Schnösel im Zug

Gestern im Zug saß mir ein Jüngling gegenüber, auch aus Hamburg und mit richtig viel Gepäck, der sich tierisch aufregte: er sei mit der Berufsschule unterwegs, habe morgens verschlafen und tatsächlich habe der Bus nicht auf ihn gewartet, so eine Schweinerei. Er sei doch nur 90 Minuten zu spät gewesen. Jetzt müsse er stundenlang im Zug sitzen, mit Regionalbahnen und das letzte Stück mit dem Taxi fahren und dann alles auch noch selbst bezahlen, wo er doch schon für die Busfahrt gezahlt habe.

Und dann war er richtig verwundert und angepißt als ich ihn auslachte.

Komisch.

Schanzenviertel

Heute ist wieder Schanzenfest. Ich war nur kurz dort und es war absolut ruhig —  es ist ja noch Tag. Heute Abend werde ich mir den Schwachsinn nicht wieder antun. Die Schlacht gestern Abend fand ich schon überflüssig. 100 Nazis, 1.000 die Nazis schützende Polizisten und 2.000 prügelwillige Gegendemonstranten. Da stimmen die Verhältnisse nicht.

Ich mag das Viertel. Es hat seinen eigenen Charme, der durch die Häuser und die Menschen geprägt wird, die in den Häusern wohnen und arbeiten. Dieser Charme wird sich verändern, wie sich alles im Leben verändert. Das ist nicht aufzuhalten. Es werden noch mehr schicksige Werber kommen, das Viertel wird seinen Charme verlieren und wieder zusammensinken. Zwischenzeitlich werden andere Viertel angesagt sein. Trotzdem wohne ich gern hier.

nix Venedig, Hamburg !

Mal ganz ehrlich: wenn man ein solches Bild sieht, da denkt man doch an Venedig, aber nicht an Hamburg, oder ?  Dabei ist es natürlich die Alster und kein italienisches Gestade. Auch haben wir mit über 2.500 Brücken so viele, wie Venedig, Amsterdam und London zusammen. Das ist mit einer der Gründe, warum ich mich hier so wohl fühle: überall Wasser. Und einfach ’ne schöne Stadt.

Mußte mal wieder gesagt werden.

HANSEvent

Heute war die HANSEvent, eine kleine Messe rund um die Hamburger Veranstaltungswirtschaft, zu der die Handelskammer in die alten Börsensäle geladen hatte. In den Gängen tummelten sich nicht nur Veranstaltungstechnik – Firmen, sondern auch Caterer, Locationbetreiber, Eventagenturen und Künstlervermittler. Ein buntes Volk also.

Da alle Firmen mehr oder weniger aus Hamburg waren, kannte man sich viele schon untereinander. Andere schmiedeten neue Kooperationen, denn es ist natürlich praktisch, wenn Agentur und Technikdienstleister quasi Nachbarn sind, man das aber bisher gar nicht wußte. Auf jeden Fall war es eine gute Gelegenheit, um Kontakte zu pflegen. Networking ist ja ein Wort der Zeit.

Vierzigtausend

Auch wenn das Denkmal an dem ich heute vorbeikam und das Ereignis welches sich heute zum 70. Mal jährt nicht direkt zusammengehören, so kann man doch mal kurz innehalten; Gemeinsamkeiten haben sie ja doch. Beim Gefallenendenkmal am Hamburger Rathausmarkt war das heute besonders einfach, saß doch eine piazzollesk spielende Bandoneonistin gleich in der Nähe. Das gab gewissermaßen den richtigen Soundtrack zum Mahnmal.

Es scheint dem Menschen nicht in den Kopf zu gehen, daß Krieg und Fanatismus ziemlich bescheuerte Lösungsansätze sind, deren Preis zu hoch ist, um ihn bei Verstand bezahlen zu wollen. Das galt 1914 und am 01.09.1939, das gilt auch für unsere Tage. Heute ist ein guter Tag, um sich das einmal mehr klarzumachen.

