Wenn ich an eine Seilbahn denke, dann verbinde ich das mit hohen Bergen, mit skifahren oder wandern. Gestern sah ich dann dieses Modell in Nußloch. Mit der Seilbahn werden seit 1918 Steine von einem Steinbruch knapp 10 Kilometer weit in die Heidelberger Zementfabrik in Leimen transportiert. Das finde ich eine ziemlich umweltfreundliche Lösung, denn mit LKW wäre das doch ein recht nerviges Unterfangen.
The times they are a changin‘
Mit diesem Klassiker hatte Dylan natürlich Recht und so ist das auch bei uns in der Veranstaltungstechnik. Manchmal, manchmal aber kommen die alten Zeiten doch noch mal zurück. Die Zeiten, in denen Stagehands nach Schweiß, Füßen, billigstem Selbstdrehtakak und Alkohol rochen stanken, die Klamotten tagelang nicht gewechselt wurden. Die Zeiten, in denen die Helfer einer Tourcrew, die in diesem Setup schon paarunddreißig Termine hinter sich hat und bei der niemand weniger als zehn Jahre auf der Straße ist, versucht zu erklären, wie man’s denn richtig macht, wie man denn damals den Rock ’n‘ Roll erfunden hat. Die Zeiten, in denen ausführlich Raucherpausen gemacht wurden, in denen der Truck volldiskutiert wurde, statt ihn mal knackig vollzumachen. Ich schreibe diesen Artikel an einem solchen Abend, an dem es kaum möglich ist, auf der Bühne abzubauen, ohne durch den Mund zu atmen und der Abbau und das Laden sich hinzieht. Da man sich aber immer wieder trifft und auf diese Kollegen angewiesen ist, lege ich die Veröffentlichung irgendwann in die Zukunft, damit der zeitliche Bezug fehlt; aber ich mußte diese Zumutung einfach mal loswerden.
Am liebsten würde ich die alle mal eben abkärchern. Dann würden wir auch nicht schneller fertig, aber es wäre wenigstens erträglich. In diesem Sinne: Nase zu und durch !
So schnell verändert sich die Stadt
Roland bedachte mich mit einem Buch über meine Wahlheimat Hamburg, in dem die Veränderung des Straßenbilds zwischen 1933 und 1940 sehr gut zu beobachten ist, was mich tatsächlich in dieser Form erschreckt. Gerade zwischen 1933 und 1935 sind die Veränderungen so offensichtlich, zieht der Nationalsozialismus so offen in das Gesicht der Stadt ein, daß es schon verwunderlich ist. Dabei war Hamburg ja zwischen den Kriegen eine rote Stadt, was bei den vielen Arbeitern, die in Hafen, Werften und Industrie benötigt wurden, kein Wunder ist. Viele von ihnen scheinen aber Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit den Glauben an „ihre“ Partei verloren zu haben und schwenkten vom Sozialismus zum Nationalsozialismus. Ehrlicherweise ist der Weg ja gar nicht so weit.
Während die Bilder eine eindeutige Sprache sprechen, ist der Autor mit seinen Texten doch zu zweifeln. Mehrfach betont er, daß nach Außen hin es natürlich alles sehr mit Hakenkreuzen übersäht war und die Männer fast ausschließlich in Uniformen steckten, aber man nicht wisse, wie es denn in den Köpfen der Leute aussah. Das ist natürlich gut für eine These, aber in meinen Augen nicht Erklärung für alles.
Schade finde ich auch, daß mit den Bildquellen nicht eindeutig umgegangen wird. Zwar werden in der Einleitung drei Photographen namentlich erwähnt, es ist aber leider im Buch nicht möglich, die Bilder konkret zuzuordnen. Oben seht Ihr übrigens eine frühere Einrichtung des Hamburger Doms, die man dringend mal wieder einführen sollte: die sogenannten Zusammenstoß – Boote sind eine hanseatische Ausführung der heutigen AutoScooter. Für den Sommerdom bestimmt eine tolle Attraktion.
Trotz der etwas beschönigenden Texte und der nicht eindeutigen Bildzuordnung finde ich das Buch gelungen, weil es in klaren Bildern den Wandel der Stadt innerhalb kürzester Zeit zeigt.
Reise in die Geschichte im Jetzt
Von meiner Wunschliste bekam ich ja schon zwei Bücher; das erste der beiden möchte ich Euch hier jetzt vorstellen. Eberhard Neubronner war in den vergangenen Jahren häufiger im Piemont unterwegs und ein Tal faszinierte ihn so sehr, daß er ein dreiviertel Jahr dort blieb. Das Buch beschreibt diese Zeit in Form eines Briefwechseln mit einem befreundeten Arzt und vielen, sehr schönen Photos.
