Volgsfescht Crailsheim

Dieses Wochenende war in Crailsheim, dem Firmensitz meines Arbeitgebers, das Fränkische Volksfest — ein hoher Feiertag in der ganzen Region. Als Städter kann ich mir das kaum vorstellen, aber zu diesem Wochenende kommen ganz viele der in Crailsheim aufgewachsenen wieder in ihren Ort, um dann mit den ganzen alten Bekannten zu feiern. So sieht man sich dann ein Mal im Jahr wieder, egal, wo man sonst wohnt und was man sonst macht. Keine so schlechte Idee eigentlich. Als echte Crailsheimer Firma haben also meine Cheffen auch alle extern Mitarbeiter eingeladen und so war ich dann auch da. Auf dem Gelände gibt es zwei große Bierzelte, zahllose weitere Stände und einige Fahrgeschäfte, es ist also eine ausgewachsene Kirmes mit Oktoberfestcharakter.

In unserem Zelt spielte eine Coverband, die Allgäuer Dorfmusikanten, die zumindest mal handwerklich um Klassen besser war, als die ein oder andere Kapelle, mit der ich schon unterwegs sein durfte. Nein, ich nenne jetzt hier keine Namen.  Über den Musikgeschmack kann man natürlich streiten, ich bin halt absolut kein Freund von Ballermannhits. Aber beim Volk kam’s an und darum hat die Band einen perfekten Job hingelegt.

Im Laufe des Abends standen die Leute auf den Tischen zum Tanzen. Nicht nur die eher zur Stromgitarrenmusik neigenden Menschen ……

…… sondern auch Mädels, denen man erst mal nur gesittetes Benehmen zugetraut hätte.

Und zum Ende hin wurde dann auch der Blick ein wenig glasig. Was aber natürlich der Stimmung keinen Abbruch tat.

Die großen Zelte müssen um 01:00 Uhr schließen und dann ist der perfekte Moment für die vielen kleinen Stände drumherum. Der Alkohol fließt weiter in ungehemmten Strömen und auch Musik gibt’s noch. Dabei kommt es dann zu vorgerückter Stunde zu interessanten Begegnungen: so traf dann die Freundin einer unserer Lehrlinge ihre Mathelehrerin. Letztere allerdings in einem etwas …… nennen wir es mal … derangierten Zustand. Sehr lustig. Ist bestimmt sehr autoritätsaufbauend.

Um 03:00 Uhr verließ ich dann das Fest; nicht, daß dann schon Feierabend gewesen wäre, aber ich wollte dann doch ins Bett. Morgens früh wurde ich recht zeitig geweckt: Ein Spielmannszug schengelte genau unter meinem Fenster. Das Wecken zum Frühschoppen war angesagt. Prost.

Erfrischungstuch

In meiner Kindheit nutzten ältliche Jungfern, diese Art von für Kinder besonders anstrengende Großtanten und Damen in Zügen Erfrischungstücher. Und weil ich den Geruch dieser Tücher immer mit diesen Frauen in Verbindung brachte — und umgekehrt — fand und finde ich diese Art von Erfrischung seit jeher sehr unangenehm. Gerade steigt seit Jahren wieder der Geruch in meine Nase …… genutzt von einem etwa 25jährigen, gutaussehenden Mädel  in enger Lederhose, die sich das Tuch genüßlich über das Gesicht reibt.

Welten brechen zusammen.

Schnösel im Zug

Gestern im Zug saß mir ein Jüngling gegenüber, auch aus Hamburg und mit richtig viel Gepäck, der sich tierisch aufregte: er sei mit der Berufsschule unterwegs, habe morgens verschlafen und tatsächlich habe der Bus nicht auf ihn gewartet, so eine Schweinerei. Er sei doch nur 90 Minuten zu spät gewesen. Jetzt müsse er stundenlang im Zug sitzen, mit Regionalbahnen und das letzte Stück mit dem Taxi fahren und dann alles auch noch selbst bezahlen, wo er doch schon für die Busfahrt gezahlt habe.

Und dann war er richtig verwundert und angepißt als ich ihn auslachte.

Komisch.

Hamburg Sounds im September

In den letzten Tagen hatte ich so viel zu tun, daß ich mal wieder nicht zum Bloggen kam. Dabei hätte ich durchaus was zu erzählen gehabt: am Montag gab es nämlich eine neue Ausgabe der Konzertreihe Hamburg Sounds. Seit jetzt drei Konzerten ist nicht nur der NDR mit seinem Radioprogramm 90,3 mit dabei, sondern auch die Fernsehabteilung. Außerdem konnte man das Konzert live im Internet sehen.

