John McLaughlin in der Fabrik

John McLaughin in der Fabrik Hamburg

Während Jon im Volksparkstadion rockte, sah ich mir John in der Fabrik an. Ein deutlicher Kontrast. John McLaughlin ist ganz sicher eine Gitarrenlegende; allerdings eher ein musician’s musician, ein Idol der Gitarristen, denn ein allgemein bekannter Star. Daß er zu Recht den Ruf des begnadeten Gitarrenhelden hat, bewies er ein Mal mehr am gestrigen Abend.

John McLaughin in der Fabrik Hamburg

Meinem Empfinden nach war das Konzert allerdings zu Anfangs eher anstrengend, als schön. Zu viele Noten in zu kurzer Zeit. John schien mit dem Kopf irgendwo zu sein, während seine Finger 1/16 und 1/32 gniedelten, ohne mal einen Ton wirklich stehenzulassen. Es war mehr olympische Leistung als empfundene Musik. Dazu trug auch sicher der Keyboarder seiner Band mit bei, der deutlich dazu neigte, kleine Freiräume auch noch zuzukleistern. Bassist und vor allem Schlagzeuger waren da wesentlich bandzuträglicher.

John McLaughin in der Fabrik Hamburg

Zum Ende hin wurde aber dann doch noch alles gut, die Band fand sich als Band, John spielte auch mal ganze Noten und spätestens nach dem fulminanten Doppelschlagzeugsolo zwischen Drummer und im Stehen zusätzlich spielendem Keyboarder kam dann eine Stimmung auf, die auch mich mitriß.

Technik bei John McLaughin

Der Aufwand hinter der Musik war äußerst bescheiden: eine Strat, zwei Fußpedale, fertig. Kein Amp, es ging einfach so ins Pult. Auch der Rest der Band schien mit geliehener Backline unterwegs gewesen zu sein; vor der Fabrik standen nur zwei PKW, kein Sprinter.

Tango !

Bajofondo in der Fabrik Hamburg

Wenn man an Tango denkt, dann hat man doch ganz schnell das Bild einer alternden Kapelle vor Augen, bei der die Violine schluchzt, das Bandoneon melancholisch seufzt und die Musiker ihre Haare stark mit Pomade bändigen. Ich selbst hatte länger mit der Tanzshow Tango Passión zu tun und war dementsprechend mit Vorurteilen geprägt. Als dann gestern Abend das Konzert in der Fabrik begann, auf der Bühne ein Violinspieler mit einem an ein Grammophon erinnerndes Instrument, fühlte ich mich schon bestätigt. Aber es kam alles ganz anders.

Bajofondo in der Fabrik Hamburg

Hätte ich vor dem Konzert genauer hingeschaut, dann wären mir schon zwei Laptops und ein 1210 aufgefallen, die nach dem Opener den Rest des Abends entscheidend mitbestimmen sollten. Das was wir nämlich zu hören bekamen, hat mit altbekanntem Tango in etwa so viel zu tun wie Foxtrott mit HipHop: maximal das Zählmaß.

Bajofondo in der Fabrik Hamburg

Die Band Bajofondo (MySpace, Wikipedia) hat sich zum Ziel gesetzt, alten Melodien neues Leben einzuhauchen und mit neuen Kompositionen zur Evolution des Tangos beizutragen. Was zweifellos gelungen ist, denn innerhalb kürzester Zeit hüpfte und tanzte der ganze Saal; das Bild vor der Bühne glich eher einem Moshpit, als einer Milonga. Live ist das Programm noch deutlich mitreißender und härter als auf den CDs.

Bajofondo in der Fabrik Hamburg
Natürlich gab es auch zwei ruhige Stücke, die eher an das erinnerten, was man gemeinhin unter Tango versteht. Und sie waren zum Luftholen auch bitter nötig. Außerdem hatte man hier mal die Muße, die technische Perfektion der Musiker ausreichend zu würdigen.

Bajofondo in der Fabrik Hamburg
Wenig später war aber dann auch die Bühne voll mit tanzenden Menschen. Leider hatte Bajofondo gestern den letzten Termin ihrer Europatournee. So kann ich allen nur empfehlen, die Augen offenzuhalten und unbedingt hinzugehen, wenn mal wieder ein Konzert ansteht.

Bajofondo in der Fabrik Hamburg

Ganz zum Schluß kam dann auch noch mal die Grammophongeige zum Einsatz. Der Bogen war gespannt und ergab einen schönen Abschluß eines fantastischen Abends. Lang lebe der Tango.

