freier Tag in Halle

Eigentlich müßte ich ja noch einige Städte aus unseren Osterfahrungen nachtragen. Das werde ich auch noch. Aber ich habe beschlossen, daß ich jetzt einfach mal in der Jetztzeit weitermache und die Vergangenheit als Schmankerl immer mal zwischendurch nachtrage. Ich werde Euch also die restlichen Schurkenstaaten nicht vorenthalten. Das finde ich besser. Gestern hatten wir also einen freien Tag in Halle an der Saale. Den verbrachte ich zum einen im Wellnessbereich unseres Hotels und bereitete auch die Fernsehaufzeichnung unserer Show in Zagreb vor. Zwischendurch kaufte ich ein paar Sachen ein und kam an einem Obstladen vorbei, in dem es Holländische (!) Erdbeeren gab. Für 3,50€ das Pfund. Die sahen unverschämt gut aus und waren auch noch lecker. Ich konnte einfach nicht daran vorbeigehen, obwohl ich natürlich weiß, daß jede einzelne Beere wahrscheinlich einen CO2 – Fußabdruck hinterläßt, mit dem man per Braunkohlebriketts auch eine Woche lang heizen könnte und daß sowas ohne moderne Gentechnik eher nicht möglich ist. Die Schlange war also stärker als das warnende Wort.

Auch kam ich am Hallenser Weihnachtsmarkt vorbei, der zu 75% aus Freßbuden besteht. Darauf ein Weihnachtsmann im typischen Billigstkostüm. Ich finde das etwas schade. Selbst die kleinsten Kinder merken doch, daß die Klamotten aus dünnem Filz sind und kein wertvoller Umhang. In den Köpfen wird also eingebrannt, der Weihnachtsmann ist ein billiger Penner. Da finde ich so einen richtigen Nikolaus mit Samtumhang, Stab und Mitra doch viel edler und auch viel besser dem Anlaß angepaßt. Kein Supersonderangebot vom Wühltisch, sondern eben ein würdiger Mann.

Abends war ich dann gemütlich essen; bei einem schönen, alten, gutbürgerlichen Italiener. Ich finde die Stimmung in solchen Restaurants sehr angenehm. An der Türe wird man empfangen, der Mantel wird einem abgenommen, der Service ist gut und Prosecco, Pellegrino, Caprese, Barolo & Pizza sind einfach Delikatessen. In solchen Momenten kommt dann doch mein bürgerliches Elternhaus durch.

Es war also ein gemütlicher Tag und das ist auch gut so.

Was bleibt ?

Das hier ist tatsächlich mein letzter Eindruck vom Petersburger Flughafen. Also ein guter Moment, um mal Resümee zu ziehen über unsere Zeit in Rußland. Über den auffälligen Kontrast zwischen jungen und älteren Frauen hatte ich ja schon ausführlich geschrieben. Tatsächlich ein Phänomen, das uns auch nach dem Verlassen des Landes beschäftigen sollte. Noch tagelang verglichen wir die einheimischen Frauen mit denen in Rußland. Von den 20 Leuten in der Truppe waren halt 19 Männer. Auch über die vielen Menschen, die einfach nur herumstanden in den Hallen, über die vielen Securities schrieb ich schon. Insgesamt herrscht eher ein ruppiger Ton vor in Rußland.

Auch augenfällig ist der Verfall; selbst neue Gebäude zeigen ihn schon, indem entweder schlampig, oder erst gar nicht richtig zuende gebaut wird. Ältere Gebäude scheinen nur selten renoviert zu werden (es sei denn, sie sind touristisch wertvoll). Das ist schade, aber eben vielleicht auch ein Synonym für die Gesamtsituation im Land.

Auf der anderen Seite muß ich sagen, daß sich manches Vorurteil nicht bewahrheitete: in Deutschland spricht man manchmal abfällig von einer Russentruppe, wenn osteuropäische Helfer mit schlechten Deutschkenntnissen und der Neigung zum Verdunsten Drücken vor der Arbeit eingesetzt werden. Die Helfer in Rußland waren zwar oft des Englischen nicht mächtig, aber immer zur Stelle und warteten geduldig und gut sichtbar, wenn es mal nichts zu tun gab. Drückeberger erlebten wir nicht. Auch vergaß ich in Moskau meinen Ledermann in der Halle; am nächsten Morgen konnte ich ihn ordentlich beschriftet im Hallenbüro abholen. Wenn wir ehrlich sind, dann wäre er in Deutschland verschwunden gewesen.

