Ich finde es jeden Abend aufs Neue erstaunlich, daß bei den letzten Nummern der ganze Saal steht und mitgeht. Dabei ist das Set ja nicht besonders knallig, eher ruhig. Aber spätestens zu „Eine weiße Rose“ toben alle. Hier läuft gerade der letzte Song „Ciao Amore“, alle winken, alle singen mit und am Ende des Abend geht das Publikum glücklich nach Hause.
Jahr: 2010
ungewöhnlich
Heute im Zug ausschließlich junge, hübsche und freundliche Schaffnerinnen; Gleiches im Speisewagen. Das ist in dieser Kombination so ungewöhnlich, daß es sofort auffiel. Dafür lies mich der Aufdruck auf dem Honig stutzen, den ich zur Heißen Zitrone serviert bekam: Imkerhonig. Und ich dachte immer, den würden Bienen machen.
mein persönliches Alstereisvergnügen
Schon seit einigen Tagen ist es ja richtig kalt in Hamburg und so ist die Alster, der große See mitten in der Stadt, komplett zugefroren. Zwar ist die Eisfläche offiziell noch nicht freigegeben, aber das liegt weniger an der mangelnden Tragfähigkeit, als mehr am Sicherheitsfanatismus unserer Behörden. Bis vor zwei Jahren wurde das Eis durch die Behörden als begehbar erklärt, wenn es wenigstens 15cm Dicke hat und danach gab es auch keine Zwischenfälle. Jetzt ist das Eis plötzlich erst sicher, wenn es mindestens 20cm dick ist. So ein Blödsinn. Da die Messung für heute 18cm ergab und zudem bei -7°C strahlender Sonnenschein war, gab ich die Alster für mich persönlich frei — und ich war nicht der Einzige, der so dachte. Idealerweise hatte ich heute einen Kundentermin auf der anderen Seite des Sees. Statt mit Bus und Bahn dorthin zu fahren, fuhr ich einfach nur in die Stadt und lief dann einmal quer drüber. So konnte ich Dienst und Vergnügen aufs Beste miteinander kombinieren.
Auf dem Eis ist trotz fehlender Freigabe also schon richtig was los. Zwei Mannschaften spielen Eishockey, viele laufen Schlittschuh, einige wenige sogar mit Schnellauf – Schuhen. Die kenne ich noch vom letzten Mal, daß es so kalt war. Vor 13 Jahren hatte ich die Gelegenheit, im holländischen Friesland die Elfstedentocht mitzufahren und da trainierten wir auch mit solchen Schuhen auf der Alster.
Im Detail gibt es ein paar schöne Ansichten, hier ein Stück Eisscholle, daß wohl vor einiger Zeit mal rausgebrochen war …
… und natürlich gibt es große Risse in der Fläche; das ist aber ganz normal und kein Grund für Sorge.
An einer Stelle sieht es so aus, als seien Wellen plötzlich eingefroren.
Wenn man die wenige Farbe, die es auf dem Eis gibt, wegdreht, dann bekommt man Bilder, die ganz schnell sehr alt aussehen. Dieses erinnert mich an eines, daß ich aus den 50ern kenne.
Natürlich gibt es auch geschäftstüchtige Leute, die die seltene Situation direkt ausnutzen. Hier macht ein Photograph Portraits mit einem einfachen Stuhl auf dem Eis. Eigentlich müßte man als Kontrastpunkt so ein richtiges rotes Sofa mitten auf das Eis stellen und damit Bilder machen. Leider habe ich sowas nicht. Schade.
An der Brücke zur Binnenalster hört die Pracht dann auf. Hier ist noch zu viel Strömung und auch die ganzen Vögel halten das Wasser ständig in Bewegung, so daß es noch nicht zufrieren konnte. Alle halten auch respektvollen Abstand zu dieser Stelle.
Wer in der Nähe Hamburgs wohnt, der sollte sich am morgigen Dienstag ganz schnell aufmachen und die Alster besuchen, denn für morgen ist noch Sonne angesagt, am Mittwoch soll es wieder zuziehen. Außerdem ist damit zu rechnen, daß bis zum Wochenende die Eisfläche ganz offiziell freigegeben wird. Dann wird es ein Alstereisvergnügen geben, also eine große Veranstaltung mit Buden auf dem Eis. Das ist natürlich auch schön, aber ohne den ganzen Rummel finde ich es dann doch noch etwas besser.
Babettes Fest
Mit Tania Blixen verbindet man in erster Linie das Werk „Out of Africa“. Daß sie aber nicht nur von ihrer Zeit in Afrika schrieb, sonder auch ganz europäische Geschichten, ist weniger bekannt, wenngleich dieses Buch hier, Babettes Fest, sogar verfilmt wurde.
Babettes Fest fällt in die Kategorie „schönes Büchlein“. Es ist in einer Stunde gelesen und auch die Geschichte ist eigentlich ganz simpel. Trotzdem gefällt mir sowohl der Stil, als auch der Inhalt sehr gut; letzteres insbesondere, weil ich eben auch sehr gern esse und es mir leider auch etwas ansieht :-) Kernaussage ist nämlich, daß gutes Essen die Menschen letztlich mehr erhebt, als jede Religion. Das mag manchem von uns heute selbstverständlich erscheinen, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es das durchaus nicht. Erzählt wird die Geschichte einer Frau, die aus der französischen Revolution nach Dänemark flieht. Als Meisterköchin muß sie sich dort den strengen protestantischen Sitten beugen und darf jahrelang ihre wahre Kunst nicht ausleben. Erst als sie 10.000 Francs in einer Lotterie gewinnt nimmt sie alles Geld, um damit die verstockte Gemeinde so zu bekochen, daß sie in höchste Ekstase gerät.
