Mich kotzt es an !

Da haben wir also nun einen Präsidentschaftskandidaten, der vor wenigen Tagen noch die Zustimmung von weit mehr als der Hälfte der Bevölkerung hatte, den sich weite Teile herbeigesehnt haben und nun, der Gute ist noch nichtmal im Amt, beginnt die große Demontage. Was mich wirklich ankotzt an dieser, unsrer Gesellschaft ist die Tatsache, daß man nichts einfach mal stehenlassen kann, daß immer herumgemäkelt, kritisiert, niedergemacht werden muß. Es ist wirklich widerlich. Und es ist sich auch niemand zu schade dazu, Zitate so zu kürzen, daß sie plötzlich genau das Gegenteil dessen wiedergeben, was sie vorher eigentlich aussagten. Diese falsch wiedergegebenen Zitate werden dann dem, der sie so nie gesagt hat um die Ohren gehauen, prägen sich ein in der kollektiven Erinnerung.

So. ein. Blödsinn.

Und das Schlimme ist der Pöbel, der sich anonym in den Foren ausseiert; zu feige, den eigenen Namen zu nennen, aber den anderer hemmungslos beschmutzend.

Mann, laßt doch den Gauck erstmal kommen, hört doch mal in Ruhe zu. Und „in Ruhe“ meint: auch jenseits von 140 Zeichen einer gottverdammten Twitternachricht. Inhalte brauchen Platz und brauchen auch mal mehr Aufmerksamkeit als es die Klickfrequenz eines nervösen Zeigefingers an der Maus zuläßt.

Das Schlimme ist, daß es nicht nur Wulff oder Gauck trifft, sondern daß sich dieses Gehabe durch unser komplettes Leben zieht. Menschen lästerten schon immer übereinander, klar, aber die Möglichkeiten moderner Technik machen daraus ein weltumspannendes Netz, das uns letztlich alle angreift. Bitte, laßt uns mal innehalten, durchatmen und dann den Fokus auf die angenehmen Seiten lenken und nicht immer nur auf das Genöhle.

9 Gedanken zu „Mich kotzt es an !“

  1. Ich kann deine Grundhaltung verstehen aber richtig treffen tut sie nicht.
    Bei Wulff sehe ich es genauso. Es war eine Kampagne gegen ihn.

    Aber bei Gauck sieht es anders aus.
    Man einigt sich gerade auf einen Kandidaten, Gauck, der Meinungen vertritt die für die Mehrheit der deutsche mit erheblichen Nachteilen verbunden sind. Das sich also starker Widerstand formiert ist kein wunder.
    Ich will keinen Bundespräsidenten der grenzenlos an die Märkte glaubt und Demonstrationen gegen soziale Ungerechtigkeit für lächerlich hält. Ich will auch keinen Bundespräsidenten der den Holocaust „verharmlost“.

  2. @Milan: genau das meine ich ! Bitte sieh Dir die ganzen Gespräche an und nicht nur die herausgerissenen und verkürzten Zitate, dann wirst Du feststellen, daß Gauck sehr weit davon entfernt ist, den Holocaust zu verharmlosen, dessen Opfer übrigens auch sein eigener Vater wurde. Und auch ist Gauck weit davon entfernt, „die Märkte“ zügellos loslaufen zu lassen. Bevor Du also Dein finales Urteil fällst, urteile bitte auf allen Fakten und nicht nur auf falsche Schnipfel von Äußerungen hin.

  3. Sein Vater wurde Opfer des Holocaust? Ich finde nur Texte er sei 1951 in ein sibirisches Arbeitslager gekommen und vorher NSDAP-Mitglied gewesen. Ja ja, die Fakten…

    Ab davon: Ein Pastor als Bundespräsident? Welch schöne Trennung von Kirche und Staat.

  4. Hat eigentlich was von Tratsch im Treppenhaus. Zeigt aber erschreckend wie manipulierbar wir doch sind. Weniger Aufgeregtheit und Mut zur eigenen Meinung sowie mehr Selbstreflexion ständ uns allen sicher nicht schlecht. Zum Teil fordern wir nämlich von allen anderen Werte ein, die wir selbst nicht leben.

    Danke Dir für Deine Meinung.

