zweiter Geburtstag

Ich gehöre zu den Menschen, die zwei Mal im Jahr Geburtstag haben. Am 02.02.1965 wurde ich geboren, klar. Und am 21.05. habe ich vor ein paar Jahren einen Unfall überlebt, den man nicht unbedingt überleben muß: ich bin im Berliner Festspielhaus aus 16m vom Schnürboden gefallen. Klar, es gab ein paar Brüche, aber Dank der hervorragenden Arbeit von Prof. Dr. Breyer und seinem Team im Gertrauden Krankenhaus in Berlin ist das ohne nennenswerte Folgen geblieben. An dieser Stelle noch mal ein ganz herzliches Danke.

Eurovision Songcontest

Diese Sendung ist seit ein paar Jahren gewissermaßen Pflichtprogramm für Veranstaltungstechniker, denn sie ist die alljährliche Leistungsschau der Bühnentechnik. Allerdings, so muß ich dann doch zugeben, war es dieses Jahr insgesamt etwas mager. Klar, die komplett mit Videotechnik maßgeschneidert ausgestatteten, kippbaren Treppen sind für Insider schon ein Knaller. Mit Video ausgerüsteten Boden kennt man schon; hier war er in Segmenten in der Höhe verfahrbar und dann waren die Seiten auch mit Video versehen. Und sicher deutlich über 400 Wackeleimer der 1200er – Klasse sind auch nicht ohne. Aber das Material steht halt bei Procon hier in Hamburg im Lager und damit weiß man auch schon, wer Technikausstatter der Griechen war. Mich hat’s aber nicht so richtig umgehauen. Durch die ganzen Videotreppen wirkte das Bühnenbild schon etwas statisch und langweilig. Viel Technik bewirkt nicht unbedingt viele Emotionen; das habe ich von den letzten Jahren viel besser in Erinnerung. Einzig die beim Opening eingesetzten Flugwerke, mit denen Menschen und Deko durch den Raum gefahren wurden, hatten meine Bewunderung. Bei der ganzen deutschen Technik war das bestimmt Stage Kinetik (was ich aber nicht weiß; auf der anderen Seite: wer soll das in Europa sonst in dieser Größenordnung mit Treppen, Bühne und Flugwerken machen).

Meine absolute Hochachtung hat aber auch dieses Jahr die Bühnencrew ! Was diese Kollegen jedes Jahr innerhalb von 45 Sekunden live auf der Bühne bewegen ist immer beachtlich. Ich kenne das ja selbst von den Fernsehshows, die ich so betreuen durfte. Speziell bei den (dieses Jahr recht wenigen) kompletten Bands ist das eine echte Leistung. Respekt !

Mager ist auch das Wort, was mir bei den musikalischen Darbietungen einfällt. Auch da hatten wir schon deutlich, deutlich bessere Jahre. Unsere Helden Siegel/Meinunger waren mit der Schweiz vertreten (und bekamen aber weniger Punkte als die Deutschen). Witzig war das mit grauem Gaffa abgeklebte Logo auf dem schwarzen Flügel der Israelis. Wem passiert denn sowas ?!?! Musikalisch interessant der Beitrag aus Lettland: eine reine acapella – Nummer, leider aber langweilig. Rußland glänzte mit einem Flügel, auf dem zwar nicht gespielt wurde, sondern aus dem eine Tänzerin stieg. Litauen machte es genau richtig, in dem sie einen Song präsentierten, in dem es um nichts anderes ging, als daß man bitte für den Sieger des Contests stimmen solle — nämlich für diesen Song; coole Ironie. Finnland präsentierte den späteren Sieger, einer lupenreinen Shockrock – Nummer mit fetten Kostümen. Die Ukraine schickte eine Shakira – Dublette ins Rennen und Kroatien meinte, mit einem runtergerissenen Rock (und zugegebenermaßen schönen Frauenbeinen) zu punkten. Unseren deutschen Beitrag fand ich persönlich deutlich besser, als Platz 15, aber ich bin ja auch Hamburger Lokalpatriot.

