Ich habe heute meine Briefwahlunterlagen zur Europawahl bekommen. Mal abgesehen davon, daß ich schon amüsiert bin darüber, wer sich alles zur Wahl stellt, möchte ich hier mal zum Nachdenken anregen.
Wenn man sich überlegt, daß wir uns eigentlich in der heißen Wahlkampfphase zur Europawahl befinden müßten, dann merkt man davon in der realen Welt nicht viel. Früher — und Berlusconis Supermodelkandidatinnen zeigen, daß sich daran nicht viel geändert zu haben scheint — wurde das Europaparlament nicht echt ernstgenommen. Die Zweit- bis Drittliga wurde nach Brüssel geschickt, das war dafür gut genug. In der heutigen Zeit kommen aber so viele Gesetze von Brüssel gewissermaßen durch die kalte Küche in die einzelnen Staaten, daß man seinen Augenmerk da mal viel deutlicher hinlenken sollte. Bundes- und Länderpolitik ist ganz massiv von den Technokraten aus Brüssel geprägt; fast möchte man meinen, daß die Grundlagenpolitik in der EU gemacht wird und nicht mehr in den Staaten. Da mag es um so mehr verwundern, daß die jetzt anstehenden Wahlen so wenig Beachtung finden.
Ich möchte Euch aufrufen, ganz genau hinzuschauen, wen und vor allem was Ihr da in Europa wählt. Die Koalitionen in Deutschland sind jedem bekannt, aber kaum einer auf der Straße weiß, wer in Brüssel mit wem paktiert und plötzlich sind dann die Verordnungen da, über die wir uns alle im Alltag so ärgern.