ruhig

Gerade erst hatte ich einen gewissen Schreibrhythmus gefunden, schon bin ich wieder draußen. Als Nachwirkung zu meiner Grippe habe ich mir eine Lungenentzündung eingefangen und verbringe daher freie Zeit lieber im Bett als bloggend. Auch das wird vorbeigehen und dann gibt es hier wieder mehr zu lesen.

Kurzer Offdayausflug

Eigentlich hatten wir ja heute einen Offday, aber ich bin mal eben nach Zagreb gejettet, um eine Vorbesprechung für eine Fernsehaufzeichnung zu machen, die wir dort nächsten Mittwoch haben sollen. Oben seht Ihr den internationalen Flughafen Zagreb um ungefähr 11:00 Uhr. Auf dem Vorfeld steht genau eine Maschine: die, mit der ich aus Frankfurt kam. Nebenan noch ein paar Sport- und Privatflieger. Es gibt keine „Einsteigrüssel“ (keine Ahnung, wie diese Dinger heißen, mit denen man vom Terminal direkt ins Flugzeug steigt), sondern man fährt mit dem Bus, oder läuft. Abends bei meinem Rückflug standen fünf Maschinen dort, alle von Croatian Airlines, was auch eine gute Quote ist, hat diese Fluggesellschaft doch nur zwölf. Der Vorteil des Flughafens liegt aber eindeutig auf der Hand: dadurch das nichts los ist, ist der Sicherheitscheck ganz schnell gemacht, es gibt keine Schlangen.

Das Meeting war dann …… interessant. Die Kroaten gehen viele Dinge doch recht sportlich an. Ich bin sehr gespannt, wie’s wird.

Frankfurt

Es ist schon interessant: abends während der Fahrt nach Frankfurt unterhielten wir uns kurz darüber, was uns am nächsten Tag erwarten würde und das Gespräch kam auch auf die Stagehands. Jeder hatte negative Geschichten zu erzählen. Gerade in Frankfurt sind Helfer immer wieder ein Thema. Natürlich gibt es auch richtig gute Leute, aber die Quote der Rock ’n‘ Roll – Erfinder ist hoch. Morgens waren dann von den bestellten acht Leuten nur sechs da. Die fehlenden zwei stünden im Stau, hätten noch fünf Kilometer und seien gleich da, hieß es. Anderthalb Stunden später hatte sich an der Zahl der Helfer nichts geändert, nur die Geschichte wurde anders. Sowas finde ich immer ziemlich daneben und ich frage mich, für wie blöd mich manche halten, zumal recht sehr schnell noch zusätzliche Hands aufzutreiben waren, nachdem ich Leute mitarbeiten lies, die normalerweise örtlich nicht mit Hand anlegen.

Auch über die Alte Oper in Frankfurt gibt es nichts neues mehr zu erzählen; ich war während der Blogzeit schon häufiger dort. Wie in Halle endet der Ladelift mitten in der Bühnenfläche. Man kann erst richtig bauen, wenn alles Material oben ist. Andersrum kann man auch erst Material zum LKW fahren, wenn faktisch alles abgebaut ist. Das ist nervig und ein echter Planungsfehler. Schon in den 70ern beim Ausbau der Alten Oper, erst Recht aber in den 90ern beim Bau der Händel – Halle.

Der erste Auftritt von Amelia ist in luftiger Höhe hinter der Band. In Frankfurt konnten wir besonders hoch bauen und so stand sie wirklich sehr schön sichtbar vor der Leinwand. Ich finde den Effekt gerade in hohen Hallen immer sehr, sehr gut, in Frankfurt kam er besonders klasse. Was auf dem Bild so schwarz erscheint sind übrigens Vorhänge, hinter denen ich stehe. Für’s Publikum steht sie völlig frei vor der Leinwand.

Nachmittags lernte ich übrigens einen weiteren Leser kennen. Tobias arbeitet als Meister in der Alten Oper. Es war schön, ein weiteres Gesicht hinter den Kommentaren kennenzulernen.

