Passionskirchenkonzert

Verlagshaus Neues Deutschland in Berlin

Heute spielen wir ein Konzert in der Passionskirche, zu dem die Plattenfirma wichtige Menschen und 100 Fans geladen hat. Bevor es dort aber richtig los ging, machten wir noch einen kleinen Abstecher in das Verlagsgebäude der Neues Deutschland, eine Zeitung, die zu DDR – Zeiten das Zentralorgan der SED war und es bis heute noch gibt. Was wir da gemacht haben ? Das kann ich leider noch nicht im Detail verraten. Vielleicht nur so viel: der im Gebäude vorhandene Paternoster spielte eine wichtige Rolle. Wenn das Ergebnis fertig ist, werde ich es Euch auch hier zeigen.

Türschild im Neues Deutschland - Verlagsgebäude

Keine Ahnung, ob es schon immer so war, oder ob sich das erst im Laufe des Bedeutungsverlusts der Zeitung so ergeben hat, auf jeden Fall gibt es im Verlagsgebäude nicht nur Redaktionsräume der Zeitung, sondern auch einige andere Firmen. Unter anderem die Firma Fiesfilm. Schöner Name.

Die Passionskirche in Berlin Kreuzberg

Und so sieht nun unserer heutiger Spielort von außen aus. Eine sehr offene, evangelische Kirche inmitten Kreuzbergs, in der so regelmäßig Konzerte stattfinden, daß es fest eingebaut auch Ton & Licht gibt — auch wenn wir das so heute nicht nutzen werden und für uns eigene Technik eingebaut wurde.

Die Passionskirche in Berlin Kreuzberg von innen; Bild als Panorama klickbar

Die Panoramen hier im Blog erfreuen sich ja größerer Beliebtheit und darum gibt es ab sofort eine Neuerung: beim Klick auf das Bild startet ein Apple – Panorama, in dem man sich mit der Maus richtig 360° bewegen kann. Zugegeben: ganz optimal ist dieses Bild als Panorama noch nicht, aber ich arbeite dran.

Annett Louisan in der Passionskirche Berlin Kreuzberg

Trotz der vielen geladenen Gäste fingen wir fast pünktlich an und schon nach wenigen Minuten war klar, daß ein Konzert in einer Kirche schon eine ganz besondere Atmosphäre hat, die den ruhigeren Stücken auf jeden Fall entgegenkommt (und den schnelleren nicht schadet).

Annett Louisan in der Passionskirche Berlin Kreuzberg

Die anwesenden Fans sorgten mit bösen Blicken auch dafür, daß die wichtigen Menschen aus Musikindustrie und Politik nicht allzuviel quatschten, sondern tatsächlich mal zuhörten. Sehr schön :-)

Annett Louisan in der Passionskirche Berlin Kreuzberg

Annett Louisan in der Passionskirche Berlin Kreuzberg

Nach dem Konzert gab es für alle noch gut zwei Stunden geselliges Plauschen; erst dann konnte ich mit dem Abbau beginnen, was ja auch klar ist. Um so mehr habe ich dann reingehauen. Ich wollte ja auch ins Bett.

Die GEMA läd ein

Kesselhaus der KulturBrauerei Berlin; Bild größerklickbar

Ab heute ist Popkomm, das ist die weltgrößte Messe für Musik. Nicht für Musikinstrumente, da ist die Musikmesse Frankfurt führend, sondern richtig für Musik. Hier werden also Bands, Verwertungsrechte, Aufnahmen gehandelt. Und darum gibt es wohl nirgends so viele Konzerte in kurzer Zeit, wie in Berlin zu Popkomm – Zeiten. Weil natürlich alle ihre Künstler präsentieren und damit potentiellen Kunden schmackhaft machen wollen. Außerdem gibt es nirgends sonst so viele Musikredakteure auf engem Raum wie hier; darum gibt es noch mehr Konzerte, damit dann später in den Medien etwas darüber steht. Und weil natürlich beim Handel von Musikrechten die GEMA auch eine große Rolle spielt, immerhin wahrt sie die Rechte der Autoren, gab es gestern auch eine GEMA – Eröffnungsparty der Popkomm. Und da waren wir mit Annett.

