Spezialtransport

Während wir in Shanghai aufbauen wurde ein geschätzt 80.000,00€ teurer Schimmel – Konzertflügel vom Konzert am Vorabend abgeholt. Die Klavierspediteure gingen recht robust mit dem Instrument um. Ich glaube, daß jedem deutschen Klavierbauer ganz anders wird, wenn er diese Bilder sieht, aber so sieht eben ein chinesischer Instrumententransport aus.

Waidmannsheil !

Es gibt Dinge, die man auf Reisen nicht will. Zum Beispiel Amerikanische Großschaben im Viersterne – Hotelzimmer auf der 15. Etage. Ich rühme mich, dieses Exemplar eben mit einem geworfenen Schuh erledigt zu haben, was bei einer Laufgeschwindigkeit von 1,5m/s keine so schlechte Leistung ist. Wenn allerdings ein solches Tier bei heller Zimmerbeleuchtung in aller Seelenruhe durch die Gegend läuft, dann ist das ein sicheres Zeichen dafür, daß es noch ein paar Brüder und Schwestern in der Nähe hat. Auf der anderen Seite fürchte ich, daß ein Zimmerwechsel nicht allzuviel bringen wird. Trotzdem werde ich jetzt mal in Richtung Rezeption gehen. Vielleicht springt ja eine Suite in der 23. Etage dabei heraus.

Nachtrag, 1 Stunde später: der Umzug in eine Juniorsuite in der 21. Etage brachte dieses Ergebnis nach wenigen Minuten. Wir haben also hier im Ocean Hotel in Goangzhou ein echtes Schabenproblem. Das an sich ist schon unschön. Unschön ist außerdem, wie das Rezeptionspersonal mit meiner neuerlichen Beschwerde umging: ich solle mich mal nicht so anstellen, immerhin könne man die Tiere auch frittieren und essen; die Schaben seien also als besonderer kulinarischer Service an mich zu verstehen. Ich deutete der Rezeptionistin an, daß sie sich in diesem Punkt nicht von der Schabe unterscheide. Auch sie könne man sicher frittieren und essen; ich würde aber auf beides keinen Wert legen.

Im olympischen Bezirk

Unser Weg führte uns heute an der olympischen Stadt Pekings vorbei. Im Grunde ist das Gelände völlig unspektakulär, da stehen halt die Stadien herum (besonders gefällt mir das Hauptstadion rechts und auch das Schwimmstadion mit der LuPo – Außenhaut, das hier nicht zu sehen ist). Trotzdem ist da richtig was los, auf dem Boulevard tummeln sich die Menschen.

So kommt es, daß natürlich auch die Touristennepper ihren Weg hierin gefunden haben. Man kann Photos mit Comicberühmtheitenkopien machen (die Chinesen machen eigentlich immer das Victory – Zeichen, wenn sie photographiert werden), oder sich vor den Stadien ablichten lassen.

Im Gegensatz zu Disney ermüden die Comicfiguren hier allerdings auch öffentlich, was für kleine Kinder doch schon etwas desillusionierend ist. Ich erinnere mich daran, daß bei der Sesamstraßen – Tourproduktion der Besuch von Kindern hinter der Bühne genau aus diesem Grund strengstens verboten war.

Außerdem kann man Unmengen an Drachen kaufen — zu äußerst unterschiedlichen Preisen. Das Angebot reicht von zwei Zehnerpackungen zu 5 Yuan (¥) bis zu einer Zehnerpackung zu 40¥ und drei Packungen zu 100¥. Ein Euro entspricht 8,4 Yuan.

Über das bunte Treiben wacht die Polizei. Mal ganz ehrlich: kann man vor der chinesischen Polizei Angst haben, wenn sie mit solch niedlichen Überwachungsfahrzeugen unterwegs ist ?  Kaum oder ?  :-)

Erstes Schlendern durch Peking

Gestern Abend sind wir kurz zum Essen geschlendert und da gibt es in einer so fremden Stadt wie Peking ja einiges zu sehen. Besonders photogen machten sich in meinen Augen diese, wie überall in China wild durch die Luft verlegten Kabel.

Beim Besuch eines Supermarkts (die Getränkepreise im Hotel sind etwas teurer als in Deutschland, haben also echtes internationales Niveau) kamen wir direkt im Eingangsbereich an einem großen Maggi – Tütensuppenständer vorbei, was uns schon ziemlich belustigte. Überhaupt sind westliche Marken hier deutlich stärker vertreten, als man das erwarten würde.

