Andreas Gabalier

Andreas Gabalier in der Porschearena Stuttgart

Gestern abend gab es in der Stadthalle Wien die letzte Show der aktuellen Andreas Gabalier – Tour, die von unserer Firma als technischer Generaldienstleister betreut wurde. Ich selbst war zwar auf Tour nicht mit dabei, durfte aber in der Vorbereitung ein paar technische Details „erfinden“ und hatte die Gelegenheit, mir die Show in der Stuttgarter Porschearena anzusehen.

Andreas Gabalier in der Porschearena Stuttgart

Für die, die Andreas Gabalier noch nicht kennen, sei kurz erzählt, daß er ein junger, österreichischer Musiker ist, der eine ziemlich gekonnte Mischung aus Volksmusik und Rock ’n‘ Roll abliefert; daher nennt er sich selbst auch VolksRock’n’Roller. Nun mag der ein oder andere beim Wort Volksmusik vielleicht die Nase rümpfen, aber davon sollte man sich nicht allzu sehr leiten lassen. Gespielt werden die großen Arenen, unbestuhlt, mit Mojos vor der Bühne und das Ganze immer bis zum letzten Platz ausverkauft. Da kommt die Stimmung ganz allein (und ehrlicherweise kocht die Halle schon beim ersten Song).

Andreas Gabalier in der Porschearena Stuttgart

Die Tour ist schon recht üppig ausgestattet. Es gibt quasi als Backdrop eine Matrix aus 90 Movingheads und dann natürlich jede Menge Lampen über der Haupt- und der Satellitenbühne. An der Bühnenhinterkante hängen 50m² in vier Streifen verfahrbare LED – Wände, weitere 50m² hängen links und rechts der Bühne als „Fernseher“. Die PA besteht aus 15 MICA pro Seite und wird in den ganz großen Hallen mit MILO aufgestockt (die MICAs wandern dann nach außen).

Andreas Gabalier in der Porschearena Stuttgart

Andreas Gabalier in der Porschearena Stuttgart

Beim Publikum haben mich drei Dinge gewundert: wie viele wirklich junge Menschen da waren, wie lautstärkeresistent die älteren Besucher waren und wie hoch die Dirndlquote bei gleichzeitiger Rock ’n‘ Roll – Feierbereitschaft war.

Andreas Gabalier in der Porschearena Stuttgart

Andreas hat sich von einem befreundeten Schreiner einen ganz eigenen Flügel bauen lassen. Die Musiker unter uns reiben sich zwar mal kurz die Augen, aber die Idee und das Design fand ich für diese Show wirklich gut gelungen. Außerdem bin ich mir sicher, daß 90% des Publikums von den Beinen so abgelenkt waren, daß sie die musikalische Besonderheit gar nicht registrierten.

Andreas Gabalier in der Porschearena Stuttgart

Andreas Gabalier in der Porschearena Stuttgart

Sehr cool fand ich die Idee, Marshall – Cabinets mit PAR64 zu bestücken und dann eine Boxenwand „brennen“ zu lassen.

Andreas Gabalier in der Porschearena Stuttgart

Andreas Gabalier in der Porschearena Stuttgart

Ich bin ganz ehrlich: ich fand das ein sehr gelungenes Produkt und hatte bei meinem Besuch in Stuttgart viel Spaß. Der Künstler nimmt sich und die Volksmusik nicht zu ernst, serviert damit eine unglaubliche Spielfreue und schickt das in jeder Hinsicht buntgemischte Publikum nach 2,5h Show mit einem breiten Lachen nach Hause. Mehr kann man wirklich nicht verlangen.

The Cyborgs

The Cyborgs in der 7180 Bar

Gestern abend sah ich in der Crailsheimer 7180 Bar eine in mehrerlei Hinsicht recht bemerkenswerte Kapelle: The Cyborgs. Es ist ein Duo, das ein Trio simuliert. Die Rhythmusgruppe aus Baß und Schlaßzeug besteht aus einem Musiker, der mit der linken Hand auf einem Keyboard Baß spielt und mit seinen anderen drei Extremitäten das Schlagzeug bearbeitet. Damit ist schonmal gewährleistet, daß der Groove so auf dem Punkt ist, als … nun ja … wäre es ein Mann. Das Ganze technisch durchaus auf richtig gutem Niveau. Der zweite Musiker spielt Gitarre und singt.

