Endlich weiß ich, wo ich qualifizierte Tour – Manager buchen kann und muß mich nicht immer wieder mit billigen Kompromissen zufriedengeben: das nächstbeste TUI – Reisebüro liefert qualifiziertes Personal auch für die anspruchsvolle Tournee. Jetzt weiß ich auch, warum sie sich manchmal als „der freundliche Reiseleiter“ (liebe Grüße an Herrn Reich) bezeichnen. Wieder was gelernt.
Jahr: 2010
Liebe und Politik
Als ich letzten Montag aus Sopot zurückkam, sah ich am Abend Ausschnitte der Trauerfeier von Loki Schmidt. Diese Trauerfeier und vor allem das Bild des weinenden, sichtbar am Boden zerstörten Helmut Schmidt läßt mich seit dem nicht mehr los.
Da sind zwei Menschen, nach außen hin kühle, nüchterne, abgeklärte, unsentimentale Hanseaten, die sind seit 68 Jahren miteinander verheiratet und seit 80 Jahren miteinander verbunden. Sie haben einander versprochen, sich nicht im Stich zu lassen, komme, was da wolle und solle. Sie halten dieses Versprechen so gut sie können und am Ende, nach 68 Jahren Ehe, steht immer noch Liebe. Dieses Paar zeigt uns unsere billige Verlogenheit, zeigt uns, wie einfach wir uns es oft machen und wie viel wir dadurch verlieren.
„Ich muß mich einfach mehr selbst verwirklichen“ sagen wir manchmal, wenn wir uns trennen. Wenn ich auf das Ehepaar Schmidt schaue, dann wird mir klar, wie lächerlich ein solches Argument ist. Keiner kann sagen, daß sich nicht beide innerhalb ihrer Beziehung hätten verwirklichen können. Ich möchte sogar so weit gehen und behaupten, daß beiden in den entscheidenden Momenten vielleicht sogar die Kraft gefehlt hätte, wäre da nicht eine starke Basis, ein solider Rückhalt gewesen, auf den sie vertrauen konnten. Erst die Bereitschaft, sich auch auf den anderen einzulassen, ermöglichte die Selbstverwirklichung. Ich bin dabei nicht so naiv zu glauben, daß zwischen Loki und Helmut immer nur Friede, Freude, Eierkuchen geherrscht hätte; dazu sind oder waren beide zu streitbare Menschen. Aber Respekt und eben die Gewißheit, nicht im Stich gelassen zu werden, das war wohl immer da.
Nun werden vielleicht einige einwenden, daß die Zeit, die Gesellschaft sich gewandelt habe — das ist aber, mit Verlaub, Quatsch. Die Gesellschaft, das sind wir. Wir alle, Ihr, Du, ich. Natürlich haben wir uns gewandelt. Aber wir sind letztlich nicht freier geworden, sondern nur feiger. Und wir betrügen uns mit dem kleinen, schnellen Glück, weil wir den Mut nicht haben, verbindlich für das große Glück zu kämpfen. Uns fehlt Größe.
……
Manche bedauern, daß die Zeit der großen Politiker vergangen sei. Menschen wie Adenauer, Strauß, Brandt, Wehner, oder eben Schmidt. Heute haben wir nur noch gesichtslose, phantasielose Fatzken, viele davon Huren der Lobbyisten. Langeweiler, die den Kontakt zum richtigen Leben oft verloren haben. Letztlich sind sie aber nur Spiegel unser selbst. Genauso wie wir in unserem Privatleben oft den Weg des geringeren Aufwands gehen und uns davor scheuen, echte Verantwortung zu übernehmen, genauso ist heute die Kaste der Politiker eben nicht mehr bereit, echten Einsatz zu zeigen und geht den Weg der persönlichen Machtbefriedigung, anstatt wirkliche Verantwortung für diesen Staat zu übernehmen. Eigentlich dürfen wir es nicht übelnehmen, so lange wir selbst vor Verantwortung zurückschrecken.
……
All diese Gedanken gehen mir nun seit einer Woche durch den Kopf. Es ist Zeit, nicht einfach aufzugeben, kleinbei zu geben, den einfachen Weg zu gehen, sondern statt dessen abzuwettern und sich zu bekennen. Klar zu sein. Sich selbst und eben auch diese Gesellschaft wieder zu wandeln zu einem lebens- und liebenswerten Ort. Auch wenn es im Zweifelsfall mehr Arbeit bedeutet.