Jasmin Tabatabai bei der GEMA - Popkomm - Eröffnungsgala

Neben Annett traten noch Jim Pansen, Jasmin Tabatabai, Nevada Tan, Knorkator, sowie der DJ Bozoo Bajou auf, moderiert wurde der Abend von Sarah Kuttner und Markus Kavka. Daß ich bei den anwesenden Künstlern ein Bild von Jasmin zeige, mögt Ihr mit bitte nachsehen. Ich find‘ sie ziemlich klasse. Zu weiteren Photos anderer Künstler bin ich auch ehrlicherweise nicht wirklich gekommen, denn Aufgrund der Enge auf der Seitenbühne hatten wir alle Hände voll zu tun, die Übergänge knackig so hinzubekommen, daß wir uns nicht gegenseitig selbst im Weg standen.

Annett Louisan bei der GEMA - Popkomm - Eröffnungsgala in der KulturBrauerei Berlin

Der Abend beinhaltete auch eine Premiere für Annett: das erste Mal spielte die Band der kommenden Tour komplett zusammen. Insider werden sofort erkennen, daß neben Friedrich Paravicini, Mirko Michalzik, Christoph Buhse (der von Mirko verdeckt wird), Olaf Casimir und Hardy Kaiser ein zweiter Keyboarder auf der Bühne sitzt. Kai Fischer, einigen vielleicht schon durch die Band von Ina Müller bekannt, ist ab sofort der sechste Mann.

Roadiepedia

Vom absolut lesenswerten Blog des Red Hot Chilli Peppers – Tonmanns Dave Rat hatte ich Euch ja schon mal berichtet. Mein Kollege Christian wies mich jetzt darauf hin, daß Dave ein neues Projekt am Start hat: Roadiepedia, ein Nachschlagewerk für Tourtechniker. Dieses Wiki ist noch im Aufbau, aber die ersten Artikel lesen sich schon recht gut; es ist nicht alles bierernst geschrieben. Surft mal vorbei.

Singen auf dem Lerchenberg

Satellitenschüsseln des ZDF auf dem Mainzer Lerchenberg

Am gestrigen Samstag waren wir mit Annett Gast auf dem Lerchenberg; das ist das Betriebsgelände des ZDF in Mainz. Dort werden nicht nur Sendungen in den Studios produziert, oder im Sommergarten, sondern im Rahmen des 3sat – Festivals auch solche im Festivalzelt. Und genau dort durften wir spielen. Die Kulisse drumherum natürlich gewaltig, so wie sich das für eine große Sendestation auch gehört.

Rundblick im 3sat - Festival - Zelt; Bild größerklickbar

Hier seht Ihr nun einen Blick ins Zelt, das von außen zwar wie ein Zirkuszelt aussieht, von innen aber (fast) wie ein Studio eingerichtet ist. Vor allem an der Akustik hat man richtig was getan und so klingt es im Zelt nicht so hallig, wie man das oft gewohnt ist. Für uns mit Annett ein echter Vorteil.

Friedrich Paravicini

Damit Abends auch alles wirklich rund läuft gab es nachmittags natürlich nicht nur einen normalen Soundcheck, sondern auch Proben mit Kameras. Friedrich konnte beispielsweise schon mal Freundschaft mit diesem Kameramann schließen; der wich ihm nämlich die nächsten Stunden nicht mehr von der Pelle.

