Chemnitz

Gestern waren wir dann in der Stadthalle Chemnitz. Auch hier wieder eine richtig schön große Bühne, auf der es großen Spaß macht, dort zu arbeiten. Über den Sommer gab es größere Umbauten in der Halle und so ist der Eingangsbereich jetzt völlig neu. Ich mußte mir erst mal die Augen reiben, als ich aus dem Bus stieg. Innen haben sich die Stargarderoben verändert. Es gibt jetzt drei, die auch etwas größer sind, als die bisherigen. Leider noch nicht gemacht sind die Crewduschen.

Im Ladebereich, dort wo normalerweise das ganze Hausmaterial lagert, standen gestern drei Ponys, ein Pferd und drei Dalmatiner. Letztere kläfften, so bald sich jemand näherte, also immer. Diese Tiere gehörten zum „Weihnachtszirkus“, der im kleinen Saal der Stadthalle residiert. Das finde ich erst mal komisch, denn zum Zirkus gehört für mich ja auch das Zelt. Auf der anderen Seite gibt es nicht nur im Ostblock, sondern auch in München ja richtige gemauerte Circen und der kleine Saal ermöglicht auch eine Rundumbespielung. Also geht das schon in Ordnung. Wir haben uns dann direkt überlegt, wie wir die Tiere in unsere Show mit einbinden können: Amelia bei Kashmir auf dem Schimmel reitend, oder bei Stairway to Heaven mit den drei Hunden an der Leine. Wäre bestimmt lustig.

Der erste Song der zweiten Konzerthälfte ist immer der blanke Horror eines jeden Feuerwehrmanns: insgesamt zwölf teilweise recht kräftige Flammen lodern dann auf unserer Bühne und ich finde, das sieht auch jedes Mal schön infernalisch aus. Ich hätte da ja noch ein paar nette Ideen……

Nach dem Abbau dann ins Bett gefallen und dem Offday entgegengeschaukelt.

Dresden

Selbst unser Supernightlinerfahrer Christian schafft es Aufgrund der Straßenverhältnisse nicht, pünktlich in Dresden anzukommen. Gegen eine Autobahnsperrung ist sogar er machtlos. Und so trudeln wir erst um 11:00 Uhr in Dresden ein. Der schneebedeckte Anblick der ganzen Gebäude ist schon schön und es ist auch mal ganz interessant, nicht nur verschlafen vor einer Halle aus dem Bus zu fallen, sondern auch die Anfahrt zu sehen.

Die Gegend rund um die Frauenkirche finde ich schon im Sommer komisch. Bei Schnee sieht es vollends aus wie Disneyland. Es fehlt einfach die Patina, die Gebäude mit diesem Baustil angesetzt haben sollten. Hier ist im Laufe der letzten zehn Jahr alles neu aus dem Boden gestampft worden und das merkt man einfach. Dieses Ensemble könnte genau so in Babelsberg als Filmset stehen. Oder eben bei Disney.

Auf der breiten Bühne des Kulturpalasts (weitere Infos zu diesem Gebäude findet Ihr genug hier im Blog) sieht unser Set schon richtig geil aus und alles kommt besonders gut zur Geltung. Auch Gunther, unser Gitarrist, spielt so gut, daß es einem die Hosen auszieht. Oder so.

Die Handscrew war seht gemischt. Die eine Hälfte quasi Promihands, alte erfahrene Leute, denen man nichts mehr sagen muß und interessanterweise auch jemand, den ich sonst als Produktionsleiter kenne. Die andere Hälfte eher Jungs, die man deutlich anhalten muß, mal was zu tun und die auch beim Laden quatschend an der Seite stehen. Daß es schneite, weil ich mit dem Laden dran war, brauche ich nicht weiter zu erwähnen, oder ?

Das Haus selbst verändert sich in eine ganz komische Richtung. Irgendjemand ist auf den Brandschutz – Trip gekommen und hat dabei ganz schlechte Drogen genommen. Jedenfalls nehmen die Regeln obskure Formen an. So darf im Essensraum des Caterings kein Kühlschrank mehr aufgestellt werden, weil dieser eine zusätzliche Brandlast darstellen soll. Daß im selben, karg eingerichteten Raum aber eine große Kaffeeverkaufsmaschine und ein Getränkeautomat stehen, scheint da nicht so wichtig. Wir kühlen die Getränke also im Kühlhaus nebenan und mit Eis. Auch darf der Merchandiser seine Standbeleuchtung nicht aufbauen. Die Lampen würden zusätzliche Wärme erzeugen, die zu einem Brand führen könnten. Nur LED – Lampen sind erlaubt.