Danke Loki & Helmut, daß Ihr mich — neben anderen — daran erinnert habt.
Danke ins Rheinland
Während es draußen gerade äußerst ekelhaft ist, so daß es überhaupt schon große Überwindung kostet, bei diesem Wetter aufzustehen, erreichte mich eine herzerwärmende Überraschung von Eva. Sie schickte mir diesen … profan würde man es Kakao nennen. Ich habe mich wirklich darüber gefreut ! Der Herbst ist nicht so meine Jahreszeit und dann so einen Genuß gewissermaßen zur Ablenkung zu haben ist schon sehr, sehr schön. Danke !
Herbstfarben
Eigentlich müßte ich mal mit dem Rußlandbericht weiter machen. Aber da gibt es so viele Bilder, daß es fast schwerfällt, sie auszusortieren und zu einem Bericht zu verwursten. Aber im Laufe der Woche sollte dann endlich mal was passieren. Derweil also erst noch mal ein paar Impressionen aus dem Garten. Auffällig ist übrigens, daß ganz im Osten Rußlands vor einem Monat die Bäume alle schon faktisch komplett kahl waren, während zuhause sich jetzt noch die Bäume in den schönsten Farben zeigen. Das sind also mal locker anderthalb Monate Unterschied. Ganz schön viel für eine Linie, die eigentlich fast auf der selben Höhe liegt.
Diese Bilder hier stammen aus dem Garten, der dieses Jahr deutlich zu kurz kam. Schade eigentlich. Trotzdem belohnt er mich jetzt mit tollen Farben. Der Gute ist also zum Glück nicht nachtragend ;-)
Entspannungswochenende
Wo kann man besser entspannen, als an der See ?! Während wir genau vor einem Jahr unsere Proben zur Gregorian – Tour im Ostseebad Timmendorf hatten, war ich dieses Jahr nach den letzten Konzerten der Jubiläumstour übers Wochenende im Ostseebad Sopot in der Danziger Bucht. Es gab schönes Wetter, also ideale Bedingungen, um sich nach der Rußlandtour wirklich wieder zu erholen.
Die Hauptsaison ist natürlich lange vorbei, aber Sopot genießt in Polen gerade unter den jungen Leuten auch außerhalb der Saison einen guten Ruf, es gibt keine geschlossenen Restaurants, so wie vielleicht in anderen Seebädern und so war es schon durchaus gut gefüllt von Menschen — und von Möwen, die auf Fütterung warteten.
Der nun von Strandkörben weitgehend geräumte Strand läd zu Spaziergängen ein und zum Entdecken von Dingen, die in der Hauptsaison vielleicht untergehen.
Jedenfalls gibt es schon einiges Strandgut und erstaunlicherweise nicht nur Möwen, sondern auch ausnehmend viele Raben, die in großen Schwärmen die Luft besetzten und Strandabschnitte nach Eßbarem umgraben.
Derweil balanciert über der Hauptfußgängerzone, auf der man in manchen Cafés auch jetzt noch draußen sitzen kann, um sehen und gesehen werden zu können, ein Fischer mit seiner Beute. Zugegeben, eine Plastik, die aber natürlich trotzdem einen Balanceakt darstellt, der auch bei Wind nicht einfach umkippen darf.
Es war ein schönes Wochenende, das, WizzAir und Hotelangeboten sei Dank, als bezahlbarer Ausflug empfohlen werden kann, zumal ja auch Danzig per S-Bahn (die dort SKM heißt) nur 15 Minuten entfernt liegt. Ich jedenfalls bin sehr entspannt wieder nach Hause gekommen.
schlichtes Design
Allmählich taue ich wieder auf. Meine Nachbarin hatte für mich eingekauft, so daß ich gestern nicht bei ganz leerem Kühlschrank ankam. Lieben Dank dafür auch an dieser Stelle. Neben einem wirklich leckeren Brot gab es unter anderem auch diese Milch, deren Packungsdesign ich ziemlich klasse finde. Eine ganz einfache, klare Verpackung für ein klares Produkt. Sowas müßte es viel häufiger geben, denn letztlich sieht die Tüte eben durch ihre Schlichtheit besonders hochwertig aus.