Mit Andacht

Copyright: Thomas Diepolder

Nicht nur die Mönche, auch wir Techniker üben uns in täglicher Kontemplation, um uns auf die Show vorzubereiten. Dimmermann Thomas erwischte mich beim Sprechen meines Oms.

Na ja. Ehrlicherweise bin ich gerade umgezogen, um während der Show die Spiegel von „Heaven“ einzusammeln. Das Bild entstand während der Show in Hannover auf der Seitenbühne Stage right.

P.S.: Thomas protestiert gerade, er sei doch mangels Dimmer gar kein Dimmermann. Da hat er eigentlich Recht. Wir haben nicht eine konventionelle Lampe dabei, sondern ausschließlich direktgesteuerte Geräte. Der einzige 12kanal – Dimmer im Rack ist als Switch für unsere Spiegelkugeln und für die Backstagebeleuchtung, der Rest sind ausschließlich Scanstromverteiler. Gut. Ich korrigiere also: Strommann Thomas.

Würzburg

Vorgestern waren wir im CCW, einem Congress – Centrum, das vom nebenan liegenden Hotel betrieben wird. Die Bühne ist für uns ein wenig eng und weil das Hotel natürlich lieber eigenes Essen anbietet sind die Möglichkeiten für unsere Köche etwas anstrengend, aber im Großen und Ganzen war es ein ruhiger, ereignisloser Tag, über den es nichts wirkliches zu erzählen gibt. Vielleicht noch die Tatsache, daß der Runner vom Weihnachtsmarkt einen Advendskranz mitbrachte und wir so auch eine Kerze anzünden konnten.

Wir werden in Zagreb eine Fernsehaufzeichnung haben, die entscheidenden Details werden gerade besprochen und so konnte ich den ruhigen Tag nutzen und dafür was tun. Ich bin mal gespannt, wie’s wird.

Paule

Backliner Reiny nennt die Helfer ja schon länger nur noch „Paule“. Da muß er sich nicht jeden Tag neue Namen merken. Dieses Konzept hat Mario, einer unserer beiden Köche, überzeugt. Bei ihm heißen die Cateringhilfen ab sofort „Paula“. Und das tolle daran: es funktioniert !

Notfall

Stahl ist nun mal stärker als Glas. Und wenn ich im Halbdunkel gegen einen Träger laufe, dann ist das blöd und der Klügere gibt nach. In dem Fall mein Brillenglas. Liest zufällig ein Optiker aus Frankfurt mit ?  Da sind wir morgen mit unserer Tour. Ich brauche ein mineralisches 1,6er Rodenstock – Glas, brunal, Multisin mit -2,50dpt. Hat das jemand vorrätig, so daß ich die Brille abends wieder abholen kann ?  Oder weiß jemand jemanden, der es vorrätig haben könnte ?

Danke für die schnelle Hilfe.

Paradox

Wir sind hier mit Pyro, offenem Feuer & Laser unterwegs und ich finde es bemerkenswert, wie unterschiedlich diese anmeldepflichtigen Effekte von den Behörden behandelt werden. Die Pyrotechnik gehört zur Klasse T1, sie darf also von jedem der älter als 18 Jahre ist abgefeuert werden. Dazu kommt, daß die Effekte zwar wirkungsvoll eingesetzt werden, im Grunde aber von ihrer Gefährlichkeit her Pippikram sind. Genau diese Pyrotechnik erfährt von den Behörden die größte Aufmerksamkeit; in den meisten Städten kommt extra jemand raus, um das abzunehmen.

Beim offenen Feuer haben wir Brandschalen, (Theatersicherheits-) Fackeln und ein paar kleine Handtricks. Das ist richtiges Feuer, brennt auch ganz gut und theoretisch könnte man damit durchaus mal eine Spielstätte anzünden. Diese Effekte werden von den Behörden mal nebenher abgefrühstückt, oft interessiert sich erst der wachhabende Feuerwehrmann des Abends dafür.

