Mail an den Abgeordneten

Gestern Abend dachte ich mir, daß man in manchen Dingen sich einfach nicht allein auf Lobbyarbeit verlassen kann und mal selbst aktiv werden muß und so schrieb ich eine Mail an Niels Annen, dem Bundestagsabgeordneten für meinen Wohnbezirk. Jetzt denke ich mir, daß hier ja der ein oder andere Betroffene mitliest, der vielleicht auch mal etwas tun könnte. Über Abgeordnetenwatch findet man ganz einfach heraus, wer für den eigenen Wohnort im Bundestag sitzt und auch die eMail – Adresse ist mit verzeichnet. Vielleicht könnt Ihr ja auch einmal Euren Abgeordneten schreiben und so für ein wenig mehr Sensibilität sorgen. Denn immerhin gibt es bisher „nur“ einen Kabinetts- und keinen Bundestagsbeschluß. Hier nun meine Mail, die natürlich ganz auf Hamburger Verhältnisse gemünzt ist. Wenn ihr auch schreiben wollt, nehmt Bezug auf die Situation bei Euch zuhause.

MoinMoin Herr Annen,

im Rahmen des Konjunkturpakets wurde beschlossen, den Breitbandinternetzugang in ländlichen Gebieten kurzfristig auszubauen. Bis Ende nächsten Jahres sollen alle Bürger einen solchen Zugang bekommen können. Darüber hinaus soll bis Ende 2014 75% der Haushalte Zugang zu 50MBit – Anschlüssen bekommen. Das ist grundsätzlich eine gute Entscheidung.

Realisiert werden sollen diese Zugänge allerdings per Funk im UHF – Bereich. Dieser Funkbereich ist seit einiger Zeit starken Veränderungen unterworfen. Viele bisher durch die analoge Ausstrahlung von Fernsehsendern genutzten Frequenzen werden durch die Umstellung auf digitale Sendetechnik nicht mehr genutzt und so soll die Nutzung dieses Bereichs gewinnbringend und en bloc an private Firmen wie t-mobile und Vodafone verkauft werden, um dort Internetnutzungen installieren zu können. Interessanterweise gab es eine Versteigerung von anderen Frequenzen mit ähnlicher Begründung (Internet auch auf dem Land) schon einmal, ohne daß sich an der Versorgungslage etwas geändert hätte.

Nun ist es so, daß als Sekundärnutzer die Veranstaltungstechnik die Frequenzen des UHF – Bereichs ebenfalls benötigt, um z.B. Drahtlosmikrophone zu betreiben; dies im Einklang mit den Sendeanstalten. Nach den derzeit gültigen Verträgen sollte dies noch bis mindestens Ende 2015 möglich sein. Die kurzfristigen Entscheidungen der letzten Tage stellt diese Nutzung in Frage, da weder eine Sekundärnutzung mit der Internettechnik nach derzeitigem Stand der Technik, noch ein betriebssicheres Ausweichen auf andere Frequenzen möglich ist — entweder aus technischen Gründen, oder weil andere nutzbare Frequenzen schon belegt sind.

Nun gibt es gerade in Hamburg Musicals, die man sich mit verkabelten Mikrophonen wie in den 50er Jahren kaum vorstellen kann. Aber auch viele andere Bühnen, Fernsehsender und auch Sie als Politiker nutzen bei Ihren Reden oft kabellose Mikrophone. Dies wäre nach den aktuellen Beschlüssen nicht mehr möglich und zulässig.

Mir ist klar, daß man schnellen Internetzugang für alle gut verkaufen kann; wie soll in Ihren Augen aber die eher unsichtbare Anwendung der Veranstaltungstechnik, von der Sie als redender Politiker und wir alle bei Shows profitieren, in Zukunft realisiert werden ?

Um Ihnen eine Übersicht in das Thema zu geben, füge ich Ihnen ein paar Links mit anbei.

