nachdenklich

Am Wochenende ist eine Kollegin von mir zusammengeklappt. Überarbeitet. Das macht mich ja nachdenklich. Gerade jetzt, wo ich an fünf Projekten gleichzeitig arbeite(n müßte). Die Gute ist keine 30 und wenn ich ehrlich bin, dann gibt es durchaus auch bei mir Momente, in denen ich von einem BurnOut nicht so weit entfernt bin. Also habe ich trotz des durchhängendes Schreibtischs heute um 20:00 Uhr Feierabend gemacht und mich zum gemütlichen Abendessen mit einer Flasche Prosecco in den Garten gesetzt, obwohl beispielsweise eine (andere) Kollegin ganz dringend noch auf Unterlagen von mir wartet.

Im Garten dann ein wenig Entsetzen: heute Nachmittag war dort ein Kindergeburtstag; mit der Folge, daß die noch blühenden Tulpen alle umgetreten sind. Das Ganze unter Aufsicht der Eltern. Ehrlich gesagt finde ich das ziemlich respektlos. Die Kinder können ja nur mittelbar dafür. Wenn man ihnen nicht beibringt, daß man Blumen nicht aus Spaß einfach ummäht, dann wissen sie es eher nicht und haben ihren Spaß daran. Aber als Haufen Eltern in einem fremden Garten bei einer wahrscheinlich zu schüchternen Gastgeberin finde ich das komplett ignorant. Ich war ja schon immer gegen antiautoritäre Erziehung und hätte den Blagen wahrscheinlich eine gewatscht — Du tust der Blume weh, ich Dir.

7 Gedanken zu „nachdenklich“

  1. Markus ich verweise hier auf: http://www.tour-blog.de/?cat=22

    Du bist doch nicht so anders wie andere! vielleicht noch in bezug auf Dein -Ulrich nun politisch korrekt sein – Vagabundenleben!

    antiautoritäre Erziehung wir oft fälschlich verwendet für unerzogene Gören

  2. „liebe Kinder, ihr duerft hier natuerlich auf der Strasse spielen, die [boesen] Autos muessen warten“ *argh*

    nach 2x Hupen habe ich den Trecker in die vermutlich dazugehoerende zugewucherte Einfahrt befoerdert (nein, nicht mit der Stossstange, ich bin tatsaechlich ausgestiegen ;) – und es mir damit mit den Eltern verschissen… War aber nicht weiter schlimm…

    Gerade *ebenjene* Eltern waren aber komischerweise die, die mit min. 30-40 durch die ‚Spielstrasse‘ ballerten…

  3. Aus eigener Erfahrung möchte ich sagen, dass eines der größten „Probleme“ mit Überlastung/Burnout ist, dass fast alle Kontrollmechanismen, mit denen sich Körper und Geist gegen zu starke Beanspruchungen schützen wollen, als Erstes und quasi „nebenbei“ und fast unmerkbar geschleift werden und irgendwann nicht mehr funktionieren – der Zusammenbruch fördert sich selbst.

    Ab dem Punkt nützen auch Pausen nichts mehr, weil der Geist nicht mehr abschalten kann und den Körper mit in die Tiefe zieht – Schlaflosigkeit, „Mühlräder“ im Kopf, ständige Unruhe, das unablässige Nachdenken über Aufgaben, Anforderungen und Probleme sind Folgen solcher Überlastung und damit gleichzeitig Ursachen von weiterem Stress; Teufelskreis, Tunnelfahrt und Ohnmachtsgefühle schon beim Aufwachen sind die weitere Folge. Und man macht weiter, weil das Selbstbild doch ganz anders ist – Kontrollmechanismen ade, Zusammenbruch, ich komme.

    Mein eigener Zusammenbruch liegt jetzt schon deutlich über zwei Jahre zurück. Den Anstoss, ins Leben zurückzufinden (die dunkle Zeit nach dem „Tag X“ kann man nicht anders beschreiben), gab mir der Zusammenbruch selber – dieses letzte Aufbäumen von Körper und Geist ist mir „zum Glück“, möchte ich sagen, passiert, bevor ich versucht habe, mich endgültig und final selber zu überwinden. Heute kann ich meinen Zusammenbruch sogar als positives Erlebnis empfinden – er hat mich gerettet. Ich weiss jetzt, wie wichtig „Life-Work-Balance“ ist – eigentlich ein blöder Amerikanismus, aber er hat einen sehr wahren Kern -, und mein Leben dreht sich heute sehr oft um mich und um die Menschen, die mir wichtig sind. Das hindert mich nicht, weiterhin meinen Job professionell zu erledigen – aber es ist nicht mehr das einzige, was ich tue.

    In diesem Sinne: Genießt die Sonne. Der Kollegin wünsche ich alles Gute und vor allem, dass sie den Blick bald wieder heben kann.

  4. Ich hab auch immer mehr den Eindruck, die Elterns sind inzwischen schlichtweg zu faul um sich um die Erziehung ihrer Kinder zu kümmern. Es ist ein Trauerspiel, was sich in manchen Familien abspielt.
    Hast Du die Mutter mal auf ihr Fehlverhalten angesprochen?

    1. Die Mutter, die Eltern, bei einem solchen Kleinkindergeburtstag ist das ja nicht so einfach. Da ist also die Mutter des jubilierenden Kindes. Der ist das alles sichtlich unangenehm, aber was soll sie bei einer Kinderbande tun. Da sind die dazugehörigen Eltern, die alle dabeisitzen, kaffeetrinken und sich einen Scheiß um das scheren, was die Kinder da tun. Ist ja nicht ihr Garten. Wäre ich vor Ort gewesen, dann hätten die Kinder vor ihren Eltern was von mir um die Ohren bekommen. Selbst auf die Gefahr hin, daß es bösen Ärger mit den Eltern gibt.

  5. Markus Du bist doch technisch versiert! Baue eine Beregnungsanlage auf, die auf solche Störungen reagiert. Dann werden die renitenten Kinder gleich an die großen Wasserwerfer gewöhnt! (und die Eltern werden auch nicht länger rumsitzen, außer sie sind trainierte Demonstranten!!))

Kommentare sind geschlossen.