Mir ist klar, daß mein Eindruck stark verfälscht ist von der Tatsache, daß ich das Land nur unter Zeitdruck und nur aus der Perspektive der Veranstaltungshallen sah. Ich hatte nie die Gelegenheit, die schönen Seiten der Städte, oder gar Alltagsleben zu sehen. Ich hatte nie die Gelegenheit, wirklich die Menschen kennenzulernen, konnte nicht hinter die rauhe Schale der Einheimischen schauen, hinter der sich vielleicht dann doch sehr nette Leute verbergen. So bleibt das Bild eines rauhen, ruppigen Landes, bei dem man froh ist, wenn man es wieder verläßt, auch wenn man weiß, die wahren Perlen vielleicht nicht gefunden zu haben. Vielleicht ergibt sich ja noch mal die Gelegenheit, mit mehr Zeit durch Rußland zu reisen.

Goodbye Lenin

Die Reise von Ekaterinburg nach Helsinki ist mit einigen Schmerzen Hürden versehen. Die erste Hürde heißt Lobby – Call und der ist bereits um 03:00 Uhr. Ich weiß, daß Ihr versteht, daß ich aus dieser Zeit keine Photos habe. Vom Hotel geht es zum Flughafen und von dort nach St. Petersburg. Bevor ich im Flieger wieder einnicke stelle ich noch fest, daß diese gelben Natriumdampflampen der Straßenlaternen von oben eine schöne, heimelige Stadtbeleuchtung abgeben. Dann bekomme ich erst wieder mit, daß mich die Stewardess recht ruppig weckt, weil ich die Lehne wieder hochstellen soll. Sie behauptet, sie habe es erst freundlich versucht. Gähn. Ich glaube ihr nicht und will in einen Nightliner.

In Petersburg angekommen stellen wir fest, daß wir auf dem Inlandsflughafen sind und per Bus zum Auslandsflughafen fahren müssen. Aha. Die anderen Fahrgäste des Busses sind über unsere Kofferberge nicht gerade erfreut. Wir auch nicht. Ich stelle fest, daß ich mittlerweile bereits jeden Koffer unserer zwanzigköpfigen Truppe einem Mitreisenden zuordnen kann. Nach knapp 20 Minuten sind wir da. Jetzt haben wir 4h Wartezeit. In Worten: vier Stunden. Es gibt keine andere Verbindung am Wochenende. Die Haupthalle des Flughafens darf man erst zwei Stunden vor Abflug betreten, wir hängen also in einer Vorhalle ab, sind die einzigen Gäste des einzigen Cafes dort und bringen die einzige Kellnerin ganz schön auf Trapp. Es gibt im ganzen Flughafen, zur Erinnerung: wir sind im internationalen Flughafen St. Petersburg, keine ausländische Tageszeitung zu kaufen.

Zwei Stunden vor Flug dann haben wir Zutritt zur Haupthalle. Aber erst müssen wir durch die Sicherheitsschleuse. Mit allem Gepäck und mit Bodyscan. In Deutschland sind die Dinger ja wegen Persönlichkeitsrechten verboten, hier werden wir bis auf die Haut durchleuchtet. Ich ziehe den Bauch ein, um besser auszusehen; Reiny, unser Backliner, macht den Moonwalk. Natürlich muß ich meinen Koffer ausräumen und den Sicherheitsleuten die Laserhandschuhe erklären. Wir dürfen einchecken und ein Teil der Truppe reist plötzlich BusinessClass. Alle Techniker, aber eben nicht alle Sänger und Bandmitglieder. Später in Helsinki höre ich zufällig wie zwei Bandmitglieder sich darüber aufregen, daß sie normal, wir Techniker aber Business flogen. Mir ist es bei einem 50minütigen Flug fast egal, genieße aber trotzdem die größere Beinfreiheit.

Zu den Privilegien eines BusinessClass – Reisenden gehört, daß man auch in die Business – Lounge darf. Dort gibt es kostenlos Snacks, Getränke und jede Menge Alkohol. Für Letzteres ist es mir noch zu früh, andere sind weniger zimperlich und testen ausgiebig die russische Destillationskunst. Außerdem, fast schon eine Sensation, gibt es deutsche Tageszeitungen. Vom Vortag, aber immerhin. Der Tagesspiegel ist kopiert und kein Original. Die Mädels am Tresen erklären mir, daß die Lounge von den nichtrussischen Fluggesellschaften betrieben würde und daß es deshalb auch etwas anderes als Russisch zu lesen gäbe.

