Shoppen in Berlin

Konnopke in Berlin

Gestern war sowas wie ein freier Tag in Berlin. Ich war noch etwas unterwegs, um ein paar Kleinigkeiten zu besorgen, die wir morgen auf dem Gendarmenmarkt benötigen werden, aber ich habe die Gelegenheit auch genutzt, um mein kleines privates touristisches Programm abzuspulen; immerhin habe ich ja mal eine Zeit in Berlin gelebt. Unter anderem war ich (weil ich sowieso zu Sound & Drumland wollte) bei Konnopke, einem Imbiß, der von sich behauptet, Erfinder der Currywurst zu sein und um den es in der Vergangenheit sogar gewissermaßen Erbfolgekriege gab. Ich muß sagen: die Qualität hat in den letzten Jahren deutlich nachgelassen. Die berühmte Sauce nach geheimen Familienrezept schmeckt heute wie ganz normaler Tomatenketchup, über den einfach ein wenig Curry gestreuselt wird.

Besonders auffällig war für mich die ausgesprochene Freundlichkeit der Leute in den Läden, die ich besuchte. So ganz berlinuntypisch. Nicht eine Berliner Schnauze, sondern überall richtig freundliche Menschen. Unglaublich. Besonders auffällig war es im neuen MediaMarkt am Alex: es gab ausreichend viele (!), freundliche (!), motivierte (!) und informierte (!) Verkäufer. Das habe ich in Läden dieses Genres noch nie erlebt.

Um die Ecke dann noch eben bei meinem Lieblingstürken meinen Obstbedarf für die nächsten Tage eingekauft und dann in die U-Bahn. Dort dann ein Akkordeonspieler mit einem unheimlich großen Knopfakkordeon, der darauf so überzeugend ganze Orgelkonzerte spielte, daß ich zwei Bahnen fahren lies, um ihm zuzuhören. Ihr seht, ein schöner Tag.

Morgen, Kinder, wird’s was geben

Probe mit dem Babelsberger Filmorchester

Nein, kein Weihnachten, aber fast. Morgen spielt Annett Louisan zusammen mit dem Babelsberger Filmorchester und Gästen (Götz Alsmann, Laith al Deen, Martin Gallop) vor beeindruckender Kulisse beim Gendarmenmarkt – OpenAir in Berlin.

Annett Louisan, Laith al Deen und das Deutsche Filmorchester Babelsberg bei einer Probe

Heute ist noch mal Probe, damit auch alles glatt läuft und es ist schon ein tolles Gefühl, die Stücke auch mal im Orchestergewand zu hören. Nebenbei: es gibt noch ein paar wenige Karten…

Die Kulisse von GZSZ (Gute Zeiten, schlechte Zeiten)

Direkt nebenan steht diese Szenierie hier, die Ihr vielleicht aus dem täglichen Vorabendprogramm kennt: die Filmkulisse aus Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Was auf den ersten Blick erst mal ziemlich echt aussieht, ist aber wirklich nur Kulissenbau.

Die GZSZ - Kulisse von hinten; Bild größerklickbar

Dieses Photo beweist: hinter den Hausfassaden ist nichts, außer ein wenig Stahlbau. Und auch von vorn ist jedes Grafitti durch Graphiker geplant und ausgeführt, nichts dem Zufall überlassen. Sowas vergißt man ja gerne, wenn man sich Serien wie GZSZ oder Filme im Kino anschaut.

Kopf ab

Bevor es böse Kommentare hagelt und wüste Beschimpfungen — oder gar Beifall: der nachfolgende Artikel ist in Ruhe zu lesen. Er ist in Strecken böse provokant und sarkastisch. Aber auch nachdenklich. Anstoß für den Artikel ist eine erhitzte, über dreistündige Skype – Diskussion, die ich mit einem Menschen führte, den ich sehr schätze. Sollte es in den Kommentaren nicht zivilisiert zugehen, werde ich sie sofort sperren; ich wohne im Einzugsgebiet des Hamburger Landgerichts……

Das Bild aus der Ausstellung mußte ich leider aus urheberrechtlichen Gründen entfernen.