Erfurt

Gestern waren wir in der Alten Oper Erfurt, die ich ja schon vor drei Jahren mal vorstellte. Das Haus ist nicht gewachsen und das Vorderhaus ist immer noch schön. Die Bühne ist immer noch Gebastel, aber letztlich wird es doch eine schöne Show. Wir spielten gestern zwei davon: eine am späten Nachmittag und eine um 20:30 Uhr. Beide ohne Pause. Das ist komisch, weil sich dadurch die im Hirn eingebrannten Ablaufe verändern, aber es macht auch wach und darum ist’s auch gut.

Der Ton funktioniert, es stehen acht Mönche auf der Bühne, alles läuft glatt. Geht doch.

Ein benachbartes Anwaltspärchen hat es geschafft: es hat nach langem Rechtstreit gewonnen und nun darf das Theater das jahrzehntelang genutzte Ladetor nicht mehr nutzen. Es ist von Amts wegen mit dicken Pollern so umstellt, daß man garantiert mit keinem Fahrzeug mehr rankommt. Was für ein unglaublicher Justizschwachsinn. Statt dessen muß jetzt seitlich durch ein Fenster (!) geladen werden. Dadurch haben jetzt zwar die Anwälte mehr Ruhe, weil die so wohnen, daß sie vom Fensterln nichts mitbekommen, aber natürlich gibt es andere Nachbarn, die sich angespornt fühlen, auch dort die nächtliche Laderei verbieten zu lassen. Dabei kann man sicher festhalten, daß die Oper länger steht, als daß dort je ein Mieter in seiner Wohnung wohnt.

So sieht die Ladesituation von draußen aus. Die Rampe ist dick mit Teppich beklebt. Das macht zwar das Laden schwerer, ist dafür aber leiser. Trotzdem stehen dann plötzlich zwei Polizisten dabei. Bürger hätten sich beschwert. Die Polizisten geben sich Mühe, nicht mit dem Kopf zu schütteln. Wir haben eine Ausnahmegenehmigung, darüber sind sie sehr dankbar. Sie notieren sich die Nummer und ziehen von dannen.

Wir leben in einer sehr komischen Welt. Die Leute wollen eine beheizte Wohnung mit Strom, aber kein Kraftwerk in der Nähe. Sie wollen nach Malle fliegen, aber keinen Flughafen. Sie wollen Unterhaltung, aber bitte nicht direkt vor der Türe.

Nach dem Abbau bleibt der Bus erst noch bis um 05:00 Uhr in Erfurt stehen; Christian muß seine 45 Stunden Wochenpause machen. Die Fahrt nach Erfurt machte schon ein Doppelfahrer. Das ist ungewohnt und im stehenden Nightliner schlafe ich nicht so gut ein, wie im fahrenden. Die Wiege fehlt.

Leipzig

Was gibt es noch über das Konzert in Leipzig zu berichten…… später Aufbau halt, lief aber ganz gut, so daß wir rechtzeitig fertig wurden. Und zum Glück war Gunta um vielleicht 300m nicht an dem fetten Unfall beteiligt, der auf dem Weg von Salzburg nach Leipzig lag. Er sah in seinem Rückspiegel noch die Wagen drehen. Dann verließ uns das Glück aber: die Cast geriet in der Umleitstrecke der Vollsperrung natürlich in einen fetten Stau und kam spät, einer der Sänger war so erkältet, daß er nicht singen konnte, während der Show dann plötzlich kurze Aussetzer im Ton. Der Galileo [Lautsprechermanagementsystem] verabschiedete sich, so daß wir es heute austauschen mußten. Und zu guter Letzt bekam noch ein Mönch Magenkrämpfe, so daß auch er ausschied. Das ganze in einem komplett bis in die Seiten ausverkauften Gewandhaus. Extrem unschön.

