Am Weiher

Bei so einem schönen Winterwetter mitten in der Stadt muß man einfach raus und es genießen. Schließlich ist es hier oft einfach nur matschig und nicht schön weiß. Der Schnee der letzten Nacht ist richtiger Pulverschnee; zu pulvrig, um eine echte Schneeballschlacht damit zu machen, weil er sich nur schlecht zusammenbacken läßt. Aber dadurch ergeben sich halt viele schöne Perspektiven.

Hamburg hat viele kleine und große Parks, wir waren in einem kleineren mit einem zentralen kleinen Teich in der Mitte. Und wir waren deutlich nicht die einzigen, die es nach draußen zog. Sogar Jogger liefen bei der Kälte ihre Bahn. Wer’s mag……

Als echte Sensation gab es sogar tibetische Schneelöwen zu sehen; ein gutes Zeichen, stehen sie in der asiatischen Mythologie doch für furchtloses Glück. Sowas am Jahresanfang kann einfach nur ein gutes Zeichen sein.

Am Straßenrand liegen schon ganz schön viele Tannenbäume, was mich vor Dreikönig doch ein wenig wundert. Hochinteressant finde ich diese Fräsung hier. Ich hab‘ sowas noch nie gesehen. Kann man das an Tannenbaumverkaufsständen machen lassen, oder hat ein Heimwerker Werkzeug, das ich nicht habe [Neid] ?!?

Währungen

Ich bin kein Freund der politischen EU. Die Interessen der einzelnen Länder sind einfach zu unterschiedlich, um sie sinnvoll unter einen Hut zu bekommen. Aber ich bin ein großer Freund der alten EWG und des Euros und unsere Tour bestätigte mich noch mal darin. Der EWG und EG ist es zu verdanken, daß wir fast überall ohne große Zollformalitäten reisen konnten. Das ist sehr angenehm, dann des Nächtens bei Regen und in Kälte mit irgendwelchen Zollbeamten zu verhandeln gehört nicht zu den Dingen, wegen derer ich meinen Job so schätze. Statt dessen fährt man einfach über die Grenze. Sehr gut.

Unsere Termine in Rußland, Estland, Lettland, Litauen und Polen zeigten mir auch noch mal, wie lästig diese Geldtauscherei ist. Täglich eine neue Währung, täglich das Geld von gestern in das Geld von heute tauschen und dabei natürlich Wert verlieren. Das braucht kein Mensch. Und darum begrüße ich die weitere Verbreitung des Euros aufs Herzlichste, denn in der Eurozone kann man herrlich angenehm reisen, man hat immer die passende Kohle in der Tasche.

Flashback: Vilnius

Mittlerweile habe ich mich von der Gregorian – Tour ein wenig erholt, alle Wäsche ist gewaschen und der Postberg auch abgetragen, also kann ich mal von den Städten berichten, in denen ich zum Bloggen nicht gekommen bin. Zum Beispiel von Vilnius in Litauen. Da sollten wir eigentlich nach Tallin spielen, aber weil der örtliche Veranstalter plötzlich auf toten Mann machte und weder mit letzten Informationen, noch mit der vereinbarten Vorabgage rüberkam, verbrachten wir zwar dort zwei Tage, hatten aber spielfrei — was nach dem Rußland – Abenteuer jetzt auch nicht sooo schlecht war.

Eben weil es der erste freie Tag seit Probenbeginn war, verschlief ich wesentliche Zeit und bekam nur wenig mit. Immerhin sah ich die etwas spezielle Werbung für ein Restaurant und war auch shoppen. Ziemlich in Hotelnähe gab es diese Passage hier, deren fliegende Gondeln als Cafés mir gefielen. Außerdem gab es dort einen Reserved – Laden. Diese Marke kenne ich aus Polen, in Deutschland sah ich sie bisher nie und dort gibt es recht schöne Klamotten zu  ziemlich günstigen Preisen. Am zweiten Tag ging auch Hermann hin.

Darüber hinaus gibt es auch eine ganz schöne Altstadt, aber als ich dorthin ging, hatte ich meinen Photoapparat im Hotel liegenlassen, ich kann also keine Bilder bieten.

