Salzburg

Vom gestrigen Tag in der SalzburgArena gibt es wieder nur wenig zu berichten. Eine Halle mit für uns hervorragenden Möglichkeiten. Neu war, daß wir tatsächlich eine richtige Laserabnahme hatten. Mit Nachmessen und allem Pfurz und Feuerstein. Dabei gab es dann eine neue Beauflagung: die Laser mußten optisch so abgeschottet werden, daß auch garantiert niemals nie nicht Strahlen ins Publikum gelangen können. Weil es schon recht kurz vor der Show war, fiel uns nichts besseres ein, als diese Abschottung durch Pappkartons zu realisieren, die wir in abgemessener Höhe mit Gaffa vor die Movinghead – Laser klebten. Leider erwies sich diese Konstruktion nicht als dauerfest, sie fiel im Laufe der Show ab. Dummerweise saß der zuständige Beamte noch im Publikum und drohte mit Konsequenzen. Ich hoffe, daß das noch glimpflich abläuft.

Alle drei Tage bin ich mit im Ladeteam, zuletzt in Kosice. Da schneite es beim Laden, gestern dann wieder. Hm.

Ansonsten alles gut.

Arschloch

Daß man im Gewandhaus zu Leipzig als Tourproduktion nur geduldet, aber nicht erwünscht ist, merkt man immer wieder (auch wenn es auch hier positive Ausnahmen gibt). Regelmäßig bekommt man zu spüren, daß man als nur der leichten Muse Zugewandter eben kein richtiger Mensch ist. Tanzmusik. Bah. Auf der anderen Seite gibt es in Leipzig keine vernünftige Alternative und so ist man halt doch regelmäßig dort.

Heute spielen wir also im Gewandhaus, Aufbaubeginn 13:00 Uhr, weil vorher noch das Gewandhausorchester probte. Während des Aufbaus steht plötzlich ein Oboist mitten im Gewusel und spielt. Ich bitte ihn freundlich, aus Unfallschutzgründen die Bühne wieder zu verlassen. Er versteht das nicht, aber seine Begleitung übersetzt es für ihn. Im Gehen sagt er „Arschloch“ und wendet sich sichtlich stolz, diese Vokabel der fremden Sprache zu beherrschen, seiner Begleiterin zu. Ich war kurz davor, ihm sein Instrument so weit in Rachen zu schieben, daß das Doppelblatt an seinem Anus flattert, besann mich dann aber. Es wäre nur auf mich zurückgefallen.

Dieses Verhalten eines Vertreters der sogenannten Hochkultur ist typisch. Hätte ich das selbe Wort gegenüber einem Orchestermitglied benutzt, wäre ich höchstwahrscheinlich mit einem Hausverbot belegt worden. Aber als Mitglied eines namhaften Klangkörpers (und da ist es dann auch tatsächlich egal, welches) kann ich mir sowas rausnehmen. Möge er beim Schnitzen an seinem Pfahlrohrinternodium abrutschen und sich die Hand verstümmeln.

Congress Innsbruck

Manchmal sieht man auch Naturphänomene wenn man aus dem Nightliner steigt. Wie hier zum Beispiel die Schneefallgrenze in Innsbruck. Leider ist der Rest der Berge ganztägig in eine Wolkendecke gehüllt, so daß ich keine Bilder von der Spitze machen kann. Aber das war doch schon mal ein schöner Morgenstart.

Wenn man dann in das Gebäude geht, kommt man aber ganz schnell wieder in der harten Realität an. Auf dem Bild seht Ihr die in den Unterlagen der Halle angepriesene „Industriespüle“ im Cateringbereich. Unsere beiden Köche, in den vergangenen Wochen sowieso schon hart gebeutelt (aber das ist ein Thema, auf das ich hier noch mal gesondert kommen werde), brachen spontan zusammen. In das Becken paßt noch nicht mal ein großer Topf.