In den Höhen des Piemonts leben heute noch etwa 4% der Einwohner von vor 200 Jahren, nur noch 3 von 36 Almen sind bewirtschaftet, es gibt also eine massive Landflucht. Ein Leben ohne Strom und Telephon kann man sich vielleicht im Urlaub mal für eine begrenzte Zeit vorstellen, aber auf Dauer wollen auch die dort Geborenen im Jetzt ankommen. Das Buch zeigt diese Gegend, ohne sie zu verklären; zeigt die hart arbeitenden, in sich gekehrten Menschen, die grandiose Gegend. Ein wirklich schönes Buch, das sicher Lust macht, dort mal entlangzuwandern. Danke Ulrich für das Buch.
Hängemattenrigging
Urlaub, Sonne, Garten, Bäume… was fehlt da ? Genau ! Eine Hängematte. Die habe ich natürlich nicht irgendwie zwischen die Bäume gespannt, sondern fachgerecht mit zwei 2,5 Tonnen – Ratschgurten, O-Ringen und Schäkeln. Eben so, wie es sich für einen Veranstaltungstechniker gehört.
In diesem Zusammenhang ganz herzlichen Dank an die Kollegen vom media warehouse, die mir die benötigten Zutaten ganz schnell zuUPSten.
Jedes Ding hat zwei Seiten
Veronika…
Zur Zeit habe ich Urlaub. Kann Frühling leckerer sein ?
Neugierig
„Fotografieren heißt […] mitunter, die Regeln zu verletzen. Und wer zuviel nach Regeln fragt, wird es als Fotoreporter nie weit bringen. [Meine bekanntesten Bilder] gelangen mir nur dank teilweise grober Regelverstöße.“
Nun mag es komisch sein, daß ich nach meiner deutlichen Meinungsäußerung zur Privatsphäre ausgerechnet mit einem Buch komme, daß zum Teil auch aus Grenzüberschreitungen in die Privatsphäre besteht. Der Unterschied für mich ist der Respekt für das Gegenüber, das ich bei Lebecks Bildern immer erkennen kann und der verloren gegangen zu sein scheint, wenn ich mir aktuelle Bilder anderer Photographen anschaue. Dabei sah Lebeck sich nie als Paparazzo, sondern immer als Photoreporter, was den Unterschied erklärt. Er folgte der Erkenntnis Henri Cartier – Bressons: „Man muß sich seinem Gegenstande, selbst wenn es sich um ein Stilleben handelt, höchst behutsam, auf Samtphoten, aber mit Argusaugen nähern.“
Auf das Buch gestoßen bin ich im Nachgang zu meinem Besuch in der Ausstellung. Mir gefielen die Photos die ich da sah. Mir gefiel die Perspektive und das offene Auge, die Spontanität und auch die Wärme. Und so wollte ich etwas mehr über den Photographen hinter den Bildern erfahren. „Neugierig auf Welt“ ist eine Autobiographie, die neben Talent und Gespür von ungeheuer viel Glück erzählt. Von dem Glück, einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Natürlich ist so eine Autobiographie auch immer ein wenig Selbstbeweihräucherung. Für mich überwiegt aber der interessante Teil, die subtilen Tips für die eigene Arbeit und die Erkenntnis, daß man mit zwei Festbrennweiten auch ein großer Photograph werden kann. Dies alles macht das Buch für mich extrem lesenswert, zudem es auch noch sehr unterhaltsam geschrieben ist.
Zum Schluß noch etwas, was mich ungeheuer beruhigt: „Fotografie ist ja ein Froschlaich – Medium: Man muß sehr viel Material produzieren, und am Ende überleben nur ein paar gute Exemplare.“ Da habe ich dann ja noch Hoffnung…
In rosa Wolken schweben…
eiskalt genießen
Manchmal verschwinden Dinge ganz leise und man nimmt es erst wahr, wenn man sie an anderer Stelle plötzlich wieder entdeckt. Beispielsweise die Dose mit Coke. In Deutschland bekommt man sie vor lauter Pfandwirrwarr kaum noch, aber während des Schweiz – Blocks war unser Bus mit französischen Dosen bestückt. Pfandfrei. Ich selbst trinke Cola normalerweise gar nicht sooo gerne, nur aus der Dose, da schmeckt sie mir. Interessanterweise geht das nicht nur mir so; die halbe Crew war verzückt und langte zu.
Auch bei anderen Produkten macht die Verpackung einen wichtigen Teil des Genusses aus. Das Feierabendbecks muß beispielsweise aus einer 0,33er Flasche kommen. Dose oder 0,5er Flasche — keine Chance.
Im Grunde kann ich ja froh sein, daß es die Dosen in Deutschland kaum noch gibt: in Flaschen genießbare Apfelschorle oder Wasser haben deutlich weniger Kalorien und das wiederum kommt durchaus meinem Bäuchlein zugute.