Eines sollte man aber beim in Deutschland die Sendung betreuenden NDR verändern: den Moderator ! Peter Urban hat meiner Meinung nach den Zug der Zeit verpaßt. Allein die Art, mit der er den finnischen Beitrag kommentiert hat zeigt ganz deutlich, daß er einfach zu alt für einen modernen Wettbewerb ist. Und tschüß.

Schade finde ich übrigens, daß selbst komplett auf der Bühne stehende Bands alle Halbplayback spielten, also nur der Gesang war live, die Instrumente kamen vom Band. Sicher eine Vorgabe der EBU (dem Veranstalter des Contests) um den tontechnischen Aufwand geringer zu halten, trotzdem empfinde ich das als kleinen Betrug.

Insgesamt nach einigen interessanten Jahren eine etwas langweiligere Show. Aaaber: immer noch besser als „Ein bißchen Frieden“.

Nachtrag: gerade habe ich bei YouTube einen Ausschnitt der Übertragung des BBC gesehen. Danach ist es nur noch deutlicher geworden: Peter Urban als Moderator ist ein spießiger Langeweiler. Die Briten sind einfach deutlich lockerer, deutlich cooler und bringen nur durch ihre Moderation viel mehr Pepp in die Sendung. Mein Wunschkommentator für’s nächste Jahr: Tim Mälzer. Und nicht diese ganzen anderen langweiligen Standardgesichter.

Daniel Powter

Wollte ich mir eigentlich morgen Abend ansehen. Aber das Konzert wurde leider kurzfristig abgesagt, weil der Künstler die Chance hat, beim American Pop Idol in der Sendung zu spielen. Ganz schön viele Absagen dieses Frühjahr eigentlich.

Johnny Liebling & Der Fall Böse

Diese Bands spielten heute Abend im Mandarin Kasino. Ich bin zu müde, jetzt die Konzertkritik zu schreiben, sie folgt morgen im Laufe des Tages. Aber eins kann man schon mal sagen:

HipHop wohnt in Hamburg !

…. und es ist leider ein Tag später geworden, denn gestern war ich einfach nicht in Schreiblaune.

Als Vorgeschmack auf den Abend mal diese Geschichte: In der Sylvesternacht 2005 musste im Hamburger Schanzenviertel um 03:00 Uhr in der Früh leider die Polizei ausrücken. Der Grund dafür war der Verdacht, eine nicht angemeldete Großdemonstration habe sich in der Stresemannstraße formiert. Acht Mannschaftswagen sprengten schließlich das spontane Neujahrskonzert von Der Fall Böse & Johnny Liebling, die von Ingo Pohlmanns Balkon herunter die Massen unterhielten. Das läßt doch auf einen guten Abend hoffen; völlig berechtigt übrigens.

Bei Konzerten im Mandarin Kasino werde ich mich daran gewöhnen müssen, daß veröffentlichte Zeiten immer Einlaß- und nicht Showzeiten sind. Vorgestern Abend stand ich um 19:45 vor verschlossenen Türen, 20:00 Uhr war Einlaß und um 21:00 ging es aber dann grandios mit Johnny Liebling los.

Johnny Liebling im Mandarin Kasino

Wenn man die Musik dieser Band beschreiben will, gerät man ganz schön ins Schleudern. Es ist eine wilde Mischung aus Jazz, Soul, Blues, Rock, Pop, HipHop — es paßt einfach in keine Schublade. Allen Stücken eigen sind die wirklich guten, teilweise bitterzynischen Texte.

Johnny Lieblin im Mandarin Kasino

Frontmann Ralf erinnerte mich mit seinen „Jiha“s, seinem Posing an einen Sänger, mit dem ich mal länger zu tun hatte: Forbidden Colours‘ Frank Richter (ja Dirk, sowas gibt’s), die alte Frontsau. Ralf erweist sich dabei als echter Multiinstrumentalist, denn neben Gesang spielt er auch noch Melodika & Trompete und bedient die Turntables. Die weitere Besetzung: vox/keys, Kontabaß, Gitarre, Drums. Schon diese Band wäre einen Abend wert gewesen. Spielzeit: 1,5 Stunden.

