Ray sings, Basie swings

Cover zu Ray sings, Basie swings

Vor einiger Zeit erzählte ich Euch, daß meine LiebligsspülCD „Mein Geheimnis“ von Götz Alsmann sei. Die höre ich tatsächlich immer noch sehr gerne, weil sie mir die Arbeit leicht von der Hand gehen läßt, allerdings hat sie seit kurzem harte Konkurrenz bekommen: „Ray sings, Basie swings“ ist eine Platte, die es eigentlich gar nicht gibt. Ganz konkret: Ray Charles und Count Basie haben nie zusammen eine Aufnahme gemacht. Aber Zufallsfunde machen erfinderisch; so auch hier.

Concord Records hatte den alten Fantasy – Bestand aufgekauft, im Laufe der Zeit hörte man sich mal an, was es da alles an alten, halb vergammelten Tapes gab und plötzlich eine quasi Bootleg – Aufnahme von Ray Charles, direkt aus dem Pult. Was heißt: faktisch war nur die Stimme zu hören, die unverstärkt spielende Band nicht. Was macht man also mit so einer Aufnahme, mit der man eigentlich nichts anfangen kann ? Genau ! Man überarbeitet sie digital und läßt einen gemeinsamen Schlagzeuger von Charles und Basie, Gregg Field, das heute noch bestehende Count Basie Orchestra zu der alten Aufnahme spielen. Klar, die Puristen fangen jetzt an wild zu fluchen, aber für mich ist da eine hervorragende Scheibe bei rausgekommen, die großen Spaß macht. Und darum mußte ich sie Euch hier mal vorstellen.

Schubidu

Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen ich sehr viel Musik hörte. Irgendwoher müssen die gut 1.200 CDs in meinem Besitz ja kommen. Zur Zeit mag ich es eher ruhig, schalte oft nur ein Mal in Wochen CD – Player oder Fernseher an und wenn, dann höre ich „Mein Geheimnis“ von Götz Alsmann (1, 2); eine Platte, die sich ganz hervorragend für Arbeiten in der Küche eignet.

Heute stehen einige Räumarbeiten an; Grund für mich, tatsächlich nach langer Zeit mal wieder mehrere CDs hintereinander weg zu hören. Unter anderem „Call me easy, say I’m strong, love me my way, it ain’t wrong“ von den Rainbirds (1, 2), ein Album, das ich vor 20 Jahren abwechselnd mit der ersten Scheibe der Band in HeavyRotation hörte. Es ist faszinierend, wie textsicher ich noch bin, wie unglaublich gut die CD auch (oder gerade) nach heutigem Maßstab noch ist und wie schade es ist, daß die geniale Sängerin Katharina Franck in Selbstüberschätzung die Band nach der zweiten Veröffentlichung auflöste bzw. neu formierte; es war eben doch die Band als Ganzes, die den Erfolg begründete und nicht nur sie allein. Ich kann mich noch an das letzte der drei Konzerte erinnern, die ich mit der Band sah, Ulrike Haage war schon an den Keys eingestiegen und die Atmosphäre auf der Bühne war komplett anders. Offene Feindschaft lag da in der Luft.

Nichtsdestotrotz ist das Album toll und erinnert mich stark an meine erste Wohnung, in der ich allein wohnte. Eine 15m² – Bude in Köln, in der ich während der Meisterschule hauste. Selbst die Gerüche sind sofort präsent. Euch möchte ich auf jeden Fall ans Herz legen, die Platte mal zu hören.

Sehnsucht

Wenn man alles drumherum wegläßt, kommt man an den Kern der Musik.

Heute im Zug auf der Fahrt von Duisburg zurück nach Köln saß ’n Mädel, vielleicht 22 oder 23 Jahre alt, neben mir, hörte Musik und begann irgendwann zu weinen. Nicht laut, nur Tränen. Ich schaute sie fragend an, sie reichte mir wortlos ihre Ohrhörer und startete den Song neu. Den Song hatte ich ewig nicht mehr gehört und in dieser Fassung noch nie. Kammermusik. Gitarre, Glockenspiel und Stimme. Sonst nichts. Purple Schulz, „Sehnsucht“. Unfaßbar intim. Nichts mehr von Neuer Deutscher Welle und Neue Heimat. Nur der Kern.

Später hat sie mir erzählt, daß es eine LiveCD von 2002 gibt, die komplett nur als Duo aufgenommen wurde. Auf dem Weg vom Bahnhof ins Hotel habe ich sie mir gekauft, mittlerweile gehört und ich finde sie wirklich wunderschön.

Und so also hier eine Kaufempfehlung für alle, die manchmal ein wenig melancholisch sind und sich nicht scheuen, eine Platte von Purple Schulz zu kaufen: Purple Schulz & Josef Piek, „Programmänderung“. Auf seiner Seite gibt’s auch Konzerttermine für’s Duo und es scheint mir ein lohnenswertes Konzert.

Wo ich eben Kammermusik erwähnt habe; seit ein paar Wochen höre ich sehr gerne Artha Argerich and Friends, „Live from the Lugano Festival 2005“. Das ist tatsächlich Kammermusik im klassischen Sinne. Hervorragend interpretiert und nicht die 265. lustlose Variante. Auch hier lohnt sich ein Hineinhören und Kaufen.

Kungfu

Wenn ich unterwegs bin habe ich ja nicht meine ganze CD – Sammlung mit dabei. Aber eine mit über 5.000 Titeln recht gut ausgebaute und tatsächlich legale MP3 – Sammlung meiner CDs auf dem Rechner, die ich im Zufallsprinzip abspiele. Vorhin war der Titel „Hallo Gott“ aus dem Album glasperlensammelbehälterkasten von kungfu an der Reihe, der mir ganz großen Appetit auf Musik der Nationalgalerie gemacht hat, die hier seit dem läuft. Ich hab‘ keine Ahnung, was Niels gerade so treibt; habe lange nichts mehr von ihm gehört. Aber die Musik war wirklich genial.