The Cyborgs in der 7180 Bar

Bemerkenswert ist außerdem das Bühnenoutfit: die Musiker tragen die ganze Zeit Schweißerhauben, sind also inkognito. Wenn ich über die dieses Outfit ein wenig länger nachdenke, dann fallen mir da durchaus ein paar Nachteile ein: man schwitzt darunter wie hulle, kann nichts trinken und man sieht nix. Also jedenfalls nicht viel. Das Gesichtsfeld ist durch die kleine Glasöffnung sowieso schonmal sehr stark eingeschränkt und dann ist das Glas ja auch noch sehr dunkel getönt. Bei einer Show in einem recht dunklen Club wie gestern ist das also quasi ein Blindflug. Was die handwerkliche Leistung der Band nochmal deutlich hervorhebt.

The Cyborgs in der 7180 Bar

Wenn man sich an das Outfit und den lustigen italienischen Akzent im Englischen als Zuschauer erstmal gewöhnt hat, dann macht die Show der zwei durchaus großen Spaß. Die Musik ist eine Mischung aus Boogie und Blues, man kann gut dazu tanzen und so war die Stimmung in der Bar sehr schnell sehr gut. Knapp zwei Stunden ging das Konzert und ich fand’s schade, als es vorbei war.

The Cyborgs in der 7180 Bar

The Cyborgs sind heute abend noch in Schwäbisch Hall zu sehen und dann erstmal nur in Italien, wo sie auch herkommen. Ich habe gestern acht Euro Eintritt bezahlt und das war die Kapelle ganz locker wert. Wer also Gelegenheit hat, die beiden Robotermenschen zu sehen, der sollte das tun.

ESC

Eröffnung des Eurovision Song Contests

Copyright: Sander Hesterman (EBU)

Auch in diesem Jahr habe ich mir die Leistungsschau der Veranstaltungstechnik angesehen und war positiv überrascht: keine LEDs. Ja, klar, es gab verschiedene, teilweise sehr geschickt eingesetzte Projektionen, aber eben durch den Verzicht auf die große LED – Wand gab es plötzlich Raum für eine sehr wandelbare Bühne. Den Etat, den man sonst für ein paar hundert Quadratmeter LEDs ausgegeben hätte, investierte man dieses Jahr in echte Bühnentechnik und da wurde wirklich was geboten !  Die komplette Publikumsbeleuchtung war verfahrbar; jede einzelne Lampe. Über der Bühne gab es einen Strauß Lampen, der verfahrbar war. Hinter der Bühne gab es ein ganzes Rudel, nein, gleich mehrere unterschiedliche Rudel an verfahrbaren Lampen. Die hintere Deko war verfahrbar. Es gab Hubpodeste in der Bühne und eine komplett durch die Halle laufende Brücke, die sowohl in der Höhe, als auch von der Position her verfahrbar war. Es war das Jahr der Ober- und Untermaschinerie, die teilweise sehr dezent, aber eben doch unglaublich effektiv eingesetzt wurde. Klasse. Mir hat’s sehr gefallen.

Wie jedes Jahr verneige ich mich tief vor der Crew, die das hinbekommen hat. Es gab ein paar wirklich fiese Umbauten und selbst so Gemeinheiten wie großflächige Glittereinsätze während der Teilnehmersongs waren nach 45 Sekunden einfach weg, die Bühne war wieder sauber.  Respekt !

Musikalisch fand ich die erste Hälfte ziemlich langweilig, die zweite deutlich besser. Der dänische Sieg geht in Ordnung, mir selbst hat Aserbaidschan und vor allem Norwegen besser gefallen. Für die deutsche Truppe fand ich es ja doch extrem peinlich, daß selbst der britische Gerontopop mehr Punkte eingesammelt hat. Uuuhhhhh.

Und weil ich’s jedes Jahr schreibe, mache ich das auch dieses Jahr: Peter Urban gehört nicht in diese Sendung. Er findet den britischen Song „eine starke Nummer“ und ist einfach komplett aus der Zeit. Bitte, bitte, bitte, lieber NDR, finde einen jungen, lockeren, guten Moderator, der das übernimmt.

Nachtrag 13:10: heute vormittag habe ich mir einige Songs nochmal angesehen, weil ich genau wissen wollte, wie ein paar Dinge umgesetzt wurden (aus alten Tagen wissen wir ja, daß vom ESC lernen siegen lernen heißt) und dabei ist mir aufgefallen, wie perfekt der ganze Ablauf choreographiert war. Da steht beispielsweise am Anfang eines Songs mitten auf der Bühne ein Mikrotellerstativ, wird genutzt und 70 Sekunden später bei einer Panoramafahrt der Kamera ist es weg. Da es ein Tellerstativ war: von einem Mann weggeräumt, der durch kein Kamerabild lief, was bei der schnellen Schnittfolge ein echtes Kunststück ist. Guys: well done !

