Archäologie

Seit 16 Jahren wohne ich nun in diesem Haus und seit zehn Jahren in dieser Wohnung. In dieser Zeit habe ich zwei andere Wohnungen aufgelöst und den Krempel daraus auch hier irgendwo untergebracht. Nun habe ich ein paar Tage frei und für den Sommer habe ich mir vorgenommen, meine Wohnung ganz grundlegend zu renovieren. Dazu gehört auch, Keller, Speicher und das „Spontanlager“ unter meinem 80cm hohen Bett aufzuräumen. Ganz plötzlich kann ich ein wenig die Faszination eines Historikers oder Archäologen verstehen, der in lange verschütteten Stollen Dinge wieder zum Vorschein bringt. Ja, zugegeben, 95% des Krams, den ich da zutage fördere wandert direkt in den Müll, weitere 4% recht ungerührt in die Bucht, aber bei einem Prozent setze ich mich doch mal hin und schaue es mir wieder genauer an. Sehr, sehr schön.

Neben dieser sentimentalen Seite hat die ganze Aktion auch etwas sehr Befreiendes: Mann, habe ich plötzlich wieder viel Platz !

Gregorian – Video

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Bei unserer Frühjahrstour mit den Gregorian gab es zwei Fernsehmitschnitte und aus dem Material wurde ein kleiner Trailer zusammengeschnitten, den ich Euch natürlich gern zeigen möchte. Es war schon eine recht fette Show.

Im Herbst wird es weitergehen; dann spielen wir mal wieder Rußland östlich des Urals, Asien und vielleicht sogar Mittelamerika, bevor wir wieder nach Europa und im Januar auch wieder in die deutschsprachigen Länder kommen. Geplant ist, daß die Tour von Ende September bis Ende Januar geht. Es wird also wieder spannend.

Terrorismus

Die Frage, was Terrorismus ist, beschäftigt mich schon länger. Menschen wie Georg Elser oder Graf von Stauffenberg waren aus damaliger Sicht sicher Terroristen, heute sind sie verehrte Persönlichkeiten, die versucht haben, dem Naziregime etwas entgegenzusetzen.

Schwieriger ist die Sicht der Dinge sicher in den besetzten Gebieten in Nahen Osten. Ich erkenne den Palästinensern durchaus das Recht zu, die durch Israel völkerrechtlich nicht legal besetzten Gebiete zurückerobern zu wollen, was Mangels Armee natürlich schwierig ist. Sind sie deshalb Terroristen, oder Soldaten ?  Ist es Terror oder Krieg ?

Heute erklären der türkische Ministerpräsident und der türkische Europaminister, daß jeder, der den Taksim – Platz betrete, ein Terrorist sei. Wenn ich mir dann die Bilder aus Istanbul anschaue, stellt sich mir die Frage, welche Seite da tatsächlich Terrorismus betreibt. Da wird der Taksim Platz und der Gezi Park deutlich vor Ablauf des Ultimatums mit einer unglaublichen Gewalt geräumt. Die Polizeikräfte halten Wasserwerfer in die Notaufnahme eines anliegenden Krankenhauses, werfen Tränengasbomben in die als Sanitätsstation umgebaute Lobby eines Hotels und verhaften Ärzte, weil sie Erste Hilfe leisten. Die in der Türkei vorgeschrieben individuellen Nummern auf den Helmen der Polizei wurden teilweise entfernt, um anonym und strafrechtlich nicht belangbar durchangreifen zu können. Selbst die absolut friedlich verlaufende Beerdigung eines der Todesopfer aus den vergangenen Tagen wird mittels Wasserwerfer beendet. Das ist in meinen Augen Staatsterrorismus.

Die Vorkommnisse in Istanbul verdrängen die Tatsache, daß es nicht nur dort, sondern in vielen Städten der Türkei zu Protesten und unglaublichen Polizeiaktionen kommt.