    Noch’n Link und Meinungsfetzen: „Wie das Netz den bösen Gauck erfand“
    http://www.cicero.de/berliner-republik/wie-das-netz-den-boesen-gauck-erfand/48369

  5. Ich verstehe deine Aufregung zwar, da man viel Mist liest.
    Ich war schon damals gegen Gauck und gegen Wulff. Beide sind meiner Meinung nach nicht für das Amt befähigt.

    Ich sehe nur, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird: Köhler musste zurück treten, weil er sich zu deutlich ausgedrückt hat.
    Gauck hat nun auch kein sonderliches Fingerspitzengefühl bewiesen, selbst wenn man die Zitate im vollen Kontext betrachtet, zeigen sie eher, wie er an der Zeit vorbei lebt und die Probleme der DDR noch vor Augen hat. Meiner Meinung nach sind die Probleme und Chancen unserer Zeit andere. Das zeigen die Äußerungen zu verschiedenen Protestbewegungen.
    Gerade er sollte wissen, wie wichtig Protest ist!
    Zudem sehe ich, dass da noch einiges dubiose in seiner Vergangenheit schlummert und nicht eindeutig geklärt ist…das lässt wie bei Wulff viel Spielraum für nicht-integres Verhalten.

    Meiner Meinung nach ist er deshalb der falsche, und dass er einen so hohen Zuspruch vom Volk bekommt ist der Springerpresse geschuldet, die ihn schon 2010 zum „Wunschkandidaten des Volkes“ ernannt hat – danach kamen die Umfragen. Kennen tat ihn damals kaum jemand!

    Dass er Pastor ist, stört mich weniger, allerdings hab ich deswegen nicht mehr Respekt vor ihm als vor anderen, die wirklich großes für unsere Gesellschaft geleistet haben.

  6. @Markus,
    Ich habe mein Urteil Aufgrund zahlreicher Quellen gefällt.

    Ich wollte gerade eben ausholen einen längeren Text zu schreiben mit vielen Quellen bin dann aber beim Suchen nach einigen Dokumenten auf folgenden Blogbeitrag gestoßen:
    http://www.fixmbr.de/ich-lass-mich-nicht-vergauckeln/
    Auch wenn es als Blogeintrag indem Fall kein neutraler Artikel ist so bleiben doch die Quellen wie z.B. zur Deutschen Nationalstiftung und Atlantikbrücke bestehen.

    Und zum Thema Holocaust.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Gauck
    Sein Eltern waren frühe NSDAP Mitglieder. Auch war sein Vater in britischer Kriegsgefangenschaft. Also entweder stimmt da mit dem Wikipedia Artikel etwas nicht oder deine Behauptung das sein Vater ein Holocaust Opfer war stimmt nicht.
    Und zur Verharmlosung verweise ich darauf: http://clemensheni.net/2010/06/03/joachim-gauck-die-prager-deklaration-und-europaischer-antisemitismus-heute/
    Bzw auf die Prager Deklaration. Das ist keine Verharmlosung wie man diese aus rechten Kreisen (aus diesem Grund auch die Anführungszeichen) kennt aber die Gleichsetzung von Nationalsozialismus und Stalinismus halte ich dennoch für falsch.

    Also ja. Es wird einiges übertrieben, verzerrt und aus dem Kontext gerissen. Gleichzeitig wird aber auch vieles verharmlost oder komplett ausgeblendet.
    Unterm Strich bleibt es für mich dabei: Bitte kein Gauck als Bundespräsident.

  7. markus, ich sehe das genau wie du und habe mich gestern auch sehr darüber aufgeregt!! anscheinend hat es unsere presselandschaft durch ihre unrühmliche hetzjagd auf wulff (höchstwahrscheinlich in der sache, auf keinen fall aber im ton berechtigt) geschafft die kritik-kultur in D auf ein neues level zu heben.

    meiner meinung nach sollten bitte alle mal durchschnaufen, sich vergegenwärtigen dass das präsidentenamt eine im endeffekt ganz kleine nummer ist und dann wieder wichtigen themen widmen! kann ja wohl nicht sein.

  8. Sorry, man wird wohl noch vor der Wahl die Kandidaten diskutieren dürfen. Das er wenn er gewählt ist dann erstmal sein 100 Tage bekommen sollte ist ja klar. Aber vorher sollte man schon mal genau hinschauen, besonders wenn anscheinden nur ein Mann zur Wahl steht.

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