Teufels Werk und Gregorians Beitrag

Wie schon bei unserem letzten Aufenthalt in Kroatien, so hat es auch am Sonntag wieder eine bischöfliche Predigt gegen unsere kleine Tour gegeben. Wir würden Satan verehren und deshalb könne und dürfe der aufrechte kroatische Christ unsere Show nicht besuchen. Eigentlich ganz schön viel Ehre, daß eine Show, eine ganz normale (fast hätte ich geschrieben: gottverdammte) Show nun zum zweiten Male bischöfliche Aufmerksamkeit auf sich zieht. Letztlich mache ich mir aber keine großen Sorgen darum, denn beim letzten Mal sorgte diese Mahnung für einen rasanten, vierstelligen Ansturm auf unsere Abendkasse. Allerdings halte ich diesen Ausfall für symptomatisch bei der Institution Kirche.

Letztlich, das muß man sich in Ruhe auf der Zunge zergehen lassen, geht es doch um Glauben. Es geht nicht um Wissen, um absolute Gewißheit, sondern nur um Glauben. Aber wie so oft verteidigt man das mit allen Mitteln, an das man nur glauben kann, es aber nicht mit Gewißheit weiß. Dabei propagiert die Bibel (wie alle abrahamitischen Glaubenslehren) auch die Toleranz. Aber eben mit der Toleranz hapert es dann oft sehr. Leider eben auch bei Teilen aller abrahamitischen Religionen. Juden, Christen und Muslime verehren den selben alten, weisen, weißbärtigen Mann als Gott, teilen sich weite Teile der Schriften (Thora, Altes Testament, Koran) und metzeln sich doch gegenseitig nieder. Das sogar ja innerhalb der Glaubensrichtungen (Christen gegen Christen, Musilime gegen Muslime), bloß weil man sich in Details uneinig ist. Ganz schön dumm eigentlich.

Zurück also zu Satan in uns: ja, ich hatte bei den Vorbereitungen zur „The dark side of the chant“ – Tour tatsächlich mal vorgeschlagen, Kreuze verkehrt herum aufzustellen, mit Brandgel einzuschmieren und anzuzünden (eine Idee übrigens, die dann vom Produzenten verworfen wurde), allerdings sehe ich in mir sehr deutlich keinen Satanisten und ich bin weit entfernt von Faust’schen Verträgen. Es geht … um Spaß, um ein Augenzwinkern, um Show eben. Gerade das sollte ein Vertreter der katholischen Kirche, die doch so viel mehr als die Lutheraner auch auf Showelemente setzt, verstehen können.

In diesem Sinne: Allahu Akbar

9 Gedanken zu „Teufels Werk und Gregorians Beitrag“

  1. In der Bibel wird Gott aber nicht als ein alter, graubärtiger Mann beschrieben. :o)

    Vor allem steht in der Bibel nichts davon (für Christen ist bzw. sollte das neue Testament mehr das „Lehrende“ sein – also nicht „Zahn um Zahn“ sondern „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“) sich gegenseitig abzumetzeln -> was trotzdem im Christentum erfolgte und mehr als beschämend ist! :o(

    Ich bin Christ und denke trotzdem tolerant. Jeder muss für sich selbst entscheiden ober „glaubt“ oder „nicht glaubt“. Aber ein „Kreuz verkehrt herum“ ist etwas zuviel des „Guten“. Vor allem dürfte man sich dann nicht wundern, wenn sich sogar Lutheranische Kirchen für Gregorian-Weihnachtskonzerte „schließen“ würden…und dies hätte auch nichts mit fehlender Toleranz zu tun.

  2. Ware die Gregorians nicht mal beim Papst für ein kleines Konzert eingeladen????? Hat sich der heilige Vater etwas satanischen Genüssen hingegeben????? Der Typ von Bischof hat echt Null Ahnung!

  3. @Kessi: vor Weihnachten sind wir ja auch mit einem ruhigen Programm unterwegs, das nichts mit dem Dark Side – Programm zu tun hat. In Kirchen würde ich auf den Gedanken auch nicht kommen.

    Im übrigen schließt sich Christsein und Toleranz oder gar Humor nicht aus, finde ich. Und wir spielen auch in katholischen Kirchen, nicht nur in evangelischen. Nur eben nicht in Kroatien.

  4. @ Markus

    Ich weiß, dass die Dark-Side-Tour und die Weihnachtstour zwei verschiedene Paar Schuhe sind.
    Aber ich bin mir sicher, dass viele Kirchen ihre Türen nicht mehr öffnen würden wenn im Vorfeld auf einem Konzert ein Kreuz verkehrt herum aufgestellt werden würde – und das wäre echt schade.