Außerdem sind neben unseren acht Paar Laserhandschuhen (Klasse 3R) noch zwei richtige 2,5W – Laser (Klasse 4) mit dabei. Um uns das Leben vor Ort zu vereinfachen, haben wir uns extra bei den Proben ein Gutachten über unsere Laseranlage erstellen lassen und dieses Gutachten zusammen mit der Anmeldung an die Behörden vermailt. Der Erfolg ist durchschlagend: bisher kam in allen Städten von den Ordnungsämtern und Berufsgenossenschaften die Mitteilung, daß wir das ja toll vorbereitet hätten, das müsse sich ja dann keiner mehr ansehen. Die komplette Laserei läuft also durchgängig ungeprüft, obwohl man mit einem 2,5W – Laser ganz locker reihenweise Leute in die Blindheit schießen könnte.

Ich will mich nicht beklagen und ich brauche auch nicht täglich einen Beamten, der besser weiß als wir alle vor Ort, wie man mit Laser umgeht (so wie man das manchmal bei der Pyro erlebt), aber wundern, nun, wundern tu‘ ich mich schon. Und ich kann nur allen empfehlen, die mal mit einem Laser auf Tour gehen: so ein Gutachten ist sein Geld echt wert, denn es hält einem die Behörden vom Leib. Und falls nun einer der Zuständigen mitlesen sollte: natürlich sind Sie hier jederzeit herzlich willkommen, ich hab‘ ja nichts zu verbergen und schließlich will ich nicht wegen Körperverletzung vor Gericht landen. Aber wie gesagt: wundern ……

Die Halle in Halle

Gestern dann mit unserer schuckeligen Produktion in der Händel – Halle in Halle an der Saale. Dort war ich innerhalb der Blogzeit schon so oft, daß ich sie hier nicht noch mal vorstelle. Neu ist, daß die Küche des Hauses nicht mehr durch die Gastronomie genutzt wird (die Gästebewirtung wird jetzt extern angeliefert), sondern durch einen Betrieb, der Schulen mit Mittagessen versorgt. Diese zentrale Schulküche hat natürlich einen ziemlichen Lieferverkehr, der leider auch an „unserer“ Laderampe stattfindet und auch im wesentlichen den selben Weg im Gebäude nimmt. Das ist etwas ärgerlich, zumal der Betreiber der Küche meint, durch sein tägliches Arbeiten dort Vorrang zu haben.

Ansonsten aber alles wie immer incl. charmanter örtlicher Betreuung — was will ich mehr.

Unser Produzent hat den Ehrgeiz, die am fettesten aussehende Eintrailershow ever auf der Straße zu haben. Ob das ever tatsächlich erreicht wurde möchte ich nicht beurteilen, aber für die Produktionsgröße haben wir auf jeden Fall ’ne Menge Zeug dabei und unsere örtlichen Partner staunen regelmäßig, wo denn der zweite Wagen steht. Unter anderem haben wir einen Lift, mit dem Amelia, unsere Sängerin, bei einem Song 3,5m hoch hinter dem Schlagzeug tront. Wie die Königin der Nacht, um mal einen Vergleich für unsere Operngänger zu bringen. Sie steht dort direkt vor unserer kirchenfensterförmigen Leinwand und wird mit einem Feuervideo beleuchtet. Das ganze sieht schon ziemlich gut aus, beschert uns aber einen umgebauten Genie – Lift im Truck.

In der zweiten Hälfte des Sets spielen wir auch „The Raven“ von Alan Parsons. Manchmal geschehen ja Wunder und ausgerechnet in Halle flog uns gestern ein Rabe zu, der während des Songs auf dem Schlagzeug saß.

Hier noch mal der Versuch, „One“, den Song mit den Laserhandschuhen, zu photographieren.

Insgesamt ein runder Tag.