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19 (in Worten: neunzehn ! ) Autos brannten letzte Nacht hier in Hamburg, auch in der Nacht und in den Nächten davor gab es welche. Auf das Jahr gerechnet sind sicher schon deutlich über hundert Fahrzeuge abgefackelt worden. Und nicht nur „Bonzenautos“, sondern auch ganz normale Fahrzeuge von Leuten wie Du und ich. Ich bin mal gespannt was passiert, wenn so ein Brandstifter mal zufällig in die Hände von Anwohnern gerät. Jede Form von Lynchjustiz könnte ich gut verstehen, denn wenn ich jemanden erwischen würde der mein Auto anzündet ……… Gnade ihm Gott.

Lange geht es nicht mehr um (natürlich völlig bekloppten) Klassenkampf, sondern einfach nur um den Kick, auch mal einen Wagen angezündet zu haben. Ich selbst finde das gar keine so dolle Tat, immerhin ist es sowas von einfach, daß das jeder Teenie hinkriegt. Es müssen also extrem kurzschwänzige Idioten sein, die sich auf eine solche Nummer einlassen. Auf die Fresse haben sie trotzdem verdient.

Sorry, daß ich mich hier mal so eindeutig äußern muß.

Gar nicht…

… mag ich, wenn ich morgens um 06:20 Uhr angerufen werde, weil der Trucker einer Produktion, die ich zwar disponiert habe, aber auf der ich gerade nicht bin, das Venue nicht findet und mir das quasi mitten in der Nacht mit deutlich zu vielen Worten und Kommentaren und extrem fadenscheinigen Argumenten zu Gehör bringt. Noch weniger mag ich, wenn mich dann um 06:50 einer der Techniker anruft, der Trucker wäre zwar jetzt auf dem richtigen Weg, würde aber erst mal seine Lenkzeitpause machen und käme daher etwa 1,5h nach Aufbaubeginn.

Die Location ist ein extrem bekanntes OpenAir – Gelände. Aufbaubeginn war um 07:00 Uhr.

Grrrrrr.

Warum helfen so unglaublich wichtig ist

Die Flutkatastrophe in Pakistan gehört zu den größten Unwettern der letzten Jahrzehnte, die Bilder haben wir alle gesehen. Trotzdem ist die Bereitschaft dort zu helfen recht gering, da viele Angst davor haben, daß das Geld nicht dort ankommt, wo es benötigt wird, sondern in zwielichtigen Kanälen einer korrupten Regierung verschwindet, die im Zweifelsfall lieber Atomwaffen entwickelt, als ihrer eigenen Bevölkerung zu helfen. Ich kann diese Angst gut verstehen, glaube aber, daß es gerade im Falle Pakistans in unserem ganz persönlichen Interesse liegt, schnell, solide und umfassend zu helfen.

Zur Zeit ist es so, daß die größte Hilfe, die von der pakistanischen Bevölkerung wahrgenommen wird, von musilimischen Organisationen kommt. Die beiden größten dort helfenden Organisationen kennen wir hier auch: Taliban und el Kaida. Was diese Hilfe bedeutet, können wir uns ausmalen: diejenigen die uns helfen sind die Guten. Die notleidenden Pakistanis lernen radikalfundamentalistische Organisationen als Helfer in der Not kennen und sind ihnen danach natürlich zu Dank verpflichtet. Ein durch die Bevölkerung aus Dankbarkeit gedeckter Putsch der in Pakistan sowieso recht gut verwurzelten Taliban würde diesen Organisation ungehinderten Zugang zu Atomwaffen verschaffen. Realistisch betrachtet ist das kein Hirngespinst, sondern eine sehr reale Gefahr. Genau deshalb ist es so ungeheuer wichtig, bei dieser Katastrophe die Pakistanis nicht alleinzulassen, sondern ihnen mit aller Kraft zu helfen. Die Kriege in Irak und Afganistan würden ein lächerliches Vorspiel zu der Wirklichkeit die uns droht, wenn Taliban und/oder el Kaida Besitzer nicht nur nuklearen Materials zum Bauen von „schmutziger Bomben“, sondern von fertig entwickelten, erprobten Atomsprengköpfen würden.