Beim Boarding dann noch ein zweiter Sicherheitscheck. Dieses Mal müssen wir nicht nur Mäntel, Jacken und Gürtel ausziehen, sondern auch die Schuhe. Eine Karawane von Reisenden in blauen Einmalsocken trabt durch die Schleuse, mit einer Hand die rutschende Hose hochhaltend. Ich freue mich, daß wir uns noch nicht bis zur Unterhose ausziehen müssen. Nach dem Metalldetektor werden wir abgetastet. Komplett und überall. Ich bin ein Terrorist.

Beim Betreten der FinnAir – Maschine stelle ich fest, daß auch Frauen über 30 freundlich lächeln können. Nach den Tagen in Rußland ist diese Feststellung sehr erwärmend und ich freue mich über die natürlich – freundlichen Stewardessen um die 40, die ich sonst nicht besonders beachtet hätte.

Bei Tageslicht kann man dann sehen, daß sich der nationale und der internationale Flughafen in St. Petersburg die selbe Landebahn teilen, die auch als Taxiway genutzt wird. Scheint also nicht viel loszusein dort. Da erscheint die Trennung der Gebäude als Reisender natürlich doppelt ärgerlich und auch aus wirtschaftlicher Sicht verstehe ich es nicht. In Zeiten des kalten Krieges mag sowas ja seinen Grund gehabt haben, aber heute ?  Egal, die Maschine nimmt Anlauf, hebt ab, wir sind weg.

Fernsehturm

Auch wenn es chronologisch natürlich jetzt komplett raus ist, wir haben heute einen Offday in der Hauptstadt, den ich im wesentlichen grippebedingt verschlafen habe: um 16:00 Uhr kam ich wieder zu mir. Dann ein kleiner Gang durch die Gemeinde. Ich mag Berlin. Die Stadt hat eine ganz eigene Ausstrahlung, die sie mit keiner anderen teilt. Ich lebte hier mal eine Zeit, im Wedding und auf’m Prenzel. Und auch wenn die alte Bärin sich nach allen Kräften bemüht, das mottenzerfressene Fell auf neu zu putzen; im Winter, wenn es dunkel ist, dann kommt das alte Gefühl wieder hoch, dann liegt doch noch der Geruch von Kohleöfen in der Luft und das ganz spezielle Berliner Licht liegt über der Stadt. Das sind Situationen, in denen ich fast wieder hierhin ziehen möchte. Warum auch immer mag ich gerade den Winter in Berlin. Im Sommer bin ich lieber in Hamburg.

Um das Hotel herum ein Spätkauf neben dem anderen. Ich frage mich, wie die alle überleben. Aber es ist praktisch, denn ich kann Obst & Säfte kaufen und in einem sogar frischgepreßten Orangensaft. Als Waffe gegen die Viren, die mich so niedergeschmettert haben. So eine linke Bazille möchte man fast sagen.

Jetzt aber erst mal durch die Mails kämpfen. Und später werde ich schauen, daß ich hier im Blog wenigstens mal aus Rußland raus und nach Helsinki komme.

Russisches Geld

Hier möchte ich Euch mal kurz das russische Geld, den berühmten rollenden Rubel, vorstellen. Rund 45 Rubel ergeben einen Euro, ein Rubel ist also etwas mehr als zwei Cent. Das hindert die Russen aber nicht daran, auch Kopeken zu haben. 100 Kopeken sind ein Rubel. Und tatsächlich gibt es auch die ein – Kopeken – Münze mit einem Wert von immerhin 0,0222 Cent. Die kommt allerdings im Alltag, so versichterten mir Kassiererinnen, nur noch für Touristen vor. Übliche kleinste Münze ist das 10 – Kopeken – Stück mit einem Wert von 0,222 Cent. Immerhin.

Von Moskau nach Ekaterinburg

In den letzten Tagen sahen wir gar nichts von den schönen Seiten der Städte, bewegten uns immer nur in den schraddeligen Stadtteilen, gewissermaßen im tiefen Osten. Und das ändert sich auch nicht bei der knapp einstündigen Fahrt vom Hotel zum Flughafen. Es gibt einige wenige Monumentalbauten, nur wenige schöne Vorkriegssubstanz, ansondern viele Bausünden aus sozialistischer und postsozialistischer Zeit. Dabei könnten die Städte durchaus viel schöner wirken, wenn man ihnen mal ein paar Pötte freundlicher Farbe spendierte. Direkt am Moskauer Autobahnring liegen auch einige große, alte Märkte, die beim Vorbeifahren wie eine Kombination aus Trödel- und Baumarkt aussehen. Da könnte man neben bei den klassischen Sehenswürdigkeiten sicher auch einen ganzen Tag verbringen. Allerdings wird man ohne Dolmetscher da nicht richtig weiterkommen. Aber es würde mich ja schon mal interessieren, weil auf solchen planenverhangenen Märkten einfach das echte Leben pulst.