zurück
Nun bin ich zurück aus dem russischen Reich und ganz ehrlich: ich bin froh. Die Tour war anstrengend und in vielerlei Hinsicht desillusionierend. In den nächsten Tagen werde ich dann mal anfangen nachzutragen, was sich denn alles ereignet hat. Eines kann ich schon mal sagen: der Satz „This is Russia !“ als Standardentschuldigung für jeden Schwachsinn kann ich nicht mehr hören und auch die Standardantwort auf Fragen jedweden Inhalts, „HET“ (sprich: njet) brauche ich in nächster Zeit nicht mehr. Immerhin haben wir mit unserer Tour wohl einen Rekord aufgestellt. Der örtliche Tourveranstalter behauptete, daß wohl noch nie ein westlicher Künstler so viele Konzerte in so kurzer Zeit absolviert habe; wir würden damit in die Bücher der russischen Konzertgeschichte eingehen. Ehrlicherweise ein Rekord, auf den ich auch gern hätte verzichten können. In Rußland back to back reisen heißt große Schmerzen auf sich zu nehmen.
Jetzt gehe ich aber erst einmal ins Bett. Habe ich dringend nötig.
Tolle Konzertphotos
Copyright: Heiner Klaffs
Heute haben wir auf unserer Gregorian – Tour seit langem mal einen richtigen freien Tag, aber ich habe heute keine Lust zum Bloggen. Ruhe ist mir nach den letzten Tagen wichtiger. Die Tour ist nämlich tatsächlich recht anstrengend und nervenzehrend. In der Zwischenzeit könnt Ihr Euch Hamburger Konzertphotos ab Anfang der 70er Jahre bei Heiner Klaffs anschauen. Dieses Blog des altgedienten freien Pressephotographen ist zwar erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig aufgebaut, laßt Euch aber davon nicht schrecken, denn sehr bald werdet Ihr sehen, daß sich das Stöbern dort wirklich lohnt und es tolle Photos zu sehen gibt. Von mir also eine Vorbeisurfempfehlung.
Tag 4: Khabarovsk
Nach unserem ersten Konzert hatten wir am nächsten Morgen einige Stunden Zeit, um uns die Stadt anzuschauen. Ich verband das direkt noch mit einer Einkaufstour durch örtliche Elektronikshops, da wir dringend ein Ersatzteil brauchten. Aber auch im Fernen Osten Rußlands ist man bestens sortiert und so war das kein Problem.
Das Bild zeigt den Blick aus meinem Hotelzimmerfenster hinaus auf den Amur und es zeigt auch, daß Khabarovsk eine sehr grüne Stadt ist. Sie steht schon im direkten Gegensatz zum ersten Eindruck, den ich von Ostrußland in Vladivostok bekam. Die Stadtregierung Khabarovsks legt großen Wert darauf, eine lebenswerte Stadt zu verwalten und das ist ihr auch gelungen.
Natürlich gibt es neben den im Osten üblichen Holzhäusern auch sozialistische Wohnbauten, aber trotzdem macht alles einen relativ gepflegten Eindruck und ich fühle mich recht wohl in der Stadt.
Bei der Planung hat sich mal jemand wirklich Gedanken gemacht: es gibt drei große Hauptstraßen, die parallel zueinander laufen. Damit die Fußgänger und Radfahrer sich nicht dem Verkehr aussetzen müssen, gibt es zwischen diesen Hauptstraßen immer Boulevards, also sehr breite, parkähnliche Grünstreifen, auf denen man wandeln kann. Finde ich eine gute Idee, den man auch in anderen Städten mal umsetzen könnte.
Aber auch richtig schöne Gebäude gibt es dort. Insgesamt wird das Gesicht der Stadt eben nicht wie woanders in der Gegend durch Bausünden, sondern durch halbwegs überlegte Architektur geprägt. Die Kirche ist übrigens relativ neu, erst nach dem Fall der Sowjetunion entstanden; sieht man ihr nicht an, finde ich.
Der Amur ist der Fluß der Stadt und seine Gewaltigkeit kann man aus dieser Perspektive heraus gar nicht erkennen, da nur ein Nebenarm bis zum nächsten Inselstreifen zu erkennen ist.
Am Fluß entlang verläuft eine Uferpromenade mit Verkaufsbuden und Kunst, meine lokale Führerin Julia erzählte mir, daß vor allem Abends die Promenade ein beliebter Treffpunkt der hiesigen Studenten sei. Die Kunst wird auch genutzt, wie man sehen kann. Die beiden hatten bei ihrem Photoshooting übrigens eine Menge Spaß.
