Gestern Abend war es mal wieder Zeit für Hamburg Sounds, eine Live – Sendereihe des NDR, die seit kurzem in den Fliegenden Bauten redisiert. Den Start machte Michael von der Heide, ein Schweizer, der in Berlin mit dem ich&ich – Team an seiner neuen CD arbeitete. Während ich die Musik tatsächlich ganz gut fand, wirkte der Auftritt auf mich dann für diese Bühnengröße doch etwas zu übertrieben; ich mußte an den Spruch „Hasch mich, ich bin der Frühling“ denken. Dabei kann ich mir vorstellen, daß die Performance auf Arena – Bühnen durchaus wirken könnte.
Die Songmischung bewegte sich zwischen eigenen Songs und Covern, wie beispielsweise Knefs „Ich brauch‘ Tapetenwechsel“. Die undankbare Aufgabe des ersten Künstlers legte Michael von der Heide aber dennoch sehr gut hin, der Saal befand sich danach in bester Stimmung.
Wenn ein Schweizer den Abend beginnt und man dann noch weiter auf das LineUp schaut, dann kommt schon die Frage auf, was denn die Künstler mit Hamburg zu tun haben; immerhin heißt die Veranstaltungsreihe „Hamburg Sounds“. Und ehrlicherweise ist die Antwort: nichts. Keiner. Der einzige, in meinen Augen dann doch etwas konstruierte Bezug zur Stadt ist die Plattenfirma, die diese Künstler verbindet. Edel Records schien den gestrigen Abend … nennen wir es „unterstützt“ … zu haben. Konsequenterweise waren auch die drei Deutschlandcheffen zugegen, bei denen ich allerdings nicht den Eindruck hatte, daß repräsentieren ihre Stärke sei. Egal. Schließlich ging es ja auch um die Künstler.
Wenn ich den Namen Johnny Logan höre, dann denke ich natürlich unweigerlich an den Grand Prix, den er zwei Mal als Sänger und ein Mal als Produzent gewann. Und an die etwas tragische Geschichte dahinter, denn der erste Gewinn stürzte ihn dank etwas … unglücklicher … Vertragslage in den finanziellen Ruin. Außerdem denke ich an Schmachtfetzen, an herzensgehende Musik. Wie sehr sich doch Dinge verändern können.
Johnny Logan war für mich die absolut positive Überraschung des Abends. Vorwegnehmend kann man sowieso schon mal sagen, daß es die Nacht der alten Säcke war, die die Jungen ganz locker in die Tasche steckten. Der erste Song des Sets war Whiskey in the jar und zeigte deutlich die Richtung, in die es gehen sollte.
Natürlich wurden auch seine altbekannten Hits angerissen, etwas schneller, als man sie kennt, und natürlich gingen an der Stelle dann auch ein paar Feuerzeuge im Publikum an.
Für mich mehr in Erinnerung bleibt aber der angerockte IrishFolk – Teil, der mich sicher in Zukunft noch mal in ein ganzes Johnny Logan – Konzert treiben wird. Gut gemachte Musik mit einer tollen Band und einem exzellenten Sänger. Das war Spaß.
Kein Spaß war in meinen Augen Xóchil A. Schütz, eine Frau, die in der PoetrySlam – Szene einen hervorragenden Ruf genießt und hier Texte vorstellte, die von Musik gefaßt wurden. Dabei kann man ihr nicht allein vorwerfen, daß dieses Experiment zumindest mal in meinen Augen scheiterte: Sprachverständlichkeit wäre hier absolut wichtig gewesen. Leider war zumindest an unseren Plätzen nicht ein Wort zu verstehen. Die Musik zu laut, die Stimme zu dumpf. Sehr schade. Aber auch sonst kam bei weitem nicht die kompakte Dichte rüber, die ich von Berliner PoetrySlam – Abenden kenne. Die aufgeheizte Stimmung schlief ziemlich ein.
Zum Glück konnte das einer der Altmeister der deutschen Szene retten: Edo Zanki schaffte es locker, wieder „Stimmung in die Bude“ zu bringen. Edo ist sicher kein Beau, der Teenieherzen höherschlagen läßt. Aber er verfügt über eine Stimme die trägt, die mitreißt, die Musik ist. Und ehrlicherweise auch über eine jahrzehntelange Erfahrung. Daß er sein Talent immer eher den zahlreichen Künstlern zugutekommen ließ, die er schon produzierte, statt sich auf die eigene Karriere zu konzentrieren, ist ihm dabei hoch anzurechnen.
Mit von der Partie auch wieder eine tolle Band, die nicht in der klassischen Anordnung, sondern in der „Mannheimer Aufstellung“ spielte; also das Schlagzeug nicht hinten, sondern rechts seitlich. Das ist musikalisch durchaus sinnvoll, sieht man sich doch untereinander so viel besser.
Insgesamt also ein toller Abend, der mich gutgelaunt zurücklies und sicher Anreiz war, wiederzukommen.