Wer plant denn sowas ?

In den Kommentaren zum letzten Artikel wunderte sich jemand darüber, warum man eine Tournee nicht systematischer plane, schön geordnet von Norden nach Süden (oder umgekehrt) fahre, sondern statt dessen kreuz und quer unterwegs sei. Nun, dahinter steckt nicht Unvermögen, sondern System ! Zum einen muß man sich ja daran orientieren, welche Halle wann frei ist. Oft ist die Wunschhalle zum Wunschtermin einfach schon belegt; das nicht nur mit anderen Tourneen, sondern beispielsweise auch mit dem Abschlußball der Tanzschule Swingteufel, der Jahreshauptversammlung eines Betriebes, oder mit klassischen Konzerten.

Darüber hinaus ist es aber auch sinnvoll, nicht eine Gegend innerhalb weniger Tage abzufrühstücken. Immerhin gibt es Leute, die zu einem bestimmten Termin nicht können, weil sie im Urlaub sind, oder gerade ungünstig Schicht haben. Wenn man ihnen halbwegs nahe Alternativen anbietet, kommen sie halt dahin. Und dann gibt es noch Wiederholungstäter; wenn ihnen eine Show gefällt, dann sehen sie sich die Vorstellung nach ein paar Wochen gerne noch mal an; am nächsten Tag eher nicht.

Dabei ist dem Pendeln natürlich Grenzen gesetzt: die Strecke muß nachts zwischen Abbauende und Aufbaubeginn unter allen Umständen zu schaffen sein. Bei einer normalen Show mit zwei bis vier Trailern kann man mal sagen, daß Strecken länger als 400km so richtig nicht gut sind. In der Regel hat man zwischen 200 und 300 Kilometern in der Nacht zu schaffen; das geht bequem. Wir Techniker schlafen derweil im Nightliner, das ist ein Bus mit eingebauten Betten. Die Trucker und der Nightlinerfahrer schlafen tagsüber, damit sie Abends laden und fahren können. Nur die Band reist am Tage — was Touren für die meisten Musiker auf Dauer ziemlich langweilig macht. Größere Sprünge sind über den Offday möglich, weil da der Termindruck des Aufbaubeginns nicht besteht.

Ein wenig anders sieht es bei sogenannten Clubgigs aus; da nimmt man die vor Ort vorhandene Technik, stellt nur seine Instrumente auf und fertig. Wenn sowas mit einem Nightliner gefahren wird, kann man da natürlich viel mehr Kilometer zurücklegen, weil der Aufbaubeginn nicht morgens um 09:00 oder 10:00 Uhr ist, sondern eben erst um 15:00 Uhr.

Natürlich gibt es manchmal Situationen, in denen man sich fragt, wer denn bestimmte Fahrrouten verbockt hat. Hamburg – München – Kiel beispielsweise hatte ich vor Jahren tatsächlich mal. Aber im Zuge der Professionalisierung der Branche kommt so etwas zum Glück heute kaum noch vor.

3 Gedanken zu „Wer plant denn sowas ?“

  1. Danke! für die prompte Reaktion.

    Einiges hatte ich mir schon gedacht, aber das Argument, dass man mit mehreren, versetzt terminierten Gigs in einer Region mehr Interessenten „bedienen“ kann, war mir neu – dachte ich. Dann fiel mir ein, dass ich vor Jahren mal „Stoppok und Worthy“ (sehr empfehlenswert, sowohl diese Kombination als auch und vor allem Stefan Stoppok solo oder mit Band, und auch auf Konserve ist dieser Musiker immer das Geld wert) erst in Stuttgart gesehen habe und dann um ein Haar ein paar Tage später fast auch noch in Freiburg zum Komzert gegangen wäre.

    Dass ich ein paar Wochen vorher auf dem Hamburger Gig der beiden war, war da noch Zufall und Glück bei der Reiseplanung – der Konzertbesuch in Stuttgart (wo ich damals noch lebte) war geplant, Freiburg mußte ich leider kurzfristig ausfallen lassen. Ich wäre aber gerne hingefahren . . .

  2. Bin über den älteren Blogeintrag auf Stoppoks Seite gelandet – und siehe da: 10.04.08 in der Fabrik spielt Stoppok mit Band.

    Am Montag geh ich Karten kaufen!

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