Heute eröffnete in Berlin die deutsche Filiale Madame Tussauds‚. Schon im Vorfeld gab es eine hitzige Diskussion über ein besonderes Exponat: Adolf Hitler. Im Gegensatz zur Londoner Ausstellung, in der er kämpferisch mit erhobener Faust zu sehen ist, wird er in Berlin zusammengesunken in seinen letzten Tagen gezeigt. Viele waren und sind der Meinung, daß man ihn in einer solchen Ausstellung nicht zeigen dürfe. Ich frage mich, warum nicht. Er ist Teil unserer Geschichte. Zugegeben: kein rühmlicher Teil. Aber so, wie er in Berlin gezeigt wurde, finde ich das durchaus gut. Es gibt erklärende Texte, es gibt ein Umfeld, auch mit Widerstandskämpfern. Und im Gegensatz zu den anderen Figuren darf man keine Photos nach dem Motto: „mein Kumpel Adolf“ mit ihm machen.

Die Ausstellung war kaum wenige Minuten alt, da durfte sich ein Deutscher dafür rühmen, das erste geglückte Attentat auf Hitler vollbracht zu haben: er sprang über die Absperrung, überwand zwei Securities und riß dem Wachshitler den Kopf ab. Das ist natürlich erst mal eine schöne Geste. Daß jetzt das Gezeter wieder losgeht, ist aber auch klar: der Hitler muß da aus der Ausstellung verschwinden. Muß er ?  Warum ?

In Deutschland hat man es sich nach dem Krieg schön einfach gemacht: Hitler hat das Übel über uns gebracht, er ist an allem Schuld, aber wir, wir waren alles Widerstandskämpfer. Mit diesem Selbstbetrug ist der Ruf nach Entfernung der Wachsfigur aus der Ausstellung gut zu verstehen. Sie erinnert uns an unsere eigene Vergangenheit, an die eigenen Verfehlungen (bzw. die unserer Vorfahren). Und darum muß der da weg.

Hitler war kein Solotäter. Ein Diktator ist nichts ohne Menschen, die ihn auch Diktator sein lassen. Die seine Ideen für so richtig erachten, daß sie ihm folgen. Er hat all seine Phantasien schon Jahre vorher in „Mein Kampf“ aufgeschrieben und er wurde gewählt. Es gab tausende KZ – Arbeiter, tausende SS – Soldaten, tausende SA – Soldaten. Er hat gefragt, ob „wir“ mitmachen und fast alle haben begeistert JA ! geschrieen. Es gab tausende Blockwarte, tausende Denunzianten, tausende freiwillige Soldaten für den Krieg. DAS VOLK war für Hitler, war mit Hitler, war von Hitlers Ideen begeistert.

Hitler war kein Biest, er war ein Kind seiner Zeit und er war die „richtige Idee“ zur „richtigen Zeit“.

Ihn als Solotäter zu sehen ist falsch. Ist gefährlich. Ist zu einfach.

Als bildender Künstler würde ich Hitler als Opferlamm schaffen. Er opfert seinen schlechten Ruf für uns alle. Damit der Rest seiner Generation sich reinwaschen kann in Unschuld.

Wie Jesus.

Hitler, der deutsche Jesus.

Gewissermaßen.

So hätten wir’s gern. Aber an deutschen Händen klebt noch Blut.

Statt abstrakter Mahnmale sollte man Hitlerstatuen in jede Stadt stellen: da steht er. Der Rattenfänger aus Österreich. Wir sind ihm alle nachgelaufen. Nur so konnte alles geschehen.

