Flashback: Dortmund

Dortmund ist ziemlich an mir vorbeigegangen. Ich war einfach zu vergrippt. In der Nachbarhalle war eine  Kartbahn aufgebaut, aber ich war einfach zu fertig, um die Chance zu nutzen. Einige Kollegen fuhren aber, teilweise auch länger. Toll war allerdings der Massageservice. Eine junge Masseurin mietet sich immer wenn Produktionen kommen eine kleine Garderobe und bietet klassische Massage für 1,00€/Minute an; eine halbe Stunde kostet also 30,00€, das ist ein fairer Preis. Außerdem macht sie ihre Sache gut. Ich finde das eine tolle Geschäftsidee, die sehr gerne auch in anderen Hallen zu finden sein darf.

Flashback: Duisburg

In meiner Geburtsstadt Duisburg gibt es ein ziemlich schönes Theater, das Theater am Marientor, das perfekt für uns ist: richtig Platz auf der Bühne, eine einfache Ladesituation, elektrische Hochlast – Züge. Ein wenig schade war, daß die Hauskollegen nur mäßig Lust hatten, alle Möglichkeiten des Hauses auch zu nutzen. Uns hätte die Nutzung von ein paar zusätzliche Handkonterzügen durchaus zusätzlichen Komfort beschert, leider weigerte man sich standhaft, die auch zur Verfügung zu stellen. Das Laden und Entladen der doublierten Züge sei zu viel Arbeit, wir mögen doch bitte ausschließlich die Elektrozüge nehmen, die allerdings an manchen Stellen nicht da waren, wo wir sie idealerweise gebraucht hätten. Na ja. Theaterehre geht eigentlich anders.

Dafür hatten unsere Köche, hier seht Ihr Sven beim Schnitzelklopfen mit einem Kochtopf, ausreichend Platz und Licht. Das war auf unserer Tour eindeutig nicht immer so und so genossen sie die Situation …

… auch wenn man der Cantine nicht nur an den Preisschildern der Kühltheke ansah, daß sie schon länger nicht mehr richtig genutzt wird. Auch die Kühlschränke wollten nicht mehr. Und das, obwohl es große Industrieteile waren.

Ihr seht, daß mich „One“, die Nummer mit den Laserhandschuhen, immer wieder fasziniert. Auch in Duisburg versuchte ich, von der Nummer das ultimative Photo zu machen.

Tagsüber hatte ich allen Kollegen eingeschärft, daß es in Duisburg besonders schön werden müsse: meine Eltern kamen nämlich zu Besuch. Zum Glück hat’s ihnen gefallen.

Flashback: Bremen

In Bremen spielten wir in der Glocke. Und weil da am Showtag morgens noch symphonische Proben waren und der Ladeweg etwas … speziell … ist, bauten wir einen Teil unserer Produktion schon am Nachmittag des davorliegenden Offdays auf. Am Showtag sind wir dann Mittags rein und haben den Rest gebastelt. Thomas und ich unter etwas erschwerten Bedingungen, wir fühlten uns deutlich grippig, was mich wunderte, war ich doch gegen die normale Grippe geimpft. Nachmittags die Gewißheit: einer der Musiker war positiv auf Schweinegrippe getestet. Eigentlich kein Wunder, wütete die im Ural doch stark. Interessant die Reaktion der Ärzte, zu denen wir zuerst gingen: „Jaja, die hat ja grad jeder. Waschen se sich mal die Hände, dann wird et schon.“ Im Rausgehen drückte man uns noch einen Stapel Mundschutze in die Hand. „Die können se ja mal tragen, wenn se meinen.“ Was im deutlichen Kontrast zum Hype in den Medien stand. Also halfen wir uns selbst, das Tourmanagement kümmerte sich auch ein wenig und dann wurde es ja auch.

Oben seht Ihr übrigens Gleisarbeiter, die vor der Glocke des Nächtens die Gleise abschliffen. Sah ganz gut aus.

Flashback: Flensburg

Als zweite deutsche Stadt dann Flensburg. Hier erst mal etwas Irritation nach dem Aussteigen aus dem Nightliner. Pronto ?  Porno ?  Hat der Autobeschrifter was verwechselt ?  Werden die Pizzen von Toplessdamen nach Hause gebracht ?  Fragen über Fragen.