Proben beim 3sat - Festival mit Annett Louisan

Der Regisseur, der Abends natürlich im Ü-Wagen sitzt, war bei den Proben im Zelt (links hinter den ganzen Monitoren) und so konnte man sehr gut miteinander reden und zusammen ein Gefühl für die Situation entwickeln. Insgesamt muß man mal sagen, daß es in Mainz eine ganz hervorragende und superfreundliche Zusammenarbeit zwischen allen gab. Das war in den letzten Tagen nicht immer der Fall…

Proben beim 3sat - Festival mit Annett Louisan

Weil man während der Probe noch frei herumlaufen darf, konnte ich auch dieses Photo schießen, das mir persönlich sehr gut gefällt.

Wie es während der Aufzeichnung weiterging könnt Ihr nach dem „Weiterlesen“ – Link sehen.

„Singen auf dem Lerchenberg“ weiterlesen

Artium Hotel Mainz – Finthen

Zimmer 160 im Atrium Hotel Mainz - Finthen; Bild größerklickbar

Freitag war für uns eine reiner Reisetag; wir sind in aller Seelenruhe von Saarbrücken nach Mainz geschaukelt, wo wir am heutigen Samstag eine Konzertaufzeichnung im Rahmen des 3Sat – Festivals bestreiten werden. Das wird sicher auch sehr schön, weil die Atmosphäre dort immer sehr gemütlich ist.

In Mainz wohnen wir im Atrium Hotel, das zwar etwas außerhalb liegt, dafür aber besonders schöne Zimmer hat. Meines ist mit Balkon, einem riesigen Schreibtisch (das stehe ich ja drauf) und einer extra Sitzecke mit Sofa — perfekt. Auch dieses Haus hat vier Sterne, ist privat geführt und ich fühle mich hier spontan sehr wohl. Da ist es doppelt schön, daß ich sogar zwei Nächte darin verbringen darf.

Victor’s Residenz – Hotel, Saarbrücken

Zimmer 206 im Victor's Residenz Hotel Saarbrücken; Bild größerklickbar

Nach dem Konzert dann gemütlich rüber ins Victor’s Residenz – Hotel in Saarbrücken, ein sehr geschmackvoll eingerichtetes Viersternehaus mit freundlichem Personal und schönem Zimmer mit leider einem kleinen Nachteil: die Klimaanlage in den Zimmern läßt sich nicht ausschalten. Gar nicht. Schade.

Ansonsten aber alles so, wie ein solches Haus sein muß; auch Parkplätze für Sprinter gibt es — für mich ja ein wichtiges Kriterium; das sogar kostenlos. Toll.

Radiokonzert im Saarland

Der große Sendesaal des Saaländischen Rundfunks in Saarbrücken; Bild größerklickbar

Von Bad Nauheim nach Saarbrücken ist’s nicht weit und so fuhren wir morgens gemütlich rüber. Dort erwartete uns der Saarländische Rundfunk im großen Sendesaal zu einem Radiokonzert.

Sascha Merle

Extra für dieses Konzert opferte Sascha Merle (Ihr kennt ihn von einer früheren Annett – Tour) seinen Offday bei der Ina Müller Tour und kam zu uns, um das Monitorpult zu betreuen. Zwei seiner Ina – Tourkollegen begleiteten ihn, so daß es zwischendurch fröhliches Geplausche gab.

Soundchek von Annett Louisan beim Saarländischen Rundfunk

Im Gegensatz zu den Konzerten in den letzten Tagen spielte in Saarbrücken die komplette Band; darum gab’s einen ausführlichen Soundcheck, damit auch die neuen Stücke alle reibungslos klappen.

Christoph Buhse

Wenn schon ein langer Soundcheck läuft, dann kann ich ihn ja auch nutzen. Zum Beispiel, um mal wieder ein Photo unseres Drummers Christoph Buhse zu schießen…

Friedrich Paravicini

… oder von der Welt Friedrich Paravicinis (der bei uns Wurlitzer, Orgel, Bluesharp, Cello und Akkordeon spielt) von oben.

Annett Louisan beim Saarländischen Rundfunk

Auch hier spielten Annett & die Band bei toller Stimmung wieder länger als geplant, so daß man sich auf das Radiokonzert am Sonntag (16.09.2007, 20:00 bis 21:00 Uhr auf SR1) freuen kann. Zum Livestream geht’s hier.

