht rar, wir sollten lieber einen Apfel essen („Iß ’n Apfel“ ist bis heute ein geflügeltes Wort in unserer Familie). Als ich da im Vorbeigehen dieses Füllhorn an Bonbons sah, war es wie das Paradies für mich und im Vorbeigehen steckte ich eine Hand voll ein. Das schien mir völlig legitim, schließlich lagen die da ganz offen und einladend rum.

Meine Mutter war mit dem Sortieren ihrer Tüten beschäftigt, jedenfalls bekam sie erst etwa 200m nach Verlassen des Kaufhauses mit, daß ihr Sohn kaute. Jungejungejunge…… Sie war deutlich nicht davon zu überzeugen, daß diese ganzen Bonbons am Ausgang als Aufmerksamkeit des Hauses dort standen und so mußte ich zurück, meine Taschen wurden vor den Augen einer streng schauenden, ältlichen Verkäuferin geleert, ich durfte alles wieder zurückräumen und das bereits vertilgte Bonbon wurde bezahlt. Selten hatte etwas Süßes so einen schlechten Nachgeschmack. Und mir war klar: klauen ist äußerst peinlich.

Zeitungszeugen

Seit einigen Wochen schon lese ich die wöchentliche Publikation Zeitungszeugen, die sich mit der Presse im Dritten Reich auseinandersetzt, indem Zeitungen aus der Zeit komplett nachgedruckt und kommentiert werden. Das Projekt war in den ersten Wochen juristisch heftig umkämpft. Die Bayrische Staatsregierung, die Nachlaßhüterin Hitlers und der NSDAP ist, sah sowohl urheberrechtlich als auch strafrechlich die Grenzen überschritten. In beiden Punkten sind zwischenzeitlich die höchstinstanzlichen Gerichte zu anderer Auffassung gekommen; zu Recht, wie ich finde.

Worum geht es also genau: in jeder Ausgabe der Zeitungszeugen werden zwei unterschiedliche deutschsprachige Zeitungen in Gänze nachgedruckt. Also nicht nur der politische Teil, sondern auch Kultur und Anzeigen beispielsweise. So kann man sich ein viel besseres Bild über die Stimmung der Zeit machen, als läse man ausschließlich die Texte der Göbbel’schen Hetzschriften. Dabei werden nicht nur NSDAP – nahe Blätter, sondern, so lange es sie noch gab, auch kritische Veröffentlichungen und auch Zeitungen aus dem angrenzenden Ausland wiedergegeben. Gerade die Gegenüberstellung verschiedener Blätter macht die Reihe so interessant. Darüber hinaus gibt es in den Ausgaben noch Nachdrucke von wichtigen Dokumenten oder Plakaten. Es wird versucht, die Atmosphäre der Zeit so gut es geht nachzuzeichnen.

Der Rechtsstreit um die Veröffentlichung von NSDAP – Blättern zeigt aber auch deutlich, daß die Schutzzeiten nach dem Urheberrecht nun deutlich ablaufen; und nur darauf beruht derzeit das Verbot, in Deutschland Werke der nationalsozialistischen Riege zu drucken. Spätestens mit dem 70. Todestag Hitlers Ende April 2015 wird also „Mein Kampf“ nach derzeitigem Recht frei verkäuflich sein, was ich übrigens deutlich begrüße. Nur wer dieses Buch mal selbst gelesen hat wird begreifen, wie klar Hitlers Ziele bereits lange vor der Machtergreifung waren und wie unverständlich und gefährlich die Machtübergabe an ihn war. Die derzeitige Politik der bayrischen Staatsregierung diesbezüglich halte ich übrigens für kurzsichtig und dumm. Brächte sie jetzt eine sauber kommentierte Ausgabe von „Mein Kampf“ und ähnlichen Publikationen auf den Markt, so könnte sie sicher sein, einen historisch haltbaren Standard zu etablieren und die Lesart des Buches mit zu bestimmen. Diese Möglichkeit entgleitet ihr zum 01.05.2015, denn dann ist der Text frei verfügbar und jeder kann damit machen, was immer er will.

Zurück zu den Zeitungszeugen. Nachdem während der Zeit der rechtlichen Auseinandersetzungen die Auswahl an wiedergebbaren Zeitungen begrenzt war, stehen nun wieder alle Zeitungen zur Verfügung; jedenfalls bis in das Jahr 1939 hinein, denn für Zeitungen gilt die Verjährung des Urheberrechts nach 70 Jahren der Veröffentlichung. Es bleibt zu hoffen, daß auf Regierungsseite statt Starrköpfigkeit nun Vernunft siegt und auch die Jahrgänge bis 1945 freigegeben werden. Mir jedenfalls gewährte diese Publikation schon hochinteressante Einblicke in die Stimmung der Zeit, in der meine Eltern geboren wurden und meine Großeltern Erwachsene waren. Sie zeigt mir, wie unterschiedlich und schwer verständlich für uns Heutige die damalige Zeit war.