Aus den Erfahrungen in arabischen Ländern der letzten Jahre könnte die türkische Regierung lernen, daß Gewalt keine Lösung politischer Probleme ist, sondern ausschließlich zur Verschärfung der Lage führt. Bislang waren die Proteste in der Türkei weitgehend friedlich. Wenn man die Bilder der Polizeiaktionen sieht, dann kann man sich doch an zwei Fingern abzählen, daß sich der Konflikt verschärfen wird und es nur eine Frage der Zeit ist, bis es zu ernsthaft bürgerkriegsähnlichen Situationen kommt.

Die Türkei ist Mitglied der Nato und Tor zur arabischen Welt. Aus diesem Grund halten sich die meisten westlichen Regierungen mit Kritik an den Vorkommnissen bislang zurück. Militärtaktische und wirtschaftliche Überlegungen scheinen wichtiger zu sein, als Bürgerrechte. Selbst in diesen Tagen ist die Rede davon, daß die Beitrittsgespräche der Türkei zur EU nicht gefährdet werden dürften. What the fuck ?!?

Von unserer wachsschwabbelweichen Bundesregierung, deren Rückrat ungefähr die Konsistenz hat, wie der Bauch der Regierungscheffin, ist ein hartes Statement augenscheinlich nicht zu erwarten. Zwar gibt es die Aufforderung aufeinander zuzugehen, zu einer harten Verurteilung der Vorkommnisse kann man sich aber nicht durchringen. Das empfinde ich als Schande. Wenn die Tatsache, daß selbst Verletzte in einer Krankenhauseinfahrt noch mit Wasserwerfern, die mit CS – Gas befüllt sind, beschossen werden, nicht zu heftigen Diskussionen führt, dann kann ich dieser Regierung nicht mehr helfen. Das Problem ist natürlich, daß keine Alternative als Regierung zu sehen ist. Aber das ist ein anderes Thema.

Rigger

Immer mal wieder fragen mich ja branchenfremde Leute, was denn so die einzelnen Techniker in unserem Job so machen. Zum Thema Rigger gibt es nun ein sehr geil gemachtes Video, das die Arbeit sehr schön zeigt.

Danke an Hossi, der mich über seinen Facebooklink darauf brachte.

Fremdbespielung

Gerade stolperte ich über einen Zeitungsartikel, bei dem ich laut lachen mußte. Da hat ein Politiker doch tatsächlich festgestellt, daß man nach der Baufertigstellung den täglichen Betrieb der Elbphilharmonie nur mit klassischen Konzerten nicht wird finanzieren können. Man werde Fremdvermietungen an Pop- und Rockkonzerte benötigen, um das finanzielle Loch zu stopfen und außerdem genug Konzerttermine im Jahr zu haben. Ein rein klassisches Programm reiche vielleicht für gut 100 Konzerte im Jahr.

Mal abgesehen davon, daß diese Erkenntnis nicht neu ist — alle Konzerthäuser der Republik haben das selbe Problem —, in der Elbphilharmonie kommt aber ein ganz fundamentaler Punkt auf die Betreiber zu: der Saal ist so konsequent ausschließlich für klassische Konzerte geplant, daß man bei der derzeitigen Ausstattung so Teufelszeug wie Pop- und Rockkonzerte gar nicht durchführen kann. Es gibt nicht nur, wie im Artikel geschrieben, eine fest im Sall eingebaute Bestuhlung, die bei modernen Konzerten nicht funktioniert, es fehlen einfach die ganz grundlegenden Voraussetzungen dafür. Der Ladeweg ist vielleicht gut für einen Konzertflügel, aber nicht für eine ernsthafte Produktion. Rigging ist quasi nicht möglich (und wenn ich an die Diskussionen über die Statik der Saaldecke denke, dann wird man da auch nicht mal eben etwas nachrüsten können). Die Raumakustik ist natürlich weltführend hyperakustisch und damit für verstärkte Konzerte …… schwierig. Genug Strom gibt es bislang auf der Bühne auch nicht, aber das ist wohl das kleinste Problem; ein paar Kabel wird man schon noch hochgezogen bekommen — wenn dann der Hausanschluß dick genug ist.