Kurkonzert

Badehaus 7 des Spudelhofs in Bad Nauheim; Bild größerklickbar

Sehr bald nach dem Police – Konzert lag ich auch schon im Bett, denn am nächsten Morgen fuhr ich früh nach Bad Nauheim, wo Annett Abends einen Galagig für das Finanzresort einer der deutschen Tageszeitungen hatte. Spielstätte war der Empfangsbereich des Badehauses 7 der historischen Sprudelhof – Kuranlage; ein recht halliger, aber wirklich sehr schöner kleiner Raum…

Innenhof zum Badehaus 7 des Spudelhofs Bad Nauheim

… zu dem auch dieser Innenhof zur Entspannung gehört, in dem Abends gespeist wurde. Bad Nauheim hat ja eine historische Heilquelle, ist speziell bei der Behandlung von Kreislaufproblemen berühmt und in einer Kurstätte muß man sich ja auch sonst angenehm erholen können. Leider sind die alten und sehr geschmackvollen alten Badehäuser nicht mehr alle in Betrieb. Teilweise werden sie heute als Theater, oder eben als Veranstaltungsfläche genutzt, so wie eben das Badehaus 7, in dem wir zu Gast waren.

Badewanne im Sprudelhof Bad Nauheim

Dabei könnte ich mir ein Heilbad in solch einer Atmosphäre durchaus sehr schön vorstellen. Es gibt übrigens Einer- und auch Zweierbadezimmer. Für’s Bad mit Kurschatten wahrscheinlich.

Parkbank im Kurpark Bad Nauheim

Auf dem Weg vom Sprudelhof durch den Kurpark zu unserem Hotel, dem Dolce, das ich Euch ja schon hier vorstellte, kommt man dann auch noch an diesen wirklich schönen Parkbänken vorbei. Wenn ich so darüber nachdenke, dann sollte ich hier mal ’ne Woche Kurlauben.

Annett Louisan im Badehaus 7 des Sprudelhofs Bad Nauheim

Abends dann das kuschelige Konzert in kleiner Besetzung. Dabei fing das erst ganz merkwürdig an. Im Raum saßen etwa 80 Herren im Anzug, vielleicht fünf Frauen und es herrschte eine sehr … steife Atmosphäre. Finanzleute stoßen auf Musik; zwei Welten begegnen sich.

Annett Louisan im Badehaus 7 des Sprudelhofs Bad Nauheim

Im Laufe des Auftritts konnte man richtig zusehen, wie die Herren lockerer wurden, die Stimmung besser und die Haltung entspannter. Plötzlich gab es sogar einen „super !“ – Ruf.

Annett Louisan im Badehaus 7 des Sprudelhofs Bad Nauheim

Zum Schluß hatte Annett die Herren geknackt, es gab eine wirklich rührende Dankesrede des Gastgebers und zwei ungeplante, ungeprobte und spontane Zugaben. Da hatten wir am Anfang des Sets nun wirklich nicht mit gerechnet.

Annett Louisan im Badehaus 7 des Sprudelhofs Bad Nauheim

Alles in allem also ein wirklich schöner und erfolgreicher Abend, bei dem ich sogar mal ein Photo machen konnte, das man bei Konzerten sonst so nicht schießen kann: von draußen durch’s Fenster durch. Ich find, es sieht schön winterlichheimelig aus, obwohl es tatsächlich ein angenehmer Spätsommerabend war.

Warum ?

