Im Tiefen verborgen

In den letzten Tagen bin ich auf ein paar Dinge gestoßen, die ich nie blogte. Beispielsweise war ich vor etwa anderthalb Jahren bei einem Treffen in einem österreichischen Kloster, mitten in den Bergen. Neben den üblichen Bildern von Kühen an steilen Hängen und wilden Erdbeeren photographierte ich auch diesen Weinkeller am Ende eines langen, mit Kerzen beleuchteten Ganges. Das Bild ist wie immer bei Panoramen größerklickbar und es gefällt mir sehr gut, weil auf ihm die Kostbarkeit eines guten Weines schön zu erkennen ist.

Prost.

45

45 Jahre werde ich heute alt.

Dafür daß ich mit 16 dachte, jenseits von 30 sei Leben kaum noch in Würde möglich, halte ich mich ganz gut. Auf der anderen Seite habe ich mit 45 sicher die Hälfte meines Lebens gelebt, die aktivere Hälfte meines Lebens gelebt. Jenseits der 45 geht eigentlich nur noch Aufsichtsratsvorsitzender oder Bundeskanzler. Beides keine Ziele, die ich anstrebe. Das soll jetzt beileibe keine Midlife – Crisis sein, um Gottes Willen; dafür fühle ich mich in meiner Haut zu wohl und genieße das Selbstbewußtsein, daß ich mit 16 nicht hatte. Ich bin nur gespannt, was da wohl noch kommen wird.

Von meinen Eltern bekam ich als Geschenk die digitalisierten Doppelacht – Filme meiner Kindheit. Das ist ein sehr schönes Geschenk finde ich, wenngleich es sich ganz komisch anfühlt, diese Bilder ohne das Geräusch des Projektors zu hören. Ich war beim ersten Sehen tatsächlich irritiert und versuchte, den Fernsehton lauter zu stellen bis mir klar war, daß das erwartete Geräusch einfach nicht kommen wird. Vielleicht sollte ich bei meinem nächsten Duisburg – Besuch mal das Knattern des Projektors aufnehmen und als Schleife unter das Video legen. Der Authentizität wegen.

Treffen der Schuldigen

Der VPLT [Fachverband für Veranstaltungstechniker] läd zu einem Treffen für Produktionsleiter und ähnliche Menschen (TLs, Meister, etc.), bei dem man sich über die Fallstricke von Veranstaltungen austauschen kann. Die Idee finde ich gut und so ein Treffen wertvoll. Sind wir mal ganz ehrlich: es gibt kaum eine Veranstaltung, in der alle Gesetze und Vorschriften exakt eingehalten werden (können). Da wäre es schon interessant, auch im größeren Rahmen zu erfahren, wie denn die Kollegen damit umgehen. Bleibt zu hoffen, daß es ein gutes Treffen wird und keine Ansammlung von besserwissenden Posern — sowas gibt es ja leider manchmal auch.

Die nächste Erkältung kommt bestimmt

Ich sitze mal wieder des Nachts im Würzburger Hauptbahnhof. Dieses Mal wollte ich besonders schlau sein und hatte mich extra im Vorfeld über die Öffnungszeiten der örtlichen Bahnhofsmission informiert. Erfreut las ich: „Die Bahnhofsmission hilft allen. Gratis, Sofort. In Würzburg 24 Stunden, Tag und Nacht.“ Da machte es mir also nichts aus, um 04:00 Uhr am Bahnhof anzukommen und erst um 07:30 Uhr einen Zug zu haben.

Nach meinem Klingeln an der Eingangstüre ließ mich der diensthabende Zivi eiskalt abblitzen. Für Männer sei der Zugang zwischen 22:00 und 07:00 Uhr nicht möglich, da würden sie nur Frauen betreuen. Blöd nur, daß man diese Information nirgends findet; weder im Internet, noch in den reichlich in der Bahnhofshalle ausliegenden Flyern. Sonst hätte ich mir bei diesen Temperaturen nämlich tatsächlich ein Hotel gebucht. Unabhängig davon finde ich die Regelung grob diskriminierend. Ich friere mir bei Minustemperaturen genauso den Arsch ab wie eine Frau. Eigentlich deutlich ein Fall für die Gleichstellungsbeauftragte.

