Wieder zuhause

Chronologisch schmeiße ich hier wieder alles durcheinander, aber bevor ich erzähle, wie die letzten beiden Tour – Tage waren (und da gibt es ganz bestimmt noch ein paar Geschichten zu erzählen) greife ich mal eben vor und erzähle von meiner Ankunft wieder zuhause. Die barg nämlich einige Überraschungen. Wie diesen wunderschönen Tannenbaum mit Krippe mitten in meiner Wohnung, sowie einen prächtigst gefüllten Kühlschrank. Außerdem gab es zwei CDs von Bloglesern in meiner Post (da werde ich auch noch drauf zurückkommen). Und es gab wunderschöne Ruhe. Die hatte ich mir auch redlich verdient, finde ich. Aber das beste war ehrlich der Tannenbaum. Schön mit Bienenwachskerzen, die so schön duften.

Danke, liebe Nachbarin.

München

Unser Münchener Konzert hatten wir gestern im Deutschen Theater. Nun mögen treue Blogleser denken „Das habe ich aber optisch anders in Erinnerung.“ und da haben sie natürlich auch Recht. Das Deutsche Theater ist seit letztem Sommer und noch bis Mitte 2012 wegen aufwendiger Renovierungsarbeiten geschlossen. Statt dessen residiert man in einem großen Zeltbau in der Nähe der Allianz – Arena, in den man eine komplette Vollbühne incl. Eisernem Vorhand gebaut hat. Schon eine beachtliche Leistung. Da auch wirklich ausreichend Platz eingeplant wurde, hätte es ein idealer Spielort für uns sein können …… wenn wir nicht am freien Montag der Mary – Produktion gespielt hätten. So stand ein recht großes Set auf der Bühne, das uns nur 5m Tiefe übrig ließ. Eine satte Herausforderung, zumal uns nicht gestattet wurde, Teile des Mary – Sets mit unseren Musikern zu besetzen.

Bei der Planung des temporären Zeltbaus hat man übrigens an alles gedacht: es gibt sogar eine ganze Reihe an Handkonterzügen, die an einem Schwerlastgroundsupport montiert wurden, an dem man auch hervorragend riggen kann. Die Theatermitarbeiter verrieten mir dann auch, daß sie eigentlich sogar ein wenig lieber in dem Zelt arbeiten, als in ihrem angestammten Theater. Alles sei flexibel, die Lademöglichkeiten viel besser, allein im Winter sei es etwas kälter.

Auch genug Strom gibt es draußen auf dem „Campingplatz“, wie man hier sehen kann. Und so war das größte Problem des Tages eher, daß wir Drummer Roland pünktlich an den Start bekamen. Der war am Offday schnell nach Hause gefahren und steckte nun im Schnee fest. Der Flieger gecancelt, der Zug verspätet.

Auch unseren Showeinbau bastelten wir uns zurecht. Es wurde bei nur fünf Metern Tiefe natürlich nicht ganz das Originalsetup, auf ein paar Details mußten wir auch verzichten. Trotzdem gab es im ausverkauften Haus am Ende stehende Ovationen, was deutlich fürs Produkt spricht.

Renaissance – Hotel, München

Den gestrigen freien Tag verbrachten wir im Renaissance Hotel München, einem Viersternehaus, daß einen äußerst zwiespältigen Eindruck hinterließ. Fangen wir mit der leider recht langen negativen Liste an: ein paar Tage vor der Anreise verschicke ich immer eine Mail an die Hotels, in der eine genaue Zimmeraufteilung mit allen Wünschen (Raucher/Nichtraucher, Dusche/Wanne, etc.) und unsere Ankunftzeit angegeben ist. Außerdem kündige ich unseren Bus mit Hänger an und daß er Strom braucht. Ich bitte dann um eine kurze Bestätigung. Da die Bestätigung nicht kam, rief ich am Samstag noch mal an, man versprach mir, mich zurückzurufen und nach etwa einer Stunde bekam ich dann die Nachricht „Alles kein Problem“. Schön, denkt man sich dann und fährt entspannt dorthin.

Vor Ort stellten wir dann fest, daß es doch Probleme gab. Die Zimmer waren nämlich zum abgesprochenen Zeitpunkt nicht bezugsfertig, wir wurden mit dem Argument, man hätte uns den early CheckIn zwar zugesagt, aber nicht garantiert, abgekanzelt. Außerdem waren angeblich ausschließlich Nichtraucherzimmer gebucht. Also sind wir dann erst mal im „Nightlinerzustand“ zum Frühstück, das gut und reichhaltig war.

Gut zwei Stunden nach unserer Ankunft konnten wir dann auf unsere Zimmer. Zumindest meines war so schnell saubergemacht worden, daß ich im Bad ganz locker noch feststellen konnte, wie denn Haupt- und Schamhaar meines Vorbewohners aussah. Das gibt deutliche Abzüge in der Bewertung, zumal alle Ecken des Bades so aussahen.

Insgesamt war das Bad deutlich abgewohnt…

… und auch der Teppich im Flur hatte bereits bessere Tage gesehen. Wenn man dann noch bemerkt, daß an der Rezeption noch der Mitarbeiter des Monats September gepriesen wurde, dann kommt man schon ins Grübeln.

Auf der anderen Seite gibt es einen guten Spa – Bereich, laut Kollegen sind die angebotenen Massagen auch gut & bezahlbar und wie schon geschrieben ist das Frühstück klasse. Die Zimmer sind ausreichend groß und auch in Ordnung. Lustig ist, daß in den Unterlagen des Hauses die Rezeption als das „Delighted to Serve“ – Team bezeichnet wird. Nun. Für das Viersternegefühl sollte man dann doch noch etwas mehr delighted sein.

