Einfache Freuden

Heute war ein ganz einfacher, aber doch ein sehr befriedigender Tag. Morgens ausführlich gefrühstückt, dann im Garten gewesen. Unkraut jäten, Bodendecker zurückschneiden und eine Wand komplett vom Efeu befreien. Interessant, was man darunter noch alles für Pflanzen findet, die man zuvor noch nie gesehen hat: Rosen und Kleinbüsche. An die Wand will ich Brombeeren, Himbeeren und Hagebutte pflanzen.

Schade, daß nicht mehr Sonne ist. Die Wiese ist komplett voll mit Krokussen, man muß beim Laufen richtig aufpassen, wo man hintritt. Bei der feuchten Witterung halten die Blumen aber ihre Blüten geschlossen und in den nächsten Tagen wird es eher nicht besser.

Abends eine fette Porree – Käsesuppe gekocht. Das Rezept ist noch aus Pfadfinderzeiten und demnach von der Menge her für zehn Mann geeignet. Jetzt platzt mein Magen und der Gefrierschrank. Sehr, wirklich sehr lecker. Zum Schluß noch ein kleines Eis und fertig ist ein perfekter Tag.

Später beim Spülen noch Nils Frevert gehört. Eine unverschämt schöne, ruhige, melancholische, warme, berührende CD, die mit zu meinen liebsten zählt. Bei der Textstelle

Sieh mich nicht an wie einen Fremden,
weil ich anders bin als früher;
nicht ganz so wie erwartet
und da kann ich was dafür.

mußte ich an einen Anruf vom letzten Wochenende denken. Ein Klassenkamerad aus der Grundschule rief an, will ein Klassentreffen organisieren. Die meisten dieser Menschen habe ich tatsächlich seit fast 34 Jahren nicht mehr gesehen. Und es ist ein wenig komisch. Auf drei, vier würde ich mich schon freuen. Das sind die, die ich vielleicht zum letzten Mal vor 15 Jahren sah. Bei den anderen … mal sehen. Und beim Gedanken daran springe ich weiter. Dieses Jahr bin ich seit 20 Jahren Augenoptikermeister. Das letzte Klassentreffen war vor 10 Jahren. Bisher noch nichts gehört. Und das letzte war für mich schon komisch. Damals war ich schon nicht mehr in der Branche tätig und saß unter Kollegen, die sich über die aktuellen Neuigkeiten unterhielten. Ich verstand schon noch, worum es ging, war aber doch außen vor, weil es mich nichts mehr anging.

Wenn ich mal Menschen nach langer Zeit, „aus meinem früheren Leben“, wiedertreffe, dann merke ich oft, wie anders doch mein Leben ist, als das vieler, die einen „normalen“ Job haben. Und auch, wie gleich. Viele glauben ja, daß man viel erlebt auf Tour. Dabei ist das meiste Routine, hat eine Regelmäßigkeit wie in anderen Jobs auch. So viel erlebt man also gar nicht und so viel sieht man auch nicht. Es gibt Städte, Erfurt beispielsweise, in denen war ich schon oft und kenne doch nur den Weg vom Nightliner in die Halle. Dabei soll die Altstadt Erfurts schön sein. Nie gesehen. Es gibt sogar Hallen, bei denen weiß ich noch nicht mal, wie sie von vorne aussehen, obwohl ich vielleicht schon 15 Mal da war.

Ganz schön privat heute. Die CD ist schuld. Sehr schöne Musik.

Chemnitz: das Nachtzugfahrerparadies

Dieses Wochenende war es mal wieder Zeit für eine Nachtzugfahrt. Und weil unsere Trucktüren um 00:20 Uhr zu waren, der Zug aber erst um 04:23 Uhr fuhr, hatte ich ein vierstündiges Problem. Angesichts meiner bisherigen Erfahrungen frug ich mal rum und bekam von mehreren Seiten den Tip, die Nacht doch im Subway to Peter, einer Musikkneipe auf der Rückseite des Bahnhofs, zu versuchen. Diesen Empfehlungen folgte ich und tat gut daran. Angenehme Musik, gemütliches Ambiente, bezahlbare Preise. Und warm war es obendrein. Schon das wäre eine gute Wendung meiner bisherigen schlechten Nachterfahrungen gewesen.

Ausreichend früh machte ich mich dann wieder auf den Weg. Schließlich wollte ich auch noch in Erfahrung bringen, welche Möglichkeiten es im Bahnhof selbst gibt. Um zum Gebäude zu kommen, mußte ich erst einmal die ganzen Gleisanlagen unterqueren. Der Tunnel gefiel mir so gut, daß ich tatsächlich erst einmal stehenblieb und meine Spiegelreflex aus dem Koffer kramte.

Es entstanden dort dann eine ganze Reihe an Bildern, unter anderem auch dieses Panoramaphoto, das wie immer auch größerklickbar ist.

Das Bahnhofsgebäude dann menschenleer, dafür aber auf fast jedem Gleis schon ein bereitgestellter Zug. Das war doch ein wenig surreal. Als sei der Bahnhof ganz neu gebaut und harre noch seiner Einweihung. Da war klar, daß ich auch diese Chance nutzen mußte und weitere Photos schoß.