Salzburg

Vom gestrigen Tag in der SalzburgArena gibt es wieder nur wenig zu berichten. Eine Halle mit für uns hervorragenden Möglichkeiten. Neu war, daß wir tatsächlich eine richtige Laserabnahme hatten. Mit Nachmessen und allem Pfurz und Feuerstein. Dabei gab es dann eine neue Beauflagung: die Laser mußten optisch so abgeschottet werden, daß auch garantiert niemals nie nicht Strahlen ins Publikum gelangen können. Weil es schon recht kurz vor der Show war, fiel uns nichts besseres ein, als diese Abschottung durch Pappkartons zu realisieren, die wir in abgemessener Höhe mit Gaffa vor die Movinghead – Laser klebten. Leider erwies sich diese Konstruktion nicht als dauerfest, sie fiel im Laufe der Show ab. Dummerweise saß der zuständige Beamte noch im Publikum und drohte mit Konsequenzen. Ich hoffe, daß das noch glimpflich abläuft.

Alle drei Tage bin ich mit im Ladeteam, zuletzt in Kosice. Da schneite es beim Laden, gestern dann wieder. Hm.

Ansonsten alles gut.

Congress Innsbruck

Manchmal sieht man auch Naturphänomene wenn man aus dem Nightliner steigt. Wie hier zum Beispiel die Schneefallgrenze in Innsbruck. Leider ist der Rest der Berge ganztägig in eine Wolkendecke gehüllt, so daß ich keine Bilder von der Spitze machen kann. Aber das war doch schon mal ein schöner Morgenstart.

Wenn man dann in das Gebäude geht, kommt man aber ganz schnell wieder in der harten Realität an. Auf dem Bild seht Ihr die in den Unterlagen der Halle angepriesene „Industriespüle“ im Cateringbereich. Unsere beiden Köche, in den vergangenen Wochen sowieso schon hart gebeutelt (aber das ist ein Thema, auf das ich hier noch mal gesondert kommen werde), brachen spontan zusammen. In das Becken paßt noch nicht mal ein großer Topf.

Die Halle selbst, nun ja, ist halt eine 70er Jahre – Stadthalle mit mäßigem Ladeweg (Lift und langer Pushway), mäßigem Storage und deutlich nicht ausreichenden Riggingmöglichkeiten. Man kann Front- und Backtruss fliegen, dazwischen gibt es nur einen mit 200kg belastbaren eckigen Vorhangzug. Außerdem ist die Bühne für uns eigentlich deutlich nicht tief genug. Aber mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team und zaubern auch noch in der kleinsten Puppenstube fast die Originalshow hin. Die gebuchten Venues sind halt doch extrem unterschiedlich.

Beim Abbau dann etwas übermotivierte Hands. Das ist eigentlich fast genau so schlimm wie Schnarchnasen, weil man höllisch aufpassen muß, daß sie nicht ruck-zuck deutlich mehr zerlegen, als sie eigentlich sollen und man am nächsten Morgen beim Aufbau doppelte Arbeit hat. Die Basteleinbauten machen sowieso immer mehr Arbeit, weil man vorbereitete Dinge ändern muß und am nächsten Tag dann zurückbauen. So kommt es, daß Aufbauten mit weniger Material letztlich länger dauern, als wenn man ein paar Tage hintereinander die volle Show baut.

Nachts dann quasi die halbe Strecke der Vornacht wieder zurück nach Salzburg.

Graz

Die besten Tage sind eigentlich die, an denen es nichts zu erzählen gibt, an denen alles so läuft, wie es soll. Gestern war so ein Tag. Wir waren trotz 750km Anfahrt halbwegs pünktlich in der Helmut List Halle, der Truck nur 45 Minuten zu spät, die Halle war schön, warm, es gab Helfer, mit denen man kommunizieren konnte, eine charmante Cateringhilfe, begeistertes Publikum…… was will man mehr ?!?

So könnten noch mehr Tage kommen. Das würde dann zwar langweilig für Euch hier, aber ich fänd’s angenehm. Wenn ich dann allerdings auf die nächsten Tage schaue … aber das ist ja dann ein anderer Post.

Flashback: Freiburg

Über Freiburg gibt es gar nicht so viel zu schreiben; das Konzerthaus ist halt ein Konzerthaus. Direkt nebenan ein göttlicher Kopierladen. Wie man auf so einen Namen kommen kann, bleibt mir verschlossen.