Ich möchte auf gar keinen Fall den Eindruck entstehen lassen, ich hielte den letzten Reichskanzler im Grunde für einen lieben, netten, mißverstandenen Mann. Ganz sicher nicht. Aber wir müssen uns mit ihm als Teil unser‘ aller Vergangenheit auseinandersetzen. Wenn wir Bilder von ihm verbieten, dann erhöhen wir ihn auf eine Stufe, die er nicht verdient. Die ihm nicht gerecht wird. Der alttestamentarische Gott ist jemand, dessen Namen man nicht aussprechen darf, dessen Bild man sich nicht machen darf. Hitler ist nur ein Mensch. Also darf, muß man den Namen erwähnen und Bilder zeigen. Damit er und das wofür er steht nicht in Vergessenheit gerät. Damit wir den gleichen Fehler nicht erneut begehen. Schauen wir uns nur um in unserem Staat. Es gibt genug Menschen, die Hitlers Wahnsinn heute wieder gar nicht so wahnsinnig finden. Im Osten offener, im Westen verhaltener. Wenn wir die offene Auseinandersetzung unterbinden, wenn wir die Hitlerfigur in einer Ausstellung nicht ertragen, dann breiten wir das Tuch der Verdrängung aus. Das halte ich für falsch.

Darum: die Figur Hitlers muß zurück in die Ausstellung. Und viele, die ungeklärte Haßgefühle gegen ihn hegen, sollten sich mal fragen, ob sie nicht unverarbeitete Geschichten aus ihrer eigenen Familie in sich herumtragen. Daß die Figur für reale Opfer des Nationalsozialismus‘ eine Belastung sein kann, ist verständlich. In der Ausstellung sitzt ein gescheiterter Mann. Zum Glück. Vielleicht neben dem Schmerz über das Erlebte auch eine Möglichkeit für Genugtuung.

Konzert im Regen

Freilichtbühne Eisenhüttenstadt

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Freilichtbühne Eisenhüttenstadt; Bild größerklickbar

Am gestrigen Freitag gab Annett Louisan eine OpenAir Show auf der Freilichtbühne Eisenhüttenstadt. Bei den letzten beiden Terminen vertrat mich Jens und so war ich doppelt froh, wieder mit der Truppe unterwegs zu sein. Auch wenn der Weg von Hamburg aus recht stauig und auch die Adresse im Rider nicht korrekt war, so fand ich dann doch noch halbwegs in time dorthin und freute mich über eine recht gutgelaunte und gut arbeitende örtliche Crew.

Annett Louisan in Eisenhüttenstadt

Während es während Auf- und Abbau halbwegs trocken war, ist dieses Bild sehr bezeichnend für das Konzert: es regnete ausdauernd & konstant. Annett lies es sich aber nicht nehmen, den großen Abstand zwischen überdachter Bühne und Publikum einfach zu überspielen. Zwischendurch kurz mit Schirm, aber im Wesentlichen ohne. Wenn das Publikum naß wird, dann wird sie’s halt auch. Irgendsowas muß sie sich gedacht haben, denn tatsächlich war sie etwa die Hälfte des Konzerts nicht unter dem schützenden Bühnendach.

Annett Louisan in Eisenhüttenstadt

Die Stimmung im Publikum war ob der Regensolidarirät schlicht begeistert und so wurde es ein so schöner Abend, daß man später in der Band unkte, man spiele ab jetzt immer im Regen. Wir kommen also gerne wieder — und wenn es dann nicht regnen sollte … na gut … dann kommen wir auch.

Hotel Berlin, Eisenhüttenstadt

Zimmer 308 im Hotel Berlin, Eisenhüttenstadt; Bild größerklickbar

Das Hotel Berlin in Eisenhüttenstadt ist ein ganz typisches Beispiel von ehemaligen DDR – Häusern, die kurz nach der Wende auf Westniveau renoviert wurden. Leider ist dabei ein wenig Seele und Einmaligkeit verlorengegangen. Und so ist das Hotel Berlin heute ein beliebiges unteres Dreisternehaus. Es gibt keine durchgängig besetzte Rezeption und auch keine Minibar im Zimmer, nur einen Verkauf an der Rezeption, der aber eben auch zwischen 23:00 und 05:00 Uhr nicht zur Verfügung steht. Ich kam um 22:45 an und zu diesem Zeitpunkt hatte die Rezeptionistin schon deutlich keine Lust mehr, mir noch etwas zu verkaufen. Die Kasse war nämlich schon weggeräumt.