Spaßig geht es hier nicht zu. Das ist das offizielle Kriegsdenkmal des zweiten Weltkriegs, an dem bis heute eine Gedenkflamme brennt. Auf diesem Denkmal sind alle aus der Stadt gefallenen Soldaten vermerkt. Nur aus dieser Stadt und nur die Soldaten. Da mußte ich tatsächlich erst einmal schlucken. Das sind ganz schön viele Namen, die da eingemeißelt sind. Europa ist sooo weit weg und Khabarovsk hat so viele Menschen verloren ? Wie kann das sein ? Erst langsam geht mir auf, daß der zweite Weltkrieg nicht von ungefähr Weltkrieg und nicht Europakrieg heißt. Japan war Verbündeter Deutschlands im Krieg gegen Rußland, gewissermaßen also die rückseitige Front. Auch hier war also Krieg.
Noch nachdenklicher wird man dann bei diesem, direkt hinter dem Weltkriegsmahnmal stehenden Denkmal für alle gefallenen Soldaten der Stadt bei den zehn Kriegen seit 1945; inklusive elf Jahren Afghanistan. Das wirkt dagegen, ohne das ich jetzt hier die Schicksale der Gefallenen vernachlässigen möchte, übersichtlich und läßt noch einmal sehr deutlich werden, wie unglaublich viel Elend die von Deutschland maßgeblich geprägte Zeit Anfang der 40er Jahre gebracht hat.
Nachmittags stiegen wir dann wieder in einen Flieger, der uns weiter ostwärts brachte. Die Sicherheitskontrollen incl. Abtasten wurden ausschließlich von jungen, äußerst attraktiven Frauen durchgeführt, die sogar lächelten. Das war für uns alle natürlich ein angenehmes Erlebnis. Auf dem Flughafen, wie auch schon in Vladivostok und dann auch später noch auf Sakhalin, standen einige alte Maschinen herum, teilweise ohne Triebwerke. Das wäre bestimmt ein tolles Photosafariegelände …… wenn man das Risiko einer Bekanntschaft mit russischen Sicherheitskräften eingehen möchte.
Der Sakhaliner Flughafen ist schon sehr spartanisch; es gibt erst gar keine Ankunftshalle. Am Flugzeug wird man per Bus abgeholt und an den Zaun des Vorfelds gefahren. Dort geht man dann durch ein Tor raus, ein Stück weit zum Flughafengebäude und wartet dann draußen (!), bis die Türe zum einzigen Gepäckband geöffnet wird. Das stelle ich mir bei Regen oder im Winter … suboptimal … vor, aber wir hatten Glück und stiegen dann trocken in unseren Bus.
In Rußland ist das mit den Sicherheitsvorschriften so eine Sache. In der Regel mag es zwar welche geben, aber es kümmert sich eigentlich niemand darum, weil man ja jemanden kennt, der dafür verantwortlich ist und den man schmieren kann. Sehr speziell sind diese Klappsitze, die sich in vielen Bussen im Gang befinden. Ist der Bus voll, werden einfach diese Sitze mit drei schnellen Handgriffen ausgeklappt und es gibt zusätzliche Sitzplätze. Daß man damit einen eventuellen Fluchtweg und natürlich auch den Weg für andere Fahrgäste zum Ausgang verbaut, nimmt man billigend in Kauf.
Das war es erst einmal für heute; hier noch alle Bilder des Tages.
Terrorism
Wenn man einmal verstanden hat, wie sich die kyrillischen Buchstaben aussprechen, dann erschließt sich die Bedeutung des Wortes oft ganz von allein. Hier geht es ganz offensichtlich um Terrorism und das ist sowas von ein Lehnwort, daß das Verständnis sehr einfach ist. Auf der Schaustafel im Backstagebereich des heutigen Teaters in Ekaterinburg wird gezeigt, was alles passieren kann und wie man sich dagegen am besten schützt. Dabei ist Terrorismus heute ein oft mißbrauchtes Wort; ich weiß nicht, ob ich es immer als Terrorismus bezeichnen möchte, wenn durch staatliche Gewalt unterdrückte Bevölkerungsgruppen egal wo in der Welt sich nicht nur gewaltlos wehren, sondern mit denen ihnen zur Verfügung stehenden eher einfachen Mitteln.
Ein einfaches Beispiel: die Menschen, die Attentatsversuche auf Hitler verübten, würde man auf die heutige Zeit übertragen ja auch als Terroristen bezeichnen, obwohl wir sie heute eher Helden nennen. Ein schwieriges Thema also.