Später war ich mit dem Veranstalter noch eben in dem Venue, in dem wir morgen unser erstes Konzert haben werden. Da lief zu dem Zeitpunkt eine chinesische Oper. Das ist ehrlicherweise jetzt nicht ganz der Musikstil, den ich mir jeden Tag anhören würde, aber eine hochinteressante Erfahrung war es allemal.

Wenn man dieses Bild sieht, dann möchte man meinen, wir hätten uns verflogen und seien doch wieder in Rußland gelandet. Dem ist aber nicht so; mitten in Peking ist das neue Messegelände, das durch ein russisches Unternehmen gebaut wurde. Mitten auf dem Gelände steht der Messeturm und genau den seht Ihr hier.

Heute waren wir an der Mauer und am Olympiagelände, davon später mehr.

10%

Beim Feilschen auf touristisch frequentierten Märkten sollte man in China am Ende nicht mehr als 10% des ursprünglich genannten Preises zahlen, wenn man nicht übers Ohr gehauen werden möchte. Vor allem darf man erst gar nicht versuchen, den Preis in Euro umzurechnen und zu überlegen, ob er angemessen wäre. Ich bin sicher, daß hartnäckige Verhandler auch mit deutlich weniger als 10% die Ware bekommen würden.

Außerdem gehört auf die Ächtungsliste der UN – Menschenrechtscarta das komplette Belagern eines Ausländers durch mehr als zwei Verkäufer gleichzeitig. Eine Traube von fünf oder sechs Verkäufern 150m hinter sich her zu ziehen ist echte Folter.

Ankunft im Reich der Mitte

Nach 22h Reise über Paris und Shanghai in Peking angekommen, die beiden letzten Flüge mit deutlicher Verspätung, ohne daß es vernünftige Erklärungen dafür gab. Da mosere noch einmal jemand über die Deutsche Bahn. Erstaunt festgestellt, daß es bei Air France keine Säfte, sondern nur Fruchtnektar gibt und daß der A340 unglaublich viel leiser ist als die Boing 777.

In Peking herrscht fetter Smog, der im Bus durch Räucherstäbchen überstunken wird. „Interessante“ Geruchsmischung. So Smog wie hier gab es in Deutschland selbst in den 70er und 80er Jahren nach meiner Erinnerung nie und ich wohnte im Ruhrgebiet.

Es ist eine Schande, aber heute sitze ich nur am Schreibtisch; über 50 berufliche Mails. Keine Chance zum Sightseeing. Morgen hoffentlich.

Da wohnt der Herbst

Der Herbst beginnt und ich kam heute dort vorbei, wo der Herbst wohnt, wenn er nicht gerade dran ist, in Herbsthausen. In Boxberg, da wo ich gerade arbeite, gibt es nur sehr, sehr eingeschränkt Internetzugang. UMTS oder gar Broadband ist gar nicht zu bekommen, nur EDGE. Das ist fast ungewohnt in Deutschland, zumal wir hier in einem Industriegebiet sind.

Frühstück

Es sind ziemlich sehr arbeitsreiche Tage zur Zeit, aber manchmal gibt es doch Momente, die man wirklich genießen kann. Wie das Frühstück heute morgen. Das Hotel in Boxberg heißt nicht nur Panorama, sondern bietet tatsächlich auch eines.

Festumzug

Zu einem richtigen Volksfest gehört nicht nur ein anständiges Besäufnis, sondern auch ein feierlicher Umzug. Ist ja klar. In Crailsheim dauert es über zwei Stunden, bis er an einem vorbeigezogen ist, es ist also schon eine größere Veranstaltung. Er wird in jedem Jahr von einer anderen Gruppierung organisiert, in diesem Jahr waren die Gewerbetreibenden dran und so war das Motto „Crailsheimer Lösungen für die Probleme der Welt“. Im Rest Deutschlands wird immer wieder gern übersehen, daß im schwäbischen Hinterland, mitten im Nirgendwo, echte Weltkonzerne sitzen, gerade im Bereich des Maschinenbaus. Die haben natürlich eine Menge zu zeigen.

Los ging es aber erstmal mit den Bauern und ihren Fahrzeugen. Trecker und Mercedes.

