Moralistenleben

Die meisten von uns dürften Erich Kästner aus ihrer Kindheit und Jugend kennen. Bücher und Filme wie „Das fliegende Klassenzimmer„, „Emil und die Detektive„, „Das doppelte Lottchen„, oder „Pünktchen und Anton“ sind einem sicher begegnet. Manch einer wird nicht verstehen, daß Kästner zur NS – Zeit Publikatiosverbot hatte, seine Bücher verbrannt wurden; jedenfalls so lange nicht, bis man sich seinen Werken für Erwachsene zuwendet. Der Anfang der 30er in Berlin spielende Roman „Fabian — Die Geschichte eines Moralisten“ ist dann deutlich kein Kinderbuch mehr, es ist eher „ab 18“ und zeichnet ein satirisches Bild der Gesellschaft kurz vor der nationalsozialistischen Diktatur.

Diese Gesellschaftskritik, dieses Beobachten der Entwicklung konnte den späteren Machthabern nicht schmecken und wenn ich ehrlich bin, dann haben Kästners Gedanken gerade in dieser Zeit absolut nichts an Aktualität verloren. Auch wir ergötzen uns an der Beschränktheit anderer. Heute nicht mehr im Varieté, sondern bei DSDS oder Das Supertalent, schön bequem vor der heimischen Glotze. Und auch daß die Allgemeinheit bluten muß für die Fehler der oberen Kasten sehen wir mit den derzeitigen Staatsbürgschaften nur zu genüge.

Fabian ist kein Buch das gefällt. Aber eines, das modern, mit schnellen Schnitten, fast drehbuchartig geschrieben ist und zumindest mich innehalten lies. Eines, daß ich hier zum Lesen empfehlen möchte.

3 Gedanken zu „Moralistenleben“

  1. Danke!

    Endlich weiß ich wieder wie das einzige Buch, das mir aus meiner Schulzeit in wirklich, wirklich in sehr guter Erinnerung geblieben ist, heißt!

    Und ich kann nur sagen: Fabian ist ein Buch, das gefällt :-)

    Gruß
    Stefan

  2. Wie alles von Kästner – auch die Drei Männer im Schnee sind ja zB extrem lesenswert – ein zeitloses Buch, bei dem mir vor ein paar Jahren, als ich es las, auffiel, wie sehr die 90er den 20ern ähneln… und seitdem ist es nicht besser geworden.

  3. Und wenn man Kinderbücher als Erwachsener noch mal liest, dann lesen die sich ganz anders als man sie aus Kindertagen in Erinnerung hat. Habe kürzlich erst den „35. Mai“ vorgelesen und war sehr überrascht.

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