Gute Frage: warum wird man eigentlich Veranstaltungstechniker und nicht Förster oder Optiker ?  Förster wollte ich als Kind unbedingt werden. Ich hatte irgend einen Großonkel, den besuchten wir mal und ich war so von grüner Uniform und vor allem von den Jagthörnern fasziniert, daß ich das unbedingt werden wollte. Unbedingt. Zum Üben bin ich dann beim nächsten Karneval als Förster gegangen. Immerhin. Die Faszination hielt aber nur endlich. Optiker sollte ich werden und das lag ja auch auf der Hand. Mein Vater hatte einen eigenen und zu diesem Zeitpunkt gut gehenden Laden; den zu übernehmen wäre sinnvoll gewesen, so machte ich dann auch eine Optikerlehre bei Duisburgs renomiertestem Optiker und später auch meine Meisterprüfung. Da war ich aber schon lange infiziert, denn nebenher machte ich das, was ich eigentlich machen wollte: Tontechnik.

Musik spielte in meinem Leben immer eine Rolle, mit sechs bekam ich Klavierunterricht; und wenn ich auch nicht die Ausdauer hatte, wirklich gut zu spielen (Selbstdisziplin ist nicht meine Stärke), so war mein Klavier doch ein treuer Begleiter. Von Elektronik war ich auch fasziniert und das ausdauernder, als vom Försterberuf. Da war die Kombination von beidem doch eine logische Konsequenz. Die notwendige Spielwiese bot mir jemand, der die ersten Jahre deutlich prägen sollte: Leo Schuhen. Der war weit über die Duisburger Grenzen hinweg bekannter Chorleiter und wirkte in der Nachbargemeinde. Als Achtjähriger nahmen mich meine Eltern mit zu einem Weihnachtssingen dort; das war der Grundimpuls. Leo Schuhen war seit Anfang der sechziger Jahre einer der Begründer des „Neuen Geistlichen Lieds“; die von ihm gestalteten Gottesdienste waren nicht der 593. Abklatsch aus dem Gotteslob (Gesangbuch der katholischen Kirche), sondern mitreißende Messen mit großem Chor, Orchester und, genau, Combo. Das was heute in den Gemeinden Deutschlands als „Jugendgottesdienst“ durchgeht, ist ein billiger Abklatsch dessen, was dort gestaltet wurde. In den Chor wollte ich auch. Und nach langem Quengeln erlaubten es mir meine Eltern. Ich glaube, daß diese Entscheidung mein Leben grundlegend prägte.

Atmosphäre bei der Aufnahme zu Brot, Brot, Brot; Copyright: unbekanntBereits ein halbes Jahr später war ich Teil einer ersten Plattenaufnahme („Brot, Brot, Brot“, ASS 8-5096, die es bis heute für ganze 6€ zu kaufen gibt). Obwohl ich damals erst neun Jahre alt war, kann ich mich noch sehr genau an diesen knallheißen Sommertag erinnern, an die Atmosphäre bei der Aufnahme in der extra für diesen Zweck umgebauten Kirche in Ungelsheim, an die Technik, die überall hing und stand, an die Kabel überall. Ich war von beidem schwer beeindruckt: ein Teil eines vielleicht 400 Mann starken Chores zu sein und die Technik zu erleben, die eine solche Aufnahme zu einer richtigen, echten, eigenen Schallplatte ermöglichte. Der Moment, als ich ein paar Wochen später mein Exemplar in die Hand gedrückt bekam, war sehr erhebend. Daß ich ein völlig unbedeutender Teil der Aufnahme war, kam mir nicht in den Sinn; ich war stolz wie Oskar.

Dazu kam die Tatsache, daß ich Musik erlebte, die es zuhause nicht zu hören gab: moderne Musik mit Schlagzeug, E – Gitarren und Baß. Mein Vater hörte ausschließlich Klassik, meine Mutter Volksmusik (also echte Volksmusik, keine volkstümliche) und ab und an ein paar Schlager. Es sollten im Laufe der Zeit noch ein paar Plattenaufnahmen dazukommen (die es heute allerdings alle nicht mehr gibt). Dabei war die Faszination immer gleich hoch und ich wollte das unbedingt auch können: selber Platten machen.

