Weltpremiere in St. Petersburg

Die erste richtige Show unserer Tour hatten wir also dann in St. Petersburg in der Neuen Eisarena. Gitarrist Jörn Heilbut freut sich, daß unser Plakat im Halleneingang neben ein paar anderen Namen hängt, die so unbekannt ja auch nicht sind. Für uns Techniker ist in Rußland die Herausforderung, die Show mit örtlichem Material so originalgetreu wie nur irgend möglich hinzubekommen; unsere eigene Produktion haben wir nämlich erst ab Riga. Den Streß mit dem russischen Zoll wollten wir uns nicht antun. Das ganze klappt sogar recht gut. Der russische Promoter ist sehr engagiert und macht recht viel möglich.

Größere Bedenken hatte ich im Vorfeld bei unseren Brandschutzabnahmen mit der Feuerwehr. Wir haben doch einiges an Feuer auf der Bühne und bei russischen Behörden weiß man ja nie, was einen erwartet. Auch die örtlichen Veranstalter trugen im Vorfeld nicht gerade zur Beruhigung bei, weil sie alle sehr aufgeregt taten. Tatsächlich waren dann alle Abnahmen in Rußland ziemlich locker. Ich habe meinen Kram vorgeführt und erklärt, die Beamten haben dazu freundlich genickt und alles war gut. Als ich darauf den russischen Promoter ansprach grinste er nur und meinte: „Security is in Russia about 100cm² big and has numbers on it.“. Da waren also im Vorfeld finanzielle Entscheidungshilfen geflossen.

Eingeweihte Kreise nennen mich ja auch den Schleifchen – Markus, weil ich auf eine vernünftige Deko schon Wert lege, was in Rußland zwischenzeitlich schon auf einiges Unverständnis stieß. So wollte ich beispielsweise alle Cases, die vom Publikum aus sichtbar waren, mit Molton (schwarzer Stoff) verhangen haben. Die russischen Techniker geben sich für solche Arbeiten nicht her, für Schönheitsoperationen sind traditionell die Frauen zuständig. Und so war dann ein Trupp Putzfrauen damit beschäftigt, schwarze Lappen liebevoll mit viel Tesafilm (!) um die Cases zu drapieren. Auch die Abhängung an der Bühnenvorderkante wurde von diesen Damen betreut. Eine Regelung, die in Deutschland sicher auch vielen Helfern gefallen würde.

Wenn wir mit unserer eigenen Produktion unterwegs sind, dann bin ich während der Show für die beiden verfahrbaren Vorhänge zuständig. Die haben wir in Rußland nicht und so habe ich während der Show Zeit. Da es aber auch keinen eigenen Trucker gibt, der normalerweise den Followspot fährt, fiel diese Aufgabe mir zu. Ich habe das jetzt über 10 Jahre nicht mehr gemacht und es war ganz lustig, mal wieder da oben zu stehen. Örtliche Spots sind immer so eine Sache; jeden Tag ein anderes Modell und vor allem: jeden Tag Follows in sehr unterschiedlichem Zustand. Der Spot in Petersburg ging eigentlich, nur die Tilt – Bewegung (rauf/runter) hätte dringend mal gefettet werden müssen, das ruckelte schon arg.

John, der Lichtmann, mußte jeden Tag die programmierte Show auf das vorhandene Material umprogrammieren. Das hat er aber in allen Städten gut hinbekommen, so daß wir eigentlich immer eine mehr oder weniger originale Show ablieferten. Und das, obwohl er manchmal Lampentypen erst mal im Pult anlegen mußte, weil es die exotischen oder uralten Geräte in der Software gar nicht gab.

Die erste Show war dann auch ein guter Erfolg und ließ uns alle etwas entspannter den nächsten Tagen entgegensehen. Für uns stand noch in der Nacht die Reise nach Moskau an. Mit dem Zug. Davon dann später mehr.