Wir standen ja noch ganz frisch unter dem Eindruck der russischen Weiblichkeit, verglichen also noch alle Frauen mit den Russinnen. Die in Vilnius kamen dabei gar nicht so schlecht weg. Sie waren viel europäischer, viel weniger aufgebrezelt, viel weniger herausfordernd als in Rußland, aber von einer sehr natürlichen Schönheit und Herzlichkeit, so daß nicht wenige von uns hier mehr angetan waren, als vom optischen Kampfangriff in Moskau oder Petersburg. Sehr angenehm.

Flirtbörse mit Verletzungsgefahr

Es gibt Dinge, bei denen ich mir jedes Jahr vornehme, es nicht mehr zu tun und es dann im nächsten Jahr natürlich wieder mache:  Sylvester einkaufen zu gehen. Dieses Jahr traf es mich beim Edespar (von Edeka aufgekaufter ehemaliger Spar – Laden) meines Vertrauens; die Schlangen an den Kassen gingen einmal quer durch den Laden bis zur gegenüberliegenden Wand. Dabei wollte ich nur mal schnell ein paar Kleinigkeiten besorgen, die ich am Vorabend vergessen hatte. Die Atmosphäre war allerdings hochinteressant: faktisch alle jüngeren Menschen waren wohl mit dem Vorsatz losgezogen, noch schnell für einen zumindest sexuell befriedigenden Abschluß des Jahres zu sorgen. Es wurde geflirtet, wie ich es in einem Supermarkt (und auch sonst kaum) noch nie erlebt habe. An den Stehtischen des Backshops wurden dann erfolgreiche Anbahnungsversuche direkt mit Pikkolos besiegelt.

Im krassen Gegensatz dazu standen die über siebzigjährigen Damen im Geschäft. Mit einem Einkaufswagen als Waffe schoben sie mit verbissener Miene alles beiseite, was nicht schnell genug zur Seite sprang. Mich wunderte, daß man nicht regelmäßig statt Sektkorken Archillessehnen knallen hörte. Wahrscheinlich waren sie nur sauer darüber, daß sie an der … Fleischtheke der jüngeren Generationen nicht mehr mitmischen konnten.

Silvesterspaziergang

Wie kann man ein Jahr besser beschließen, als mit einem Spaziergang durch leicht verschneite Flure. Wir entschieden uns, durchs Alte Land zu laufen und zwar auf der typischen Rennstrecke, die man im Frühling und Sommer am Wochenende kaum gehen kann, weil dann Tausende dort unterwegs sind: vom Fähranleger Finkenwerder aus erst am Deich entlang und dann rechts abgebogen parallel zur Süderelbe auf dem Osterfelddeich.

Die Häuser stehen dort so, daß die Eingänge in der ersten Etage zum Deich hin sind und hintenraus es dann direkt auf die Obstfelder geht. Oder zu den Schafen, die es dort auch zahlreich zu sehen gibt.

Die reetgedeckten Häuser sind eine nordische Spezialität und vom Nahen photographiert sehen sie im Winter fast ein wenig so aus wie ein felsiger Steilhang mit Schnee.

Weil die Temperaturen in den letzten Tagen rund um den Gefrierpunkt schwankten gibt es auch Eiszapfen.

Hier kann man sehen, daß es so kalt ist, daß sogar die Elbe zugefroren ist. Na ja. Fast. Es ist die Süderelbe, ein alter Seitenarm des Hauptstroms. Die Elbe selbst ist zu sehr in Bewegung, um schon zugefroren zu sein; dafür ist es einfach noch nicht kalt genug. Das letzte Mal daß ich es erlebte ist jetzt zwölf oder dreizehn Jahre her.

Das Alte Land ist berühmt für seinen Obstanbau. Speziell Äpfel werden hier im großen Stil geerntet. Kleine Früchte werden jedoch nicht gepflückt, sondern für die Tiere im Winter hängengelassen. Teilweise sehen die auch noch richtig gut aus.

