Gelobtes Land

Die Nachrichten aus dem Nahen Osten dieser Tage bewegen mich sehr. Ich habe dort Freunde, war dort schon und habe weite Teile der Bevölkerung als unglaublich offen und herzlich erlebt — egal welcher Abstammung sie waren. Und ich finde interessant, wie unvollständig viele Berichte in den Massenmedien sind. Wer weiß hier schon, daß auch die Palästinenser untereinander hart gespalten sind, daß sich Fatah und Hamas bis auf’s Blut bekämpfen und daß durch diesen Bruderkrieg weit mehr Menschen sterben, als in den Auseinandersetzungen mit Israel. Wer macht sich klar, daß Israel ein kleines Land ist (etwa so groß wie Hessen) und dadurch von außern durch Raketen extrem verwundbar. Wer beachtet, daß seit einigen Monaten der Waffenstillstandsvertrag durch die Hamas gebrochen wurde, in den letzten Wochen mit bis zu 80 Raketen am Tag, ohne daß es zu größeren Reaktionen Israels kam.

Angesichts dieser Situation kann ich nachvollziehen, daß ein Staat für Ruhe an seinen Grenzen sorgen möchte. Ich kann verstehen, daß ein Staat seine eigenen Bürger vor Raketenangriffen schützen möchte. Wenn wir ehrlich sind, dann würden wir von unserem Staat ähnliches erwarten.

Die Frage ist: wie kann man dauerhaften Frieden in dieser Region schaffen ?  Das geht sicher nur durch gegenseitige Anerkennung. Israel muß Palästina anerkennen und die arabische Welt muß Israel anerkennen. Genau der letzte Punkt ist ein Problem. Ägypten und Jordanien beispielsweise sind lange so weit. Auch die Fatah im Westjordanland nähert sich einer friedlichen Koexistenz deutlich an. Die Hamas im Gazastreifen will jedoch, unterstützt durch den Iran, Israel vernichten. Das kann keine Lösung sein.

Ich finde einen Krieg immer unnötig und falsch. Es kann keinen gerechten Krieg geben, weil immer auch Unschuldige darunter zu leiden haben. Aber wer von uns hält, wie in der Bibel, in der Thora, im Koran gefordert, schon die rechte Wange hin, wenn er auf die linke geschlagen wurde. Frieden wird es erst geben, wenn alle lebenden Generationen einen Waffenstillstand erlebten und alte Wunden geheilt sind. Das wird man nur durch einen langfristig angelegten und mit allen Möglichkeiten ausgestatteten Blauhelmeinsatz erreichen können. Ich wünsche der Region auf jeden Fall den Frieden, den sie verdient. Denn sie ist wunderschön und wird von tollen Menschen bewohnt.

7 Gedanken zu „Gelobtes Land“

  1. Und auch dieser beitrag erinnert mich an einen Job, nämlich denn Vorletzten in 2008, bis zum 10.12 war ich in Israel, hat man sich dort noch ein wenig über die wirklich sehr strengen sicherheitskontrollen am Flughafen aufgeregt oder geärgert, erschüttern einen die Nachrichten die uns in denn letzten Zwei Wochen aus dieser Region zu ohren kommen um so mehr.

    Herzlichen Gruß
    Chris

  2. Ich stehe dem ganzen sehr zwiegespalten gegenüber.
    Sicherlich ist es vollkommen richtig, das man an Israels Stelle den ständigen Beschuss nicht einfach tolerieren kann, sondern etwas dagegen unternehmen sollte.
    Andererseits ist die derzeitge Kriegsführung absolut übertrieben, es wirkt so als ob sich zwei Menschen gegenüber stehen, der eine mit Pyrocrackern bewaffnet und der andere mit einer MG…

    Militante Palästinenser haben seit dem 27. Oktober 2001 rund 10 300 Raketen auf israelische Grenzstädte abgeschossen. Als Folge dieser Angriffe sind nach Angaben des auf die Zählung von Raketen und Opfern spezialisierte Sderot Media Center 32 Israelis getötet worden.
    Seit Beginn der isralischen Militäraktion im Dezember starben nach Angaben von Rettungskräften mindestens 485 Palästinenser…
    Das ist oben angesprochene Missverhältnis…

    1. Erst mal vorweg: Du hast natürlich Recht wenn Du feststellst, daß beim Einsatz des Militärs immer deutlich mehr Palästinenser sterben als Israelis. Das ist sicher ganz unzweifelhaft so, auch wenn ich die von Dir zitierten Zahlen im Detail dann durchaus diskussionswürdig finde. Wenn beispielsweise beim Beschuß eines Munitionslagers tatsächlich 42 Menschen auf ein Mal sterben, dann im Wesentlichen deshalb, weil eben dieses Lager explodiert. Und wenn auch nach meinen Quellen die Zahl der 32 Israelis zu niedrig gegriffen ist: selbst wenn die Zahl stimmt, so verschleiert sie die Verletzten, den Sachschaden und den Psychoterror, den Vorwarnzeiten von 35 bis 55 Sekunden bedeuten. Neben der Tatsache, daß Milliarden in Bunkerbau investiert wurden, es heute ganze Wohnsiedlungen unter der Erde gibt.