Ein Blick in den Lift des Konzerthauses offenbart, daß der Architekt des Hauses mal wieder jemand mit einem Treppenfetisch war. Wie sonst kann man ein im Grunde viergeschossiges Haus mit so vielen Zwischen- und Nebengeschossen ausstatten. Überall Treppchen und Absätze. Das ist nicht nur absolut rollstuhlfeindlich, sondern auch für jede Produktion (auch für klassische Orchester) Schmerz im Hintern, weil man nämlich auch auf die Bühne nicht ohne Treppen kommt. Ansonsten nix besonderes.

Košice

In Košice hatte ich meinen ersten richtigen Offday seit langem und ich habe ihn im wesentlichen schlafend verbracht, was mir sehr, sehr gut tat. Abends bin ich dann doch noch mal los. Als wir morgens in Košice ankamen, zeigte sich die Stadt von seiner häßlichsten Seite: übelster postsozialistischer Städtebau, extrem heruntergekommen. Das Hotel war sehr altstadtnah und schon nach wenigen Metern landete ich auf der langgezogenen Fußgängerzone, die von sehr schönen Altbauten eingerahmt wird. Auf der Fußgängerzone gab es den Weihnachtsmarkt und obwohl die Geschäfte alle schon um 18:30 Uhr schlossen war dort noch richtig was los. Es schien, daß die halbe Stadt sich dort und in den umliegenden Kneipen versammelt hatte, um ausgiebig zu feiern. Plötzlich wandelte sich für mich der Eindruck von einer heruntergekommenen Stadt in eine lebensfrohe. Die Atmosphäre war wirklich sehr schön.

Im Winter muß man ja alle Brunnen abschalten; für die Košicer aber keinen Grund, auf die Fontainen zu verzichten: die Brunnen der Innenstadt waren mit Lichtschläuchen geschmückt, die den Wasserstrahl imitierten. Eine einfache, aber sehr gute Idee, wie ich finde. Nebenher gab es Livemusik und alle halbe Stunde spielte ein reichlich verstimmtes Glockenspiel Weihnachtsweisen.

Während ich also über den Weihnachtsmarkt schlenderte und günstig aß (Kotelett mit Brot für 1,20€), erstanden meine Kollegen ganz andere Dinge. Unser Devotionalienverkäufer Lutz (links) fand beispielsweise diese hochprozentige Waffe. Ich bin sicher, daß sie tödlich ist. Backliner Reiny (demzufolge rechts) war am nächsten Morgen ganz begeistert.

Die Steel – Arena in Košice ist schon erst mal eine richtige Halle. Wie so oft wurde bei der Planung leider nicht so richtig an Zweitnutzungen neben dem Eissport gedacht und so ist die Ladesituation sehr hanglagig & steil, die Halle faktisch nicht richtig zu beheizen (was bei Minusgraden schon unangenehm ist) und die Spotposition quasi im Freien (was bei Minusgraden ……)

Auch das Riggen — der Kollege hängt in 26m Höhe und muß jeden Punkt mühsam erklettern — ist nur begrenzt möglich. Für uns war das mit unseren acht Punkten eher kein Problem, bei echten Arenaproduktionen gehen dann aber ganz schnell die Möglichkeiten aus. Dabei muß man sagen, daß der örtliche Rigger richtig gut war; weniger geübte Kollegen hätten uns vor allem beim Abbau schnell ausgebremst.

Das Ausbremsen haben dann andere übernommen. Die örtlichen Helfer, junge Studenten zwischen 20 und 26 vielleicht, waren nicht nur der englischen Sprache nicht mächtig (sechs von zehn sprachen nur Slowenisch), sondern hatten auch eine etwas … spezielle Arbeitsphilosophie. Mir ist es jedenfalls bisher noch nie passiert, daß der ganze Trupp mitten im Truckladen verschwindet, um in Ruhe Pause zu machen.

Die Show lief super, das Publikum war begeistert und als es bei Merry Christmas passend zur Temperatur der Halle zu schneien begann, kannte der Jubel keine Grenzen.

Und ganz nebenbei: die örtliche Produktionsleiterin war deutlich kompetenter als ihre Kolleginnen auf der bisherigen Tour. Vielleicht lag es daran, daß sie weniger telephonierte, sondern sich um Probleme tatsächlich kümmerte. Danach dann ein 750km – Ritt nach Graz. Christian legte den WARP – Gang ein und schaffte es, pünktlich um 10:00 Uhr zum Aufbaubeginn dort zu sein. Gunta war mit Zweitfahrer auch nur eine halbe Stunde langsamer. Super.