Gut warten

Ursprünglich wollte ich für meine heutige Heimreise ein Hotel buchen. Wir kamen um 03:30 in Würzburg an, der Zug fährt immer noch erst um 07:30 und bei diesen Temperaturen hatte ich keine Lust auf eine weitere Nacht im Bahnhof. Dann mußte ich aber feststellen, daß die günstigen Hotels rund um den Bahnhof alle ausgebucht waren, erst ab 90,00€ war was zu machen. Vielleicht ist meine Einstellung komisch, aber das ist ein Preis, den ich für ein paar Stunden privat nicht zu zahlen bereit bin und darum würde ich das auch meinem Arbeitgeber nicht aufbürden, obwohl der das ohne zu murren zahlen würde. Darum verbrachte ich die Nacht in einer amerikanischen Pizzaria, die einer Tankstelle angegliedert ist. Erst mal also kein hipper Ort, an dem ich aber eine wirklich gute Zeit verbrachte. Grund dafür ist, daß ich dort nicht der einzige war, der Zeit totzuschlagen hatte und so unterhielten wir uns sehr angenehm und unglaublich offen. So offen wie man sich nur mit Menschen unterhalten kann, die man sympathisch findet, aber sicher nicht mehr wiedersehen wird.

So beschwingt stieg ich dann in den Zug und hatte dort dann eine Sitznachbarin …

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Das rote U

Bei diesem Wetter, bei dem die Flüsse teilweise zugefroren sind, muß ich einfach an Kinderbuch denken, daß ich früher wirklich liebte: Wilhelm Matthießens Das Rote U. Auch wenn der Autor sich im Laufe seiner Schaffensphase in eine politische Richtung entwickelte, die unakzeptabel ist, so sind seine frühen Kinderbücher wirklich schön. Das Rote U spielt in einem kleinen, nicht weiter benannten Ort am Rhein in der Nähe Düsseldorfs, den Beschreibungen nach vielleicht in Kaiserswerth. Da ich selbst in der Gegend, in Huckingen, aufwuchs, war es für mich natürlich zusätzlich spannend, eine vermeintliche Geschichte aus meiner Gegend zu lesen.

Es ist Winter, auf dem Rhein treiben dicke Eisschollen und eine Schülerbande bekommt geheime Befehle von einem unbekannten Anführer, der sie nur allzugut zu kennen scheint. Die Aufgaben die sie da aufgegeben bekommen sind spannend, zeugen von Humor und helfen letztlich, einen Menschen aus tödlicher Gefahr zu retten. Ich habe das Buch in den letzten Tagen nochmal gelesen und finde, daß es das ideale Vorlesebuch für Kinder zwischen acht und zehn Jahren ist, zum Selbstlesen auch noch für ältere. Es ist im Stil sehr mit Erich Kästner vergleichbar und natürlich merkt man es ihm an, daß es schon achtzig Jahre alt ist. Das finde ich aber eher schön und tut der Faszination und der Spannung die für Kinder entsteht sicher keinen Abbruch.

Also eine klare Empfehlung sich Kind, Neffen, Enkel, Nachbarsgör zu schnappen und das Buch in Ruhe noch schnell vorzulesen, während es draußen noch so kalt ist.

Wilkommen in Deggendorf

Wie schon letztes Jahr, so spielen wir auch dieses mal wieder in der neuen Halle in Deggendorf. Der örtliche Veranstalter gehört mit zur zuverlässigen und herzlichen Sorte, wie man schon hier sehen kann. Der Karneval hat so dann auch Einzug in unsere Welt gehalten. Draußen vor der Halle wieder Berge von Schnee — ich bin fast etwas beruhigt. Ansonsten alles so wie’s sein soll.