Da fühlt man sich doch in der Halle, die ich übrigens hier schon häufiger vorstellte, direkt aufgehoben und sicher. Der örtliche Rigger war wohl schon häufiger hier und hat zur Verdeutlichung der vier existierenden Hängepunkte direkt mal vier Seile runtergelassen. Das ist ja praktisch. Außerdem gibt es noch ein paar Zugstangen, elektrisch und als Handkonterzug. Der Örtliche empfiehlt uns die Nutzung der Handkonterzüge deutlich nicht; die ließen sich immer so schwer bedienen. Wenn man sich dann mal den Schnürboden anschaut, weiß man auch, warum: auf den Gewichtsschlitten liegen etwa 100kg auf (das ist bei einem doublierten Zug wie hier genug, um 50kg Last zu heben), weitere Steine gibt es nirgends. Klar, daß man damit nicht richtig arbeiten kann.

In Flensburg wird außerdem diskutiert, ob wir in Leipzig den Kartenverkauf in 360° um die Bühne freigeben sollen. Ich schaue mir mal unser Set von hinten an ……… nein. Wir werden das nicht machen ;-)

Werkstattcase

Im Laufe eines Technikerlebens sammelt sich einiges Equipment an, unter anderem auch einige Cases. Rechts seht Ihr mein Bürocase; die beiden Teile lassen sich mit einer Tischplatte miteinander verbinden und haben geschlossen als Verpackungsmaß normale Transengröße [nein, das hat jetzt nichts mit den Damenherren zu tun, die man hier in Hamburg auch auf der Talstraße mieten kann; eine Transflex ist eine standardisierte Kiste in der Veranstaltungstechnik, die 120cm x 60cm x 60cm mißt und variable Fächer hat]. Links ist mein Werkstattcase, das sich gut zu einem Würfel zusammenfalten läßt und sogar einen Hocker beinhaltet. Daneben besitze ich noch mehrere weitere Kisten, aber das ist ja egal. Ein Kollege (Hallo Chris) frug mich vor ein paar Wochen, wie denn genau mein Werkstattcase aussähe und nach dem Weiterlesen – Link findet Ihr also ein paar Photos, auf denen auch zu beobachten ist, wie sich das Ding verwandelt.

„Werkstattcase“ weiterlesen

Flashback: Hamburg

Von Polen ging es dann ins heimatliche Hamburg. Dort spielten wir im Operettenhaus, in dem normalerweise das Udo Jürgens – Musical „Ich war noch niemals in New York“ läuft. Auf dem wie immer größerklickbaren Panoramabild kann man sehen, daß die Bühne natürlich voll mit den Kulissen dafür steht. In der Vorbereitung war Hamburg recht intensiv; viele Dinge waren bis zuletzt unklar. Durch die Großbaustelle der „Tanzenden Türme“ nebenan war beispielsweise nicht sicher, ob wir überhaupt ans Ladetor können. Auch war es bisher noch keiner Fremdproduktion erlaubt worden, das hauseigene Catering zu nutzen. Und dann hängt das Dach so voll, daß da kaum Platz & Gewichtskapazität für unser Rigg ist. Letztlich war dann alles zwar recht arbeitsintensiv, aber nicht ganz so schlimm, wie befürchtet; auch wenn wir in einigen Punkten doch schwer bastelten und recht lange brauchten.

Auch für die Hauskollegen ist so ein Gastspiel am für sie eigentlich freien Montag natürlich eigentlich sehr ärgerlich. Aber nach kurzer Zeit hatten wir uns aneinander gewöhnt und so gab es dann auch Lösungen, die ich hier gar nicht erzählen darf, weil das sonst jeder, der Montags das Haus bespielt, so haben will. Für uns war das aber super, denn wir hatten Deutschlandpremiere, dementsprechend viel Presse und Management im Haus, da will man ja alles möglichst original haben.

