Das rote U

Bei diesem Wetter, bei dem die Flüsse teilweise zugefroren sind, muß ich einfach an Kinderbuch denken, daß ich früher wirklich liebte: Wilhelm Matthießens Das Rote U. Auch wenn der Autor sich im Laufe seiner Schaffensphase in eine politische Richtung entwickelte, die unakzeptabel ist, so sind seine frühen Kinderbücher wirklich schön. Das Rote U spielt in einem kleinen, nicht weiter benannten Ort am Rhein in der Nähe Düsseldorfs, den Beschreibungen nach vielleicht in Kaiserswerth. Da ich selbst in der Gegend, in Huckingen, aufwuchs, war es für mich natürlich zusätzlich spannend, eine vermeintliche Geschichte aus meiner Gegend zu lesen.

Es ist Winter, auf dem Rhein treiben dicke Eisschollen und eine Schülerbande bekommt geheime Befehle von einem unbekannten Anführer, der sie nur allzugut zu kennen scheint. Die Aufgaben die sie da aufgegeben bekommen sind spannend, zeugen von Humor und helfen letztlich, einen Menschen aus tödlicher Gefahr zu retten. Ich habe das Buch in den letzten Tagen nochmal gelesen und finde, daß es das ideale Vorlesebuch für Kinder zwischen acht und zehn Jahren ist, zum Selbstlesen auch noch für ältere. Es ist im Stil sehr mit Erich Kästner vergleichbar und natürlich merkt man es ihm an, daß es schon achtzig Jahre alt ist. Das finde ich aber eher schön und tut der Faszination und der Spannung die für Kinder entsteht sicher keinen Abbruch.

Also eine klare Empfehlung sich Kind, Neffen, Enkel, Nachbarsgör zu schnappen und das Buch in Ruhe noch schnell vorzulesen, während es draußen noch so kalt ist.

Wilkommen in Deggendorf

Wie schon letztes Jahr, so spielen wir auch dieses mal wieder in der neuen Halle in Deggendorf. Der örtliche Veranstalter gehört mit zur zuverlässigen und herzlichen Sorte, wie man schon hier sehen kann. Der Karneval hat so dann auch Einzug in unsere Welt gehalten. Draußen vor der Halle wieder Berge von Schnee — ich bin fast etwas beruhigt. Ansonsten alles so wie’s sein soll.

Frühlingsschock

Nachdem gestern in Hamburg und Crailsheim mit heftigen Schneefällen und großen Schneebergen an den Straßenrändern das Wetter noch eindeutig winterlich war, liegt in Karlsruhe zumindest rund um die Halle kein Schnee mehr. Nix. Gar nix. Weggeschmolzen. Dafür blühen in den Beeten des benachbarten Parks schon die ersten Hornveilchen und es weht mittags ein lauer Wind, den man auch gut nur im Pullover und ohne Jacke genießen kann. Bis es dann auch in Hamburg soweit ist, werden aber wohl noch ein paar Wochen vergehen, fürchte ich.

Fachpersonal

Wir spielen heute in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe, eine Halle, die man ohne zu übertreiben einen fleischglasgewordenen Hallraum nennen kann. Auch wenn ich die Architektur durchaus schön finde (hier mehr), ist die Riggingsituation etwas eigenwillig. Aber wir basteln uns da dann auch rein. Um kurz vor zehn heute morgen besprach ich mit dem örtlichen Rigger, wie wir’s denn machen, danach wurden die Punkte hochgezogen und um spätestens 12:00 Uhr war für jedermann klar zu sehen, wo was wie hängen wird.

Um 16:00 Uhr kommt der zuständige Bühnenverantwortliche des Hauses und will noch zwei Video – Punkte umgehangen haben, weil er das so nicht verantworten kann. Meine erste Reaktion: Aufbaubeginn war um 10:00 Uhr und laut BA hätten Sie hier sein müssen. Nun soll also ein 80kg wiegender Rigger noch mal hoch und Punkte um 50cm verschieben, die vielleicht 60kg wiegen, weil die Stahl(!)truss das an der Stelle angeblich nicht trägt. Eigentlich müßte ich jetzt dem Rigger verbieten da hochzugehen und statt dessen einen Steiger anfordern; die Traverse trägt das ja nicht. Aber man will sich ja nicht aufs selbe Niveau begeben.

Nachtrag 23:15 Uhr: passend zum Riggingsachverstand bot uns übrigens der Hauselektriker diesen nicht ganz fachgerechten Adapter 32A auf 16A an. Eingeweihte wissen schon……

Drecksbus

Um 19:56 Uhr fährt vor dem Gebäude meines Arbeitgebers in Crailsheim der letzte Bus des Tages ab. Er fährt zum Bahnhof, wo um 20:18 Uhr der letzte Zug in Richtung Nightlinersammelplatz in Würzburg (mit Umsteigen in Ansbach) geht. Normalerweise hat man 12 Minuten Zeit für die 3minütige Strecke vom Bus zum Bahnsteig. So weit, so gut.

