Von der Schnelllebigkeit der Zeit

Es sind schon merkwürdige Zeiten. Alle drei Projekte, die in diesen Tagen auf meinem Schreibtisch liegen, zeichnen sich dadurch aus, daß bei ihnen weit jenseits aller Deadlines noch komplette Produktionen umgeschmissen werden. Und das nicht nur im Detail, sondern ganz grundlegend. Daß wie selbstverständlich davon ausgegangen wird, man säße gelangweilt zuhause und liefe Gefahr, sich den Finger in der Nase zu brechen. Und daß teilweise ganz grundlegende Weisheiten (wie etwa: ohne Mampf kein Kampf) ignoriert werden.

Moderne Technik ist da keine Hilfe, sondern eher hinderlich. Wenn der Agenturkunde einen anruft und sagt: „Na, die Details habe ich Dir schon lange zugemailt“ dann meint das Wort „lange“: „vor etwa drei Minuten“. Und natürlich wird davon ausgegangen, daß man sekündlich seine Mails auf dem Handy abruft und dann supermanngleich direkt alle Probleme löst. Selbstverständlich ist auch völlig unverständlich, daß kurzfristige Hazardaktionen mehr kosten, als vernünftig geplante Dinge. Ich bin allmählich dafür, Handys abzuschaffen und wieder auf Briefpost und maximal Telex zu setzen. Da mußte alles rechtzeitig geregelt sein.

Es wird immer wieder von der Professionalisierung unserer Branche gefaselt, aber davon sind wir Lichtjahre entfernt. Solange „Professionalisierung“ von dem ein oder anderen mit noch kurzfristiger, noch chaotischer und noch crewverachtender übersetzt wird, solange werden wir eben diese lange nicht erreichen.

Mußte ich gerade mal loswerden.

Ganz im Gegensatz dazu steht dieses wunderschöne Haus. Alte Wertarbeit.

5 Gedanken zu „Von der Schnelllebigkeit der Zeit“

  1. Hallo Markus,

    dem kann ich nur beipflichten…..gerade bei Jobs die über Agenturen laufen, ist es inzwischen Usus…das ganz kurzfristig noch elementare Dinge umgeworfen werden und Wochen-, ja Monatelange Planungen plötzlich nichts mehr gelten……

    ….Originalzitat einer Agenturchefin von vor 14 Tagen: Ja warum können Ihre Techniker denn nicht noch eben 4 Stunden mehr arbeiten (by the way: es war für alle schon eine 13 stunden schicht)…..und warum soll das mehr kosten, Ihr Angebot ist ja auch so schon nicht gerade niedrig!!

    Ohne weiteren Kommentar………

    Gruß,
    Thorsten

  2. Da klatsche ich einfach kommentarlos Beifall und nicke mit dem heutigen ersten Mampf nach dem Kampf zwischen den Zähnen zustimmend zu…

  3. Tja, lieber Kollege, leider ist es immer so, dass es einen gibt der etwas macht…..und einen, der es mitmacht.
    Und da es genug Kollegen gibt, die das von Dir genannte Spiel mitspielen, ersetzt dann gerne auch mal der Zufall die Planung durch Irrtum. Und beim nächsten Mal – sei sicher – wird die Zeit dann noch knapper…..hat ja beim letzten Mal auch geklappt.
    Schöne Grüße aus Berlin
    Andreas Wegener

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