Bald ist wieder Dom

Nächstes Wochenende eröffnet in Hamburg wieder der Dom, eine ziemlich große Kirmes. Gestern machten wir einen kleinen Rundgang über das Gelände, weil man gerade an den Aufbautagen immer besonders schöne Perspektiven sehen kann.

Außerdem laufen einem nicht ständig irgendwelche anderen Dombesucher durch das Bild; wobei es auch gestern interessanterweise schon recht voll auf dem Gelände war. Wir waren halt nicht die Einzigen, die auf den Gedanken gekommen sind, mal ein paar Eindrücke vom Aufbau zu sammeln.

Ein Kinderkarussell beispielsweise kann man ganz einfach zu einem Anhänger zusammenklappen…

… und wird dann wieder auseinandergeklappt, wenn man vor Ort ist.

Auch grauselige Ungeheuer bekommen einen Schutzmantel verpaßt…

Photo: Annette Prüfer

… Details bleiben aber doch zu sehe. Nach dem Break geht es mit vielen, vielen Bildern weiter.

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Jacksons Raritäten

Wie viele andere Künstler, so war auch Michael Jackson wohl augenscheinlich in seinen jungen Jahren in Hamburg aktiv. Übriggeblieben sind von diesen Aktivitäten einige äußerst rahre Scheiben, die ich heute bei einem Spaziergang bei der Hanseplatte im Schaufenster sah.

Diese Funde beweisen, daß Hamburg einfach die Musikstadt schlechthin ist und daß wir nach einem Beatlesmuseum bestimmt auch schon in 20 Jahren ein Michael Jackson – Museum haben werden. Ich finde, gerade das Heiligengeistfeld mit seinem Dom bieten sich faktisch dafür an, in Michael Jackson – Platz und in Neverland – Festspiele umbenannt zu werden.

Rockfunk aus’m Bauwagen und ein getragenes Fahrrad

Schulterblatt / Ecke Max Brauer Allee steht unter Bäumen ein alter, schon ziemlich in die Jahre gekommener Bauwagen, in dem seit einiger Zeit schon der Mobile Blues Club residiert. Richtig: ein kompletter Club mit Livebühne und Bar in einem alten Bauwagen. Im Sommer kann man auch sehr lauschig davor sitzen. Normalerweise spielen dort meist Einzelkünstler mit angenehmer Barmusik, oder andere Kleinkünstler.

Als wir gestern daran vorbeischlenderten, spielte darin eine komplette, sechsköpfige Funkrock – Kapelle (Drums, Baß, Posaune, Trompete, Baritonsax, Keys/Gesang). Und das ziemlich gut. Ziemlich sehr gut. Die amerikanische Truppe Damon and the Heathens ist zur Zeit auf Europatour, tingelt durch die kleinen Clubs und spielte seit Sonntag jeden Abend in dem Bauwagen. Uns gefiel das spontan so gut, daß wir den eigentlichen Abendplan über den Haufen warfen und erst mal dort bleiben mußten. Warum die Band bei MySpace keine Songs zum Probehören anbietet erschließt sich mir nicht, jedenfalls ist das Set ganz großer Spaß und wer in den nächsten Tagen und Wochen diesen Bandnamen bei sich in der Nähe lesen sollte, dem kann ich einen Besuch des Konzerts nur sehr, sehr, sehr empfehlen. Sie sind nämlich noch einige Zeit in Europa unterwegs. Und wenn Ihr Euch die Musikbeispiele auf der MySpace – Seite anhört, dann könnt Ihr Euch sicher vorstellen, daß ein Gig im Bauwagen der absolute Knaller ist.

Auch diese Band ist übrigens aus völlig unverständlichen Gründen ohne Vertrag. Daß die Jungs zum professionellen Arbeiten gewillt sind zeigt die selbstorganisierte Europatour. Signen, signen, signen !

Dieses Bild entstand in einer kleinen Pause, da kann man die Bühne mal ein wenig besser sehen. Es soll hier übrigens auch schon Theaterstücke gegeben haben. Auch im Winter ist es hier sehr, sehr gemütlich.