Seit kurzem ist nicht nur das Fernsehen mit an Bord, sondern die Abende stehen auch immer unter einer thematischen Klammer: am Montag war es gewissermaßen ein bunter Rintintin – Abend. Michy Reincke war also nicht nur als Mitinitiator der Hamburg Sound – Reihe vor Ort, sondern auch als Labelchef, Solokünstler und Sänger von Felix De Luxe. Und er hatte eine Menge richtig guter Künstler im Gepäck.

Regy Clasen kennen einige von Euch vielleicht als Backing – Sängerin von Stefan Gwildis; dabei wäre es viel zu kurz gegriffen, sie nur so zu sehen. Sie schreibt und sing nämlich sehr schöne eigene Songs, von denen sie einige mitgebracht hatte.

Stefan Gwildis ist gar nicht mehr bei Rintintin, hat aber seine Wurzeln dort und Texter für Stefan ist bis heute immer noch Michy; da ist es klar, daß er als Gast nicht fehlen durfte. Und er brachte auch als erster das Publikum komplett zum stehen — was bei ihm ja nicht verwundert.

Mat Clasen ist ein alter Bekannter, ist Bruder von Regy, war Bläser bei Stefan (und vielen anderen, auch internationalen Künstlern) und war am Montag auch da. Daß er sein Sax liebt sieht man sehr deutlich.

Auch ein Rintintin – Gewächs ist Fjarill, von denen ich hier ja auch schon häufiger berichtete. Sie machten nach der Pause den Anfang und gaben der zweiten Hälfte einen ruhigen, warmen Anfang.

Kann man so einer Frau widerstehen ?  Natürlich nicht. Auch von Anna Depenbusch erzählte ich schon häufiger und auch sie gab einen sehr schönen Einblick in ihr Repertoire. Insgesamt war bei so vielen Künstlern natürlich immer nur Zeit für einen kleinen Einblick in die Art des Einzelnen, aber es machte eben Lust auf mehr.

Wie es sich für so einen Abend gehört gab es natürlich ein tolles Finale mit Musikern aus den verschiedenen Formationen, in denen Michy schon spielte und eben den Gästen. Und so war es wirklich ein schöner Abend.

Nebenher: im Licht gab es Impression XL, die sah ich dort das erste mal und die machten einen ziemlich guten Eindruck. Gerade durch die große Fläche, dem großen Durchmesser.

Witwe für ein Jahr

Bei langen Strecken mit dem Auto höre ich sehr gern Hörbücher; das kann ich deutlich besser ertragen als die meisten Radiostationen in dieser Republik. Wenn die Geschichte gut und der Erzähler angenehm ist, dann sind auch 800km ruck zuck abgerissen und ich empfinde die Fahrzeit nicht als so ermüdend. Da traf es sich gut, daß Helga bei sich zuhause aufräumte und unter anderem John Irvings Witwe für ein Jahr sehr kostengünstig abzugeben hatte. Immerhin 20 CDs, also Futter für viele Kilometer und viele Staus.

Erst mal muß man natürlich John Irving mögen. Seinen Hang zum Epos, seine obskuren Ideen und seine deutliche Sexbesessenheit. Letztlich geht es in allen seinen Büchern eigentlich um nichts anderes, als möglichst häufig Sex zu haben und das unter möglichst ungewöhnlichen Bedingungen. Dabei nicht niveaulos oder als Porno — das ist schon alles Literatur, was Irving da schreibt —, aber doch ist dies der Dreh- und Angelpunkt aller Geschichten. Hier spannt sich der Bogen der Figuren über einen Zeitraum von 40 Jahren und nebenher wird herrlich über Schriftsteller, Menschen die sich für Schriftsteller halten und über deren Fans gelästert.

Rufus Beck hat wie bei allen Büchern, die ich mir von ihm bisher vorlesen lies, eine Stimme, die ausschließlich dem Inhalt dient. Er selbst nimmt sich als Person völlig zurück, entwickelt keine Eigenarten, bei denen man jetzt sagen würde: „Ah, Rufus Beck.“; sondern das was zurückbleibt ist der Eindruck des Buches und das finde ich ganz hohe Vorlesekunst. Er gibt den einzelnen Personen des Buches eine ganz leichte persönliche Note, so daß man sie sofort erkennt, aber ohne daß es aufgesetzt wirkt. Sehr, sehr angenehm.

Und so haben mich diese CDs perfekt unterhalten. Ich kann Helga danken und Euch, wenn Ihr denn auch die Gelegenheit habt, sie günstig zu erstehen, diese Ausgabe empfehlen.