 

Jenseits von Eitelkeit

Rüdiger Beckmann: Beyond Vanity

Seit ein paar Monaten versuche ich mich nach vielen Jahren mal wieder gelegentlich an Portrait- und Aktphotographie. Ich habe von den bisher gemachten Bildern bislang nichts hier oder im Photoblog gezeigt, weil mir die Photos nicht gefallen. Nicht, daß die Frauen nicht gut aussahen, nicht, daß die Bilder nicht technisch akzeptabel sind. Nein, daran liegt es nicht. Die Bilder zeigen für mich zu viel Pose und zu wenig Seele. Sie sind schön, aber sie berühren mich nicht. Und darum muß ich sie nicht zeigen.

Durch Zufall bin ich nun auf das Buch von Rüdiger Beckmann gestoßen; Beyond Vanity, Jenseits von Eitelkeit. In diesem Buch sehe ich plötzlich Bilder, wie sie mir vor meinem Auge vorschwebten, als ich versuchte, mich Menschen mehr zu nähern. Ich sehe Seelen, ich sehe Menschen — und nicht nur Körper. Beckmann versteht es, sich seinen Photographierten so zu nähern, daß sie sich entspannen und sie selbst werden. Er hat die Gabe, mit den Kleidungsstücken auch Masken ablegen zu lassen. Übrig bleiben in jeder Hinsicht nackte Menschen, selbst wenn sie noch ein Shirt anhaben sollten. Diese Bilder haben mich sehr berührt und ich hoffe, daß mir das Buch helfen wird, mit mehr Mut meine ganz eigenen Vorstellungen von Photos umzusetzen. Mehr LoFi. Was von den Menschen vor der Linse sicher noch mehr Mut erfordert. Ich bin sehr gespannt.

 

Die ganze Nacht

Der Fall Böse: Die ganze Nacht

In den letzten Wochen hat meine Nachbarin, die Opernsängerin ist, mehrfach kräftig an die Wand geklopft und zwar immer dann, wenn diese CD hier lief; sie hat nämlich den Nachteil, daß man sie am besten laut hört.

„Der Fall Böse“ ist eine Hamburger Kapelle, genauer gesagt, eine St. Pauli – Band, die vom rockigen HipHop kommend in den letzten zwei, drei Jahren eine Verwandlung gemacht hat und auf ihrer aktuellen CD klare Rockmusik spielt. Den Weg, den die Band gegangen ist, fand ich zwischendurch nicht immer gut, aber das jetzige Ergebnis läßt sich mit viel Spaß hören. Es gibt deutschsprachige Rockmusik mit guten Texten und vor allem mit Grooves, die knallen. Dabei ist die ausgekoppelte Single „Über der Stadt“ meiner Meinung nach noch nichtmal der stärkste; er ist der poppigste der Platte. Mir gefallen „Jekyll & Hyde“ oder „Spei mich aus“ deutlich besser, da sie mehr drücken.

Über die Konzerte der Kapelle schrieb ich ja schon, auch die Platte kann ich mit sehr gutem Gewissen empfehlen.

Böse Weihnachten

Es gibt immer mal wieder Bands, bei denen man sich fragt, warum man sie in einem 300er Club wie dem Kir sieht und nicht beispielsweise in der Alsterdorfer Sporthalle oder wenigstens im Docks oder der Freiheit. Zu diesen Bands gehört ganz sicher Der Fall Böse. Ich sah schon das ein oder andere Konzert dieser Formation (1, 2, 3, 4), zwischendurch hatte ich mal den Eindruck, daß es da einen Einbruch in der Band gäbe, die Performance überzeugte mich nicht mehr ganz so sehr, aber seit der unglaublich fetten neuen CD sind alle Zweifel wie weggefegt und am Weltuntergangsvorabend war ich eingeladen, mir das aktuelle Programm anzusehen. Es war ein großer Spaß.

Die Band hat zu alter Energie und Überzeugung zurückgefunden und präsentierte ein fettes, mitreißendes, gutgelauntes Programm, das einfach jeden tanzen ließ. Die Stücke sind weniger hiphoppig als früher, rockiger, aber das tut dem Feuer keinen Abbruch, das sie versprühen.

Ich kann also auf jeden Fall einen Konzertbesuch und auch die CD empfehlen. Wer sich das Konzert in vielen Bildern anschauen möchte, findet hier meine ganze Photostrecke. Ich glaube, die ganze Energie der Show, kann man da ganz gut erahnen.