Der Grund für unseren Abendspaziergang war aber ein ganz anderer: mein Fahrradschloß hatte gestern nachmittag den Geist aufgegeben. Vor dem Real an der Feldstraße. Es war einfach nicht mehr aufzubekommen. Weder im Guten, noch mit Flüchen. Zum Glück hatte ich es nur ab- aber nicht angeschlossen. Ich hatte dann im Real noch einen Rostlöser gekauft und das Schloß damit eingesprüht, in der Hoffnung, daß sich da bis Abends etwas tun würde. Diese Hoffnung wurde leider nicht erfüllt. Da das Schloß zur stabileren Variante gehört, schied der Einsatz eines Bolzenschneiders aus, nur mit einer Flex ist dem Teil beizukommen. Diese wiederum konnte ich ja schlecht vor dem Supermarkt anschmeißen. Also haben wir das Rad 2,4km bis nach Hause getragen.

Interessanterweise wurden wir zwar von zwei unterschiedlichen Polizeistreifen überholt, aber nicht angesprochen. Das wiederum macht mich stutzig.

St. Pauli, die Zahnfee und 3.500 Demonstranten

Das hatten wir hier noch nicht: daß ich freiwillig zum Fußball gehe und sogar mit Torphotos nach Hause komme. Der schottische Erstligaverein Heart of Midlothian, in der abgelaufenen Saison immerhin auf dem dritten Platz, war als Gast bei den Paulianern. Freundschaftsspiel nennt man das, was die siebenjährige Fußballfachfrau Anna auch „Probierspiel“ nennt. Die Harts sind in der Nähe im Trainigslager und auch Pauli wollte die neue Konstellation testen. Letztere insofern erfolgreich, als daß das Spiel mit 2:0 zuende ging. Oben seht Ihr das 1:0 in der 25 Minute durch Bruns. Nebenher: das neue Pauli – Trikot gefällt mir sehr gut.

Anlaß für mich, zum Spiel zu gehen, war zum einen die Tatsache, daß ein Freundschaftsspiel eine gute Gelegenheit ist, einer Siebenjährigen den Wunsch nach ihrem ersten Stadionbesuch zu erfüllen und zum anderen meine Erfahrungen vom letzten Wochenende. Nach dem Spiel sollte es noch eine Demo gegen die Gewalt des Polizeieinsatzes geben. Gerade der FC ist in seiner Vereinskneipe ja gut gebeutelt worden. Die Polizei sprühte eine geballte Ladung Pfefferspray in den Gastraum und hielt dann massiv mit einem Wasserwerfer auf den Ausgang, so daß eine Flucht nicht möglich war. Menschen die es doch versuchten wurden mit Schlagstöcken niedergeknüppelt; dabei verlor ein Gast vier Zähne. Der Vereinsvorstand rief nun zu einer Demo auf, an der ich gern teilnehmen wollte, weil auch mich das Vorgehen der Polizei erschreckte.

Photos: Annette Prüfer

Vor dem Stadion wurden die 3.500 Demonstranten dann liebevoll von gut ausgerüsteten Beamten und vier Wasserwerfern in Empfang genommen — die aber zum Glück nicht zum Einsatz kamen, die Demo verlief nämlich absolut friedlich. Es muß jedoch für die Beamten schon besonders bizarr sein, eine Demo zu regeln, die sich gegen einen Polizeieinsatz richtet. Und ob ich als Einsatzleiter die Wasserwerfer in Sichtweite abgestellt hätte…… aber wahrscheinlich ist der Mann besonders kleinwüchsig und leidet unter dem Napoleon – Komplex, da kann er dann gar nicht anders.

Photo: Annette Prüfer

Hier sehr Ihr auch mal einen Beamten mit Pfefferspray. Die Taktik der Polizei war recht kontrastreich: die ersten paarhundert Meter vom Stadion bis zum Schulterblatt lief die Demo in einem kompletten Kokon aus kampferprobten Polizisten, am Wegesrand waren auch die Wasserwerfer zu sehen. Im Schanzenviertel war große Strecken nicht ein Polizist, nur an der Kreuzung Schulterblatt/Altonaer Straße und später Altonaer Straße/Schanzenstraße regelten sie gewissermaßen den Verkehr (na ja… auch da postierten sie dann schweres Gerät).

Auch wenn sich nicht alle Anwohner nackt ins Fenster stellten wie der Herr links im Bild, so war der Zuspruch der Anwohner doch sehr positiv. Ich selbst fand schön, daß so viele gekommen waren (und hätte die Zahl der Teilnehmer Aufgrund der Länge des Demonstrationszuges höher geschätzt), daß die Teilnehmer einen großen Querschnitt aus der Bevölkerung widerspiegelten und daß es eben absolut friedlich ablief.