Abschlußkonzert Roger Cicero in Hamburg

Roger Cicero in der Color Line Arena Hamburg

Gestern war das Tourabschlußkonzert der Roger Cicero – Tournee und natürlich mußte ich hin. Nicht nur, weil ich durch meine Krankheitsvertretung für Jens im Sommer die Band und Crew kennengelernt hatte, sondern auch, weil wir mit unserem Unternehmen um die Tour gepitcht und verloren hatten. Da mußte ich doch mal sehen, was die Mitbewerber für den ausgeschriebenen Etat auf die Beine stellen.

Die Halle war gut verkauft, viele wollten Roger sehen und man kann sagen, daß völlig zu Recht so viele gekommen waren: die Show war wirklich klasse. Roger ist nicht nur ein begnadeter Sänger (eine Prince – Coverversion hat mir gesonders gefallen), sondern auch ein toller Entertainer. Und so wurde es ein toller Abend.

Roger Cicero in der Color Line Arena Hamburg

Toll fand ich, daß Lutz bei zwei Songs nicht nur seinen Flügel, sondern auch eine Hammond mit Leslie spielen durfte. Daß man diesen Aufwand für zwei Songs betreibt, ist nicht selbstverständlich. Schön, daß die Produktion mittlerweile so groß ist, daß man sich solch einen Luxus erlauben kann.

Da es die letzte Show war, gab es natürlich auch einen Gag, den sich die Kollegen hinter der Bühne ausgedacht hatten: zu einem Song standen plötzlich zwei brasilianische Tänzerinnen auf der Bühne und Roger war sichtlich verdattert. Sehr schöner Moment.

Unserem Mitbewerber muß ich (leider) bescheinigen, daß er den Etat gut eingesetzt hat. Klar, … natürlich :-) … ist seine Idee nicht so gut wie unsere, aber die verfahrbaren Videoelemente mit aufgesetzten Mac700 gaben die Möglichkeit, das Set effektvoll zu verändern. Allerdings wirken die Macs zwischendurch etwas schwachbrüstig und 1200er wären in diesem Kontext sicher besser gewesen.

Später klang der Abend dann mit einer Aftershowparty im Angie’s aus; hier hatte Roger vor einigen Jahren eine Zeit als Sänger und von daher war es ein guter Ort für eine Party, wenngleich es zwischendurch dann doch echt voll war.

gealterte Posen

3sat brachte Silvester 24 Stunden am Stück Ausschnitte aus Konzerten. Eine ziemlich gute Idee, wie ich finde. Ich bekam das erst Abends mit, schmiß dann doch noch den Recorder an und schaue jetzt mal, was es da eigentlich so gab. Madonna — ok……, Kylie — … das können wohl nur Mädchen ertragen, PUR — brrrr, P!nk — geht gut, Amy Winehouse — super, Grönemeyer — tja … der ist ganz schön alt geworden. Das war tatsächlich mein erster Eindruck. Und daß mich die Posen von ihm, die vor fünf Jahren noch halbwegs gut aussahen, heute echt stören. So richtig. Kreisende Hüften. Neeeee……

Frohlocket !

Engelsorchester beim mitternächtlichen Musizieren

Heute Nacht gab der Engelschor mit seiner unvergleichlichen Kapelle wieder sein alljährliches Konzert, das beizuwohnen ich die einmalige Gelegenheit hatte. Es war ein echter Genuß und ich empfehle jedem von Euch, in den nächsten Jahren auch mal vorbeizuschauen.

Engel mit PSA

Interessant zu sehen, das VStättVO und BGV C1 auch bei den Engeln mittlerweile gültig ist und sie mit PSA fliegen müssen.

Anna Depenbusch im Gastpalast

Anna Depenbusch im Gastpalast

Samstag Abend, ich war gerade erst wieder aus Ulm zurückgekehrt und hatte den Wagen ausgeladen, gab es ein wunderschönes Konzert von Anna Depenbusch in Kristian Baders Wohnzimmer, dem Gastpalast in der Baderanstalt. Kristian meinte bei seiner Begrüßung, daß sicher einige Probleme hätten, diesen Spielort überhaupt mit seinem versteckten Zugang im Hinterhof zu finden und das sei genau richtig. Man wolle gar nicht Spielort für den Mainstream sein, sondern für besondere Perlen, die man auch mal ein wenig verstecken dürfe.

Anna Depenbusch im Gastpalast

Nun, das mit der Perle stimmt bestimmt. Ich hab‘ hier ja schon ein paar Mal geschrieben, daß ich Annas Musik wirklich mag; ihre Art, Dinge und Situationen zu beschreiben. Und den Mut, auch ein ganz altmodisches Lied über Heimat oder Engel zu schreiben.