Ein schönes Buch für eine kurzweilige Zeit.
Übers Meer
Nachdem ich in den letzten Tagen drei CDs vorstellte, die mir Blogleser zu Weihnachten schenkten will ich Euch nun noch eine CD ans Herz legen, die ich mir selbst kaufte. Max Raabe ist normalerweise auf Tonträger immer mit seinem Palastorchester zu hören. In diesen Tagen nun erschien seine erste Platte nur mit Klavierbegleitung: Übers Meer. Die meisten Stücke kannte ich schon, hier sind sie nun ganz dezent, ganz intim aufgenommen und entwickeln so manchmal eine ganz andere Farbe, als im Orchestergewand.
Max versteht es wie meiner Meinung nach wie kein anderer, aus dem riesigen Bestand alter Stücke die Perlen auszugraben und so liebevoll aufzupolieren oder zu reduzieren, daß sie wunderschön in die heutige Zeit passen — vielleicht nur noch vergleichbar mit Götz Alsmann, wenngleich beide ihren Fundus in unterschiedlichen Epochen der Musik bergen. Herausgekommen ist also eine Platte, die ich mir gern anhöre, weil sie schöne Musik mit guten Texten und hervorragender Interpretation verbindet. Ein tolles Werk !
Blog of Crime
Element of Crime sind auf Tour (liebe Grüße an Gunta) und von ebendieser Tour gibt es zwei Blogs, die sich sehr unterhaltsam lesen lassen: Basser David Young und auch Sänger Sven Regener berichten mit sehr wenig Ernst von ihrer Reise, die in der Schweiz begann. Euch viel Spaß dabei.
Neue Stadt
Wie schon im letzten Jahr ist die Tour der Kastelruther Spatzen keine echte Tour, sondern eine Aneinanderreihung von einzelnen Blöcken, zwischen derer man immer nach Hause fährt. Die Musiker wollen gern am Wochenende zuhause sein und so bin ich eine Menge mit der Bahn unterwegs. Heute durfte ich dabei eine ganz neue Stadt bereisen, wie Ihr auf den Photos sehen könnt. Zugegeben: es war noch vor sechs und das Personal wahrscheinlich genauso müde wie ich.
ohne Ton
Gerade direkt zu Konzertbeginn sah einer meiner Kollegen im Publikum einen Zuschauer, der filmte. Er machte mich darauf aufmerksam und ich bin dann dorthin, es zu unterbinden.
ich: Guten Abend, es tut mir leid, aber das Filmen ist leider nicht gestattet. Würden Sie bitte ihre Kamera wegpacken ?
Zuschauer: Hm, schade. Darf ich denn photographieren ?
ich: Klar, ohne Blitz so viel Sie wollen.
Er, grinsend: Super, dann mache ich jetzt einfach 25 Photos in der Sekunde.
ich, ebenfalls grinsend: Kein Problem; aber bitte ohne Ton.
Er, leicht enttäuscht aber freundlich: Na gut, dann laß‘ ich’s eben sein.
Ich fand diese Diskussion mal ganz erfrischend, denn oft wird man nur beschimpft, wenn man die Leute auf das Filmverbot hinweist.
Cookie
Die dritte und letzte Platte, die ich von einem netten Blogleser bekam ist deutlich kein Klassiker, es ist MeShell Ndegéocellos Cookie. MeShells Musik mag ich seit ihrem Debut Plantation Lullabies 1993; die Mischung aus Funk, Soul und Rap, sowie die oft beißenden Texte sprechen mich sehr an. Leider waren beide in den Folgejahren von mir besuchte Konzerte eher ein Reinfall, weil sie zum einen extrem kurz waren und die bassende Sängerin extrem schlecht gelaunt. Die CDs jedoch sind durchweg richtig gut, so auch die 2002er Aufnahme Cookie. Auch also für dieses Geschenk ein ganz herzliches Danke.
Eagles live
Die zweite CD, die ich von einem Leser geschenkt bekam, ist ebenfalls ein Klassiker: Eagles live. Im Wort „live“ steckt eigentlich eine Lüge. Zwar ist die Grundaufnahme natürlich live in einigen der letzten Konzerten 1980 entstanden, danach kamen allerdings einige Studiowochen, um aus den Tapes das zu machen, was man von den Eagles gewohnt ist: perfekter Klang. Herausgekommen ist eine Platte, die eben wie eine Studioaufnahme klingt und doch zumindest den Livehintergrund durch das Publikum hat. Kein Wunder, daß nicht wenige Tonkollegen diese Scheibe zum Einhören ihrer PA verwende(te)n.
Bei aller Perfektion mag ich die Aufnahme doch sehr; die Stücke sind eben herausragend und nicht überproduziert. Außerdem kann man die CD auch direkt als Best Of nutzen. Als solche ist sie durch den Livehintergrund noch etwas besser, als die reine Studioausgabe. Auch hierfür also ein liebes Danke !