Freier Tag zuhause

Wenn man nach Hause kommt, ausgeschlafen hat, den Stapel Rechnungen durchgesehen und entspannend dasitzt, da fällt einem dann auf, daß man zwar gerade Vanillekipferl ißt, die man vor Wochen bereits buk …… aber daß Weihnachten dann auch tatsächlich in wenigen Tagen ist. Vielleicht sollte ich mich doch mal um Geschenke kümmern. Man lebt auf Tour in einer ganz eigenen Welt völlig ohne Gefühl für alles, was außerhalb passiert und es ist fast irritierend, daß ich morgen wieder los muß, wenn ich doch jetzt schon zuhause bin. Es gibt ja genug Kollegen, die aus genau diesem Grund selbst in ihrer Heimatstadt an Offdays ins Hotel gehen — weil der Bruch zwischen Tour und zuhause einfach zu groß ist.

Nachtrag: der Beitrag führte zu einigen eMails und bevor ich die jetzt alle einzeln beantworte, will ich es lieber hier tun. Auf den ersten Blick mag es vielleicht unverständlich erscheinen, wenn man an Offdays in der eigenen Stadt ins Hotel geht, aber wenn man mal länger darüber nachdenkt, dann ist das eigentlich nur konsequent. Der eigene Kühlschrank ist leer und es lohnt sich auch nicht, groß einkaufen zu gehen, weil man ja am nächsten Tag schon wieder weg ist. Ähnliches gilt für die Heizung (speziell bei denen, die eine günstige Kohleofenbude haben): bis es gemütlich ist, muß man schon wieder los. Dazu kommt, daß man die Erholung eines Offdays oft bitter nötig hat (16h – Tage sind selbstverständlich auf Tour, die 40h – Woche habe ich also nach 2,5 Tagen „abgerissen“). Wenn man zuhause ist, beschäftigt man sich aber allzu oft mit irgend einem Scheiß, statt wirklich zu relaxen. Alles Gründe, sich das nicht wirklich anzutun und in der Tourroutine zu bleiben. Natürlich sprechen auch Gründe dagegen; speziell, wenn man eine Partnerin hat. Und dann muß man halt abwägen.

6 Gedanken zu „Freier Tag zuhause“

  1. „Es gibt ja genug Kollegen, die aus genau diesem Grund selbst in ihrer Heimatstadt an Offdays ins Hotel gehen — weil der Bruch zwischen Tour und zuhause einfach zu groß ist.“

    Okay, es liegt wohl daran, dass ich diese Art zu arbeiten („auf Tour“) überhaupt nicht kenne. Deswegen kenne ich auch die vielen schönen Seiten nicht. Aber wenn man an den Offdays in der eigenen Stadt ist und dann trotzdem ins Hotel zieht, dann kommt mir das schon ungewöhnlich vor.

    Stellt sich kein Gefühl ein wie etwa: „Toll, endlich zuhause?“

    1. Hm. Ja. Natürlich freue ich mich darüber, zuhause zu sein. Keine Frage. Aber eigentlich bringt es mich aus meinem Ablauf, weil ich mich hier nicht nur entspanne, sondern auch um Dinge kümmere, um die ich mich an einem Offday normalerweise nicht kümmern würde. Letztlich verbringe ich den Tag ja auch hier und habe damit meine Entscheidung getroffen. Komisch ist es trotzdem und ich verstehe die Kollegen gut, die ins Hotel geh’n.

  2. Man liest es immer wieder, dass „Tourer“ lange brauchen, um „runter zu kommen“, und ich kann es sogar im „kleinen Rahmen“, als ganz normaler Angestellter in einem großen Büro, verstehen (aber wehe, es lacht einer ;).

    Ich wohnte einige Zeit mehr oder weniger direkt neben der Firma (5 Minuten Fußweg) und habe dann öfter die Mittagspausen zuhause verbracht und dort mich „nebenbei“ um meine Pause, aber auch um Haushalt, Post, Einkauf, finanzielle und andere Angelegenheiten gekümmert. War nett.

    Aber immer, wenn ich in die Firma nach der Mittagspause zurückkam, war ich 1. völlig aus meinem Arbeitsalltag raus und hatte 2. meine normale Pausenzeit deutlich überzogen.
    1. Der Bruch kam zustande, weil ich während der Pause in den privaten Alltag gezogen war. Wenn man morgens zur Arbeit geht, ist man darauf vorbereitet, den ganzen Tag mit wildfremden, vom Arbeitgeber ausgesuchten Menschen Menschen zu verbringen. Nach der Pause hatte ich den Kopf voller privater Dinge, aber meine Kolleginnen und Kollegen hatten nicht den gleichen „Bruch“ („break“), und die waren immer noch voll auf Firma gepolt. Wildes Gefühl. Zog mich oft runter.
    2. Zuhause verbringt man die Pause anders – es fühlt sich entspannter an, man nimmt sich mehr Zeit, trödelt auch mal rum, und sei es nur beim Überlegen, welchen Stromanbieter man demnächst wählt (Wechseln macht meistens Sinn, nebenbei!). Die Zeit rennt anders bei einer Pause zuhause, als wenn man mit Kollegen zu Tisch geht, alle reinhauen wie die Weltmeister und dann auf dem Rückweg von der Kantine schon wieder die Projekte bespricht. Ich kam immer später, und die anderen waren schon wieder am „Reinhauen“ und „voll drin“.

    Ich hab’s dann wieder gelassen. OK, hing auch mit der Trennung von der Frau zusammen, die direkt neben der Firma wohnte. Aber das hatte aber nichts mit meinem Pausengefühl zu tun…

  3. Ich kann das sehr gut verstehn. Ich bin in der Vergangenheit bei grossen Industrieproduktionen über mehrere Tage sogar ins Hotel gegangen, auch wenn es „nur“ 20-30 km nach Hause waren.
    Man ist dann einfach mehr und besser in der „Produktions-Welt“ drin und ich kann mich dann auch besser darauf konzentrieren.

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