Flashback: Łodz

Im Klub Wytwornia in Łodz erwartete uns nicht nur eine ebenfalls nicht den Angaben entsprechende Riggingsituation, sondern überhaupt eine sehr … spezielle … Konstruktion im Dach. Es gibt verschiedene, auf Schienen verschiebbare Riggingpunkte; das ist ja erst mal toll. Allerdings sind es keine echten Punkte, sondern von oben bedienbare Handkurbelzüge, bei denen das Stahlseil auf eine recht schmale Trommel aufgewickelt wird. Geschieht das nicht absolut ordentlich und gleichmäßig, dann rutscht das Seil beim Hochkurbeln zwischen darunterliegende Lagen auf der Trommel und der ganze Punkt sackt ab. Das will man bei einer Trussbox, die an acht ausgereizten Punkten hängt, deutlich nicht sehen. Die örtlichen „Rigger“ nehmen diese Probleme allerdings nicht so richtig ernst. Zu einer richtigen Schreierei eskaliert das Ganze dann beim Abbau, als einer der „Rigger“ beginnt, schon mal einen einzelnen Punkt abzulassen — während unter dem gut zwei Tonnen schweren, auf acht Metern Höhe hängenden Rigg etwa zehn Menschen arbeiten. Ich weiß gar nicht, wie man auch nur in die Nähe des Gedankens kommen kann, sowas zu tun.

Bei diesen ganzen „Unzulänglichkeiten“ vergißt man leider leicht, daß es in der alten Halle durchaus sehr schöne Ecken gibt und vor allem, daß wie am Abend zuvor in Warschau die Show unglaublich gut bei den Leuten ankommt. Die Hallen sind ausverkauft, die Menschen applaudieren frenetisch und man könnte sich wirklich freuen, wenn man nicht ob der Umstände so angespannt wäre. Eigentlich sehr schade.

Flashback: Warschau

Warschau ist eine Stadt, die ich sehr mag. Ich war schon oft dort, kenne ein paar Warschauer und fühle mich da einfach zuhause. Warschau ist nicht schön, aber herzlich. Und melancholisch. Das erklärt auch das erste, total unscharfe Bild: über der Innenstadt schwirren bei Einbruch des Abends tausende von Krähen. Die ganze Luft ist voll von den Vögeln und vom Gekrächze. Von überall her krächzt es im Superdolbysurround; das bekäme kein Filmtonmann so gut hin, wie es hier jeden Abend im Winter geboten wird. Allein das ist ein Besuch in der Stadt wert.

Wir spielten im Kulturpalast direkt neben dem unterirdischen Hauptbahnhof mitten in der Stadt. Das protzige Gebäude wird von den Einheimischen nach dem Erbauer auch Stalinorgel genannt und nicht nur geliebt. Manche ältere Warschauer sehen es als Zeichen der russischen Okkupation.

Der große Saal sieht schon wirklich sehr schön aus; achtet auch mal auf das Deckensegel über der Bühne. Das hat alles schon Klasse und so kann man auch mal die Geschichte des Baus vergessen und einfach nur froh sein, hier spielen zu können. Jedenfalls so lange, bis man sich dann mal um die Technik kümmert. Wieder ist es so, daß wie in Tallin die vorher zugeschickten Angaben zu den Riggingpunkten nicht stimmen. Dabei ist das Gebäude hier nun wirklich alt genug, um zuverlässige Informationen zu haben. Der Riggingplan, der mir vor Ort vorgelegt wird, zeigt jedenfalls 40% weniger mögliche Lasten an, als der, den ich vorab bekam. Bei meiner Rückfrage bekam ich dann zur Antwort: „Na ja … geht vielleicht auch. Hat bisher immer gehalten.“ Super. Das sind ja sichere Angaben.

Es gibt auch ausreichende Stromanschlüsse an der Bühnenrückseite. Etwa in der Bühnemitte die für das Licht, stage right die für den Ton. Bei uns steht der Ton stage left, das Licht stage right und so entschließen wir uns, die Anschlüsse einfach zu drehen, Licht auf den Tonanschluß und Ton auf den Lichtanschluß zu legen. Das bekommen die Haustechniker mit und beginnen das große Zetern. Das sei auf keinen Fall möglich, wir müssen das anders machen. Wir verstehen das nicht — ein 125er ist ein 125er und ein 63er ist ein 63er. Dem Stecker ist doch egal, was daran angeschlossen wird und so lange wir keinen Hauston nutzen, machen auch eventuelle Potentialunterschiede nichts. Aber mit den Hausleuten ist nicht zu reden, sie ziehen sogar mitten in der Fahrt den Motorenstecker aus dem Tonstrom…… Gut, das ist verstanden.