Sternenhimmel

Da wo man es nicht vermutet kann man ein Stück Himmel sehen: das Kunstwerk „Firnament“ steht in einer ungenutzten U-Bahn – Röhre unterm Hamburger Hauptbahnhof. Die Konstruktion des Tunnes erlaubt drei Ansichten, die jeweils ganz andere Perspektiven ergeben. Leicht abseits des Laufweges, mäßig beleuchtet und im Laufe der Jahre verdreckt und seitlich mit Umbauresten zugestellt, vermittelt es auf mich eher eine melancholische Atmosphäre. Hochfliegende Träume sind abgestürzt und rosten nun in der Realität vor sich hin.

Gefahr !

Während ich also in Ansbach auf den verspäteten Anschluß-Anschluß – Zug des Nachfolgezuges wartete fiel mir auf, daß der Aufenthalt auf Bahnsteigen eine todgefährliche Sache ist. Da ist es gut, wenn man davor mit eindeutigen Schildern gewarnt wird. Wenngleich die Schilder in etwa 3m Höhe hängen, also kein Mensch hinschaut. Oder heißt das hintere Schild: „Achtung, hier perfekte Gelegenheit, sich vor den Zug zu schmeißen“ ?  Man weiß es nicht.

Wenn Inkompetenz auf Lustlosigkeit trifft …

… dann ist man mit ziemlicher Sicherheit mit der Bahn unterwegs. Heute saß ich im ICE 883, der von Hamburg nach München fährt. Bis Göttingen ging auch alles gut, bei der Abfahrt von Göttingen machte der Zug, ein renovierter ICE 1, schon einige sehr irritierende Sprünge (Anfahrt, hartes Bremsen, weiter Beschleunigen, Bremsen … ) und schlich dann erst mal durch die Gegend. Später besserte sich der Fahrstil etwas. Kurz vor Kassel dann die Durchsage, daß die Fahrt in Kassel wegen eines Defekts enden würde, wir mögen doch bitte alle aussteigen. Wie es weiterginge könne man jetzt auch nicht so genau sagen.

Und so stand dann die komplette Besatzung eines langen, natürlich ausgebuchten Ferienwochenende – ICEs orientierungslos auf dem Bahnsteig.

Da ich wenig Lust hatte, die Fahrt im eine Stunde später nachfolgenden Zug stehend zu verbringen, ging ich zum Schalter, um noch eine kostenlose Reservierung zu ergattern. Ich erklärte dem Kartenverkäufer am bahn.comfort – Schalter freundlich mein Begehr, er teilte mir mit, daß es keine Plätze mehr gebe. Ich wies ihn darauf hin, daß ich auch gern erster Klasse reise, schließlich sei ja nicht mein Zug kaputtgegangen. Nee, da sei nichts zu machen, ich habe ja kein Ersteklasseticket und wenn ich dann halt stehen müsse, das sei ihm völlig egal. Daß ich an dieser Stelle (und wirklich erst da) extrem zynisch wurde, half dann auch nicht mehr weiter.

Im nachfolgenden ICE 683/633 (ein völlig ranziger, versiffter, stinkender ICE 1) dann natürlich das Chaos in Dosen. Zum Glück fand sich ein Mädel, daß im Comfort – Bereich saß, ohne eine ebensolche Karte zu haben.

In Würzburg mußte ich dann umsteigen; wie viele andere auch. Auf dem Bahnsteig sah es plötzlich nach der Leichtathletik – WM aus, obwohl wir doch gar nicht in Berlin waren: überall rennende Menschen, schweres Gepäck im Schlepptau. Da dieser Zug natürlich auch Verspätung hatte, konnte wollte ein anderer nicht warten; eine große Traube an Menschen stand laut fluchend herum, weil der Zug losfuhr, als sie auf den Bahnsteig kamen. Die nächste Verbindung ging zwei Stunden später. Macht eine Gesamtreiseverlängerung von drei Stunden.

Meine Verbindung bekam ich zum Glück. Vielleicht sollte ich trotzdem meine bahn.comfort – Karte gegen ein BAHN.UNKOMFORTABEL – Modell umtauschen.

Nachtrag: Daß der Anschluß-Anschlußzug des Folgezugs dann auch noch mal eine halbe Stunde Verspätung hatte …… geschenkt.