Darum: überwindet Eure Angst und helft, soweit Ihr das könnt. Die Hilfe dort wird viel mehr noch als irgendwelche Bundeswehreinsätze unser Leben in Deutschland beeinflussen.

interessante Anlagen

Vor ein paar Tagen berichtete ich schon über das von der Stadt Duisburg in Auftrag gegebene Rechtsgutachten zum Loveparaden – Unglück, das zu dem Schluß kommt „Die Stadt Duisburg hatte keine allgemeine oder gar übergeordnete Zuständigkeit für die Sicherheit der gesamten Veranstaltung [……] Anregungen, insbesondere der Polizei, wurden geprüft und … umgesetzt.“ Jetzt sind auch die Anlagen zu diesem Gutachten verfügbar, die bisher von der Stadt unter Verschluß gehalten wurden. Wenn man sich diese durchschaut, dann ist es nicht mehr ganz so klar, ob die Stadtverwaltung juristisch einwandfrei gehandelt hat. Auch wenn es natürlich eine Menge Arbeit ist, so lohnt es sich doch, sich diese Dokumente mal anzuschauen.

Keine Zuständigkeit

Bei einem Telephonat mit einem Kollegen am Tag des Unglück bei der Loveparade in Duisburg sagte ich „Ich wette um mein linkes Ei, daß die Polizei und die Duisburger Stadtverwaltung am Ende völlig unschuldig dastehen werden, weil man solange um den heißen Brei herumlavieren wird, bis nur noch der Veranstalter als Arschloch dasteht. So funktioniert nun mal Politik.“ Dazu paßte danach schon das Verhalten des Oberbürgermeisters, der den ganz offensichtlichen Vertrauensentzug seiner Bevölkerung nur durch den Entzug seiner Person bei öffentlichen Veranstaltungen zu beantworten weiß, nicht aber mit einem Rücktritt — denn dann könnte er ja seine feiste Pension riskieren. Wie richtig ich mit meiner Beurteilung lag, wird nun beim Lesen eines ersten, durch die Stadt Duisburg bestellten Rechtsgutachtens deutlich. Die Linie:

Die Stadt Duisburg hatte keine allgemeine oder gar übergeordnete Zuständigkeit für die Sicherheit der gesamten Veranstaltung [……] Anregungen, insbesondere der Polizei, wurden geprüft und … umgesetzt.

Meine persönliche Meinung dazu: Fehler geschehen. Im Zweifelsfall auch mal richtig schlimme Fehler und manchmal sogar Fehler, die unnötig & dumm sind. Menschlich sehr arm finde ich es allerdings, wenn man dann nicht den Arsch in der Hose hat, zu diesen Fehlern auch zu stehen. Wahrscheinlich sind in Duisburg die nächsten Wahlen erst in längerer Zeit und man spekuliert darauf, daß bis dahin genug Ablenkungsmanöver gefahren werden konnten. Und da sage noch mal jemand, er verstehe Politikverdrossenheit nicht und die Ablehnung von Ämtern.

Unverantwortlich

In diesen Tagen wirft man Behörden und dem Veranstalter in Duisburg vor, unverantwortlich gehandelt zu haben. Nach allem was ich von Kollegen und aus dem Medien weiß, scheint es tatsächlich unvorstellbare Naivität in der Vorbereitung und massive Fehler in der Durchführung gegeben zu haben. Tatsächlich aber komplett bescheuert finde ich das Verhalten des geifernden Publikums in diesen Tagen. Ich kam heute auf dem Weg von meinen Eltern zurück nach Hamburg auf der A59 am Veranstaltungsgelände vorbei. Die Autobahn ist an dieser Stelle in jede Richtung zweispurig und hat keinen Seitenstreifen. Das hielt aber trotzdem zwei Fahrer nicht davon ab, rechts ranzufahren, auszusteigen und mit dem Handy Photos zu schießen. An einer Stelle, an der der Verkehr sowieso zäh fließt, weil natürlich auch alle Vorbeifahrenden schauen wollen. Die Gefahr, gerade durch so eine Parksituation einen massiven Unfall zu verursachen, ist ja doch ziemlich groß.

Darüber hinaus konnte man beobachten, wie gut 30 Leute sich einen steilen Hang hochgearbeitet hatten, sich am Bauzaun festhielten, damit sie nicht wieder hinunterstürzen und auch Bilder schossen. Es fällt mir nur sehr schwer, diesen Personen nicht zu wünschen, daß der Bauzaun umkippen möge und die Gaffer sich beim Absturz böse verletzen. Mannmannmann, was für Idioten.

