Dokumentationen über Berlin

Bei meinem Bericht über die Ausstellung „So weit kein Auge reicht“ erwähnte ich, daß die dort zusammengestellten Photos im Rahmen eines anderen Projekts das Dunkel des Archivs erstmals verließen. Die Magistratsverwaltung im Osten Berlins beschäftigte Photographen zur Dokumentation des Zustands und des Aufbaus der Stadt. Diese Bilder, immerhin etwa 50.000, wurden nun vor drei Jahren durch die Berlinische Galerie, die heute Besitzerin des Archivs ist, erfaßt, ausgewertet und sollen auch langfristig öffentlich im Internet zugänglich gemacht werden. Eine Übersicht über dieses Archiv bietet das Buch Ost – Berlin und seine Bauten, das ich nach der besuchten Ausstellung kaufte.

Nicht nur Berliner, sondern alle an Architektur und Stadtentwicklung Interessierte werden hier fundiert, mit Hintergrundinformationen und vor allem mit vielen Photos in die Entwicklung Ost – Berlins eingeführt. Für mich selbst ist es aus heutiger Perspektive interessant zu sehen, wie rücksichtslos nach dem Krieg auch erhaltene Gebäude einem uniformierten, angeblich moderneren Bauen Platz machen mußten. Ehrlicherweise wurden solche Bausünden ja auch im Westen begangen.

Ebenfalls in diesem Buch zu sehen sind einige Entwürfe, Modelle und Alternativplanungen zu prominenten Plätzen wie dem Alexanderplatz, die so nie realisiert wurden. Da die Originale meist verschollen oder vernichtet sind, bieten die Photos die einmalige Chance, sich den Ideenreichtum neben dem industrialisierten Plattenbau vor Augen zu führen.

Schon in meinem Bericht erwähnte ich das Buch zur Ausstellung. Auch hier gibt es zahlreiche Hintergrundinformationen zur Zeit zwischen 1949 und 1952 im Osten Berlins und über die Entstehung der Bilder. Nicht nur die in der Galerie gezeigten Panoramen, auch weitere Bilder sind hier großformatig dargestellt. Teilweise können die Photos vierfach ausgeklappt werden, um auch große Panoramen gut darstellen zu können.

Hochinteressant bei der Durchsicht der Bilder finde ich, daß nur alte und keine jungen Menschen darauf zu sehen sind. Das macht mich tatsächlich nachdenklich. Sahen die Menschen in dieser Zeit unabhängig ihres Alters einfach alle alt aus ?  Waren tagsüber auf den Straßen nur die Alten und in den Büros nur die Jungen ?

Beide Bücher gefallen mir sehr und ich kann sie jedem, der sich für diese Thematik, oder überhaupt für Photographie interessiert, guten Gewissens empfehlen.