Für mich auffällig ist auch der extrem hohe Teil an übergroßen Konzertplakaten im Stadtbild; sie halten sicher 25% an der Gesamtwerbefläche. Beworben werden neben wenigen einheimischen Künstlern viele Shows, die man auch von zuhause kennt: Riverdance, a-ha, Metallica, aber auch Rammstein, Hansi Last und erstaunlicherweise inExtremo.

Während des Flugs nach Ekaterinburg merkt man dann, wie groß und leer Rußland ist, obwohl wir für russische Verhältnisse ja gar nicht weit fliegen. Zu sehen ist im wesentlichen erst leicht, später dann stärker verschneite Landschaft, breite, meandernde Flüsse, zugefrohrene Seen, sich bis zum Horizont schnurgerade hinziehende Straßen & Eisenbahnstrecken. Von oben ein ruhiges und friedliches Land, in dem man sicher tagelang wandern kann, ohne jemandem zu begegnen. Wir konnten teilweise 15 Minuten lang fliegen, ohne die Lichter einer Stadt zu sehen.

Bei der Ankunft in Ekaterinburg erst mal der Eindruck, daß nach einem richtigen Wortanfang der Typograph sich einen Scherz erlaubt hat; aber natürlich ist es eben Kyrillisch. In der Halle mit den Gepäckbändern residiert eine getiegerte Katze in krüppeligen Topfpalmen und beobachtet majestätisch und schläftig das Treiben. Auch ein Weg gegen Mäuse und Ratten.

Für Tontechniker ist die Gegend hier ja legendär; immerhin wurden in einem Vorort von Ekaterinburg vor Jahren Kompressoren erfunden und werden bis heute weltexklusiv für die verschiedenen Marken gebaut. Nur ein Kompressor aus Kompressorniy ist eben der Echte mit der Goldkante.

Weniger Goldkante ist der Bus, der uns durch die Gegend schaukeln soll. Die Luken zu den Gepäckfächern lassen sich angeblich nicht öffnen und so hiefen wir alle Koffer und Taschen durch die hintere Türe auf die Sitze. Dieser vorgeblich kurzfristig aufgetretene Fehler war auch anderthalb Tage später bei unserer Abreise noch nicht behoben. Wenn man sich den Bus näher anschaut, dann liegt der Gedanke nicht sehr fern, daß dieses Problem schon länger besteht. Kurzfristigkeit ist aber natürlich im Universum auch relativ.

Im Hotelgebäude kommen dann plötzlich Heimatgefühle auf: das deutsche Konsulat ist hier beheimatet. Ich gehöre im Urlaub eher zu den Menschen, die sich von Landsleuten fernhalten, bin keiner, der jetzt übermäßigen Heimatstolz pflegt. Aber mitten in der russischen Unfreundlichkeit ist allein so ein Schild mit Bundesadler ein wärmender Lichtstrahl.

Nach dem Einchecken waren wir dann noch auf Einladung des örtlichen Veranstalters recht lecker essen. Die örtliche Küche ist gut gewürzt und schmackhaft. Ein deutlicher Kontrast zum Essen am Vorabend. Nur die Kellnerinnen ließen ihren russischen Charme leider nicht so richtig sprühen. In einem Nachbarort gab es mehrere Schweinegrippenfälle. Später während der Reise werden wir gerade an Flughäfen noch viele Menschen mit solchen Mundschutzen sehen. Lustigerweise oft nach unten über’s Kinn gezogen, den Mund frei.

Nighttrain to Moscow

Wie kommt man zuverlässig von St. Petersburg nach Moskau, wenn man keinen Nightliner dabei hat und der letzte Flug vor Showende geht ?  Genau, mit dem Nachtzug. Auch zugfahren ist in Rußland natürlich etwas anders als in Deutschland. So werden beispielsweise die Gleise erst etwa fünf Minuten vor Abfahrt angezeigt. Die Fahrgäste tummeln sich also alle in der Empfangshalle des Bahnhofs und mit Ansage des Gleises stürzen sie dann zum angegebenen Bahnsteig. Was bei uns mit dem ganzen Gepäck (Specials und alle Kostüme müssen ja neben den privaten Klamotten auch transportiert werden) schon eine kleine Aktion ist. Aber Tourmanager Chris Brown hat alles immer perfekt organisiert und so geht es natürlich auch hier gut.