Die Halle selbst, nun ja, ist halt eine 70er Jahre – Stadthalle mit mäßigem Ladeweg (Lift und langer Pushway), mäßigem Storage und deutlich nicht ausreichenden Riggingmöglichkeiten. Man kann Front- und Backtruss fliegen, dazwischen gibt es nur einen mit 200kg belastbaren eckigen Vorhangzug. Außerdem ist die Bühne für uns eigentlich deutlich nicht tief genug. Aber mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team und zaubern auch noch in der kleinsten Puppenstube fast die Originalshow hin. Die gebuchten Venues sind halt doch extrem unterschiedlich.

Beim Abbau dann etwas übermotivierte Hands. Das ist eigentlich fast genau so schlimm wie Schnarchnasen, weil man höllisch aufpassen muß, daß sie nicht ruck-zuck deutlich mehr zerlegen, als sie eigentlich sollen und man am nächsten Morgen beim Aufbau doppelte Arbeit hat. Die Basteleinbauten machen sowieso immer mehr Arbeit, weil man vorbereitete Dinge ändern muß und am nächsten Tag dann zurückbauen. So kommt es, daß Aufbauten mit weniger Material letztlich länger dauern, als wenn man ein paar Tage hintereinander die volle Show baut.

Nachts dann quasi die halbe Strecke der Vornacht wieder zurück nach Salzburg.

Schutzzone

So eine Tournee ist neben vielem anderen auch eine Art Glashaus, in das nur begrenzt äußere Einflüsse eindringen. Gerade bei längeren Touren nimmt man die Außenwelt jenseits von Nightliner und Halle kaum wahr. Heute war ich tatsächlich mit dem Runner selbst in einem Baumarkt. Kaum betrete ich ihn, schallert mir auch schon „Last Christmas“ entgegen. Ein Grund sehr schnell das Nötige zusammenzusuchen und wieder zu verschwinden. Dabei wäre ich durchaus in Kauflaune gewesen.

Graz

Die besten Tage sind eigentlich die, an denen es nichts zu erzählen gibt, an denen alles so läuft, wie es soll. Gestern war so ein Tag. Wir waren trotz 750km Anfahrt halbwegs pünktlich in der Helmut List Halle, der Truck nur 45 Minuten zu spät, die Halle war schön, warm, es gab Helfer, mit denen man kommunizieren konnte, eine charmante Cateringhilfe, begeistertes Publikum…… was will man mehr ?!?

So könnten noch mehr Tage kommen. Das würde dann zwar langweilig für Euch hier, aber ich fänd’s angenehm. Wenn ich dann allerdings auf die nächsten Tage schaue … aber das ist ja dann ein anderer Post.

Flashback: Freiburg

Über Freiburg gibt es gar nicht so viel zu schreiben; das Konzerthaus ist halt ein Konzerthaus. Direkt nebenan ein göttlicher Kopierladen. Wie man auf so einen Namen kommen kann, bleibt mir verschlossen.

Ein Blick in den Lift des Konzerthauses offenbart, daß der Architekt des Hauses mal wieder jemand mit einem Treppenfetisch war. Wie sonst kann man ein im Grunde viergeschossiges Haus mit so vielen Zwischen- und Nebengeschossen ausstatten. Überall Treppchen und Absätze. Das ist nicht nur absolut rollstuhlfeindlich, sondern auch für jede Produktion (auch für klassische Orchester) Schmerz im Hintern, weil man nämlich auch auf die Bühne nicht ohne Treppen kommt. Ansonsten nix besonderes.

Košice

In Košice hatte ich meinen ersten richtigen Offday seit langem und ich habe ihn im wesentlichen schlafend verbracht, was mir sehr, sehr gut tat. Abends bin ich dann doch noch mal los. Als wir morgens in Košice ankamen, zeigte sich die Stadt von seiner häßlichsten Seite: übelster postsozialistischer Städtebau, extrem heruntergekommen. Das Hotel war sehr altstadtnah und schon nach wenigen Metern landete ich auf der langgezogenen Fußgängerzone, die von sehr schönen Altbauten eingerahmt wird. Auf der Fußgängerzone gab es den Weihnachtsmarkt und obwohl die Geschäfte alle schon um 18:30 Uhr schlossen war dort noch richtig was los. Es schien, daß die halbe Stadt sich dort und in den umliegenden Kneipen versammelt hatte, um ausgiebig zu feiern. Plötzlich wandelte sich für mich der Eindruck von einer heruntergekommenen Stadt in eine lebensfrohe. Die Atmosphäre war wirklich sehr schön.

