Trinken

Den heutigen Tag habe ich sehr gemütlich in der Sonne und beim Blogrollabsurfen verbracht. Bei Marco entdeckte ich, daß das Molotow zum Ende des Jahres dicht machen wird. Zwar gibt es nun eine Initiative, die den Club retten will, das Problem ist aber grundlegend und wenn überhaupt, dann nicht durch eine Unterschriftenliste zu lösen. Es geht um unseren Umsatz in den Clubs; denn ehrlicherweise ist das Molotow ja nicht der einzige Laden, der ums Überleben kämpft bzw. den Kampf nun aufgibt. Zu viele Clubbesucher kaufen sich ihr Bier lieber in einem der umliegenden Supermärkte und so bricht der Getränkeverkauf in den Venues komplett ein. Von diesem Umsatz leben die Clubs aber.

Zwar können wir jetzt jammern und nach kulturpolitischen Lösungen rufen. Verursacht wird die Situation aber von uns Verbrauchern. Die Tatsache, daß kaum noch jemand legal CDs kauft, erhöht die Gagen der Künstler bei den Konzerten; schließlich müssen die ja auch irgendwovon leben. Wenn die so gestiegenen Kosten in kleinen Clubs nicht aufgefangen werden können, weil die Konzertbesucher vor Ort nicht mehr trinken, dann tragen wir Konsumenten selbst zum Clubsterben mit bei. Vielleicht mal Anlaß, über das eigene Handeln nachzudenken.

Andi Schmidt, Inhaber des Molotow, faßt die Situation sehr gut in seinem Statement zur Situation zusammen.

3 Gedanken zu „Trinken“

  1. „Money makes the world go around“, hieß es mal in einem Musical (um im Genre zu bleiben). Und in einem anderen Genre propagierte mal jemand sehr erfolgreich: „Geiz ist geil“. Und beides beißt sich solange, bis einer weint (in diesem Fall weinen Clubbetreiber und Künstler, die leider im falschen Genre sind).

    Der Ruf nach der Rettung des Kiez erschallt schon lange und schon lange laut. Ich fürchte nur, er wird wirkungslos verhallen, und der Kiez wird für die Hafencity das werden, was Winterhude für Eppendorf ist: Für die Toplage hat es nicht ganz gereicht, aber hier kann man ja auch ganz gut leben, wenn die Proleten erst mal weg sind.

  2. Ich kann die Problem gut verstehen. Denn wir kaufen uns unser Bier auch immer gleich im Supermarkt um die Ecke und wenn wir dann in ne Disko oder nen Club gehen trinken wir vorher und verlassen sogar den Club um wieder etwas zu trinken. Und da machen bei uns in der Gegend viele so. Wenn auch ein Bier 3€ kosten muss

  3. „Das einzig Konstante auf dieser Welt ist der Wandel“, oder „Helden sterben ehrvoll – Legenden leben ewig“

    Nein, ich mache es mir nicht einfach indem ich solche Plattitüden von mir gebe, auch ich trauere vielen Clubs nach, die heute nicht mehr so sind wie ich sie kannte, bzw. die es zum Teil garnicht mehr gibt. Aber hätten sie sich nicht verändert, wären sie nie das geworden, was ich nun vermisse, sie wären nicht eröffnet worden wenn nicht andere Läden dichtgemacht hätten.
    Die Clublandschaft war schon immer sehr dynamisch, und wer nur versucht den Status Quo zu erhalten ist schnell weg vom Schuss. Und auf lange Sicht hilft auch kein öffentliches Förderprogramm, wenn sich das Programm nicht selbst trägt, geht man ein. Ändern könnte man das nur, wenn wirklich jeder einzelne sich darüber im Klaren ist, dass nur mit seinem Konsum das Angebot zu finanzieren ist. Und es nicht vielen einfach egal wäre.
    Das Problem mit dem „Verräterbier“ ist nicht neu, nur die Generation, die früher die Umsätze in den Dissen und Clubs gemacht (25+, gutes Einkommen), geht heute nicht mehr auf Live-Gigs, sondern in die Schaufenster-Kneipe um dort Prosecco und hippes In-Bier (oder was sich alles noch Bier nennen darf) zu trinken, und von all den anderen supercreativen Medienschaffenden gesehen zu werden. Die Gesellschaft bekommt eben auch die Kneipen, die sie verdient, auch wenn es für viele gute und bunte Läden das aus bedeutet. Da Viertel wie St.Pauli ihren Flair zum großen Teil auch aus der bunten Clubszene beziehen, ist es leider auch nicht zu verhindern, dass sie sich verändern. Das läßt sich auch sehr schön und im Zeitraffer in Berlin beobachten.

    Hier in Stuttgart hat sich in den letzten Jahren das Pendel wieder etwas in die andere Richtung bewegt, nicht weil es keine Schaufenster-Kneipen gäbe (ich glaube nirgends ist deren Dichte höher, als bei uns an der THS) sondern weil es ein Mensch (siehe URL) geschafft hat die etwas alternativere Szene wieder in Bewegung zu bringen. Hoffentlich geht das jetzt nicht an der Dummheit derer zu Grunde, die eigentlich davon profitieren.

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