      Die Frage ist doch, wie Israel auf den permanenten Nadelstiche reagieren soll. Was wäre eine angemessene Reaktion ? Die Medienpolitik der Hamas setzt ganz bewußt darauf, als Opfer israelischer Aggression dazustehen. Man selbst startet viele kleine Aktionen, die so geplant sind, daß sie eben zu klein sind, um von der Weltöffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Und dann kommt das böse Israel und haut mit einem Hammer dazwischen. Das wiederum wird dann sehr wohl wahrgenommen.

      Insgesamt kommt meiner Meinung nach zu kurz, daß eine breite Mehrheit in allen Lagern des Kriegs seit langem Müde ist. Wir sehen hier den Fanatismus, den Krieg und zu wenig die vielen mahnenden Stimmen. Daß die Position der Hamas nicht überall geteilt wird erkennt man auch daran, daß es für die Palästinenser ja nicht nur einen Zaun, eine Mauer zu Israel gibt, sondern eben genau so nach Ägypten.

      Man mag darüber diskutieren, ob England in den 40er Jahren weise gehandelt hat. Aber jetzt existieren die Staaten so, wie sie nun mal sind; niemand wird das ernsthaft rückgängig machen wollen. Der Weg kann also nur zu einen friedliche Koexistenz gehen. Das beinhaltet aber eben auch, daß von palästinensischer Seite die Politik der vielen Nadelstiche aufgegeben wird. Dann wird es sehr schnell so etwas wie Normalität geben.

  3. Dieser Konflikt hält nun schon mehr als 3000 Jahre an. Es wird nie Ruhe geben, bis eine von beiden „Nationen“ aufgibt und aus der Region verschwindet. Aber das wird auch niemals geschehen…
    Mir tun die Kinder leid, auf beiden Seiten. Sie können am wenigsten dafür.
    Es wird immer Krieg dort geben, immer wird es Terror dort geben… Leider. Es gibt kein Rezept für Lösungen in diesen Konflikt, zu tief ist dieser verwurzelt.

    Aber das ist nur meine Meinung!

  4. Mir kamen die Zahlen auch sehr niedrig vor, habe aber keine anderen im Internet gefunden (Habe sie hierher http://www.ikg-wien.at/IKG/Members/irene/1104751983285/1230845348121?portal_skin=News&id=1230845348121 und von Spiegel.de).
    Es ist auch so, dass man hier bei uns eben wirklich nur die großen Aktionen, die eben größtenteils von Israel ausgehen, mitbekommt.

    Nur finde ich interessant und leider auch irgendwie bedenklich, dass heutzutage nur selten einmal in der Öffentlichkeit eben diese andere Seite benannt wird.
    90% der Preseorgane stellen sich jetzt und auch in ihrer bisherigen Berichterstattung auf die Seite Israels und auch von der Seite der deutschen Politik wird bekannt gegeben, dass „Merkel und Ehud Olmert seien sich [als sie miteinander telefoniert haben] einig gewesen, dass die Verantwortung „eindeutig und ausschließlich“ bei der Hamas liege“.
    Es wirkt auf mich so, als hätten einige immer noch Angst Israel öffentlich zu kritisieren, da sonst gleich wieder jemand um die Ecke kommt und die braune Keule schwingt.

    1. Hm. Auch Israel hat sich nicht immer weise verhalten. Das ist ganz sicher so. Wobei ich den Eindruck habe, daß israelitsche Politik immer mehr auch auf den innenpolitischen Druck reagiert. Wenn man mal in der Bevölkerung herumfragt, dann herrscht dort klar der Wunsch nach Frieden. Nur unter den orthodoxen Juden (etwa 10% der Bevölkerung Israels) gibt es Leute, die auf jeden Fall im ganzen historischen Palästina siedeln wollen. Diese Siedlungen werden aber mittlerweile vom israelischen Militär wieder zerstört, weil sie auch innenpolitisch als unnötige Provokation gewertet werden.

      Dabei finde ich wiederum interessant, daß Palästina und Palästinenser heute in eine bestimmte Richtung wertend benutzt wird. Historisch korrekt sind alle dort lebenden Juden, Araber und Drusen „Palästinenser“, nämlich Bewohner des Landstrichs Palästina, das auch das heutige Jordanien mit einbezieht. Die, die seit den 70ern Palästinenser genannt werden, sind historisch betrachtet eher seit dem 13. Jahrhundert „zugezogene“ Osmanen oder Perser.

      Daß deutsche Politik sich eher israelfreundlich verhält, hat natürlich historische Gründe. Ich bin überzeugt davon, daß es ohne die Politik Hitlers und Rußlands (extrem unter Stalin), die beide große jüdische Flüchtlingsbewegungen auslösten, heute kein Israel in der bestehenden Form gäbe. Darüber hinaus war England während seines Mandats in Palästina bis 1948 einfach zu feige, klare Verhältnisse zurückzulassen; hatten sie doch beiden, Arabern wie Juden, einen eigenen Staat versprochen. Die damals neu gegründete UN versuchte zwar, der janusköpfigen britischen Politik eine Richtung zu geben, wurde aber in seiner Entscheidung von arabischer Seite nicht akzeptiert.

      1. Ich denke ja nur, dass es, trotz aller historischen Gründe, heutzutage wieder möglich sein muss, israel zu kritisieren ohne dafür gleich einen über den Deckel zu bekommen…

        Desweiteren stimme ich Detlev vollkommen zu, das ganze wird vermutlich eine unendliche Geschichte werden…

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