Helgoland

Es ist schon interessant, wenn man durch den Kauf einer CD erfährt, daß der englische Name der Insel Helgoland Heligoland ist und das wiederum eine Entwicklung aus dem Namen „Heiliges Land“. In den Kritiken wurde die aktuelle Veröffentlichung von Massive Attack ja hochgelobt, ich kann mich dem nur zum Teil anschließen. Es gibt einige Nummern, die sich trotz aller zur Truppe gehörenen Düsternis nahtlos in die Brillanz älterer Werke einfügt, die den TripHop in die heutige Zeit portieren. Andere hingegen empfinde ich als langweilig und nur der Selbstbeweihräucherung dienend. Sowas gab es auch schon auf älteren Platten, hier ist die Quote in meiner Empfindung aber höher als früher. Und so bleibt ein zwiegespaltenes Gefühl. Vielleicht verändert sich das noch bei vielmaligem Hören.

Sade

In den letzten Tagen kaufte ich mir ein paar neue CDs, die ich Euch hier auch vorstellen möchte. Beginnen wir also mit Sades Soldier of Love. Mit dieser Scheibe hat sich Sade kein Stück weiterentwickelt. Was ich bei vielen Künstlern als bösen Vorwurf verstehen würde, ist hier nur ein kleiner. Die Platte bietet genau das, was man von Sade erwartet: perfekt und gefühlvoll dargebotene Musik, die man ohne weiteres im Hintergrund laufenlassen kann, ohne daß sie stört, die aber eben auch sehr gut bewußt hörbar ist und dann die ganze Tiefe der bis ins letzte Detail durchdachten Produktion offenbart. Genau dieser Spagat ist sicher das Problem der Veröffentlichung; es ist nicht so, daß man jetzt genau diese CD haben muß, wenn man schon eine der anderen hat. Auf der anderen Seite macht es aber trotzdem Spaß, sie zu hören und zusammen mit den Vorgängern auf dem MP3 – Player hintereinandergeschnitten ergibt sie nun einen verlängerten Soundtrack für schmusige Stunden. Das ist ja auch was.

Extension of man

Bei manchen Künstlern ist es wirklich erstaunlich: als ich vor vielen Jahren, noch zu Vinyl – Zeiten, Donny Hathaway für mich entdeckte, gab es in Deutschland nur das „Live“ – Album und in den Staaten war der Sänger komplett in Vergessenheit geraten. In der Zwischenzeit ist er in Soul – Kreisen viel bekannter geworden und über den Umweg Europa hat man ihn auch in seiner Heimat wiederentdeckt. Zu Recht, wie ich finde. Donny Hathaway hat eine Stimme, der man jede Emotion sofort abnimmt, die aber nie kitschig oder schwülstig wirkt. Und nebenher ist er auch noch ein toller Pianist. So kommt es, daß es mittlerweile wieder alle seine Platten auf dem Markt gibt, auch die 1973 erschienene „Extension of man„.

Als ich am letzten Wochenende nach Hause kam, hatte ich diese CD als nachträgliches Geburtstagsgeschenk im Briefkasten, Leser Ulrich hatte sie mir geschickt. Dafür bedanke ich mich natürlich erstmal ganz herzlich und will an dieser Stelle es nicht versäumen, Euch den Sänger auch noch mal ganz besonders ans Herz zu legen. Es gibt nur wenige Künstler, die ich in den letzten 25 Jahren konstant wirklich mochte; Donny gehört dazu.

Übers Meer

Nachdem ich in den letzten Tagen drei CDs vorstellte, die mir Blogleser zu Weihnachten schenkten will ich Euch nun noch eine CD ans Herz legen, die ich mir selbst kaufte. Max Raabe ist normalerweise auf Tonträger immer mit seinem Palastorchester zu hören. In diesen Tagen nun erschien seine erste Platte nur mit Klavierbegleitung: Übers Meer. Die meisten Stücke kannte ich schon, hier sind sie nun ganz dezent, ganz intim aufgenommen und entwickeln so manchmal eine ganz andere Farbe, als im Orchestergewand.

Max versteht es wie meiner Meinung nach wie kein anderer, aus dem riesigen Bestand alter Stücke die Perlen auszugraben und so liebevoll aufzupolieren oder zu reduzieren, daß sie wunderschön in die heutige Zeit passen — vielleicht nur noch vergleichbar mit Götz Alsmann, wenngleich beide ihren Fundus in unterschiedlichen Epochen der Musik bergen. Herausgekommen ist also eine Platte, die ich mir gern anhöre, weil sie schöne Musik mit guten Texten und hervorragender Interpretation verbindet. Ein tolles Werk !

