Berufsberatung, Teil 2

Nun also zu der Frage, worauf man achten sollte, wenn man sich dazu entschlossen hat, eine Ausbildung als Veranstaltungstechniker machen zu wollen. Vor ein paar Jahren habe ich dazu schon mal etwas geschrieben und im Grunde hat sich das nicht verändert.

  • Kümmert Euch um ein akzeptables Schulzeugnis. Da müssen nicht lauter Einsen drinstehen, Gott bewahre. Aber es sollte erkennbar sein, daß Ihr Euch für Technik interessiert und zuverlässig seid. Entschuldigungen wie „Der Lehrer war voll gemein“ interessieren echt keine Sau und zeigen nur, daß Ihr nicht bereit seid, selbst Verantwortung für Euer Handeln zu übernehmen.
  • Informiert Euch über den Job. Was bedeutet es wirklich, Fachkraft für Veranstaltungstechnik zu sein, also jenseits der Tatsache, daß man mit coolen Künstlern abhängen kann. Denn tatsächlich ist die Arbeit oft hart und die Künstler feiern bereits mit den süßen Veranstaltungskauffrauen, wenn Ihr noch abbaut. Seid Euch im Klaren darüber, daß Ihr viel und lange und nachts und am Wochenende arbeitet, daß Ihr manchmal wochenlang nicht zuhause seid.
  • Schaut Euch die Betriebe an, bei denen Ihr Euch bewerbt. Überlegt Euch genau, ob der Betrieb zu Euch und ob Ihr zum Betrieb paßt. Und ob der Betrieb Euch das beibringen kann, was Ihr lernen wollt. Jemand der nach der Lehre gern Punktourneen fahren möchte, sollte nicht im Stadttheater lernen. Das sind zwei völlig unterschiedliche Welten, die aber im gleichen Ausbildungsberuf ausbilden.
  • Interessiert Euch schon im Vorfeld für Konzerttechnik … und für handwerkliches Arbeiten. Als Techniker müßt Ihr sowohl mit Schraubenzieher und Lötkolben, als auch mit dem Laptop sicher umgehen können.
  • Als Tontechniker schadet es nicht, Noten lesen zu können (das gibt im Zweifelsfall dann die gutbezahlten Jobs).
  • Vielleicht überlegt Ihr auch schon, in welche Richtung Ihr Euch irgendwann mal spezialisieren wollt. Tatsächlich gibt es ein paar gute Generalisten, aber das ist eher selten. In der Regel wird man sich auf Dauer hauptsächlich mit einem Feld beschäftigen und da dann auch in die Tiefe gehen. Tontechnik, Lichttechnik, Videotechnik, Rigging, Bühnentechnik, special effects, Bühnen- und Dekorationsbau wären ein paar Felder, für die man sich interessieren könnte.

Generell kann man sagen, daß Leute, die nicht wirklich engagiert bei der Sache sind, es auf Dauer echt schwer haben werden. Darum lohnt es sich, auch schon im Vorfeld zu schauen, was man eigentlich will.

 

8 Gedanken zu „Berufsberatung, Teil 2“

  1. Da schwingt bei dir schon ein wenig Frust mit, oder? Ist die Quote von Auszubildenden die den Job in der Beratungsstelle gefunden haben so hoch?

  2. eher der Anteil von Azubis, welche man 3 Jahre ausgebildet hat, aus denen dann tatsächlich leidlich gute techniker wurden, der ist schon etwas bedenklich…

  3. Deshalb wollen manche Firmen ja vor der Ausbildung haben, dass die zukünftigen Azubis erst ein mehrwöchiges bis mehrmonatliches Praktikum machen. Da kann man die Arbeitsmoral und das „Talent“ bereits einschätzen.

    Ich werde NIE mehr vergessen, als ich (Selbst grade die Schule fertig, aber ich mache bereits seit der 6. Klasse – damals halt in der Schule – Veranstatunsgtechnik, hab also noch keine Fachkraft, jetzt aber seit gestern mein Abitur) auf einer Produktion mit einem Azubi im 3.? Lernjahr auf einer Produktion gearbeitet habe und er es nicht geschafft hat, nen Harting-Verteiler richtig anzuschließen, weil er den für ne normale 6er-Dose hielt und entsprechend ging dann seine Arbeit weiter.
    Was hat der dann in seiner Ausbildung gelernt?

  4. Es ist schon interessant, was man so erlebt, wenn man sich auf Ausbildungsstellen in der Veranstaltungstechnik bewirbt.