Wir waren gestern die Einzigen, die einen Gang durch das Gelände machten, aber Ihr seht, daß die Gegend nicht nur zur Apfelblüte, sondern auch mitten im Winter einen Besuch wert ist. Und wenn man Thermoskannen mit Toter Tante und heißer Zitrone, sowie ein paar Weihnachtsplätzchen dabei hat, dann stehen ein paar schönen Stunden nichts im Weg.

Arschloch

Daß man im Gewandhaus zu Leipzig als Tourproduktion nur geduldet, aber nicht erwünscht ist, merkt man immer wieder (auch wenn es auch hier positive Ausnahmen gibt). Regelmäßig bekommt man zu spüren, daß man als nur der leichten Muse Zugewandter eben kein richtiger Mensch ist. Tanzmusik. Bah. Auf der anderen Seite gibt es in Leipzig keine vernünftige Alternative und so ist man halt doch regelmäßig dort.

Heute spielen wir also im Gewandhaus, Aufbaubeginn 13:00 Uhr, weil vorher noch das Gewandhausorchester probte. Während des Aufbaus steht plötzlich ein Oboist mitten im Gewusel und spielt. Ich bitte ihn freundlich, aus Unfallschutzgründen die Bühne wieder zu verlassen. Er versteht das nicht, aber seine Begleitung übersetzt es für ihn. Im Gehen sagt er „Arschloch“ und wendet sich sichtlich stolz, diese Vokabel der fremden Sprache zu beherrschen, seiner Begleiterin zu. Ich war kurz davor, ihm sein Instrument so weit in Rachen zu schieben, daß das Doppelblatt an seinem Anus flattert, besann mich dann aber. Es wäre nur auf mich zurückgefallen.

Dieses Verhalten eines Vertreters der sogenannten Hochkultur ist typisch. Hätte ich das selbe Wort gegenüber einem Orchestermitglied benutzt, wäre ich höchstwahrscheinlich mit einem Hausverbot belegt worden. Aber als Mitglied eines namhaften Klangkörpers (und da ist es dann auch tatsächlich egal, welches) kann ich mir sowas rausnehmen. Möge er beim Schnitzen an seinem Pfahlrohrinternodium abrutschen und sich die Hand verstümmeln.

Schutzzone

So eine Tournee ist neben vielem anderen auch eine Art Glashaus, in das nur begrenzt äußere Einflüsse eindringen. Gerade bei längeren Touren nimmt man die Außenwelt jenseits von Nightliner und Halle kaum wahr. Heute war ich tatsächlich mit dem Runner selbst in einem Baumarkt. Kaum betrete ich ihn, schallert mir auch schon „Last Christmas“ entgegen. Ein Grund sehr schnell das Nötige zusammenzusuchen und wieder zu verschwinden. Dabei wäre ich durchaus in Kauflaune gewesen.

Kurzer Offdayausflug

Eigentlich hatten wir ja heute einen Offday, aber ich bin mal eben nach Zagreb gejettet, um eine Vorbesprechung für eine Fernsehaufzeichnung zu machen, die wir dort nächsten Mittwoch haben sollen. Oben seht Ihr den internationalen Flughafen Zagreb um ungefähr 11:00 Uhr. Auf dem Vorfeld steht genau eine Maschine: die, mit der ich aus Frankfurt kam. Nebenan noch ein paar Sport- und Privatflieger. Es gibt keine „Einsteigrüssel“ (keine Ahnung, wie diese Dinger heißen, mit denen man vom Terminal direkt ins Flugzeug steigt), sondern man fährt mit dem Bus, oder läuft. Abends bei meinem Rückflug standen fünf Maschinen dort, alle von Croatian Airlines, was auch eine gute Quote ist, hat diese Fluggesellschaft doch nur zwölf. Der Vorteil des Flughafens liegt aber eindeutig auf der Hand: dadurch das nichts los ist, ist der Sicherheitscheck ganz schnell gemacht, es gibt keine Schlangen.

Das Meeting war dann …… interessant. Die Kroaten gehen viele Dinge doch recht sportlich an. Ich bin sehr gespannt, wie’s wird.