Tempodromshow

Das Tempodrom in Berlin; Bild größerklickbar

Das Tempodrom und seine wechselvolle Geschichte ist natürlich eigentlich eine traurige Sache, trotzdem kann man hier einmalige Konzerte erleben. Durch den runden „Zirkusbau“ entsteht ganz schnell eine sehr dichte Atmosphäre, die Künstler zu guten Shows und die Zuschauer zu frenetischem Beifall stimulieren. Und das erlebten wir auch heute.

Annett Louisan im Tempodrom Berlin; Bild größerklickbar

Bei uns war die Show restlos ausverkauft und restlos meint, daß wirklich jeder Stuhl in dieser Halle besetzt war. Selbst neben der Bühne saßen noch bis ins Dach hoch Leute.

Annett Louisan im Tempodrom Berlin; Bild größerklickbar

Ich bin sicher, daß die Künstler den Abend alle richtig genossen haben und ich hoffe, daß es beim Publikum auch so war. Ich hatte jedenfalls vier Kollegen vor Ort, die allesamt nur positiv sprachen. Auch vom Arbeiten her ist’s hier ja ganz gut, so daß wir Nachmittags dann auch Zeit für’s Geburtstagskaffeetrinken hatten. Schön spießig mit Schwarzwälder Kirschtorte und einem hervorragendem Apfelstrudel.

Wer plant denn sowas ?

In den Kommentaren zum letzten Artikel wunderte sich jemand darüber, warum man eine Tournee nicht systematischer plane, schön geordnet von Norden nach Süden (oder umgekehrt) fahre, sondern statt dessen kreuz und quer unterwegs sei. Nun, dahinter steckt nicht Unvermögen, sondern System ! Zum einen muß man sich ja daran orientieren, welche Halle wann frei ist. Oft ist die Wunschhalle zum Wunschtermin einfach schon belegt; das nicht nur mit anderen Tourneen, sondern beispielsweise auch mit dem Abschlußball der Tanzschule Swingteufel, der Jahreshauptversammlung eines Betriebes, oder mit klassischen Konzerten.

Darüber hinaus ist es aber auch sinnvoll, nicht eine Gegend innerhalb weniger Tage abzufrühstücken. Immerhin gibt es Leute, die zu einem bestimmten Termin nicht können, weil sie im Urlaub sind, oder gerade ungünstig Schicht haben. Wenn man ihnen halbwegs nahe Alternativen anbietet, kommen sie halt dahin. Und dann gibt es noch Wiederholungstäter; wenn ihnen eine Show gefällt, dann sehen sie sich die Vorstellung nach ein paar Wochen gerne noch mal an; am nächsten Tag eher nicht.

Dabei ist dem Pendeln natürlich Grenzen gesetzt: die Strecke muß nachts zwischen Abbauende und Aufbaubeginn unter allen Umständen zu schaffen sein. Bei einer normalen Show mit zwei bis vier Trailern kann man mal sagen, daß Strecken länger als 400km so richtig nicht gut sind. In der Regel hat man zwischen 200 und 300 Kilometern in der Nacht zu schaffen; das geht bequem. Wir Techniker schlafen derweil im Nightliner, das ist ein Bus mit eingebauten Betten. Die Trucker und der Nightlinerfahrer schlafen tagsüber, damit sie Abends laden und fahren können. Nur die Band reist am Tage — was Touren für die meisten Musiker auf Dauer ziemlich langweilig macht. Größere Sprünge sind über den Offday möglich, weil da der Termindruck des Aufbaubeginns nicht besteht.

Ein wenig anders sieht es bei sogenannten Clubgigs aus; da nimmt man die vor Ort vorhandene Technik, stellt nur seine Instrumente auf und fertig. Wenn sowas mit einem Nightliner gefahren wird, kann man da natürlich viel mehr Kilometer zurücklegen, weil der Aufbaubeginn nicht morgens um 09:00 oder 10:00 Uhr ist, sondern eben erst um 15:00 Uhr.

Natürlich gibt es manchmal Situationen, in denen man sich fragt, wer denn bestimmte Fahrrouten verbockt hat. Hamburg – München – Kiel beispielsweise hatte ich vor Jahren tatsächlich mal. Aber im Zuge der Professionalisierung der Branche kommt so etwas zum Glück heute kaum noch vor.

Fahrerei

Unsere Reiseroute

So sieht es übrigens aus, wenn man mal unsere komplette Tour in einen Routenplaner eingibt. Einige Strecken kennen wir schon mit jedem Schlagloch auswendig. Dabei hat sich im Laufe der letzten Jahre einiges verschoben: waren früher die Straßen im Osten schlafraubend, so sind sie dort heute meist in Ordnung; dafür gibt es einige Stellen im Westen, die man deutlich spürt.