Daß seit der Einweihung durch Stalin technologisch nicht mehr viel in dem Bau passiert ist, sieht man am Inspipult des Hauses. Die Zeiger der Uhr sind lange abgefallen und mit Filzstift aufgemalt.

Und beim Blick auf die HausPA werden alte Gefühle wach. Ich verstehe gar nicht, warum Hermann sich standhaft weigerte, sie zu nutzen. So alte W-Bins machen doch tolle Bässe. Hihi.

Insgesamt zieht sich der Tag dann hin, was nicht nur an den sehr altprinzipientreuen Haustechnikern, sondern auch an den etwas unterernährten Jüngelchen schmalbrüstigen Helfern liegt, die zum Verdunsten neigen. Gunta hat abends Angst, die Kisten in die dritte Etage tippen zu lassen, kommt aber nicht drumherum, weil sonst nicht alles ins Auto paßt. Während des Abbaus erleben wir, daß im Gebäude auch mehrere Diskos beheimatet sind und die akustische Trennung der einzelnen Säle nicht so gut ist: der ganze Saal scheppert im Beat der Bässe. Neben einigen musikalischen Katastrophen anderer Clubs hört sich aber der Klub 55 im Nebengebäude ganz gut an und ist sicher einen Besuch wert.

Beim rausfahren entdecken wir, daß wohl der ein oder andere schon mal versucht hat, ohne bezahltes Parkticket durch die Schranke zu brettern. Das würde man jetzt eher nur noch mit einem Panzer versuchen. Die Dornen machen jedenfalls einen äußerst stabilen Eindruck. Zum Glück haben wir Ausfahrtickets und so gondeln wir nach Łodz.

Am Weiher

Bei so einem schönen Winterwetter mitten in der Stadt muß man einfach raus und es genießen. Schließlich ist es hier oft einfach nur matschig und nicht schön weiß. Der Schnee der letzten Nacht ist richtiger Pulverschnee; zu pulvrig, um eine echte Schneeballschlacht damit zu machen, weil er sich nur schlecht zusammenbacken läßt. Aber dadurch ergeben sich halt viele schöne Perspektiven.

Hamburg hat viele kleine und große Parks, wir waren in einem kleineren mit einem zentralen kleinen Teich in der Mitte. Und wir waren deutlich nicht die einzigen, die es nach draußen zog. Sogar Jogger liefen bei der Kälte ihre Bahn. Wer’s mag……

Als echte Sensation gab es sogar tibetische Schneelöwen zu sehen; ein gutes Zeichen, stehen sie in der asiatischen Mythologie doch für furchtloses Glück. Sowas am Jahresanfang kann einfach nur ein gutes Zeichen sein.

Am Straßenrand liegen schon ganz schön viele Tannenbäume, was mich vor Dreikönig doch ein wenig wundert. Hochinteressant finde ich diese Fräsung hier. Ich hab‘ sowas noch nie gesehen. Kann man das an Tannenbaumverkaufsständen machen lassen, oder hat ein Heimwerker Werkzeug, das ich nicht habe [Neid] ?!?

Währungen

Ich bin kein Freund der politischen EU. Die Interessen der einzelnen Länder sind einfach zu unterschiedlich, um sie sinnvoll unter einen Hut zu bekommen. Aber ich bin ein großer Freund der alten EWG und des Euros und unsere Tour bestätigte mich noch mal darin. Der EWG und EG ist es zu verdanken, daß wir fast überall ohne große Zollformalitäten reisen konnten. Das ist sehr angenehm, dann des Nächtens bei Regen und in Kälte mit irgendwelchen Zollbeamten zu verhandeln gehört nicht zu den Dingen, wegen derer ich meinen Job so schätze. Statt dessen fährt man einfach über die Grenze. Sehr gut.

Unsere Termine in Rußland, Estland, Lettland, Litauen und Polen zeigten mir auch noch mal, wie lästig diese Geldtauscherei ist. Täglich eine neue Währung, täglich das Geld von gestern in das Geld von heute tauschen und dabei natürlich Wert verlieren. Das braucht kein Mensch. Und darum begrüße ich die weitere Verbreitung des Euros aufs Herzlichste, denn in der Eurozone kann man herrlich angenehm reisen, man hat immer die passende Kohle in der Tasche.