Ich bin sehr gespannt, was die Ermittlungen rund um den Einsatz ergeben werden; es gibt ja mittlerweile Strafanzeigen gegen die Polizei. Und ich hoffe, daß es im nächsten Jahr zu einer friedlicheren Lösung kommen wird — und da meine ich durchaus die Beteiligten beider Seiten.

ekelig

Extrem ekelig ist es, wenn schon beim Betreten des Nachtzugs einem der Geruch einer alten Turnhalle entgegenschlägt und man später feststellt, daß dieser aus den Matratzen aufsteigt, auf den man ja schlafen soll.

Sex – Luxus

So etwas gibt es auch nur auf St. Pauli: je nach Geschlecht bekommst Du in aller Ruhe einen geblasen oder geleckt, während man Dir den perfekten Haarschnitt verpaßt.

Ach nee, doch nicht.

Letztlich ist es ein ganz normaler Friseur, der sich für besonders cool hält und den Mund ein wenig voll nimmt … äh … mehr verspricht, als er zu halten gewillt ist. Also langweilig.

Schanzenfest — am Tag danach

Am Tag danach habe ich einen ausgiebigen Spaziergang durch das Schanzenviertel gemacht. Ich wollte einfach mal sehen, was denn alles zu Bruch gegangen ist. Bei drei direkt nebeneinanderliegenden Geschäften auf der Schanzenstraße wurden die Scheiben von Yuppieläden eingeschlagen. Wenn ich mir die Presseberichterstattung dazu anschaue, dann ist nicht klar, ob dies tatsächlich gestern Abend, oder aber schon am Abend zuvor geschehen ist. Im Viertel wohnende Freunde erzählen allerdings, daß der Schaden schon in der Nacht zuvor geschah. Ansonsten sieht es im Viertel so aus wie immer am Sonntag.

In den Medien ist zu lesen, daß dieses Jahr der „Mob“ besonders gewaltbereit gewesen sei. Zumindest äußerlich sieht es auf der Schanze insgesamt ziviler aus als letztes Jahr beispielsweise. Es stellt sich also für mich die Frage, ob diese Formulierung eine übliche Floskel ist (auch in den letzten Jahren gab es ja solche Äußerungen) und ich sie nicht weiter ernstnehmen kann, oder ob an anderer Stelle da tatsächlich etwas Wahres dran ist.

Grundsätzlich finde auch ich die Verschicksung des Schanzenviertels sehr bedauerlich. Allerdings halte ich Sachbeschädigung für einen ziemlich beknackten Weg, daran etwas zu ändern. Ich schaffe so nur Märtyrer und verändere nichts. Wenn ich also gegen die Entwicklung bin, dann kann ich entstehende Geschäfte mit ihren ganz eigenen Methoden bekämpfen: in dem ich einfach nicht hingehe.

Der Innensenator muß sich konstruktiv mit den Anwohnern zusammensetzen und für das nächste Jahr ein schlüssiges Konzept entwickeln. Es kann nicht sein, daß die Polizei mit ihrem „Wir haben hier den Längsten“ – Gehabe die Situation mehr formt, als ein paar verblendete Jugendliche.

Schanzenfest — abends

Ich erwähnte ja schon im Bericht über den Tag, daß viele Anwohner des Schanzenviertels heute nicht mehr ganz glücklich darüber sind, daß der Schwarze Block das Schanzenfest traditionell als Keilerei mit der Polizei nutzt. Das hat tatsächlich Tradition bis zu den Urtagen der Besetzung der Roten Flora und wenn ich mir die Polizei anschaue, dann freuen die sich da auch immer schon drauf. Jedenfalls habe ich den Eindruck, daß man sich gegenseitig schön provoziert. Schon Nachmittags, Oma und Opa sind noch zum Kaffeetrinken da, kreist der Beobachtungshubschrauber über dem Gelände. Und gegen Abend wird die Präsenz der Uniformierten dann doch recht aufdringlich.

Die beiden ersten Bilder zeigen Einheiten, an denen man vorbei muß, wenn man zum Fest will, das zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch absolut friedlich abläuft. In den Straßen sind auch ein paar Schwarzblockhansels, aber größtenteils ganz normale junge Leute, die einfach auf dem Fest und in den reichlich vorhandenen umliegenden Kneipen einen schönen Abend erleben wollen. Das Schanzenviertel ist nämlich auch das angesagte Kneipenviertel in Hamburg.