Heute kam der Bus 15 Minuten zu spät. Im Fahrzeug außer dem Fahrer nur noch ein Pärchen. Beim Einsteigen bemerkte ich „Ganz schön spät.“
„Klar, ist doch auch der letzte Bus. Der kommt immer etwas später, damit noch alle mitkommen.“
„Ich verpasse so jetzt meinen Zug.“
„Ja, aber das weiß man doch und nimmt den Bus eine halbe Stunde vorher !“
„Sehen Sie: ich als Frau weiß es nicht. Fahr zu !“
Natürlich fuhr mir dann der Zug vor der Nase weg. Auch nach Nürnberg (von wo man dann alle Stunde nach Würzburg kommt) geht erst morgen früh wieder was. Wir haben zwanzig nach Acht !  Ich könnte noch mit zweimaligem Umsteigen um 20:38 Uhr nach Karlsruhe fahren. Da spielen wir morgen. Ich entschließe mich, meinen Videokollegen Marc anzurufen. Der fährt jetzt einen Schlenker und sammelt mich ein. Danke Marc.

Die Wartezeit verbringe ich im Chelsea, einer Kneipe mitten in Crailsheim. Die hat schon bessere Zeiten gesehen, denn neben mir und der tatsächlich charmanten Kellnerin ist nur noch … ein Pärchen (aber ein anderes) anwesend.

Sagte ich schon mal, daß ich bekennender Städter bin ?!?  Ich bin bekennender Städter; Großstädter !

Im Tiefen verborgen

In den letzten Tagen bin ich auf ein paar Dinge gestoßen, die ich nie blogte. Beispielsweise war ich vor etwa anderthalb Jahren bei einem Treffen in einem österreichischen Kloster, mitten in den Bergen. Neben den üblichen Bildern von Kühen an steilen Hängen und wilden Erdbeeren photographierte ich auch diesen Weinkeller am Ende eines langen, mit Kerzen beleuchteten Ganges. Das Bild ist wie immer bei Panoramen größerklickbar und es gefällt mir sehr gut, weil auf ihm die Kostbarkeit eines guten Weines schön zu erkennen ist.

Prost.

45

45 Jahre werde ich heute alt.

Dafür daß ich mit 16 dachte, jenseits von 30 sei Leben kaum noch in Würde möglich, halte ich mich ganz gut. Auf der anderen Seite habe ich mit 45 sicher die Hälfte meines Lebens gelebt, die aktivere Hälfte meines Lebens gelebt. Jenseits der 45 geht eigentlich nur noch Aufsichtsratsvorsitzender oder Bundeskanzler. Beides keine Ziele, die ich anstrebe. Das soll jetzt beileibe keine Midlife – Crisis sein, um Gottes Willen; dafür fühle ich mich in meiner Haut zu wohl und genieße das Selbstbewußtsein, daß ich mit 16 nicht hatte. Ich bin nur gespannt, was da wohl noch kommen wird.

Von meinen Eltern bekam ich als Geschenk die digitalisierten Doppelacht – Filme meiner Kindheit. Das ist ein sehr schönes Geschenk finde ich, wenngleich es sich ganz komisch anfühlt, diese Bilder ohne das Geräusch des Projektors zu hören. Ich war beim ersten Sehen tatsächlich irritiert und versuchte, den Fernsehton lauter zu stellen bis mir klar war, daß das erwartete Geräusch einfach nicht kommen wird. Vielleicht sollte ich bei meinem nächsten Duisburg – Besuch mal das Knattern des Projektors aufnehmen und als Schleife unter das Video legen. Der Authentizität wegen.

Treffen der Schuldigen

Der VPLT [Fachverband für Veranstaltungstechniker] läd zu einem Treffen für Produktionsleiter und ähnliche Menschen (TLs, Meister, etc.), bei dem man sich über die Fallstricke von Veranstaltungen austauschen kann. Die Idee finde ich gut und so ein Treffen wertvoll. Sind wir mal ganz ehrlich: es gibt kaum eine Veranstaltung, in der alle Gesetze und Vorschriften exakt eingehalten werden (können). Da wäre es schon interessant, auch im größeren Rahmen zu erfahren, wie denn die Kollegen damit umgehen. Bleibt zu hoffen, daß es ein gutes Treffen wird und keine Ansammlung von besserwissenden Posern — sowas gibt es ja leider manchmal auch.