Eins muß ich ja mal zugeben: ich steh‘ eigentlich nicht so auf HipHop. Und ich glaube, ich weiß jetzt warum: ich habe vorher noch nie ’ne Show von Der Fall Böse gesehen. Obwohl, wenn ich so lese, was HD über ein Konzert von Deichkind schreibt, dann muß das wohl auch sehr geil gewesen sein. Egal, jetzt also Der Fall Böse.

Der Fall Böse im Mandarin Kasino

HipHop mit Livemusik macht schon mal Spaß. Und HipHop mit fetter Livemusik ist einfach groß ! Bei einer Besetzung mit Drums, Baß, Gitarre, Keys/Gitarre, 2x Sax, 2x Backingvocals und zwei Frontleuten, die alle ihr Handwerk wirklich hervorragend beherrschen kommt einfach SOFORT eine unglaubliche Stimmung auf.

Der Fall Böse im Mandarin Kasino

Wenn dann noch viele Gäste vorbeikommen, die teilweise mal eben aus dem Publikum raufgeholt werden (wie das Geburtstagskind Ingo) und die Kombo rockigsouligen HipHop bietet, dann steht einer ausgelassenen Party eigentlich nichts im Weg. Im knallvollen Saal gab es übrigens ’ne Menge Fans, denn statt „Zugabe“ wurde nach dem regulären Set direkt „Ihr seid die Band“ gerufen.

Der Fall Böse im Mandarin Kasino

Später verstand ich dann auch, warum: die definitiv letzte Nummer war ein Spiel mit dem Publikum, in dem die Band „Ihr seid das Publikum“ und der Saal „Ihr seid die Band“ sang. Um kurz von 01:00 war die Show leider zu Ende. Schade. Ich hätte noch zwei Stunden weitergrooven können. Diese Show schreit nach Wiederholung.

Für die Insider kurz noch die Technik: heute hat man nicht über das Community Hausholz gespielt, sondern ein D&B LineArray gestellt. Warum auch immer. Für mich klang es unter’m Strich jedenfalls nicht besser, als vor ein paar Tagen. Pult war ein Soundcraft MH3 mit ein wenig Peripherie. An Licht gab es fünf Sechserbars plus noch drei weiße Viererbars auf der Bühne, Fresnels in der Fromttruss, gesteuert durch einen 48er Lightcommander. Die rote Matrix vom Haus blieb einfach die ganze Zeit komplett an und wurde nicht gesteuert.

Zum Schluß ein unbedingt ansehenswertes Video, daß Euch grob erahnen läßt, was abging. Weitere Videos und auch MP3 – Teaser zum reinhören gibt’s auf der Homepage. Viel Spaß !

Unterwegs

Heute ging es schon früh los. Morgens um 09:00 war ich schon in Lüneburg, um mit Herrn Heil, das ist der Chef der Eishalle, zu besprechen, welche Teile der Bande wir jetzt entfernen, um die Fluchtwege zu realisieren.

Dann direkt weiter ins Theater am Aegi in Hannover. Dort werden wir im Juni mir Max Raabe spielen. Eigentlich ist die Bühne für die Palastrevue zu klein; speziell in der Tiefe fehlen uns ein paar Meter. Zusammen mit unserem Lichtdesigner Frank Kwiatkowski und den Kollegen vom Haus haben wir uns überlegt, wie wir das denn jetzt am besten realisieren. Es wird für uns sicher ein ziemliches Gebastel, aber wir werden es so hinbekommen, daß es für’s Publikum so aussieht, wie’s aussehen muß.

Danach direkt nach Hause und am Schreibtisch noch schnell ein paar Kleinigkeiten erledigt, bevor ich zu einem gigantischen Konzert bin….