Aber es gab auch ein paar andere Oldtimer. Eine Isetta beispielsweise, die mit ihrem Verbrauch von 3,3l/100km und den großen Parkplatzproblemen in den Innenstädten ein hochaktuelles Auto ist.

Auch diesen Käfer gab es zu sehen.

Und echte Treckerschätzchen wie dieses Modell mit einem wirklich tollen Sound.

Besonders beliebt waren aber diese Fahrzeuge ……

…… denn sie brachten kostenloses Bier der verschiedenen Brauereien ……

…… die auch sonst für Unterhaltung sorgten.

Fehlen dürfen natürlich auch keine Blaskapellen ……

…… die in teilweise beeindruckender Mannstärke aufmarschierten.

Die Firmen präsentierten sich mit teilweise sehr lustigen Ideen. Die Lehrlinge der Firma Voith hatten beispielsweise extra eine Choreographie einstudiert, die sie alle 100m zum Besten gaben und die frenetisch von den Umstehenden gefeiert wurde.

Andere schickten eine Horde auffällige Radler auf die Strecke ……

…… oder eben auch Oldtimer. Ich liebe so alte Bullis ja wirklich sehr.

Die Schornsteinfeger waren ebenfalls vertreten und schmierten den Umstehenden Ruß ins Gesicht. Ich bin zum Glück verschont geblieben.

Andere machten recht beherzt auf die Möglichkeiten ihrer Produkte aufmerksam.

Die Feuerwehr nahm am Umzug auch teil……

…… und veranstaltete alle 100m regelrechte Brandschutzübungen, bei denen aus der Handpumpe auch gern mal in Richtung Publikum gelöscht wurde.

Und auch die vielen Sportvereine präsentierten sich, hier die Football – Truppe.

Die Stadtreinigung kombinierte ihre Präsentation direkt mit der Reinigungsarbeit und so war die Straße direkt wieder schön sauber. Wir sind halt im Schwäbischen. Apropos Schwaben: aus den Fahrzeugen wurden auch Süßigkeiten geworfen, so wie im Rheinland an Karneval. Während aber im Rheinland mit vollen Händen das Wurfgut unter die Leute gebracht wird, geschieht das hier in sehr schwäbischen Dosen: da werden dann mal zwei, drei Bonbons geworfen und die Kleinen spritzen direkt dahin, um sich dann um die Süßigkeiten zu streiten. Das ist für mich als gebürtiger Rheinländer schon etwas lustig.

Aber ich muß auch gestehen, daß mich dieser Umzug schon ein wenig beeindruckt hat. Crailsheim ist mit 33.000 Einwohnern ja nicht wirklich groß. Da einen über zwei Stunden dauernden, liebevoll gemachten Festumzug auf die Beine zu stellen ist schon eine echte Leistung.

Prost, mein Engel !

Gestern Abend war ich nicht in München, nein, sondern in Crailsheim. Und während man in München das Oktoberfest im September feiert, wird in Crailsheim das wahrhaft wichtige Fest begangen: das Crailsheimer Volksfest. Das ist eine ganz lustige Geschichte, denn zu diesem Volksfest kommen die gebürtigen Crailsheimer von überall hergereist, um einmal im Jahr sich alle wiederzutreffen und gemeinsam zu feiern. Das funktioniert ganz automatisch und ohne moderne SMS – Verabrederei. Man trifft sich einfach da, wo man sich auch früher immer getroffen hat: im Engelzelt (das so heißt, weil es von der Engel – Brauerei betrieben wird), oder bei den Radballern, oder eben an einem der anderen „historischen“ Treffpunkte.

Dort wird dann gefeiert und mich erstaunt bei solchen Veranstaltungen immer wieder, daß da nicht reihenweise Tische und Bänke unter den tanzenden Massen zusammenbrechen.

Wir waren gestern mit unserer Firma dort, die Cheffen hatten eingeladen und so wurde es ein feuchtfröhlicher Abend, den wir uns nach dem ganzen Streß der letzten Wochen aber auch ehrlich verdient hatten.

Es ging gestern Abend ums Sehen und Gesehenwerden …

… ums Ausgelassensein und um wahre Freundschaften.

Verzweiflung kam eigentlich nur bei denjenigen auf, die sich mit komischen Getränken abgaben. Einfacher war’s, einfach eine Maß zu bestellen.

Prost.