Das Zimmer ist soweit ok., das Bad wirkt durch den großen Spiegel sogar äußerst geräumig. Wer Wert auf ein vernünftiges Frühstück legt, ist in diesem Haus sicher falsch, denn die dargebotene Auswahl und Qualität ist äußerst bescheiden.

Blick über Eisenhüttenstadt; Bild größerklickbar

Beim Blick aus dem Fenster kommen schon sowas wie Ruhrgebietsheimatgefühle auf. Bei der Fahrt durch den Ort und die Umgebung merkt man aber auch, daß ähnlich wie im Ruhrgebiet der Abbau deutlich vorangeht. Interessant sind die vielen asymetrischen Pultdächer, die die Häuser haben. Interessant auch, daß es eine Metzgerei Ranzig gibt. Ob ich die so genannt hätte……

Wer hat den Längsten ?

Manchmal fühle ich mich ja doch geehrt. Da schreibt mich ein Journalist an, nachdem er schon verschiedene andere Institutionen befragt hatte (von denen ich auch dachte, daß die es eigentlich wissen müßten) und fragt mich, welches denn die größte Bühne Deutschlands sei. Puh. Mal abgesehen davon, daß so eine Tourbühne von Rieu natürlich alles sprengt, was aus Stein gebaut ist, bin ich mir nicht sicher.

Friedrichstadtpalast Berlin; Bild größerklickbar

Friedrichstadtpalast Berlin; Bild größerklickbar

Auch wenn es jetzt auf den Bildern nicht so richtig gut herauskommt, weil die Tore zu Seiten- und Hinterbühnen geschlossen sind, aber ich könnte mir vorstellen, daß der Friedrichstadtpalast in Berlin die größte fest gebaute Bühne Deutschlands besitzt. Allerdings habe ich beispielsweise nie in Bayreuth auf der Bühne gestanden. Das ist doch eine Frage für den Huenenmeister und andere klassische Theaterleute: wißt Ihr’s, oder habt Ihr Alternativvorschläge ?

Nachtrag: wenn der Intendant nicht größenwahnsinnig ist und lügt, dann hatte ich Recht: der Palast an der Friedrichstraße hat die größte Bühne Europas.

Ha !

Hatte ich mich doch schon über mein Pech beklagt, daß ich die letzten zwei Konzerte mit Niels Frevert nicht sehen konnte. Jetzt wird’s aber: seine aktuelle CD scheint Niels in ungewohnte Spiellaune versetzt zu haben, denn morgen, am Donnerstag, spielt er im Rahmen von Svens Feierabend in der Villa Verde direkt bei mir in der Nachbarschaft. Neben Gastgeber Sven Bünger und eben Niels Frevert wird außerdem Sebastian Madsen zu Gast sein.

Svens Feierabend ist ein gemütlicher Abend bei guten Getränken und Livemusik im kleinen Rahmen — neben der Gitarren der Künstler steht auch ein Klavier zur Verfügung. Was erfahrungsgemäß aber niemanden daran hindert, doch noch einen Sack voll „Spielzeug“ mitzubringen.

Ab 20:00 ist Einlaß, um 21:00 geht’s los, ich freue mich schon auf einen tollen Abend mit drei Musikern der Extraklasse — und auf Euch auch dort.

mutig

Arbeiter auf dem Dach

Bei diesem tollen Wetter muß ich natürlich in meinem Gartenbüro sitzen und kann dabei nicht nur die Sonne genießen, sondern auch Malern zusehen, wie sie die Gauben unseres Hauses streichen. Hochinteressant ist dabei, daß die Sicherheitsvorkehrungen dabei nicht wirklich durchdacht sind: das Seil ist ein statisches 16mm – Tau, die Seillänge gerne mal 5m quer über das Dach verlaufend. Wenn da einer reinfällt ist es auch egal, denn bei der schon recht gebrauchten Gurtvariante reißt dann entweder direkt der Ring aus (alternativ: die Öse im Dach), oder der Fallende bricht sich durch den Auffangruck elegant das Genick. Der einzige Vorteil des Systems: es entsteht keine Blutlache im Hof. Ich hätte nicht gedacht, daß so ein Arbeiten noch praktiziert wird.