    „Deshalb wollen manche Firmen ja vor der Ausbildung haben, dass die zukünftigen Azubis erst ein mehrwöchiges bis mehrmonatliches Praktikum machen. Da kann man die Arbeitsmoral und das “Talent” bereits einschätzen.“

    Wäre ja OK, wenn das denn wenigstens irgendwie bezahlt wäre…

    Ich habe nichts gegen Praktika, auch nichts gegen Praktika in Stoßzeiten, wo Praktikanten dann mal zwölf bis 14 Stunden an sieben Tagen die Woche arbeiten. Das passiert später als Azubi ja auch ab und zu (Gesetzeslage mal außen vor gelassen…).
    Aber alles über 14 Tage unbezahltes Probearbeiten halte ich für unseriös. Ich war bei Firmen, die haben drei oder teilweise sechs Monate Praktikum gefordert. Da merkt man dann doch ziemlich schnell, wie der Hahn kräht.
    Ich war bei einer sehr guten Firma 14 Tage, was mir trotz Stress sehr gut gefallen hat, bei einem anderen Betrieb vier Werktage, was auch ganz nett war. Bei meinem jetzigen Ausbildungsbetrieb war ich zweimal zum Gespräch und bin im großen und ganzen trotzdem zufrieden.

  5. Ich kann den designierten Azubis nur dringend empfehlen sich bei den Unternehmen intensiv über deren Ausbildungskonzept zu informieren. In sehr vielen Fällen werden billige Lageristen und Stagehands gesucht, welche dann nach 3 Jahren in die Wüste geschickt werden. Es ist keineswegs so, dass man in der Berufsschule alles lernt was man später im Job braucht, da ist die ausbildende Firma gefragt.
    Trotzdem allen, die es nicht lassen können, viel Glück!

  6. | also jenseits der Tatsache, daß man mit coolen Künstlern abhängen kann.

    das kenne ich i-wo auch… „boah, Du bist immer so dicht an denen dran, gaaanz vorn“ – „ja, und nach drei songs mus sich raus“ – „ach?! is‘ ja bloed…“

    oder

    „krieg‘ ich Deinen Pass?“ – „klar, wenn ich gehe, dann isser eh‘ wertlos“ (gelogen, ich gebe Paesse nicht ab!) – „wieso?“ – „weil nur die ersten drei Stuecke“ – (weiter wie oben) – „kein Backstage?“

    | und die Künstler feiern bereits mit den süßen Veranstaltungskauffrauen,
    | wenn Ihr noch abbaut.

    echt? Also mir haben Va-Kfr. auch schon erzaehlt, dass… aber das gehoert nicht hier hin ;p

    Gruesse aus’m Norden,

    c-v

  7. moin,
    zum thema azubis könnte ich stundenlange berichte abgeben, sowohl positive als auch (in der mehrzahl) negative.

    ich denke halt immer wieder an meine ausbildung zurück. (nein, nicht VT sondern elektriker). damals war es durchaus üblich, daß der azubi ZUSÄTZLICH mit auf die baustellen fuhr. in der Veranstaltungsbranche ist es aber eher üblich, daß ein azubi anstatt eines technikers eingeplant wird. und natürlich ohne rücksicht auf arbeitszeiten und gesetzliche vorschriften. es gibt genug firmen, die ihre jobs mit einem techniker und 2 bis xx azubis durchführen. und erstaunlicherweise funkionieren auch die meisten job. solange der tag 24 stunden hat und die azubis nicht meckern ist doch alles gut.

    und ich finde es gut, wenn ausgelernte „fachkräfte“ sich nach der ausbildung als helfer/stagehand verkaufen. die erleichtern mir z.b. im tourneebetrieb meine arbeit, weil ich nicht jeden handgriff erklären muß.

    grundsätzlich finde ich die tatsache, das es ein anerkannter beruf ist, sehr gut. hilft es doch beim arbeitsamt wirklich weiter, wenn man „einen zettel“ vorweisen kann. allerdings verabscheue ich di art und weise der ausbildung. für meine begriffe sollte die aus zwei teilen bestehen. 1,5 jahre alle bereiche kennenlernen zur orientierung und danach 1,5 jahre nur noch in einem bereich als spezialisierung.
    die fachbereiche in unserer branche sind so komplex, daß niemand wirklich alles kann.
    oder, wie ich es auch früher gern ausgedrückt habe: niemand ist metzger, elektriker, frisör, und kfz-mechaniker gleichzeitig.

    und in diesem sinne

    DerFreD

  8. Hallo Markus, DANKE das du gerade jungen Lesern (bin gerade mal 28) deines Blocks mal etwas einblick in deine Arbeit gibst.

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