Auf der anderen Seite kann ich es fast verstehen. Die Medien halten so unverblümt drauf, da muß man ja abstumpfen und selbst auch mal ein Auge drauf werfen.

Bitteres Ende einer Party

Bei der heutigen Loveparade in Duisburg, zu der ich eher zufällig nicht zum schauen gefahren bin, gab es Stand jetzt durch eine Massenpanik 15 Tote, weitere etwa zehn Teilnehmer konnten wiederbelebt werden. Das ist ein bitteres Ende dieser Veranstaltung, das sie in dieser Form ganz sicher nicht verdient hat. In den ersten Medien ist von einem „völlig überforderten Veranstalter“ die Rede. Nun. Ich war nicht da. Meine Meinung bilde ich mir aus zwei Berichten von mir persönlich bekannten Personen und aus meiner Erfahrung mit den zuständigen Behörden. Da sieht der Eindruck etwas differenzierter aus. Meine Erfahrung sagt mir, daß die Besucherleitung außerhalb des Festivalgeländes (dort entstand die Panik) nicht in meiner Hand liegt, sondern in der Hand von schwarzgewandeten Beamten und deren Einsatzleitern. Meine Bekannte berichten von „stoischer Polizei“, die erst gar nicht und dann sehr heftig reagiert. Zu denken gibt mir auch, daß die Einsatzleitung der Bahn für eine Stunde den Bahnhof komplett gesperrt haben soll. Das ist auf der einen Seite verständlich, denn die flüchtenden Zuschauer der Loveparade bewegten sich wohl auch in größerer Zahl in den Gleisanlagen in Richtung Süden. Auf der anderen Seite entstand so vor dem Bahnhof ebenfalls großes Chaos, das außer Kontrolle zu geraten drohte. Da wäre es ja sinnvoll gewesen, die Besucher erst mal im großen Bogen in Richtung Norden abzufahren, um den Druck abzubauen. „Hauptsache weg“ gewissermaßen.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch die sehr unterschiedlichen Zahlen in der Berichterstattung. Zwischen 500.000 und 1.400.000 Besucher sollen vor Ort gewesen sein.

Erschreckend ist der Gedanke, daß man zum Feiern fuhr und nun Tote nach Hause kommen. Für alle Angehörigen ganz bestimmt ein Albtraum. Ihnen gilt mein volles Beileid. Gerade junge Menschen zu verlieren erzeugt immer unfaßbares Leid.

Mein Mitgefühl gilt aber auch den Verantwortlichen dieser Veranstaltung, die jetzt wohl völlig fassungslos in ihren Büros oder „auf dem Feld“ ihre Arbeit machen. In den nächsten Tagen werden wir erfahren, warum es zu diesem dramatischen Zwischenfall kam. Ich kann mir vorstellen, daß die sehr eingeschlossene Situation auf dem Güterbahnhofsgelände dabei eine Rolle spielt; in Berlin war alles sehr offen, Flucht war jederzeit möglich. Aber das ist natürlich Spekulation.

Nachtrag 25.07.2010, 10:45: wenn man jetzt im Nachgang mitbekommt, unter welchen Voraussetzungen die Veranstaltung maßgeblich von städtischen Behörden geplant und genehmigt wurde, dann wird einem ja ganz schlecht. Ich hatte mir im Vorfeld keine Gedanken darüber gemacht (es war ja nicht meine Veranstaltung), aber es gab ja bereits Tage vorher recht eindeutige Hinweise und auch die Genehmigung scheint, nach allem was man in einschlägigen Foren lesen kann, nicht ganz den gültigen Vorschriften zu entsprechen. Ich bin sehr gespannt, wirklich sehr gespannt, wie weit die Staatsanwaltschaft da ermitteln wird und welche Personen letztlich verantwortlich sein werden.

