Stefan Weniger

Pyrotechniker sind bis heute ein wenig so, wie früher die Alchemisten: sie pröteln den Tag über mit merkwürdigen Substanzen vor sich hin und Abends gibt es dann die perfekte Show. Unser Alchemist der Tour ist Stefan Weniger. Wir haben für eine volkstümliche Show ja mit hohen FlameJets (eine Art Flammenwerfer) doch auch ungewöhnliche Effekte dabei, die Stefan sehr gewissenhaft und sorgfältig betreut. Das ist insofern wichtig, weil bei den Kastelruther Spatzen normalerweise die Fans jederzeit zur Bühne kommen und Geschenke / Blumen abgeben dürfen. Würde er nicht so aufpassen, dann bestünde die Gefahr, daß es dann mal Fan flambé gäbe.

Weil Stefan ein guter Kollege ist, hilft er aber auch beim Licht und ein wenig bei der Deko; immer dann, wenn mal jemand gebraucht wird. Neben der Pyrotechnikerei ist Stefan außerdem noch bei der Jugendarbeit aktiv; beim Rittergut steckt er viel Arbeit hinein. Da dort bestimmt auch regelmäßig Lagerfeuer gemacht werden, ist er da ja auch fast in seinem Element.

Hallenstadion Chur

Wenn man beim Aussteigen aus dem Nightliner eine solche Aussicht hat, dann kann man sicher sein, in der Schweiz zu stehen. Ich schrieb es schon mal vor einiger Zeit, als ich mit Annett unterwegs war: irgendwie ist das Grün auf Wiesen und Feldern hier kräftiger, saftiger, als in Deutschland oder Österreich. Etwas irritierend für mich allerdings die Geräuschkulisse: ich fühlte mich an einen viele Jahre zurückligenden Besuch in Sarajevo zurückversetzt, weil direkt nebenan ein Militär – Schießübungsplatz ist, auf dem mit Maschinengewehren geballert wurde.

Am gestrigen Tag waren wir mit den Spatzen im Hallenstadion Chur, einer schon älteren Eishalle, die im Sommer unter anderem auch für Konzerte genutzt wird. Dort gab es keinen richtigen Internetzugang (nur meine im Ausland sehr teure deutsche UMTS – Karte), so daß ich Euch erst heute berichten kann. Außer der etwas gewöhnungsbedürftigen Geräuschkulisse und dem langen Ladeweg ist die Halle selbst zwar alt, aber ok. Nur bei den Garderoben kann man konstatieren, daß die Kombination von Toiletten und schlittschuhschonendem Kunststoffboden geruchstechnisch keine gute Idee ist. Ein Aufenthalt ist dort eine klare Zumutung. Und auch der Ladeweg ist lang und nachts beim Laden auch sehr steil.

Beim Aufbau stellten wir dann fest, daß die Bühne so nicht stehenbleiben kann; sie stand ja mitten auf dem Radweg… Die Halle scheint im Sommer wohl auch als Verkehrsschule genutzt zu werden. Beim genaueren Hinsehen ergab sich auf dem kompletten Hallenboden eine verschlungene Straßenstruktur.

In der Halle finde ich die Dachkonstruktion ganz schön und das ist eine gute Gelegenheit noch mal zu erklären, was eigentlich ein Rigger macht; auf dem Photo seht Ihr nämlich zwei. Rigger hängen die Ton- und Lichttechnik an zugelassenen Punkten der Dachkonstruktion auf. In manchen Hallen geht das ganz einfach, weil es Catwalks (Laufstege) gibt, in anderen muß man richtig klettern, so wie hier. Da man die Ketten und Stähle, mit denen die Technik aufgehangen wird, hinaufziehen muß und klettern auch nicht immer einfach ist, braucht man neben Schwindelfreiheit schon ein wenig Kondition für diesen Job.

Wie Ihr seht ist dieses Konzert doch etwas anders als die Shows in Deutschland. Nicht nur, daß die Leute an Biergarnituren sitzen und während des ganzen Abends serviert wird, auch gibt es vorher eine Karaoke – Bar. Es hat also mehr von Festzelt, als von steifem Konzert, was ja auch der Musik entgegenkommt. Außerdem ist es ganz witzig, im Applaus auch diese typischen Alpenjuchtzer zu hören. Ich bin mal gespannt, wie sich das in den nächsten Tagen entwickelt.

Überraschung !

Heute morgen um kurz nach 09:00 Uhr kamen direkt zwei Simse der Packstation bei mir an. Mich wunderte das deutlich, hatte ich doch eigentlich gerade nichts bestellt. Also bin ich eben noch schnell zur Post, bevor ich zum Bahnhof fuhr. Dort erwartete mich eine dicke Überraschung.