Im Bahnhof selbst dann nicht nur die Bahnhofsmission mit ihrem üblichen Angebot, sondern auch ein pikobello eingerichteter Warteraum der Bahn selbst. Da frage ich mich doch, warum man das nicht in größeren Häusern auch hinbekommt. Hier auf jeden Fall alles so, wie man sich das erwünscht.

In Chemnitz gibt es dann auch noch das, was wir in Würzburg letzthin vermißten: eine Modelleisenbahn. Es ist klar, daß ich da erst mal eine Runde drehen mußte.

Hier dann noch mal eine Detailaufnahme eines brennenden Hauses und der wacker kämpfenden Feuerwehr. Ihr seht: da bleiben kaum Wünsche offen und der Chemnitzer Bahnhof schneidet ganz locker deutlich besser ab, als die bisherigen auf meiner Tour.

Nach einer knappen Stunde war ich dann in Leipzig. Der Leipziger Bahnhof ist eher eine Shoppingmall mit Gleisanschluß als ein klassischer Bahnhof. Leider hatte ich nicht die Zeit, mich ausführlich um die nächtlichen Möglichkeiten zu kümmern, so lang war mein Aufenthalt nämlich zum Glück gar nicht.

In der Zeit sah ich auf jeden Fall eine ganze Reihe von historischen Zügen, die fest auf Gleis 24 im Bahnhof stehen. Außerdem kann man im Panoramabild oben erkennen, daß es auch in Leipzig eine Modelleisenbahn gibt. Es ist sogar eine ganz andere Landschaft, als die in Chemnitz.

Ihr seht, diese Nacht war also ganz erträglich.

doch noch Sonne

Und dann — es war für mich eine kleine Sensation — kam doch noch die Sonne raus und ich konnte die Frauenkirche auch bei schönem Licht photographieren. Weil das Wetter so schön war, bin ich tatsächlich mal für eine halbe Stunde los, mir die Kirche von innen anschauen. Im Gebäude selbst darf man keine Bilder machen und im Gegensatz zu manch anderen hielt ich mich daran. Auf mich machte der nagelneue, auf alt getrimmte Innenausbau dann schon ein wenig den Eindruck von Disney – World. Zu bunt, zu rosa, zu schön für ein Gebäude diesen architektonischen Alters. Natürlich ist diese Kirche imposant, keine Frage. Aber es ist eben für mich deutlich nicht authentisch.

Wenn man bereit ist, 8,00€ zu investieren, dann kann man auf die Kuppel der Kirche steigen und hat dort dann einen sehr schönen Überblick über die Stadt.

Von dort oben kann man natürlich auch Details sehen. Wie eben den Kulturpalast Dresden, in dem wir heute spielen.

Auch interessant: in der Frauenkirche kann man riggen. Jedenfalls kann man diesen Motor oben durch ein Fenster sehen. Bestimmt also ein interessanter Ort für ein Gothik – Konzert.

Blick vor die Türe

Ich glaube, ich war noch nie im Dresdener Kulturpalast bei schönem Wetter. So auch heute. Bislang verzichtete ich immer auf Bilder. Eben weil das Wetter bescheiden war, oder aber, weil es eben doch eine Dauerbaustelle ist. Insgesamt empfinde ich die Situation rund um die Frauenkirche etwas …… wie im Freilichtmuseum. Kaum ein Gebäude ist ja wirklich alt, fast alle wurden in den letzten Jahren auf alt getrimmt hochgezogen. Das ist auf der einen Seite schön anzusehen, auf der anderen aber etwas sureal.

Den Wiederaufbau der Kirche finde ich tatsächlich noch in Ordnung. Sie war ein Wahrzeichen Dresdens und da kann ich es verstehen, daß man auf Dauer nicht darauf verzichten will. Und sie sieht ja auch tatsächlich sehr gut aus.

Ein Tag im Friedrichstadtpalast

Gestern setzten wir unsere Tour der Kastelruther Spatzen im Friedrichstadtpalast Berlin fort. Und weil es die größte Theaterbühne der Welt ist, lohnen sich auch mal zwei, drei Blicke mehr. Leider war gestern der Eiserne Vorhang zur Hinterbühne geschlossen, damit wir auf der dort zur Zeit stehenden verfahrbaren Eislaufbahn keinen Unfug treiben (als ob wir so etwas jemals machen würden…). Trotzdem ist alles noch groß genug. Wie immer bei Gastspielen in diesem Haus bespielten wir ausschließlich die Vorbühne, die aber mit 14m x 14 auch ausreichend groß ist. Weitere Bilder findet Ihr in einem älteren Artikel von mir.

Die Show dann von der ersten Minute an mit perfekter Stimmung und natürlich vor seit Wochen ausverkauftem Haus. Morgens wurden noch mal acht Plätze, die gesperrt gewesen waren, freigegeben; auch sie waren nach nur drei Minuten weg.

Dann ist es ja klar, daß es ein erfolgreicher Abend wird. Zum Schluß stand der ganze Saal und schunkelte mit. Ich finde es immer wieder beachtlich, wie viel Stimmung doch bei bestuhlten Konzerten aufkommen kann. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, daß das Publikum wieder mal zufrieden nach Hause ging.