Auch wenn meine Fortschritte am Klavier nicht wirklich überragend waren, ich später die Lust daran verlor und auf „coolere“ Instrumente wie Gitarre und Baß umschwenkte: der Chorleiter versucht, alle immer mit ihren Fähigkeiten zu integrieren. Und so spielte ich im Laufe der Jahre durchaus viele Gottesdienste an E-Orgel, E-Gitarre und E-Baß. An letzterem wurde ich sogar sowas wie eine Stammbesetzung und schaffte es, ich glaube es war 1984, bis in den Abschlußgottesdienst des Katholikentages in München. Es können nicht viele Musiker von sich behaupten, im ausverkauften Olympiastadion gespielt zu haben. Letztlich war die Musiziererei aber eher Mittel zum Zweck: ich wollte die Technik auf- und abbauen, wollte sie verstehen, verbessern, damit arbeiten.

Genau das wurde mein Job. Immer wenn es einen Gottesdienst zu spielen gab war ich derjenige, der die erforderliche Technik handelte. Nebenher kümmerte ich mich auch um die Kinder- und Jugenddisko im Keller des Pfarrheims, baute Lichtorgeln selbst, Mischpulte, lötete Kilometer an Kabeln. Das war meine Welt und man lies mich gewähren, unterstützte mich sogar. Schule, Lehre und später die reguläre Arbeit: ja, es gab sie, aber sie waren in meinen Gedanken nie wirklich wichtig. Als junger Erwachsener, ich mischte mittlerweile die ein oder andere lokale Band, kaufte ich mir ein eigenes Pult (Mitec EX 40-8-2; aus heutiger, professioneller Sicht natürlich kein dolles Pult, aber als Amateur ein echter Traum), modifizierte es mit rauscharmen ICs und traffosymetrierten Ausgängen, hatte eine eigene kleine PA (EV 15-3 mit aktiv gesplitteten 18er Bässen) mit allem, was da so zugehörte. Und mit meiner Band ein kleines, in den Kellern des Pfarrheims eingebautes Studio mit mehreren Räumen, richtigem Noppenschaum (und keine Eierkartons) an den Wänden. Ich fuhr erste kleine Touren. All dies lief aber parallel zu meiner Optikerei.

Irgendwann kam der Bruch. Ich konnte einfach nicht mehr irgendwelchen Omas ihre Brillen verkaufen. Mir fiel es zunehmend schwerer, all den Schwachsinn, den man sich als Verkäufer anhören muß, freundlich zu ertragen. Mein Privatleben war eine Katastrophe. Ich mußte raus. Ich segelte. Lange.

Großseglersegeln ist eine hervorragende Sache. Es macht wirklich Spaß und es holt einen in die Welt zurück. Vielleicht, weil man ganz oft außerhalb der Welt, irgendwo auf dem Wasser, lebt. Und danach stand der Entschluß fest: keine Optik mehr, nur noch Technik. Den Entschluß habe ich nie bereut.

Nun fragt Ihr Euch wahrscheinlich: warum zum Teufel erzählt der Sorger uns das ?  Der Grund ist einfach: vor ein paar Wochen wurde Leo Schuhen, der Mann, dem ich im Grunde meinen jetzigen Beruf verdanke, 80 Jahre alt. Ich habe den Kontakt seit 12 Jahren verloren, er wurde pensioniert, ich zog nach Hamburg und so wurde ich natürlich auch nicht eingeladen. Aber über Umwege erreichte mich die Nachricht doch. Ich nahm mir vor, mal die alten Platten herauszukramen und sie zu hören. Das tat ich vor zwei Wochen; ausführlich. Und ich war tief berührt davon, wie stark die Erinnerungen daran noch sind, wie sehr mich diese Musik geprägt hat und wie sehr ich sie bis heute mag.

Damit Ihr mich ein wenig verstehen könnt, wollte ich die oben bereits erwähnte Schallplatte „Brot, Brot, Brot“ hier zumindest in Teilen hörbar machen. Leider reagierte die Edition Werry Verlagsgesellschaft trotz mehrfacher Anfrage gar nicht, so daß ich nun den Artikel mit nur kurzen Schnipseln einstellen kann. Die Aufnahme ist von 1974; das werdet Ihr natürlich merken. Aber überlegt mal, wie es heute so zugeht in Euren Kirchen.