Schanzenviertel

Heute ist wieder Schanzenfest. Ich war nur kurz dort und es war absolut ruhig —  es ist ja noch Tag. Heute Abend werde ich mir den Schwachsinn nicht wieder antun. Die Schlacht gestern Abend fand ich schon überflüssig. 100 Nazis, 1.000 die Nazis schützende Polizisten und 2.000 prügelwillige Gegendemonstranten. Da stimmen die Verhältnisse nicht.

Ich mag das Viertel. Es hat seinen eigenen Charme, der durch die Häuser und die Menschen geprägt wird, die in den Häusern wohnen und arbeiten. Dieser Charme wird sich verändern, wie sich alles im Leben verändert. Das ist nicht aufzuhalten. Es werden noch mehr schicksige Werber kommen, das Viertel wird seinen Charme verlieren und wieder zusammensinken. Zwischenzeitlich werden andere Viertel angesagt sein. Trotzdem wohne ich gern hier.

Gute Pflege, Herr Doktor

Nach meinem Besuch bei den Proben zu Ben Hur Live bin ich dann weiter ins Schwäbische. Dort saßen die Kollegen unseres Lagers bei der Materialpflege. Ich war gekommen, um Details zu ein paar anderen Produktionen durchzusprechen, aber es war ganz nett zuzusehen, daß sich die Lagerbesatzung einen langen Tisch gebaut hatten, um dann gemeinschaftlich nacheinander zahlreiche Movingheads komplett zu zerlegen, säubern und zu fetten. Danach spielten die Geräte dann wieder wie neu.

Hier mal ein Blick in eine GLP YPOC 700 CMY beim obligatorischen Testlauf nach dem Wiederzusammenbau.

So ein Farbrad sorgt nicht nur für kräftige Farben bei der Beleuchtung, sondern gibt eben auch ein gutes, farbkräftiges Motiv als Bild ab.

Hier baut ein Kollege gerade eine komplett gereinigte Farbmischeinheit wieder zusammen. Das funktioniert im Grunde genau so wie ein Farbdrucker: aus den drei Grundfarben Cyan, Magenta und Gelb können stufenlos alle anderen Farben zusammengemischt werden.

Nebenan war ein weiterer Werkstattheld damit beschäftigt, ein Steckfeld aus einer Splitbox (da laufen alle Mikrophonkabel zusammen, um die Signale dann an die verschiedenen Mischpulte zu verteilen) zu verdrahten. Beides, Lampenpflege und auch Lötarbeit, sind echte Gedulds- und Fummelaufgaben. Und beides ergibt schöne bunte Bilder.

Noch mehr Showbilder

Nun noch mal ein paar Showbilder von den Proben zu Ben Hur Live in Oberhausen. Hier fallen im Prolog der Eröffnungsszene die Römer in Jerusalem ein. Rechts im Bild seht Ihr den Erzähler. Das wird in Deutschland Ben Becker sein, hier seht Ihr den Erzähler der englischsprachigen Version, Stewart Copeland, der auch die Musik zu dem Stück geschrieben hat, die erstaunlich wenig Schlagzeug enthält.

Die Piraten der Seeschlaft bilden den einzigen leichten Bruch in der sonst recht originalgetreu gehaltenen Iszenierung. Sie kommen nämlich mit Quads und umzingeln die römische Galeere. Das ist jedoch dramaturgisch eine so gute Lösung, daß ich diesen Bruch ganz locker verzeihen kann.

In einem Stück aus der Römerzeit darf natürlich auch eine Menge Feuer nicht fehlen. Die Pyrokollegen haben sich einiges einfallen lassen, um die Effekte auch an unverhofften Stellen brennen zu lassen.

Auch ein echter Rennfahrer muß lernen. Und wer ein weltberühmter Quadrigafahrer werden will, muß eben früh anfangen. Auch wenn es hier erst mal nur eine … Duiga ist, oder wie immer man einen Zweispänner nennt.

Auf diesem Bild ist es mir gelungen, mal vier der fünf Quadrigen des Wagenrennens zusammen sichtbar zu bekommen. Aufgrund des hohen Tempos und der eingebauten Stunts (von denen ich hier aber natürlich keine Details verrate, schließlich sollt Ihr noch Überraschungen haben, wenn Ihr hingeht) ist das gar nicht so einfach.

Zum Schluß mal einen kleinen Ausschnitt des Blicks ins Dach. In der Olympiahalle München, oder Auf Schalke wird das sicher noch ein weitaus größeres Gebreidel, als es hier schon ist.