Bei Einfahrt des Zuges stellt man dann fest, daß die Wagennummern nichts mit der Wagenreihung zu tun haben, das geht alles durcheinander. An jeder Türe stehen zwei uniformierte, streng blickende Schaffnerinnen, die auch völlig humorlos reagieren, als wir klassenfahrtsgleich angestürmt kommen und die Sänger sie photographieren wollen. Also erst mal rinn in die juute Stube. Wir haben einen ganzen Waggon für uns, trotzdem dauert es natürlich eine ganze Zeit, bis dann alle ihr Bett gefunden haben und alles Gepäck verstaut ist.

Die Fahrt selbst verläuft dann völlig unspektakulär. Die Waggons sind zwar alt und deutlich gebraucht, aber in sehr gut gewartetem Zustand. Da klappert nichts. Tatsächlich verläuft die Fahrt deutlich ruhiger, als in manchem CNL der Deutschen Bahn, was meine ostdeutschen Technikerkollegen dazu verleitet, den alten Spruch: „Vom russischen Bruder lernen heißt siegen lernen.“ wieder auszugraben. Dieses Mal stimmt der Spruch tatsächlich.

Morgens bei der Einfahrt ins leicht verschneite Moskau fällt mir auf, wie viel hier eigentlich aus Metall ist. Kilometerlange, verrostete Blechzäune beispielsweise. Ich habe den Eindruck, daß hier viel mehr aus Eisen ist, als bei uns.

Vom Bahnhof dann schnell ins Hotel, einchecken, und dann ins Venue nebenan.

Reise nach St. Petersburg

Am Hamburger Flughafen erwartete uns dann nicht nur unser erstes Einchecken, sondern auch ein immerhin zweiköpfiger Shantychor. C-V und Simon waren meiner Bitte gefolgt und tatsächlich zum Flughafen gekommen, um mir ein Ständchen zu singen. So schallte dann „Junge, komm‘ bald wieder“ in herbem Männergesang durch die Hallen; sehr zum Amusement meiner Mitflieger, sehr zur Irritation anderer Reisender, sehr zu meiner Freude, denn ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, so feierlich verabschiedet zu werden. Euch beiden also an dieser Stelle ein ganz lieber Dank !

Die Maschine der airBaltic, in die wir dann stiegen, fanden wir als Techniker übrigens ideal beschriftet: immerhin ist die Tipprichtung klar angegeben, wenn sie mal in den Truck muß.

In Riga stiegen wir dann in die schon beschriebene Fokker 50 ein, von der auf diesem Flughafen eine ganze Staffel stand. Beide Flüge gingen reibungslos vonstatten. In St. Petersburg dann ein erster Eindruck der russischen Seele: bei der Ausweiskontrolle eine Frau, völlig ausdruckslos stempelt sie Paß und Visum, grüßt nicht, lächelt nicht, arbeitet robotergleich. Und auch die ersten jungen russischen Frauen geraten in unsere Aufmerksamkeit. Ein atemberaubendes Thema, das uns noch häufiger beschäftigen wird.

Erst mal geht es aber mit dem Bus vom Flughafen ins Hotel. Kaum haben wir das Flughafengelände verlassen, scheinen uns auch schon die großen Leuchtreklamen von Metro und Obi entgegen. So hatte ich mit die Ankunft in Rußland eindeutig nicht vorgestellt. Da fliegt man stundenlang und dann sieht man nicht kyrillische Vodkareklame, sondern schnöde, deutsche Logi. Globalisierung ist in diesem Fall ganz eindeutig desillusionierend.

voll…

Während man die Assoziationen beim Essensdienst vielleicht noch meiner schlechten Phantasie zuordnen kann, ist diese großflächige Aktion eines großflächig vertretenen Elektrohökers sicher entstanden, als die Werbeverantwortlichen sternhagelvoll unter’m Tisch lagen. Wobei es ausgerechnet bei Batterien ja noch ein Prädikat sein könnte. Jedenfalls stelle ich immer mehr fest, daß ich nicht zur gesuchten Zielgruppe dieser Art von Unternehmen gehöre. Ich bin gegangen, ohne zu kaufen.