Aus voller Überzeugung kann ich Euch diese wöchentliche Zeitung empfehlen. Sie liefert hervorragendes Hintergrundwissen. Nicht nur durch die Reproduktion von Zeitungen, sondern auch durch die beigelegten Dokumente, sowie die Kommentare und Erläuterungen, die die Nachdrucke umschließen.

Überraschungsfest

Gestern Abend war ich in der Color Line Arena, um mir Florian Silbereisens Überraschungsfest der Volksmusik anzusehen. Die Tour wird auch durch unser Unternehmen betreut und da wollte ich doch mal schauen, was die Kollegen so treiben. Wegen Klönerei verpaßte ich schon mal faktisch die ganze erste Hälfte, weshalb ich Euch nichts von den Soloauftritten der Dorfrocker, der Randfichten, von Patrik Lindner und der chinesischen Sängerin Ling erzählen kann, sorry.

Daß Florian Silbereisen als Moderator auch musikalisch (und tänzerisch) nicht zu kurz kommt, versteht sich ja von selbst. Neben seiner Steirischen spielt er in dieser Show auch Keys und Gitarre.

Einen großen Teil der Sänger der Show kann man hier zusammen mit dem Deutschen Fenrnsehballett des MDR bewundern. Der Name „Deutsches Fernsehballett“ bekommt übrigens einen recht lustigen Klang, wenn man dann die Namen der Tänzer hört. Demnach müßte die Truppe eigentlich „Osteuropäisches Fernsehballett mit zwei deutschen Gästen“ heißen, was aber dem tänzerischen Ergebnis keinen Abbruch tut; der ist trotzdem gut.

Von Pannen bei fremden Shows soll man ja nicht so viel erzählen; darum formuliere ich das hier mal positiv: Tourrigger Störty rettete durch schnellen und beherzten Einsatz die Show. Für Eingeweihte: ja, das da unten ist eine King – Schiene mit obenliegender Seilführung… ;-)

Nachdem ich in der ersten Hälfte ja schon einiges verpaßte, hatte ich aber doch das Glück, den Soloauftritt Wencke Myhres zu sehen. Zugegeben: zu meiner frühkindlichen Sozilisation gehörte auch ihre Musik, weil meine Mutter großer Fan von ihr war.

Es ist klar, daß neben aktuellen Songs ihre alten Hits wie das „knallrote Gummiboot“, oder eben „Er steht im Tor“ nicht fehlen durften. Gerade letzteren Song konnte ich komplett mitgröhlen. Schon interessant, was man in 35 Jahren nicht vergißt, wenn man es als Kind oft genug gehört hat. Mit beim Song dabei: Sepp Maier. Der kann nicht nur gut Tore halten, sondern auch noch ein paar andere verblüffende Dinge, von denen hier aber nichts verraten werden soll. Schließlich heißt die Show ja Überraschungsfest.

Auch wenn die Musik nicht meine Welt ist, so fand ich die Show doch ein sehr gutes Produkt für die ja schon ältere Zielgruppe. Das Bühnenbild ist durchdacht und sehr verwandelbar, es gibt einige wirklich witzige Gimmicks und vor allem: es ist vom ersten bis zum letzten Ton eine Liveshow mit guten Musikern und Solisten. Außerdem gibt es mit dem Ballett auch noch was für’s Auge. Wer also volkstümliche Musik und Schlager mag, der wird hier hervorragend bedient.

Deutsche Pest AG

Fehler passieren überall; für mich ist immer die Frage, wie man damit umgeht. Daß ein per Express mit garantierter Zustelluhrzeit verschicktes Paket nicht zur zugesagten Zeit, nicht mal am vesprochenen Tag ankommt, ja, das ist ärgerlich. Zumal zur Bearbeitung des Paketinhalts extra ein Freelancer gebucht wurde. Daß aber die Posttochter DHL auf Anfrage eher belästigt reagiert ist der Punkt, den ich unprofessionell finde. Ich frug per Mail an, ob ich denn eine Chance hätte, das für die Expresszustellung bezahlte Porto zurückzubekommen. Immerhin hat das Unternehmen die zugesagte Leistung ja nicht erbracht. In der Briefantwort bedauert man, mich nicht telephonisch erreicht zu haben (was eindeutig daran liegt, es erst gar nicht versucht zu haben) und behauptet dann, das Paket sei ja gar nicht per Expres verschickt worden. Warum nur steht das dann auf meinem Einlieferungsschein ?!?