Cookie

Die dritte und letzte Platte, die ich von einem netten Blogleser bekam ist deutlich kein Klassiker, es ist MeShell Ndegéocellos Cookie. MeShells Musik mag ich seit ihrem Debut Plantation Lullabies 1993; die Mischung aus Funk, Soul und Rap, sowie die oft beißenden Texte sprechen mich sehr an. Leider waren beide in den Folgejahren von mir besuchte Konzerte eher ein Reinfall, weil sie zum einen extrem kurz waren und die bassende Sängerin extrem schlecht gelaunt. Die CDs jedoch sind durchweg richtig gut, so auch die 2002er Aufnahme Cookie. Auch also für dieses Geschenk ein ganz herzliches Danke.

Eagles live

Die zweite CD, die ich von einem Leser geschenkt bekam, ist ebenfalls ein Klassiker: Eagles live. Im Wort „live“ steckt eigentlich eine Lüge. Zwar ist die Grundaufnahme natürlich live in einigen der letzten Konzerten 1980 entstanden, danach kamen allerdings einige Studiowochen, um aus den Tapes das zu machen, was man von den Eagles gewohnt ist: perfekter Klang. Herausgekommen ist eine Platte, die eben wie eine Studioaufnahme klingt und doch zumindest den Livehintergrund durch das Publikum hat. Kein Wunder, daß nicht wenige Tonkollegen diese Scheibe zum Einhören ihrer PA verwende(te)n.

Bei aller Perfektion mag ich die Aufnahme doch sehr; die Stücke sind eben herausragend und nicht überproduziert. Außerdem kann man die CD auch direkt als Best Of nutzen. Als solche ist sie durch den Livehintergrund noch etwas besser, als die reine Studioausgabe. Auch hierfür also ein liebes Danke !

Ella in Berlin

Seit Montag habe ich auch wieder einen Scanner zur Verfügung, also ein perfekter Moment, mal Weihnachtsgeschenk – CDs vorzustellen, die ich von Bloglesern bekam. Die erste Scheibe ist der Mitschnitt eines Ereignisses, das sich in diesen Tagen zum sechzigsten Mal jährt: die legendäre Ella gab in der legendären Berliner Deutschlandhalle ein absolut legendäres Konzert. Mack the knife, the complete Ella in Berlin ist in toller Qualität aufgenommen und gibt die Atmosphäre in der Halle super wieder. Die Band spielt smooth, la Fitzgerald herself ist auf dem Höhepunkt ihrer stimmlichen Entwicklung und selbst wenn sie den Text von Mack the knife vergißt ist das, was sie dann einfach drauflos improvisiert ein echter musikalischer Höhepunkt. Nicht umsonst gewann sie genau mit dieser Improvisation einen Grammy.

Allen, die sich auch nur ansatzweise für Swing und und die Zeit interessieren sei diese CD anbefohlen; sie darf eigentlich in keiner Sammlung fehlen und im Gegensatz zur in meiner Sammlung vorhandenen, doch sehr abgespielten Vinyl – Fassung sind auf der CD zusätzliche Titel enthalten. Ganz besonderen Dank also für dieses wunderschöne Geschenk.

Damon and the Heathens

Vom Auftritt der Truppe Damon and the Heathens berichtete ich ja schon kurz letzte Woche recht begeistert, jetzt möchte ich meine Lobeshymne auch auf die CD ausweiten. Die ist nämlich ein echter Knaller. Da die Band leider noch keinen Vertrieb hat (das sollte man dringend ändern), muß man sich die Scheibe per MySpace – Mail direkt bei der Band bestellen und bekommt dafür 13 Songs, die nicht immer 100%ig HiFi sind, dafür aber voll von Energie.

Den Stil der Kapelle würde ich mal als Funkrock bezeichnen; bei den ruhigeren Stücken könnte man an einen frühen Tom Waits denken, bei lauteren scheint schon die Tendenz zum Punk durch. Bei allen ist der Einsatz der Bläser immer eine tolle Alternative zu der Musik, die man sonst so hört; zumal die Band über keinen Gitarristen verfügt — den man auch nie vermißt. Damon and the Heathens schafft es bei der offenbar ohne große Overdubs quasi live aufgenommenen CD, die unglaubliche Energie eines Livegigs in eine Studioaufnahme zu pressen. Jederzeit hört man Spielfreude. Außerdem werden elegant musikalische Elemente miteinander verwoben, die eigentlich nicht so viel miteinander zu tun haben. So entsteht eine Platte, die sich nicht so leicht in eine Schublade einordnen läßt. Und das ist ja sehr gut.