Frühlingsschock

Nachdem gestern in Hamburg und Crailsheim mit heftigen Schneefällen und großen Schneebergen an den Straßenrändern das Wetter noch eindeutig winterlich war, liegt in Karlsruhe zumindest rund um die Halle kein Schnee mehr. Nix. Gar nix. Weggeschmolzen. Dafür blühen in den Beeten des benachbarten Parks schon die ersten Hornveilchen und es weht mittags ein lauer Wind, den man auch gut nur im Pullover und ohne Jacke genießen kann. Bis es dann auch in Hamburg soweit ist, werden aber wohl noch ein paar Wochen vergehen, fürchte ich.

Fachpersonal

Wir spielen heute in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe, eine Halle, die man ohne zu übertreiben einen fleischglasgewordenen Hallraum nennen kann. Auch wenn ich die Architektur durchaus schön finde (hier mehr), ist die Riggingsituation etwas eigenwillig. Aber wir basteln uns da dann auch rein. Um kurz vor zehn heute morgen besprach ich mit dem örtlichen Rigger, wie wir’s denn machen, danach wurden die Punkte hochgezogen und um spätestens 12:00 Uhr war für jedermann klar zu sehen, wo was wie hängen wird.

Um 16:00 Uhr kommt der zuständige Bühnenverantwortliche des Hauses und will noch zwei Video – Punkte umgehangen haben, weil er das so nicht verantworten kann. Meine erste Reaktion: Aufbaubeginn war um 10:00 Uhr und laut BA hätten Sie hier sein müssen. Nun soll also ein 80kg wiegender Rigger noch mal hoch und Punkte um 50cm verschieben, die vielleicht 60kg wiegen, weil die Stahl(!)truss das an der Stelle angeblich nicht trägt. Eigentlich müßte ich jetzt dem Rigger verbieten da hochzugehen und statt dessen einen Steiger anfordern; die Traverse trägt das ja nicht. Aber man will sich ja nicht aufs selbe Niveau begeben.

Nachtrag 23:15 Uhr: passend zum Riggingsachverstand bot uns übrigens der Hauselektriker diesen nicht ganz fachgerechten Adapter 32A auf 16A an. Eingeweihte wissen schon……

Drecksbus

Um 19:56 Uhr fährt vor dem Gebäude meines Arbeitgebers in Crailsheim der letzte Bus des Tages ab. Er fährt zum Bahnhof, wo um 20:18 Uhr der letzte Zug in Richtung Nightlinersammelplatz in Würzburg (mit Umsteigen in Ansbach) geht. Normalerweise hat man 12 Minuten Zeit für die 3minütige Strecke vom Bus zum Bahnsteig. So weit, so gut.

Heute kam der Bus 15 Minuten zu spät. Im Fahrzeug außer dem Fahrer nur noch ein Pärchen. Beim Einsteigen bemerkte ich „Ganz schön spät.“
„Klar, ist doch auch der letzte Bus. Der kommt immer etwas später, damit noch alle mitkommen.“
„Ich verpasse so jetzt meinen Zug.“
„Ja, aber das weiß man doch und nimmt den Bus eine halbe Stunde vorher !“
„Sehen Sie: ich als Frau weiß es nicht. Fahr zu !“
Natürlich fuhr mir dann der Zug vor der Nase weg. Auch nach Nürnberg (von wo man dann alle Stunde nach Würzburg kommt) geht erst morgen früh wieder was. Wir haben zwanzig nach Acht !  Ich könnte noch mit zweimaligem Umsteigen um 20:38 Uhr nach Karlsruhe fahren. Da spielen wir morgen. Ich entschließe mich, meinen Videokollegen Marc anzurufen. Der fährt jetzt einen Schlenker und sammelt mich ein. Danke Marc.

Die Wartezeit verbringe ich im Chelsea, einer Kneipe mitten in Crailsheim. Die hat schon bessere Zeiten gesehen, denn neben mir und der tatsächlich charmanten Kellnerin ist nur noch … ein Pärchen (aber ein anderes) anwesend.

Sagte ich schon mal, daß ich bekennender Städter bin ?!?  Ich bin bekennender Städter; Großstädter !