Wie gut, daß so ein Laptop doch angenehme Wärme abstrahlt, wenn man ihn mal die Platte defragmentieren läßt……

Nachtrag: ich hatte nachts eine Mail an den Leiter der Würzburger Bahnhofsmission geschrieben, inhaltlich sehr diesem Artikel hier ähnelnd. Heute Nachmittag rief er mich an, wir hatten ein sehr freundliches Telephonat, in dem er mir das Problem der Station schilderte: räumlich sei leider eine Trennung zwischen Reisendenbetreuung und Notfallbetreuung nicht möglich. Gerade die Notfallbetreuung mache es aber notwendig, daß nicht jeder Mann ohne weiteres in die Station kommt, da nachts oft Frauen vor häuslicher Gewalt in die Bahnhofsmission fliehen würden. Auf der anderen Seite würde natürlich auch Männern in echten Notlagen nachts geholfen. Sein Problem sei, daß ihm noch keine schlüssige Formulierung eingefallen sei, die die Reisendenbetreuung ausschließe, ohne psychologische Barrieren für die Notlagenbetreuung aufzubauen. Auch er bedauere sehr, daß es in Würzburg vor 05:30 Uhr keinen warmen Aufenthaltsort gäbe.

Nun.

Hoffen wir mal auf die anstehende Renovierung des Bahnhofs. Obwohl mir da wenig Hoffnungen gemacht wurden: Über manche Dinge würde man schon seit 25 Jahren diskutieren, ohne daß etwas geschehe……

Augsburg

Heute dann also ein Gig in der Schwabenhalle Augsburg, von der ich nur mäßig begeistert bin. Das Catering steht in der Halle, in der Auswahl der Gerichte ist man also ein wenig eingeschränkt. Ansonsten ist aber Rigging halbwegs vernünftig möglich, auch Strom gibt es genug und mit dem Truck kann man in die Halle fahren, was warmes Arbeiten auch bei Schneefall ermöglicht.

Wie es sich gehört sind alle Maschinen hier akkubetrieben; sowohl Steiger als auch Stapler sind angenehm leise, haben auch kein PIEP und stinken nicht. So ist wirklich entspanntes Arbeiten möglich. Nur die Mietnebenkosten sind ganz schön hoch und ärgern den Veranstalter.

Auch wenn die Halle recht groß ist, so ist man doch beim Bühnenstandort durch die beiden dicken Pfeiler in der Gebäudemitte ziemlich eingeschränkt. Mit der Bühnenvorderkante kann man nicht weiter nach hinten gehen, weil es sonst Sichtbehinderungen gibt. Den eigentlichen Zweck der Halle merkt man dann auch ganz schnell: während sie bei Konzerten Schwabenhalle heißt, ist sie bei Messen ganz einfach die Halle 1.

Ansonsten nichts … berichtenswertes hätte ich fast geschrieben. Das stimmt so nicht. Manchmal bedauere ich schon, daß man über manche Dinge einfach nicht so öffentlich tratschen kann ;-)

So geht es nicht

Copyright: www.v-stehr.de

Tourtechniker sind ja leidgeprüfte Menschen. Sie machen fast alles mit, stehen fast alles durch; nur bei einem Punkt kann man es sich mit ihnen richtig übel verscherzen: beim Catering. Genau da landete unser Supermanpinguin eine Bruchlandung. Es wollte das komplette Catering auf Hering und alle Getränke auf Lebertran umstellen. Ein Versuch, der scheiterte. Kläglich.

Nachdem ich mich in der Nacht und am Morgen durch Schnee & Eis zu Fuß und per Anhalter bis nach Augsburg durchgeschlagen hatte, die Pflichterfüllung meinem Arbeitgeber gegenüber hatte mich dazu gezwungen (hust), wurde ich dort wieder aufgenommen. Mit dem Pinguin sei es letztlich noch schlechter als mit mir. Ich dürfe also vorerst wieder mitfahren. Nun denn.