Bevormundung

Wie schon mal nebenher erzählt programmiert Videokollege Marc zusammen mit einem Freund eine iPhone – App, mit der man die Eiki – Beamer einstellen können soll. Dazu haben sie die Steuerbefehle der geräteeigenen Fernbedienung ausgelesen, sie haben eine Methode entwickelt, wie man den Kopfhörerausgang des iPhones diese Steuerbefehle senden lassen kann und mit dem offiziellen App – Designer eine Anwendung geschrieben. Jetzt würde man natürlich gern mal am lebendigen Objekt das Programm ausprobieren. Aber das ist gar nicht so einfach. Nur die Firma Apple selbst kann assemblieren, also aus dem Programmiercode ein richtiges, lauffähiges Programm machen. Und das geschieht auch nur, wenn man die Grundsätze der Apple – Firmenphilosophie beim Programmieren beachtet. Es ist nicht möglich, sich seine eigene kleine Anwendung zu schreiben, ohne daß Apple dieses Programm zu Gesicht bekommt und „genehmigt“. Das finde ich hart. Natürlich stört das den Durchschnittsverbraucher nicht. Der freut sich vielleicht sogar, daß er nur „geprüfte“ und „sichere“ Software bekommt. Aber ich empfinde das als … Zensur. Und als unakzeptabel. Wieso soll der Gerätehersteller im Zweifelsfall darüber entscheiden, welche Software auf meinem Gerät läuft ?  Steve Jobs kackt rum, daß Flash kein offenes Protokoll sei, es aus diesem Grund in seiner Firma nicht mehr berücksichtigt wird und schafft dann so ein System ?  Lächerlich.

„Mehr Geld macht nicht automatisch klüger“

Mit solchen Sätzen rotten sich zur Zeit CDU – Politiker hinter Roland Koch zusammen um ihm beizustehen. Jener hatte gestern verkündet, daß man sparen müsse und daß man am besten bei Bildung und sozialer Unterstützung anfange.

Daß solche Sätze von Hessens Ministerpräsidenten kommen, ist nicht weiter verwunderlich, fiel er doch schon in der Vergangenheit durch asoziale unsoziale Sprüche auf. Neu ist, daß die Zustimmung für solche Forderungen wächst — und ich fürchte, sie wird bei konservativen Politikern weiter wachsen, wir werden weiter in eine klare, harte Zweiklassengesellschaft driften.

Ich bin der Meinung, daß der rote Stift erst einmal bei klaren Luxusaktionen wie beispielsweise der Elbphilharmonie oder den U-Bahn – Bauten in zahlreichen Städten angesetzt werden sollte. Es gäbe die Möglichkeit, die Mehrwertsteuer auf generell 19% festzulegen, anstatt einer obskuren und gerade erst in Klientelpolitik erweiterten Liste eine verminderte Mehrwehrtsteuer zuzugestehen. Man könnte die Banken die an sie gezahlte Unterstützung der letzten Monate zu marktüblichen Zinsen zurückzahlen lassen. Man könnte mal innehalten und den praktischen und realen Sinn der teuren Bundeswehrauslandseinsätze hinterfragen. Von den in den letzten Tagen gewährten Sicherheiten von insgesamt sicher 143.000.000.000,00€ (es können jetzt angeblich auch noch mehr werden, man weiß es noch nicht) wollen wir erst gar nicht sprechen.

Die Verhältnisse gehen verloren. Auf der einen Seite lesen wir zur Zeit täglich von Summen, die wir uns ehrlicherweise gar nicht mehr richtig vorstellen können und auf der anderen Seite soll nun in Bereichen knallhart gespart werden, die Herr Ackermann als Peanuts bezeichnen würde. Auf der einen Seite wollen sich die Bundespolitiker gerade wieder (und unter maximaler Ablenkung) die Diäten erhöhen, auf der anderen Seite werden brav mit bereits versteuertem Geld angesparte private Renten noch mal bei der Auszahlung versteuert. Da läuft was schief.

Hier in Hamburg brennen in den letzten Monaten nachts immer mehr Autos. Mal abgesehen davon, daß ich solche Aktionen grundsätzlich für schwachsinnig halte, weil sie, wenn überhaupt, maximal an die Sympthome gehen, so fürchte ich ist dies der Anfang eines Prozesses, der sich weiter ausbreiten wird: der offene Kampf zwischen arm und reich. In der Mitte wird das sich duckende Stimmvieh stehen, das nicht auffallen will, weil es der Meinung ist, daß ja nur der zu Schaden kommt, der sich vorher was zu Schulden hat kommen lassen. Aber an den Rändern wird es brennen. Mehr und mehr.

Daß der Spruch aus der Überschrift leider wahr ist, zeigen Koch, Kampeter, Tillich und Co mit ihren eigenen Personen. Es wäre jetzt an der Zeit, durch kluge Politik nicht noch mehr Dummheit entstehen zu lassen. Die Frage ist nur, wer die leisten soll. Ich sehe in der Politikerkaste so viel politisch verblendetes und realitätsfernes Volk, daß es zum verzweifeln ist. Aber das ist dann noch ein anderes Thema.