An dieser Stelle ganz herzlich gratulieren möchte ich auch Leo Schuhen. Ich weiß, daß ich nicht der Einzige bin, dessen Leben Sie ganz deutlich in Richtung Musik geprägt haben. Danke dafür und Ihnen alles Gute.

„Wir sind die Polizei“

Backstagebereich beim Police - Konzert im Volksparkstadion Hamburg; Bild größerklickbar

Wenn man zum Volksparkstadion (andere mögen es AOL – Arena oder gar HSH Nordbank – Arena nennen, aber daß das Schwachsinn ist, schrieb ich ja bereits) in Hamburg kommt und einen so ein Ausblick erwartet, dann kann man sicher sein, daß eine größere Produktion zu Gast ist. Am Dienstag war dies The Police.

Das Volksparkstadion von innen; Bild größerklickbar

Bei meiner Ankuft war es noch erstaunlich leer und auch bis in die erste Welle konnte man ohne Probleme gelangen. Ich hatte damit gerechnet, daß es schon deutlich voller sein würde. Immerhin war seit 16:30 Einlaß, offizieller Showbeginn (der Vorband) war 18:30 und wir kamen so um 18:00 Uhr an. Bis zum Auftritt von The Police sollte es natürlich noch deutlich voller werden, aber von einem ausverkauften Haus war man auch später weit entfernt.

PA - Wing bei The Police im Volksparkstadion Hamburg

Als Techniker mußte ich mich natürlich erst mal umsehen und neben vielen Lampen, ganz offensichtlichem Video und der PA fiel mir sofort der Hintergrund der PA – Wings auf: das ist auch eine Möglichkeit, die Sidewings zu verstecken; indem man da einfach großflächig LED – Videowande vorbaut. Hinter die PA. Wenn man’s hat……

Vorband Fictionplane beim Police - Konzert im Volksparkstadion Hamburg

Und dann startete The Police auch schon. Ach nee. Nur die Vorband. Aber es hätte auch die Hauptband sein können. Ein Trio; Schlagzeug, Baß, Gitarre. Der Bassist singt und hat eine erstaunliche Stimmähnlichkeit zu Sting. Hm. Die Band heißt Fictionplane und erst später erfuhr ich, daß der singende Basser der Sohn Stings ist. Noch mal hm. Die Musik dann die konsequente Weiterentwicklung des Papas; einige Songs hätten auch von ihm sein können (oder sind es sogar, wer weiß). Letztlich war das Set sehr gut, die Musik ging nach vorne und meine charmante Begleiterin zerschmolz beim Anblick der Musiker. Im Musikerbekanntenkreis sollte es später heißen, das sei die bessere Band des Abends gewesen. Ich selbst sehe das nicht so, aber sie war zumindest mal ebenbürtig. Eigentlich ganz schön mutig von der Hauptband, sich so eine Vorband einzuladen. Aber es bleibt ja in der Familie…

The Police im Volksparkstadion Hamburg

Nach einem gemütlichen Umbau ging’s dann auch wirklich los. Basser und Gitarrist hatten die Seiten gewechselt und das war auch gut so. Die Band ist nämlich ganz schön alt geworden und nur Sting hat sich gehalten.

The Police im Volksparkstadion Hamburg

Sting war auch ehrlicherweise der einziger Musiker, der eben als Musiker den ganzen Abend überzeugte. Steward Copeland traf nicht immer die Eins und an zwei Stellen entstand so deutlich hörbares Geeier innerhalb der Band; was ihn nicht daran hinterte, in schöner 80er Manier zu posen. Und auch Andy Summers war schon besser in Form. Nichtsdestotrotz fand ich das Gesamtkonzert an sich schon wirklich ein tolles Erlebnis.

Weiter geht’s nach dem Break.
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