Anna Depenbusch im Gastpalast

Anna fühlte sich in der sehr intimen Atmosphäre sichtbar wohl und zauberte mit ihrer wirklich tollen Band eine sehr schöne Stimmung. Martin Hornung, der Pianist, war letzte Woche ja auch bei Annett an zwei Tagen mit dabei; aber auch der Rest der Band machte einen exzellenten Job mit viel Spaß.

Anna Depenbusch im Gastpalast

Neben bekannten Songs aus ihrer CD gab es auch einige neue Sachen zu hören; unter anderem eine Nummer, die erst am Samstagmorgen entstanden war. Auftritte im Gastpalast scheinen zu Kreativität zu führen, denn auch beim Konzert von Fjarill konnten wir ja einen tagesfrischen Song hören.

Anna Depenbusch im Gastpalast

Hier sieht man mal ein wenig die sehr gemütliche Atmosphäre des Raums mit einer Bühne zwischen Bücherregalen und einer Bar an der Küche. Knapp 100 Besucher faßt dieser Spielort, der rappelvoll war.

Anna Depenbusch im Gastpalast

Gut zwei Stunden dauerte das Konzert, es gab zwei Zugaben und das gute Gefühl einen schönen Abend erlebt zu haben. Weitere Konzerttermine findet Ihr auf Annas Homepage; geht unbedingt hin.

Bachs h-Moll – Messe

Zur Hamburger Hauptkirche St. Petri gehört auch ein Kirchenchor, klar, und dieser heißt Bachchor, was schon die Hauptstilrichtung des Chores beschreibt. Der Chor hat schon einen recht guten Namen und gestaltet nicht nur regelmäßig Gottesdienste, sondern gibt auch Konzerte; am gestrigen Samstag gab’s die h-Moll – Messe von Bach.

Die handwerkliche Leistung war bis auf ein paar Patzer eines Solohornisten soweit ok, was mir allerdings fehlte, war Feuer. Alle Beteiligten spielten und sangen dieses Werk sicher sehr gut, aber es sprang — jedenfalls bei mir — nichts über. Die Musik plätscherte vor sich hin und riß mich nicht mit. Das fand ich schade. Vielleicht liegt es aber auch daran, daß die textliche Variation bei einem etwa 15minütigen Kyrie eben nur aus drei Wörtern besteht. Da ist es dann doppelt schwer, Spannung aufzubauen.

Für die Welt…

Yasmina Hunzinger im Stage Club Hamburg

Gestern Abend gab es das angekündigte Johannes Oerding – Konzert im Stage Club und glücklicherweise konnte ich es einrichten, doch hinzugehen. Den Opener machte mit vier Songs die in Köln lebende Schweizerin Yasmina Hunzinger. Stimmlich und musikalisch hat sie mich echt überzeugt. Etwas schade fand ich die Arroganz einer etwa 12 – köpfigen Hühner- Schicksen- Mädchentruppe, die wohl nur Johannes sehen wollten und während Yasminas Auftritt laut schnatternd störten. Dabei hätte die Sängerin alle Aufmerksamkeit voll verdient.

Johannes Oerding im Stage Club Hamburg

Nachdem Yasmina schon den Schwerpunkt des Abends, tolle Stimme, festgelegt hatte, eröffnete Johannes Oerding sein Set sehr geschickt mit einer acapella – Passage. Was dem Laien wegen des Effekts einen Schauer über den Rücken laufen läßt, sorgt bei Insidern für absoluten Respekt. Es ist nämlich gar nicht so einfach, ein Stück ohne Begleitung anzufangen, nicht abzusingen und wenn dann die Band einsetzt noch genau auf dem Ton zu sein.

Johannes Oerding im Stage Club Hamburg

Die von Johannes selbst geschriebenen Stücke kommen alle aus der Soulecke, bieten aber doch eine sehr große Breite von Ballade bis Voll-auf-die-Fresse und wurden von der perfekt und optisch absolut im Hintergrund spielenden Band hervorragend unterstützt. Mir persönlich hat nur eine einzige Nummer nicht gefallen, alle anderen aber dafür um so mehr.

Johannes Oerding im Stage Club Hamburg

Allen anderen Besuchern schien es auch gefallen zu haben, denn Showende war erst nach drei Zugaben, die recht lautstark gefordert wurden. Ihr seht: ein Künstler dessen Konzerte den Besuch lohnen und den ich bestimmt nicht aus den Augen verlieren werde.

