Energien von Felsen

Wieder habe ich eine schöne Geschichte gefunden, die mich an einem Erlebnis aus meinem Leben erinnert; dieses mal im Blog Buchhändleralltag.

Es gab eine Zeit, in der ich zur See gefahren bin. Nicht auf fetten Containerschiffen, sondern auf Großseglern. Ich mochte es (und bin bis heute fasziniert davon), auf Schiffen zu fahren, die wenig Luxus, aber dafür das Segelfeeling pur ermöglichen. Mit kaum zu bändigenden Kräften und der Gewißheit, daß der Mensch trotz all seines Größenwahns doch nur ein Schiß ist gegenüber der Natur. Jeder, der mal mitten auf See oben bei 30 Metern auf ’ner Rah gesessen hat, bei der selbst ein 70m Schiff unter einem plötzlich schon klein wirkt, wird dieses Gefühl verstehen können.

Meine Wenigkeit auf einem Rahnock der Sir Robert

In einem Sommer war ich als Urlaubsvertretung auf einem Schiff, das auf dem Mittelmeer segelte; auf der Sir Robert Baden Powel. Die Tour ging immer von Port Vendres über Barcelona bis nach Palma de Mallorca und mit den nächsten Gästen dann wieder zurück.

Der Fockmast der Sir Robert

Rund um die Balearen gibt es einige schöne Buchten, in denen man hervorragend ankern kann. Eines Abends, wir dümpelten vor Anker in einer Bucht Cabreras, beobachte ich, wie eine unserer Gäste am Strand vor einem Felsbrocken steht, der einsam am Strand lag. Sie streckte mehrfach ihre Hand aus, um den Stein zu berühren, zog ihn aber immer wieder kurz vorher zurück, als ob sie sich nicht trauen würde. Nach einiger Zeit gab sie auf und schwamm wieder zurück an Bord.

Beim Abendessen sprach ich sie darauf an und sie erzählte: „Ja weißt Du, als ich ihn da so liegen sah, diesen großen Stein mit all seiner Energie und Jahrtausende alten Erfahrung, da dachte ich mir, daß es bestimmt ganz toll wäre ihn zu berühren. Aber letztlich habe ich mich nicht getraut, weil ich den Stein in seiner Ruhe nicht stören wollte und ihn nicht seiner Energie berauben.“ Ich hatte große Mühe, das Essen, was ich im Mund hatte, vor lauter Lachen nicht über den ganzen Tisch zu versprühen….