Konsequenz: im Nachbarhaus ist ein dpd – Shop. Dann kann ich auch dahin gehen. Unzuverlässiger können die auch nicht sein und es ist deutlich näher.

Abendspaziergang

Eben machten wir noch einen kleinen „Gang durch die Gemeinde“. Die Luft und Atmosphäre nach einem Gewitter ist einfach klasse und das wollten wir genießen.

Ich wohne ganz nah an einer der angesagten Kneipengegenden in Hamburg und von mir aus gesehen fängt es mit dieser Bar hier an. Im Grunde ist sie auch direkt ein gutes Beispiel für die Entwicklung, die das ganze Schanzenviertel gerade durchmacht. Der Geheimtip der alternativen Szene ist die Gegend nämlich schon lange nicht mehr. Ähnlich wie 36 und Prenzel in Berlin „verschickt“ das Viertel; die Alternativen, die die Gegend vor Jahren für sich erschlossen, werden verdrängt von topsanierten Eigentumswohnungen und stylishen Läden, die sie nicht mehr bezahlen können. Dafür kommen eben die ganzen hippen Mediengestalter.

Aktuelle Entwicklung: das traditionelle Schanzenfest, seit Generationen von den Anwohnern mit alternativem Trödelmarkt, Livemusik und Kinderbespaßung organisiert und leider Abends regelmäßig in eine große Keilerei mündend, soll dieses Jahr verboten werden. Angeblich wegen der Belästigung der Anwohner. Was einigermaßen quatsch ist, hat das Viertel doch mittlerweile so viel genehmigte Freiluftgastronomie wie kein anderes in Hamburg. Genau das ist wahrscheinlich das Problem: schicke Cafés stoßen auf alternatives Kulturhappening.

Cadillac Records

In den letzten Jahren gab es einige Filme über die Geschichte von Musikern; warum also nicht auch ein Film über ein Label. Chess Records war in den Fünfzigern die Keimzelle für Blues und Rock ’n‘ Roll, machte als erstes schwarze Musik auch für Weiße populär. Und weil erfolgreiche Musiker einen Cadillac bekamen, hieß die Plattenfirma bei den Künstlern bald so, wie auch der Film: Cadillac Records. Über die Verfilmung liest man nun Lobeshymnen und Verrisse, und weil die Bandbreite der Kritiken so groß ist kann man schon mal sicher sein, daß sie sehenswert ist.

Wenngleich ich der Meinung bin, daß der Film gut zehn Minuten länger hätte sein müssen, um besser auf die gesellschaftliche und politische Situation zur Entstehungszeit eingehen zu können, so finde ich das Werk doch sehr gut gemacht. Es ist ja immer schwer, Musiker durch Schauspieler darstellen zu lassen; das ist hier hervorragend gelungen. Vielleicht auch, weil man größtenteils eben keine Schauspieler, sondern aktuelle Musiker besetzte, die ihre Sache wirklich überzeugend rüberbringen. Auch finde ich gut dargestellt, daß es gar nicht so einfach ist, als Star zu leben, daß viele am Starsein zerbrechen und daß es auch für das Management nicht immer klar ist, wie man nun Künstler optimal betreut.

Ich fühlte mich jedenfalls bestens unterhalten; die Geschichte ist gut, die Musik wirklich hervorragend und so kann ich Euch den Film sehr empfehlen. Unten noch den Trailer.

Spaziergang

„Es gibt keine Maikäfer mehr“ sang schon vor 35 Jahren Reinhard Mey (Wikipedia) und im Grunde hat er damit auch Recht; wenngleich ich an diesem Wochenende nach längerer Zeit doch welche sah.  Und eben weil sie so selten sind, zeige ich sie Euch hier auch. Wir haben diesen Kollegen hier übrigens nicht mit nach Hause genommen, um ihn in der Trophäensammlung zu verewigen, sondern natürlich wieder freigelassen.

Jetzt lese ich im Internet, daß sich der Maikäfer wieder stark vermehrt habe. Hm. Interessant. Ich habe ihn jedenfalls schon ewig nicht mehr gesehen.

Wenn man beim Spazierengehen mal etwas besser hinschaut, dann kann man nicht nur Käfer, sondern auch ganze Raupennester sehen. Dieses hier war ganz interessant, weil es in ihm schon ziemlich wuselte.

Wir spazierten jedenfalls über alte Streuobstwiesen, an denen auch der Flieder blühte…

…und auch durch dichten, fast dschungelartig bewachsenen Wald.

Und plötzlich steht man dann vor der Brutstätte des olympischen Gedankens; der scheint allerdings schon etwas angerostet zu sein. Wahrscheinlich leidet der Gedanke an zu viel Kommerz.

Auf jeden Fall hatten wir einen schönen Rundgang.