Roland aus Traun (Österreich) und Ulrich aus Erlangen stöberten tatsächlich in meiner Wunschliste und schenkten mir Bücher !  Ich bin ein wenig geplättet und muß gestehen, daß ich da gar nicht mit rechnete. Ehrlicherweise dachte ich eher, daß so eine Liste mal eine gute Idee ist, um Dinge aufzuschreiben und etwas parat zu haben, wenn Muttern vor Weihnachten fragt, was ich mir denn wünsche; da fällt mir nämlich spontan nie etwas ein. Daß also tatsächlich jemand Fremdes auf den Gedanken kommt, dann aus der Liste etwas zu schicken, macht mich echt ziemlich …… [mir fehlen die Worte].

Danke also den beiden. Ich habe die Bücher jetzt nicht mit auf Tour genommen und werde in der folgenden Woche mal schreiben, wie sie denn nun sind.

Ich bin echt platt.

Danke !

Tschüß Garten

Gleich geht es wieder los, eine Woche Spatzen in der Schweiz wartet auf mich und darum muß ich mein Gartenbüro räumen. Noch schnell einen Rundgang gemacht, alles gegossen und die zweite Tulpensorte bewundert, die ihre Knospen öffnet. Bis Sonntag treibe ich mich jetzt erst mal wieder in Hallen herum, was bei dem Wetter eigentlich beichtpflichtig ist.

Rock ’n‘ Rau forever

Mortl wies mich in den Kommentaren zum Renner Buch auf die Biographie von Fritz Rau hin. Fritz war ganz sicher prägend für die Konzert – Szene in ganz Europa und so legte ich mir dieses Buch ebenfalls zu, um es gemütlich über Ostern in der Sonne zu lesen. Wer nun eine Themenvorlage für die Klatschpresse erwartet, Berichte von wilden Orgien hinter der Bühne lesen will, der ist bei dem Buch definitiv falsch. Als guter Veranstalter steht er natürlich viel zu sehr vor seinen Künstlern, um so etwas auszuplaudern. Viel mehr bekommt man einen sehr guten Eindruck davon, wie sich die Konzertbranche in Deutschland nach dem Krieg bis zum heutigen Tage entwickelte, welche Hürden genommen werden mußten, welche Strömungen es gab. Er erzählt von herausragenden Konzertereignissen, von großen Erfolgen und ziemlichen Pleiten. Und immer wieder scheint in seinen Geschichten durch, welch begeisterter Musikfan er ist, wie sehr er für die Sache brennt und nicht nur für das Betriebsergebnis.

Bei Fritz Rau ist es wahrscheinlich einfacher aufzuzählen, mit wem er im Laufe seiner Karriere nicht zusammengearbeitet hat und so ist das Buch natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Schaffen dieses Mannes, der mittlerweile nur noch beratend tätig ist und keine eigenen Touren mehr veranstaltet. Auf jeden Fall ist es ein lesenswertes Buch.

unendlich

Im gleichen Zuge legte ich mir auch die neue CD Und endlich unendlich von Selig zu. Nun. Die Herren waren nie Freunde der Gutelaunemusik, aber was hier aus den Boxen kommt, ist mir, zumindest beim derzeitigen Sonnenwetter, einfach deutlich zu nöhlig. Während Niels Frevert Melancholie immer hervorragend verpackt, schaffen es die interessanterweise erfolgreicheren Kollegen von Selig nur zur Knatschigkeit, nicht zur Eleganz. Vielleicht sollte ich mir die Platte noch mal im Herbst anhören, zur Zeit lege ich sie trotz alter Verbundenheit erst mal wieder weg.

Stadtaffe

Schon aus dem letzten Jahr ist Peter Fox` Werk Stadtaffe, aber durch diese ganze Tourerei bin ich gerade etwas außer vor, darum kaufte ich sie mir sie erst jetzt. Auch bei seiner Band Seeed ist Peters Gesang prägend und die Richtung Party. Auf der Soloplatte gibt es weniger Reggae, eher etwas HipHop, dafür aber unglaublich spielerische Texte, jede Menge sehr ironische Zitate aus anderen Songs incl. „Haare schön“ und einfach tolle, mitreißende Gutelaunemusik. Wenn ich jetzt schreibe, daß die Scheibe in keiner Plattensammlung fehlen darf, dann lachen wahrscheinlich Viele, weil sie sie schon seit einem halben Jahr haben. Allen anderen sei sie sehr nahe ans Herz gelegt. Es kommt ja jetzt die Zeit des Frühjahrsputzes und ich kann aus gestriger Erfahrung sagen, daß man deutlich beschwingter sauber macht, wenn der Stadtaffe die eigene Wohnung und durch die geöffnteten Fenster auch die Nachbarschaft beschallert.