Auch die Patrouillengänge haben nichts mehr vom freundlichen Freund und Helfer, sondern dienen in meinen Augen nur einem Zweck: der Provokation. Irgendwann muß doch mal eine Flasche oder ein Stein fliegen, der die Schlacht eröffnet. Und bis es so weit ist, läuft man halt schön marzialisch auf und ab. Es muß sich einfach jemand finden lassen, der den Anfang macht.

Diese Herren, auch in einer der Zugangsstraßen, erinnern mich allerdings so wie sie da stehen eher an die Damen ein Stückchen weiter auf der Davidstraße. Was mich dann doch lachen läßt. Ich habe mich leider nicht getraut, mal hinzugehen und nach dem Preis zu fragen.

Derweil läuft auf der Bühne noch ein Konzert. Die Stimmung ist trotz der massiven Polizeipräsenz erstaunlich entspannt, das Wetter ist lau, man ist gewillt, einen schönen Abend zu haben.

Plötzlich ist es dann soweit. Die Uniformierten fühlen sich bedroht und in einem Affenzahn knallen die Wasserwerfer herbei. Das fand ich unglaublich: es sind große, richtig schwere Fahrzeuge und die heizen dann in einem unglaublichen Tempo an wegspringenden Passanten vorbei. Schon das ist unverantwortlich. Jedem ist doch klar, daß Abends der ein oder andere schon was getrunken hat und dann vielleicht nicht ganz so schnell von der Straße kommt. Da hätte schon mal der erste überfahren werden können. Während von den Autos also Durchsagen kommen, wird hektisch die Bühne abgebaut. Die wäre jetzt im Weg.

Zum jetzigen Zeitpunkt, Nachts um 03:00 Uhr, kann man in den Agenturmeldungen lesen, daß es vor der Flora brennende Barrikaden gegeben habe. Das ist Quatsch. Gelogen. Vielleicht ein Standardtext, den man jedes Jahr neu aus der Schublade holt. Diese Photos hier sind vor der Flora entstanden und da brennt nichts. Gar nichts. Der einzige Qualm der entsteht sind die heftigen Abgase der Wasserwerfer. Es fliegen auch keine Flaschen oder Steine. Statt dessen bedeckt die Polizei die Leute, die vor den umliegenden Kneipen an den Biertischen sitzen, mit Salven aus den Wasserwerfern. Leute, die nicht zum Schwarzen Block gehören, sondern einfach nur ihr Samstagsbier trinken wollen. Das halte ich für taktisch unklug, weil so Symphatisanten geboren werden.

In den Agenturmeldungen kann man auch lesen, die Polizei sei dieses Jahr mit relativ wenig Polizisten vor Ort. Auch das ist Quatsch. Die Uniformierten kommen aus allen Löchern angerannt und auf der Plazza sind ganz schnell mehr „Staatsdiener“ als Zivilisten.

Statt dezenter Salven wird der Wasserdruck nun deutlich erhöht und die meisten Unbeteiligten sehen zu, daß sie verschwinden. Das mache ich auch. Ich glaube, hätte ich mir noch weiter angesehen, wie die Polizei vorgeht, wäre ganz schnell auch ein Stein in meinen Händen gewesen. Für einen Einsatz in dieser Form gab es in meinen Augen noch nicht mal ansatzweise einen Grund.

Was bleibt als Fazit ?  Die Polizei spielt mit solchen Aktionen den Schwarzblöcklern in die Hände. Statt komplett wegzubleiben und einen netten Grillabend im Polizeivereinsheim zu veranstalten, müssen die Uniformierten als Terminator so lange in der Gegend herumlaufen, bis es dann tatsächlich zur Keilerei kommt. Was mich deutlich befremdete waren die Gesichter einiger Polizisten: die freuten sich richtig darauf, jetzt endlich loslegen zu dürfen. Endlich Party. Das macht sie keinen Deut besser, als irgendwelche rauflustigen Jugendliche.

Wenn unser Land, unsere Demokratie, keinen kleinen Haufen linksextremer Hansel vertragen kann, die ein paar bekloppte Parolen skandieren, dann tut mir dieses Land leid, dann hat es nichts anderes verdient, als vor die Hunde zu gehen. Der Einsatz jedenfalls hatte in meinen Augen — und ich war immerhin vor Ort — eindeutig totalitären Charakter. Und da kann ich der Polizei nur zurufen: „Ihr seid erwachsene Leute, Ihr solltet Euch was schämen !“. Letztlich habe ich den Polizeistaat gesehen, gegen den tagsüber manchmal gewettert wurde. Und ich habe erheblich Achtung verloren.