    @ Chries

    Ach so :o) Ja dann! Gregorian hätte also Petrus verehrt…na, dass ändert natürlich alles :-D

    Danke für den Link aber bitte selbst auch lesen:

    Zitate: „“In der Neuzeit wird das umgekehrte Kreuz auch als „Inversion“ (Inversion bedeutet Umkehrung einer Sache) christlicher Werte interpretiert…..“;

    „In Teilen der Schwarzen Szene wird dieses Kreuz verwendet, oft allerdings als Provokation, als Zeichen für die Ablehnung der Kirchen als Organisationen oder die Ablehnung des Christentums an sich….“

  5. @Kessi: wenn ich mir die ganzen Pseudorocker anschaue, die sich mit großem Ernst abziehbildgleich immer mit „Pommesgabel“ (also dem Zeichen des Gehörnten, des Satans … siehe auch unser unter großem Gelächter der Crew aufgenommenem Bild am Busbahnhof) ablichten lassen …… dann wäre ja jede Rockshow satanisches Werk. Bei meinem Vorschlag war der Hintergrund eher theatrales Bühnenbild, Show eben, als überzeugte Verehrung des Dunklen. Aber Du hast Recht, man könnte das auch mißverstehen und genau aus diesem Grund lehnte Frank das ja auch ab.

    Interessant wäre aber trotzdem folgende Überlegung: wie würde man reagieren, wenn in einer Operninszenierung umgedrehte Kreuze in einem Akt brennen würden, in dem es um „the dark side“ geht ? Ist das was wir machen nicht letztlich das Selbe, eine Inszenierung ? Denn sind wir mal ehrlich: keiner der „Mönche“ ist wirklich Mönch, das was Gregorianisch daherkommt, ist Popmusik. Wir bieten eine gut gemachte Show. Mehr aber auch nicht. Da steckt keine Botschaft, keine Mission dahinter, bis auf die, gut unterhalten zu wollen.

    Das ist es eben, was mich am „kirchlichen Bann“ so irritiert: wie weltfremd und humorlos kann man sein, um unsere Show nicht als das zu sehen, was sie ist (als Show eben), sondern sie als Botschaft mißzuverstehen und sie mit ebendiesem Bann auf ein Niveau zu heben, das sie weder anstrebt, noch auf das sie gehört ? Das fragt sich der von Glauben nicht ganz Unbeleckte. Der Produktionsleiter freut sich: tolle Werbung, mehr verkaufte Tickets, besseres Betriebsergebnis. Und der Sarkast denkt sich, daß man solche bischöflichen Äußerungen in Zukunft mit einer kleinen, als Werbekosten absetzbaren Spende vielleicht noch fördern kann.

  6. @ Markus

    Ich denke, der christliche Glaube ist auch der Glaube an das „Gute“ und „Böse“. Das Kreuz wird mittlerweile für Beides interpretiert. Aufrecht stehend = Gut; Verkehrt = böse. Also vom Glauben her betrachtet wird es nicht mehr als Show verstanden. Die Kirche möchte so gesehen „dem bösen“, in den eigenen „vier Wänden“ symbolisch keine bildliche Präsenz geben. Eine Unterscheidung zwischen Unterhaltung und Glauben (oder zwischen „Showkreuz“ und „echtes“ Kreuz) wird dann eben auch schwierig…

    Ich selbst aber muss grinsen und den Kopf schütteln, dass Gregorian einerseits beim Papst auftreten dürfen und auf der anderen Seite von derselben Institution als Diabolisch bezeichnet werden. Für mich persönlich sind (auch als Gläubige) „Gregorian“ gute Musik, mit wunderbar ausgebildeten Stimmen + gute live Show. Eben eine Inszenierung – nicht mehr und nicht weniger!

    Und wenn ich die „Pseudorocker“ sehe, dann sehe ich auch keine Teufel oder so… :o)

    Die Idee mit der Spende ist aber gar nicht sooo schlecht ;o) Nun…wenn man sie vielleicht bedürftigen Menschen geben würde (ich denke, ihr habt während der Tourneen Einige gesehen/getroffen die es bitter nötig hätten)

    …und dazu hätte es ziemlich viel von christlichen Werten – das nimmt doch jeden Bischof „den Wind aus den Segeln“ ;o)

  7. @Markus, scheinbar ist der gute Mann aus Kroatien so weltfremd und humorlos, immerhin lief sogar im Vatikanischen Radio „Jesus Christ Superstar“. So genial die Musik ist, der alte Film aus den 70er Jahren ist beim ersten Anschauen schon gewöhnungsbedürftig, um dann umso fesselnder zu werden.

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