Unten kann man nun zwei Songs zur Probe hören. Ganz herzlichen Dank an die Band für die Erlaubnis dafür.

Rockfunk aus’m Bauwagen und ein getragenes Fahrrad

Schulterblatt / Ecke Max Brauer Allee steht unter Bäumen ein alter, schon ziemlich in die Jahre gekommener Bauwagen, in dem seit einiger Zeit schon der Mobile Blues Club residiert. Richtig: ein kompletter Club mit Livebühne und Bar in einem alten Bauwagen. Im Sommer kann man auch sehr lauschig davor sitzen. Normalerweise spielen dort meist Einzelkünstler mit angenehmer Barmusik, oder andere Kleinkünstler.

Als wir gestern daran vorbeischlenderten, spielte darin eine komplette, sechsköpfige Funkrock – Kapelle (Drums, Baß, Posaune, Trompete, Baritonsax, Keys/Gesang). Und das ziemlich gut. Ziemlich sehr gut. Die amerikanische Truppe Damon and the Heathens ist zur Zeit auf Europatour, tingelt durch die kleinen Clubs und spielte seit Sonntag jeden Abend in dem Bauwagen. Uns gefiel das spontan so gut, daß wir den eigentlichen Abendplan über den Haufen warfen und erst mal dort bleiben mußten. Warum die Band bei MySpace keine Songs zum Probehören anbietet erschließt sich mir nicht, jedenfalls ist das Set ganz großer Spaß und wer in den nächsten Tagen und Wochen diesen Bandnamen bei sich in der Nähe lesen sollte, dem kann ich einen Besuch des Konzerts nur sehr, sehr, sehr empfehlen. Sie sind nämlich noch einige Zeit in Europa unterwegs. Und wenn Ihr Euch die Musikbeispiele auf der MySpace – Seite anhört, dann könnt Ihr Euch sicher vorstellen, daß ein Gig im Bauwagen der absolute Knaller ist.

Auch diese Band ist übrigens aus völlig unverständlichen Gründen ohne Vertrag. Daß die Jungs zum professionellen Arbeiten gewillt sind zeigt die selbstorganisierte Europatour. Signen, signen, signen !

Dieses Bild entstand in einer kleinen Pause, da kann man die Bühne mal ein wenig besser sehen. Es soll hier übrigens auch schon Theaterstücke gegeben haben. Auch im Winter ist es hier sehr, sehr gemütlich.

Der Grund für unseren Abendspaziergang war aber ein ganz anderer: mein Fahrradschloß hatte gestern nachmittag den Geist aufgegeben. Vor dem Real an der Feldstraße. Es war einfach nicht mehr aufzubekommen. Weder im Guten, noch mit Flüchen. Zum Glück hatte ich es nur ab- aber nicht angeschlossen. Ich hatte dann im Real noch einen Rostlöser gekauft und das Schloß damit eingesprüht, in der Hoffnung, daß sich da bis Abends etwas tun würde. Diese Hoffnung wurde leider nicht erfüllt. Da das Schloß zur stabileren Variante gehört, schied der Einsatz eines Bolzenschneiders aus, nur mit einer Flex ist dem Teil beizukommen. Diese wiederum konnte ich ja schlecht vor dem Supermarkt anschmeißen. Also haben wir das Rad 2,4km bis nach Hause getragen.

Interessanterweise wurden wir zwar von zwei unterschiedlichen Polizeistreifen überholt, aber nicht angesprochen. Das wiederum macht mich stutzig.

San Glaser: New Road

Am Freitag erstand ich auch die aktuelle CD von San Glaser. Auf ihr kann man zwölf souljazzige Songs hören, die man wohl als Barjazz bezeichnen würde. Die meisten Nummern sind Eigenkompositionen, allein Boy Georges „Do you really want to hurt me“ ist als bekannter Song darauf, allerdings in einer sehr angenehm unboygeorigen Version. Insgesamt ist die Musik das, was eine von mir betreute Künstlerin mal als „richtige Begleitmusik zum Geschlechtsverkehr“ bezeichnete.

Auf der CD beweist San, daß sie ganz locker das Zeug zur Solistin hat und das deckt sich ja auch mit meinem Eindruck von den Konzerten. Wer also Musik für entspannte Stunden braucht: hier wird man fündig.