Roadcrew

Und wenn ich eben den Stagehands – Film gezeigt habe, dann kann ich noch über ein Video schreiben, das hier schon seit Wochen liegt, um es hier im Blog mal vorzustellen: Roadcrew ist ein Film über eine deutsche Tourcrew, die unter anderen mit den Hosen und den Ärzten unterwegs ist und der mir sehr, sehr, sehr gefällt.

Es ist meistens unglaublich schwer, Menschen, die nichts mit unserem Business zu tun haben, zu erklären, was wir da machen, warum wir so bekloppt sind, uns den Arbeitsbedingungen auszusetzen und warum wir eigentlich in einer Nebenwelt leben, zu der nur schwer Zugang zu finden ist. Selbst unseren engsten Angehörigen, Partnerinnen, Freunden ist das oft kaum bis nicht zu vermitteln. Manchmal noch nichtmal den Technikern, die nur Einzeljobs machen und nie Tour fahren. Der Film bietet zu diesen Fragen zumindest einen Zugang, den ich verstehe (ob das dann Externe wirklich verstehen, kann ich nicht beurteilen; dazu stecke ich einfach viel zu tief drin im Toursumpf). Und er berührt Fragen, die jeden von uns im Laufe der Zeit auch berühren; wie zum Beispiel, wie man diesen gottverdammtgeliebten Beruf und erfüllendes Privatleben unter einen Hut bekommen kann. Wenn man ehrlich ist, geht es kaum.

Roadcrew ist ein Dokumentarfilm, ein Familienfilm, eine Hommage. Er zeigt das Leben von Roadies so wie es ist: ohne Parties, mit viel Routine. Er räumt mit Klischees auf, zeigt wenig Glamour, zeigt Leben.

Mir gefällt er.

Richtung Norden

Vor ein paar Tagen kaufte ich mir die neue …… nein, das kann man so schlecht schreiben, denn es ist ja die erste … Soloplatte von Astrid North. Acht Jahre dauerte es, bis Astrid, die Live ja durchaus präsent ist, endlich auch einen eigenen Tonträger fertig hatte, den sie erstaunlicherweise sogar im Selbstverlag vertreibt. Sollten die A&Rs Deutschlands tatsächlich so taub gewesen sein, ihr keinen Deal anzubieten ?  In den CD – Player eingeschoben eröffnet die Scheibe auf jeden Fall grandios und bietet dann durchgängig perfekte Musik.

North“ ist keine leichte und poppige Platte, kein Cultured Pearls unter anderem Namen; ganz im Gegenteil, sie ist voller Brüche und Kontraste, schwermütig manchmal. Aber über allem steht Astrids unglaubliche Stimme, ihr Einfühlungsvermögen in die Texte. Und so steht die CD bei mir zur Zeit kaum still und ich möchte sie auch Euch empfehlen.

Lost places

Unter „lost places“ versteht man Orte, die verlassen, dem Verfall preisgegeben sind. Eben weil dort oft eine ganz besondere Atmosphäre herrscht, sind sie gerade bei Photographen sehr beliebt und so könnte man glauben, daß die Ausstellung mit diesem Namen in der Kunsthalle Hamburg eine reine Photoausstellung sei. Dem ist aber nicht so. Klar, es gibt beeindruckende Werke wie beispielsweise das Bild im Vordergrund aus einem aufgegebenen und halb demontierten Gefängnis, aber der Begriff der lost places wird hier viel weiter gefaßt. Neben den Bildern gibt es auch Gedanken zu Menschen, Perspektiven und Kultur(en), die verloren sind und läßt man sich auf diese Erweiterung ein, dann wird die Ausstellung noch interessanter. Mir hat die Ausstellung gefallen und wenn auch Ihr Euch auf lost places einlassen wollt, dann könnt Ihr die Ausstellung noch bis zum 23.09. sehen.

lost places, Hamburger Kunsthalle, bis zum 23.09.

Schlagzeug

Bevor ich am Sonntag für gute vier (!) Wochen im Urlaub sein werde, will ich wenigstens in all dem Streß vor dem Urlaub (was alles vorher noch gemacht werden muß…) ein wenig noch erzählen, was ich in der vergangenen Zeit erlebte. Beispielsweise eine ziemlich coole Band mit diesem erstaunlich gut klingenden Schlagzeug. Der Farbeimer als Kick hat sogar noch den Vorteil, daß man weite Teile des Sets darin transportieren kann. War klasse.