„Wir sind die Polizei“

Backstagebereich beim Police - Konzert im Volksparkstadion Hamburg; Bild größerklickbar

Wenn man zum Volksparkstadion (andere mögen es AOL – Arena oder gar HSH Nordbank – Arena nennen, aber daß das Schwachsinn ist, schrieb ich ja bereits) in Hamburg kommt und einen so ein Ausblick erwartet, dann kann man sicher sein, daß eine größere Produktion zu Gast ist. Am Dienstag war dies The Police.

Das Volksparkstadion von innen; Bild größerklickbar

Bei meiner Ankuft war es noch erstaunlich leer und auch bis in die erste Welle konnte man ohne Probleme gelangen. Ich hatte damit gerechnet, daß es schon deutlich voller sein würde. Immerhin war seit 16:30 Einlaß, offizieller Showbeginn (der Vorband) war 18:30 und wir kamen so um 18:00 Uhr an. Bis zum Auftritt von The Police sollte es natürlich noch deutlich voller werden, aber von einem ausverkauften Haus war man auch später weit entfernt.

PA - Wing bei The Police im Volksparkstadion Hamburg

Als Techniker mußte ich mich natürlich erst mal umsehen und neben vielen Lampen, ganz offensichtlichem Video und der PA fiel mir sofort der Hintergrund der PA – Wings auf: das ist auch eine Möglichkeit, die Sidewings zu verstecken; indem man da einfach großflächig LED – Videowande vorbaut. Hinter die PA. Wenn man’s hat……

Vorband Fictionplane beim Police - Konzert im Volksparkstadion Hamburg

Und dann startete The Police auch schon. Ach nee. Nur die Vorband. Aber es hätte auch die Hauptband sein können. Ein Trio; Schlagzeug, Baß, Gitarre. Der Bassist singt und hat eine erstaunliche Stimmähnlichkeit zu Sting. Hm. Die Band heißt Fictionplane und erst später erfuhr ich, daß der singende Basser der Sohn Stings ist. Noch mal hm. Die Musik dann die konsequente Weiterentwicklung des Papas; einige Songs hätten auch von ihm sein können (oder sind es sogar, wer weiß). Letztlich war das Set sehr gut, die Musik ging nach vorne und meine charmante Begleiterin zerschmolz beim Anblick der Musiker. Im Musikerbekanntenkreis sollte es später heißen, das sei die bessere Band des Abends gewesen. Ich selbst sehe das nicht so, aber sie war zumindest mal ebenbürtig. Eigentlich ganz schön mutig von der Hauptband, sich so eine Vorband einzuladen. Aber es bleibt ja in der Familie…

The Police im Volksparkstadion Hamburg

Nach einem gemütlichen Umbau ging’s dann auch wirklich los. Basser und Gitarrist hatten die Seiten gewechselt und das war auch gut so. Die Band ist nämlich ganz schön alt geworden und nur Sting hat sich gehalten.

The Police im Volksparkstadion Hamburg

Sting war auch ehrlicherweise der einziger Musiker, der eben als Musiker den ganzen Abend überzeugte. Steward Copeland traf nicht immer die Eins und an zwei Stellen entstand so deutlich hörbares Geeier innerhalb der Band; was ihn nicht daran hinterte, in schöner 80er Manier zu posen. Und auch Andy Summers war schon besser in Form. Nichtsdestotrotz fand ich das Gesamtkonzert an sich schon wirklich ein tolles Erlebnis.

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Julia Schilinski in der Esskultur

Julia Schilinski in der Esskultur Hamburg

Wie angekündigt gab es am Donnerstag Abend die Gelegenheit, Julia Schilinski live zu erleben. Ehrlicherweise gefiel mir die gewählte Location, das Restaurant Esskultur in Hamburg, nicht so richtig. Zwar ist es toll und lobenswert, wenn so ein Haus Künstler einläd und damit fördert, aber von der Atmosphäre her bleibt es eben doch ein Restaurant. Ich hätte mir beispielsweise dunkleres Licht im Publikumsbereich gewünscht; wesentliche Teile des Publikums saßen auch an ganz normalen Tischen, hatten gerade gespeist, da ist man dann ja gemütlich verdauungsmüde und nicht gerade in Konzertstimmung. So kam es, daß ich die erste Hälfte des Konzerts nicht richtig mitreißend fand. Schade eigentlich.

Julia Schilinski in der Esskultur Hamburg

Die zweite Hälfte war dann deutlich besser. Alle Beteiligten hatten sich aneinander und an die Situation gewöhnt, vielleicht war auch der Spannungsbogen der Setliste noch etwas besser, jedenfalls war diese Hälfte das, was ich von Julia normalerweise gewohnt bin: ein in jeder Beziehung hoher Genuß, der mich schon auf weitere Abende in einer dann vielleicht etwas konzertfreundlicheren Umgebung freuen läßt.