Der ganz normale Wahnsinn

Heute war mal wieder ein ganz normaler Scheibtischtag. Beschäftigt hat mich heute unter anderem Überwachungstechnik, die die Polizei bei unserem WMsuperlive gerne im Stadion eingebaut haben möchte (also Videokameras, automatische Aufzeichnung, etc.). Ich habe mich zuletzt mit diesem Thema vor 9 Jahren zu Zeiten der Titanic – Ausstellung beschäftigt und seit dem hat sich echt viel getan. Mittlerweile laufen die Systeme auf PC – Basis und für relativ kleines Geld bekommt man ein wirklich gutes System mit vier Kameras, das sogar VdS und UVV – zertifiziert ist. Witzig ist, daß es wohl zwischenzeitlich zur Standardausrüstig zu gehören scheint, daß man sich über’s Internet in das System einwählen und die Kameras beobachten kann. Als mistrauischer Mensch weiß ich aber gar nicht, ob ich das so gut finde. Da gibt es dann bestimmt wieder Hacker, die mir dann das System lahmlegen. Oder die Freunde aus Pullach, die, weil sie ja Journalisten nicht mehr beehren dürfen, sich jetzt auf Überwachungskameras spezialisieren. Wer weiß das schon. Ich bin mir nur noch nicht ganz sicher, ob ich jetzt ein System auf Kabelbasis oder auf W-LAN – Basis einsetzen soll. Die Kabelbilder sind deutlich hochwertiger, W-LAN natürlich viel einfacher zu installieren. Auf der anderen Seite: vielleicht bekommt man das Kabelsystem auch an die Stadt weiterverkauft, wenn man es gescheit installiert und nach der Veranstaltung hängen läßt. Das würde es finanziell natürlich interessant machen :-)

Zum Thema Kamera paßt auch noch, daß ich gerne eine WebCam installieren möchte, auf dem Ihr und natürlich auch alle anderen Interessenten sehen können, was bei uns so los ist. Die Frage ist, ob ich Ärger mit der FIFA/Infront bekomme, wenn ich alle 30 Sekunden ein Bild ins Netz stelle, auf dem ggf. ja auch die Videowall mit dem Fußballbild zu sehen ist. Auf der anderen Seite: das Bild im Netz wäre 640 Pixel breit und da ist ja mehr drauf als die Videowand. Da wird man dann im Zweifelsfall gar nicht so viel vom Fußballspiel erkennen können. Aber da fällt mir ein, wie der BND GEZ – Gebühren sparen kann: durch’s Einhacken in die bestimmt sehr zahlreichen Überwachungskamerasysteme in den Stadien.

Dann habe ich mich mal drangesetzt und einen Ablauf für die Aufbautage geschrieben. Es kommt ja doch recht zahlreich Material und wenn man das nicht koordiniert, dann stehen sich die ganzen LKW gegenseitig im Weg und alles dauert unnötig lange.

Außerdem habe ich seit ein paar Tagen neue Nachbarn und die lieben sich immer extrem laut. Gerade auch. Nicht, daß ich’s ihnen nicht gönnen würde, aber….

Oxmox Bandcontest

Abends war ich dann noch im Studio one auf der Großen Freiheit, weil dort im Rahmen des Oxmox Bandcontests die Band Monkey 9 auftrat, von der ich an anderer Stelle ja schon mal berichtet hatte.

Es spielten insgesamt sechs Bands innerhalb der Wertung plus einem Special Guest, der die Zeit zwischen letzter zu wertender Band und Abendergebnisverkündung überbrückte. Ich bin ganz ehrlich, ich hatte mich mit Bekannten getroffen, wir haben natürlich auch Musik gehört & gesehen, aber so 100%ig war ich heute nicht mit dabei und darum habe ich mir die ganzen Bandnamen auch nicht so gemerkt. Einzig die Stümper Blues Band fand ich noch so gut, daß sich mir der Name einprägte, die anderen Combos waren auch nicht so mein Fall. Eine Kapelle mit zwei Mädels als Sängerinnen war auch richtig schlecht.

Monkey 9 im Studio one

Monkey 9 gewann dann schließlich auch völlig verdient den ersten Platz des Abend und muß/darf/kann in der nächsten Runde spielen. Außerdem ließen sich Tina & die Jungs es sich nicht nehmen, noch ein paar Songs zu spielen. Ihr dürft also weiter die Daumen drücken und am besten zum nächsten Konzert hingehen.