Das Interessante daran ist, daß die jetzige Erkenntnis der Politik seit Jahren bereits von allen verbreitet wird, die sich professionell mit Konzerten in Hamburg beschäftigen. Bislang wollte das aber niemand hören, stattdessen gab es arrogante Antworten.

Kann man Politiker eigentlich so verklagen, daß sie für den Schaden, den sie angerichtet haben, mit ihrem Privatvermögen haften ?  So ein von Hartz IV lebender von Beust mit Freunden …… eine interessante Vorstellung.

500.000.000,00€

Bei manchen Zahlen, die man in den Zeitungen so liest, fehlt einem einfach die Vorstellungskraft, um sie wirklich einordnen zu können. So soll die Elbphilharmonie hier in Hamburg nun knapp 800 Millionen Euro kosten. Ja, das ist eine Menge Geld, das wird einem sofort klar, aber wieviel ist das wirklich, was da für ein einzelnes Gebäude ausgegeben werden soll ?

Einen guten Vergleich bekommt man in diesen Tagen. In Süddeutschland ist ein ganzer Ort in den Fluten abgesoffen. Weite Teile Deggendorfs standen unter Wasser, hunderte Häuser mit Wohnungen und Firmen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Geschätzter Sachschaden: 500 Millionen Euro. Da kostet also die Instandsetzung einer halben Stadt 2/3 dessen, was ein einzelnes Konzerthaus kosten soll ?!?

Hm.

Für mich stimmen da die Verhältnisse nicht.

lange her

St. Peter und Paul, Duisburg - Huckingen

Manche Dinge habe ich ewig nicht mehr gemacht, beispielsweise Filme selbst entwickeln. Das geht ja zumindest schwarzweiß tatsächlich ohne größeren Aufwand, man muß sich nur mal aufraffen. Heute setzte mich mich hin, fädelte den Film in die Spule und legte los. Ist jetzt nicht soooooo schlecht geworden. Mehr dann in den nächsten Tagen dort.

Deko- und Kulissenbörse

Die hanseatische Materialverwaltung

Copyright: HMV/Christina Hansen

Jeder von uns kennt das Problem: da wurde mit immensem Aufwand eine große Produktion gestaltet, Zeit, Geld & Nerven verbrannt und dann ist die Produktion vorbei und die komplette Deko und Ausstattung wandert in den Müll. Da blutet einem das Herz. Auf der anderen Seite sitzt man dann ein paar Wochen später bei einer freien Produktion ohne ernsthaftem Etat und weiß nicht, wie und wo man denn nun die benötigte Kulisse auftreiben soll. Genau hier setzt ein neues Projekt an, das in diesen Tagen in Hamburg eröffnet: die hanseatische Materialverwaltung. Eine tolle Idee, wie ich finde.

Die HMV sammelt Kulissen und Ausstattungen von Institutionen ein, die sie nicht mehr benötigen. Das können Theater, Werbefilmer, oder sonstige Produktionen sein, die im Grunde hochwertiges Material haben, das sie nicht mehr lagern können/wollen. Das Material wird dann in der HMV eingelagert und an kleine Produktionen ausgegeben. Schultheater beispielsweise, oder Offproduktionen. Und weil die HMV ja irgendwovon leben muß, kann Material auch kommerziell dort gekauft werden. Für die nächste große Produktion. Ein gigantischer, offener Ausstattungsfundus also, dessen Preise sich danach richten, wer das Material denn braucht. 70% des Materials soll kleinen Produktionen zugutekommen, die sich sonst ihre Ausstattung kaum leisten können.

Ich bin von dieser Idee so angetan (weil nämlich auch mir immer schlecht wird, wenn gerade nach irgendwelchen Industrieshows hunderte von Kubikmetern hochwertigen Materials in den Container verpreßt wird), daß ich hier unbedingt dafür Werbung machen muß. Nutzt diese Institution !  Plant beim Abbau großer Produktionen die Materialweitergabe an die HMV ein und denkt bei der Ausstattungsbeschaffung neuer Produktionen auch daran, damit der Laden boomt und die Idee auch auf wirtschaftlich gesunden Beinen steht.In den nächsten Wochen werde ich dort auch mal vorbeischauen und hier berichten.