Im Winter muß man ja alle Brunnen abschalten; für die Košicer aber keinen Grund, auf die Fontainen zu verzichten: die Brunnen der Innenstadt waren mit Lichtschläuchen geschmückt, die den Wasserstrahl imitierten. Eine einfache, aber sehr gute Idee, wie ich finde. Nebenher gab es Livemusik und alle halbe Stunde spielte ein reichlich verstimmtes Glockenspiel Weihnachtsweisen.

Während ich also über den Weihnachtsmarkt schlenderte und günstig aß (Kotelett mit Brot für 1,20€), erstanden meine Kollegen ganz andere Dinge. Unser Devotionalienverkäufer Lutz (links) fand beispielsweise diese hochprozentige Waffe. Ich bin sicher, daß sie tödlich ist. Backliner Reiny (demzufolge rechts) war am nächsten Morgen ganz begeistert.

Die Steel – Arena in Košice ist schon erst mal eine richtige Halle. Wie so oft wurde bei der Planung leider nicht so richtig an Zweitnutzungen neben dem Eissport gedacht und so ist die Ladesituation sehr hanglagig & steil, die Halle faktisch nicht richtig zu beheizen (was bei Minusgraden schon unangenehm ist) und die Spotposition quasi im Freien (was bei Minusgraden ……)

Auch das Riggen — der Kollege hängt in 26m Höhe und muß jeden Punkt mühsam erklettern — ist nur begrenzt möglich. Für uns war das mit unseren acht Punkten eher kein Problem, bei echten Arenaproduktionen gehen dann aber ganz schnell die Möglichkeiten aus. Dabei muß man sagen, daß der örtliche Rigger richtig gut war; weniger geübte Kollegen hätten uns vor allem beim Abbau schnell ausgebremst.

Das Ausbremsen haben dann andere übernommen. Die örtlichen Helfer, junge Studenten zwischen 20 und 26 vielleicht, waren nicht nur der englischen Sprache nicht mächtig (sechs von zehn sprachen nur Slowenisch), sondern hatten auch eine etwas … spezielle Arbeitsphilosophie. Mir ist es jedenfalls bisher noch nie passiert, daß der ganze Trupp mitten im Truckladen verschwindet, um in Ruhe Pause zu machen.

Die Show lief super, das Publikum war begeistert und als es bei Merry Christmas passend zur Temperatur der Halle zu schneien begann, kannte der Jubel keine Grenzen.

Und ganz nebenbei: die örtliche Produktionsleiterin war deutlich kompetenter als ihre Kolleginnen auf der bisherigen Tour. Vielleicht lag es daran, daß sie weniger telephonierte, sondern sich um Probleme tatsächlich kümmerte. Danach dann ein 750km – Ritt nach Graz. Christian legte den WARP – Gang ein und schaffte es, pünktlich um 10:00 Uhr zum Aufbaubeginn dort zu sein. Gunta war mit Zweitfahrer auch nur eine halbe Stunde langsamer. Super.

Suchbild

Vor ein paar Tagen kam eine Nachlieferung per Spedition. Kaum hatten wir sie von der Palette gehoben, schon stand das Case deutlich schief…

…die Räder waren abgefallen. Ohne größere Krafteinwirkung.

Was ehrlicherweise auch kein Wunder ist. Da hat der Casebauer Käse gebaut. Oder ein Praktikant war am Werk. Und für das geneigte Fachpublikum: wo ist der Fehler ?

Ljubljana

Der gestrige Tag im slowenischen Ljubljana fing eigentlich herzerfrischend an: neben dem Nightliner gab es eine Freiluft – Eisbahn, auf der gerade eine Kindergartentruppe unter sehr liebevoller Betreuung das Schlittschuhfahren lernte. Dem hätte ich stundenlang zusehen können.