Caterer, mach das beste Essen, das Du kannst ;-)

Putsch

Nach der Show war klar: ich bin abgesägt. Der Neue sitzt schon an meinem Rechner und ändert alle Paßworte. Ich kann meine Tasche packen und gehen. Nur aus Interesse blieb ich noch etwas um zu sehen, wie er sich einarbeitet.

Als erfahrener Mann verschafft er sich erst mal einen Überblick…

… spricht mit den Kollegen …

… überwacht, ob alle Motoren noch aktuellen TÜV haben …

… und springt auch mal eben ein, wenn mit dem Steiger ein paar Hängepunkte aus dem Dach geholt werden müssen.

Ich muß zugeben, daß er wirklich einen hellen Eindruck macht und auch bei Details sofort Bescheid weiß.

Dabei schreckt er auch nicht vor der Deko zurück …

… und springt als Staplerfahrer ein. Wirklich ein Tausendsassa.

Beim Truckladen zeigt er Trucker und Hands, wie schnell sowas zu machen ist…

… und verheimlicht auch nicht, warum er so schnell arbeitet: damit er eher im Bus bei Bier und Chips ist.

Kurz bevor ich dann aus dem Bus gekickt wurde, lag er auch schon im Bett, in meinem Bett, Kraft für den morgigen Tag tanken. Ich muß jetzt durch die verschneite Nacht laufen. Einsam durch die Finsternis. Aber ich werde kämpfen, zurückkommen zu dürfen.

Der neue TL

Die Kollegen haben meinen Nachfolger auf der Tour installiert. Ich kann gehen, werde nicht mehr gebraucht.

Hier in der Eisarena gibt es etwa 90cm hohe Pinguine und Eisbären, mit denen sich kleine Kinder wahrscheinlich das erste Mal auf das Eis wagen sollen. Ein Pinguin wurde auf die Videoregie neben der Bühne gesetzt, bekam ein Headset auf und gibt jetzt alle Cues für die Show.

Ich bin mir nicht sicher, was die Kollegen mir damit sagen wollen………

Mal so unter uns

Kaum schlägt man die Zeitung auf, muß man schon wieder vom Chaos, von der Katastrophe lesen. Bei uns hier in Deutschland. Wegen des Schnees. Dabei kann man doch ganz einfach mal festhalten: es ist Winter. Und im Winter ist verstärkt mit Schneefall zu rechnen. Das gehört gewissermaßen mit dazu. Klar, in den Ämtern verdrängt man sowas gern und es ist ja auch sowas von praktisch, Salzbunker wegzurationalisieren und dann die Daumen zu drücken, daß man im Notfall noch Streusalz bekommt. Ähnlich ist es am Flughafen Frankfurt, wo die LKW mit den Auftauflüssigkeiten  auf der Autobahn festsaßen, weil man sich dort für eine Just-In-Time – Liefervariante entschieden hatte, statt selbst ausreichend Tanks zu bauen. Das das mit dem pünktlich liefern im Winter auch mal schwierig werden könnte, hat man am warmen Schreibtisch glatt vergessen. Wir sind hier in Deutschland sowas von weit weg vom echten Leben, daß viele schon beim ersten Schneefall glatt überfordert sind. Wenn es dann aber mal ein paar Jahre nicht schneit, dann wird natürlich auch gemeckert. Früher seien die Winter ja viel besser gewesen. Ts.

Ich find‘ Schnee toll.

Mußte mal gesagt werden.

Derweil sitzen wir mit unserer Tour in der Ingolstädter Saturn – Arena, die Toiletten sind im selben Zustand wie letztes Jahr, das scheint also ein systemimmanentes Problem zu sein.

Unser Videonaut Marc hat zwischenzeitlich seinen Laptop aufgeschraubt und fuhrwerkt mit dem Ledermann darin herum. Ich bin nicht sicher, ob das bei seinen Rechnerproblemen wirklich weiterhilft. Ansonsten alles normal. Kalt ist es in der Halle. Es ist halt Winter.

Ich muß die Kollegen gleich mal zu einer Schneeballschlacht motivieren.