Über Ihre Antwort würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichem Gruß

Markus Sorger

8 Gedanken zu „Mail an den Abgeordneten“

  1. Applaus für diesen Schritt, es kommt mir gerade so vor als wäre das (nach zig Diskussionen und gelesenen Artikeln in Fachzeitschriften – die dann außer „uns“ doch kaum jemand zur Kenntnis nimmt) endlich eine Möglichkeit, die Richtigen zu erreichen mit diesem Problem.
    Markus, dürfte man den Text denn von dir übernehmen? Natürlich mit jeweiligen Anpassungen, gerade an der „Musicals in Hamburg“-Stelle – ich als Hannoveraner könnte mich zum Beispiel auf die zahlreichen Messen und die damit zusammenhängenden Events beziehen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Kai

    1. Hej Kai,

      natürlich darfst Du — und auch jeder andere Leser — diesen Text als Grundlage für einen Brief an den eigenen Abgeordneten nutzen. Bitte beachtet unbedingt bei Euren Mails: Abgeordnete sind auch nur Menschen. Sie können nicht alles wissen und oft wissen sie auch nur das, was man ihnen sagt. Genau deshalb gibt es in Berlin ja mächtige Lobbyverbände. Wenn Ihr Eurem Abgeordneten also schreibt, bleibt immer freundlich; niemand will gerne angeblafft werden. Erklärt in Ruhe, fügt weitergehende Links ein und rechnet nicht mit einer spontanen Antwort. In der Regel wird der Abgeordnete sich tatsächlich mit dem Problem beschäftigen. Dafür braucht er aber Zeit. Gebt sie ihm.

      Wenn möglichst viele Betroffene (und dazu gehören auch Musiker) ihren Politikern schreiben, dann kann man dadurch eine gewisse Grundsensibilität erreichen. Da der Gegner aber t-online, vodafone und ePlus heißt müssen wir damit rechnen zu verlieren. Aber wie heißt es so schön: Nicht der Boxer der zu Boden geht hat verloren, sondern der, der nicht wieder aufsteht.

      In diesem Sinne: Waidmannsheil !

  2. Hi Markus, ich finde das eine tolle Initiative, könntest Du vielleicht aus dem Wirtschafsminister im 1. Link noch einen Wirtschaf-t-sminister machen. Der jetzige kommt aus dem Baustoffhandel und sein Vorgänger war Müller, also keiner aus der Landwirtschaft!

  3. Über die offizielle Bundestagshomepage kommt man an sämtliche eMail-Adressen der Abgeordneten, suchbar nach Wahlkreis bzw. Ort/PLZ

    http://www.bundestag.de/mdb/wkmap/index.html

    Ich werde mit meinem Abgeordneten auch einen Süddeutschen Wahlkreis abdecken, denn als Musiker und Gelegenheitsveranstalter geht mich das sehrwohl auch was an.

    Vlg

  4. Hi Markus,

    eine gute Idee. Habe mir die Freiheit genommen, den Text (leicht angepasst) an „meinen“ Abgeordneten zu mailen. Danke!

    MfG TZw

  5. Ich wollte an dieser Stelle mal ein kurzes Danke loswerden, denn durch dich bin ich auf die Problematik erst aufmerksam geworden.

    Mich trifft es wohl deutlich weniger als manch größere Veranstalter aber auch für mich als Student kommen die 500 € die ich für meine Inear-Funke bezahlt hab net gerade aus der Portokasse,geschweige denn das Geld für eine Neuanschaffung.

    Natürlich hab ich dann auch gleich noch eine Mail an den zuständigen Abgeordneten geschickt und werde mein bestes geben das Konjunkturpaket auch in den von mir genutzen Community-Seiten der breiten Masse nahe zu bringen und Konsequenzen aufzuzeigen.

    Lg Colin

  6. Sooo… Jetzt bin ich auch endlich dazu gekommen, dem Herrn Gloser MdB eine Mail zu schicken. Lassen wir uns mal überraschen, was dabei rauskommt. Ich hoffe ja auf eine Auslassung unseres Frequenzbandes…

    Schöne Grüße,
    DeSander …äh Robart

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