Business Punk

In unserem heutigen Offdayhotel gab es im Zimmer eine Leseprobe des neuen Magazins Business Punk. Weil ich mich frug, wie denn das wohl zusammenpassen soll, las ich’s dann auch mal. Oder anders: ich versuchte, es zu lesen, legte es aber relativ schnell wieder zur Seite, denn der Inhalt war so platt und so voller Platitüden und Abziehbilder, war so unglaublich gewollt, daß es kaum zu ertragen war. Mir stellt sich die Frage, wer zum Teufel denn Zielgruppe eines solchen Maganzins sein soll und ich kam nur auf picklige, erfolglose Möchtegernmanager die sich einreden, daß sie nur deshalb erfolglos sind, weil sie eben anders sind als die anderen und daß ihr großer Moment noch kommen wird. Es wird wirklich kein Klischee ausgelassen und ich bin bereit zu wetten, daß das Magazin das erste Jahr in dieser Form nicht überleben wird.

Chemnitz

Gestern waren wir dann in der Stadthalle Chemnitz. Auch hier wieder eine richtig schön große Bühne, auf der es großen Spaß macht, dort zu arbeiten. Über den Sommer gab es größere Umbauten in der Halle und so ist der Eingangsbereich jetzt völlig neu. Ich mußte mir erst mal die Augen reiben, als ich aus dem Bus stieg. Innen haben sich die Stargarderoben verändert. Es gibt jetzt drei, die auch etwas größer sind, als die bisherigen. Leider noch nicht gemacht sind die Crewduschen.

Im Ladebereich, dort wo normalerweise das ganze Hausmaterial lagert, standen gestern drei Ponys, ein Pferd und drei Dalmatiner. Letztere kläfften, so bald sich jemand näherte, also immer. Diese Tiere gehörten zum „Weihnachtszirkus“, der im kleinen Saal der Stadthalle residiert. Das finde ich erst mal komisch, denn zum Zirkus gehört für mich ja auch das Zelt. Auf der anderen Seite gibt es nicht nur im Ostblock, sondern auch in München ja richtige gemauerte Circen und der kleine Saal ermöglicht auch eine Rundumbespielung. Also geht das schon in Ordnung. Wir haben uns dann direkt überlegt, wie wir die Tiere in unsere Show mit einbinden können: Amelia bei Kashmir auf dem Schimmel reitend, oder bei Stairway to Heaven mit den drei Hunden an der Leine. Wäre bestimmt lustig.

Der erste Song der zweiten Konzerthälfte ist immer der blanke Horror eines jeden Feuerwehrmanns: insgesamt zwölf teilweise recht kräftige Flammen lodern dann auf unserer Bühne und ich finde, das sieht auch jedes Mal schön infernalisch aus. Ich hätte da ja noch ein paar nette Ideen……

Nach dem Abbau dann ins Bett gefallen und dem Offday entgegengeschaukelt.

Dresden

Selbst unser Supernightlinerfahrer Christian schafft es Aufgrund der Straßenverhältnisse nicht, pünktlich in Dresden anzukommen. Gegen eine Autobahnsperrung ist sogar er machtlos. Und so trudeln wir erst um 11:00 Uhr in Dresden ein. Der schneebedeckte Anblick der ganzen Gebäude ist schon schön und es ist auch mal ganz interessant, nicht nur verschlafen vor einer Halle aus dem Bus zu fallen, sondern auch die Anfahrt zu sehen.

Die Gegend rund um die Frauenkirche finde ich schon im Sommer komisch. Bei Schnee sieht es vollends aus wie Disneyland. Es fehlt einfach die Patina, die Gebäude mit diesem Baustil angesetzt haben sollten. Hier ist im Laufe der letzten zehn Jahr alles neu aus dem Boden gestampft worden und das merkt man einfach. Dieses Ensemble könnte genau so in Babelsberg als Filmset stehen. Oder eben bei Disney.

Auf der breiten Bühne des Kulturpalasts (weitere Infos zu diesem Gebäude findet Ihr genug hier im Blog) sieht unser Set schon richtig geil aus und alles kommt besonders gut zur Geltung. Auch Gunther, unser Gitarrist, spielt so gut, daß es einem die Hosen auszieht. Oder so.

Die Handscrew war seht gemischt. Die eine Hälfte quasi Promihands, alte erfahrene Leute, denen man nichts mehr sagen muß und interessanterweise auch jemand, den ich sonst als Produktionsleiter kenne. Die andere Hälfte eher Jungs, die man deutlich anhalten muß, mal was zu tun und die auch beim Laden quatschend an der Seite stehen. Daß es schneite, weil ich mit dem Laden dran war, brauche ich nicht weiter zu erwähnen, oder ?

Das Haus selbst verändert sich in eine ganz komische Richtung. Irgendjemand ist auf den Brandschutz – Trip gekommen und hat dabei ganz schlechte Drogen genommen. Jedenfalls nehmen die Regeln obskure Formen an. So darf im Essensraum des Caterings kein Kühlschrank mehr aufgestellt werden, weil dieser eine zusätzliche Brandlast darstellen soll. Daß im selben, karg eingerichteten Raum aber eine große Kaffeeverkaufsmaschine und ein Getränkeautomat stehen, scheint da nicht so wichtig. Wir kühlen die Getränke also im Kühlhaus nebenan und mit Eis. Auch darf der Merchandiser seine Standbeleuchtung nicht aufbauen. Die Lampen würden zusätzliche Wärme erzeugen, die zu einem Brand führen könnten. Nur LED – Lampen sind erlaubt.