Statt dessen trieb mich das Schicksal in diese Halle, in der es neben zu wenig Helfern auch einige andere Dinge nicht, oder erst nach nachdrücklichen Verhandlungen gab. Sowas ist echt ermüdend. Schon am Tag zuvor bin ich an der Zermürbungstaktik der Örtlichen fast verzweifelt.

Eingeweihten wird der fliegend verdrahtete Motorkontroller einen guten Einblick in den örtlichen Stand der Technik geben können. Neben der Tatsache, daß dem Rigger nicht bekannt war, daß man an einem Groundsupport den Motor auch als Flaschenzug hängen kann und so die doppelte Last nach oben bekommt.

Dieses Photo zeigt dann den aktuellen Stand des Gebäudes. Wir schreiben das Jahr 2009. Aus den Duschen kommt nur so lange Wasser, wie man an der Strippe zieht.

Nichtsdestotrotz gab es aber eine euphorisch angenommene Show. Ich finde, daß wir gerade unter widrigen Umständen zeigen, wie gut die Show eigentlich funktioniert. Das Drumherum war wirklich häßlich, das Sidemasking nicht nur komplett fleckig, sondern auch halb durchsichtig, aber wenn die Show einmal läuft, dann kennt der Jubel keine Grenzen. Das ist schon befriedigend — auch wenn die Rahmenbedingungen natürlich sehr gern besser sein könnten.

Dann nachts weiter in die Slowakei. Man kann sagen, daß die Straßen bis dahin (wir fuhren über Ungarn) deutlich nicht nightlinerkompatibel waren; einen Aufbau Ost hat es hier nie gegeben.

Der Kutscher kennt den Weg

Die Tour geht ja noch ein bißchen, aber ich will schon mal anfangen, mich bei ein paar Leuten zu bedanken. Und weil ich gestern und heute die Gelegenheit hatte, von unseren Fahrern gute Bilder zu machen, fange ich mit denen mal an. Oben seht Ihr Gunta, unseren Trucker. Und er ist ein Trucker wie ein Trucker eben sein soll: egal wie beschissen die Helfer sind, egal wie eng die Einfahrt ist, egal wie oft er noch umparken muß, er bleibt ruhig und gewinnt der Situation noch eine grinsende Bemerkung ab. Gunta ist im besten Sinne des Wortes cool und schafft es, selbst mit kleinen Jüngelchen, die man erst mal in die Suppenküche schicken möchte, damit sie etwas Kraft tanken, den Wagen vollzumachen. Und mit voll meine ich bei uns: voll. Es gibt morgens regelmäßig ein „Oh Gott“, wenn der Trailer aufgeht.

Gunta gehört zur alten Garde, flirtet mit spröden kroatischen Zöllnerinnen, als hätten sie eine lange, heiße Affaire und ich bin sehr froh, ihn mit dabeizuhaben. Außerdem fährt er nicht nur gut Auto, sondern auch Spot. Headshots im ersten Ansatz ohne zu wackeln … kein Problem für ihn.

Christian ist unser Nightlinerfahrer und auch er ist eine coole Socke. Allein wie er uns heute Morgen durch die engsten Gäßchen Košices kutschiert hat (Passanten hatten vor Staunen die Hand vor dem Mund), ist einen Preis wert. Es ist ja nicht nur der Bus, es ist auch der Hänger hinter dem Bus, den Christian kratzerfrei durch Straßen fährt, bei denen andere schon bei einem Fiat Bambino Angst hätten, steckenzubleiben. Er ist supervorausschauend, wir hatten in der ganzen Zeit noch nie eine harte Bremsung und so schläft man also perfekt und weiß sich in guten Händen. Darüber hinaus ist der Bus immer sauber, die Betten sind gemacht, der Nikolaus kommt vorbei…… Es ist ein Traum !

Also, meine zwei Kutscher: toll, daß Ihr mit dabei seid, es hätte uns nicht besser treffen können !