Respekt

Am Wochenende war ich viel unterwegs und es gäbe eine Menge zu berichten. Da ich aber auf der anderen Seite gerade auch gut zu tun habe, erzähle ich erst einmal nur vom Wichtigsten. In Hamburg war eine Menge los, nicht nur das Alsterfreßfest, offiziell auch Alstervergnügen, wurde veranstaltet, sondern auch das Schanzenfest. Das war wie immer tagsüber wirklich sehr schön, aber abends wird es ja dann leider regelmäßig recht rumpelig. Ich war mit auswärtigen Freunden unterwegs und weil sie dort unbedingt auch mal hinwollten, sind wir abends um neun dann tatsächlich zum Schulterblatt (so heißt eine Straße dort) gegangen. Im Gegensatz zu meinen sehr unangenehmen Erfahrungen im letzten Jahr war dieses Jahr die Polizeistrategie ganz anders und das ergab auch tatsächlich eine ganz andere, erst einmal deutlich bessere Stimmung. Im ganzen Viertel war keine Polizei zu sehen; nirgends. Das wurde allgemein sehr positiv aufgenommen, nur Gruppen von 15 – 25 Jährigen, deutlich nicht politisch, sondern nur krawallmotiviert, frugen regelmäßig „Wann geht es denn jetzt hier endlich mal richtig los ?“, zeigten sich deutlich enttäuscht und zündeten dann auch die ersten Feuer an.

Hier setzt dann auch die einzige Kritik an, die man der städtischen Strategie machen kann: wäre nach acht Uhr die Stadtreinigung mit einem knackigen Trupp durch die Straßen gezogen, dann hätte nicht mehr der reichliche Müll des Trödelmarkts auf der Straße gelegen, der jetzt natürlich die perfekte Grundlage für alle Feuer bildete. Das sollte man einfach im kommenden Jahr noch besser machen.

Kaum hatten die jugendlichen Krawallsucher die Feuer entzündet, waren ganz schnell Anwohner und andere Leute da, die die Feuer wieder löschten; teilweise unter wüsten Beschimpfungen der Jugendlichen. Selbst Leute, die ich spontan eher dem Schwarzen Block zugeordnet hätte, beteiligten sich an den Löscharbeiten und riefen die Schimpfenden zur Mäßigung auf.

Erst als dann unsere Krawalltouristen begannen, Steine auszugraben, um die Scheiben der Haspa (Bankfiliale im Viertel) einzuschmeißen — am nächsten Tag sah ich, daß alle bis auf eine zerstört waren — und dann auch in Richtung „Neuer Pferdemarkt“ zogen, um den Polizisten entgegenzugehen, gab es dann einen Einsatzbefehl für die Polizei. Wir sind dann gegangen, ich hörte aber am nächsten Tag, daß der Einsatz mit 1,5h wohl recht kurz war.

Am Ende bleibt auf meiner Seite großer Respekt für die Polizei, die sich wirklich sehr zurückhielt und auf mich einen tatsächlich besonnenen Eindruck machte. Das zuzugeben fällt mir schwer, denn meine persönliche Erfahrung mit Polizisten war in der Vergangenheit allgemein eher nicht so gut. Weiterhin habe ich großen Respekt vor allen Zivilisten, die sich deeskalierend einsetzten und versuchten, die Stimmung ruhig zu halten. Völlig verständnislos stehe ich aber 15jährigen „ey Alder“ – Jugendlichen gegenüber, die ausschließlich gekommen waren, um Randale zu machen und das in einer Art und Weise, daß selbst altgediente Linksradikale wohl den Drang verspürten, sich davon zu distanzieren. Manche der Jugendliche waren so jung, daß ich mich frug, warum die eigentlich nicht um 22:00 Uhr zuhause sein müssen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn die Entwicklung des Engagements der Anwohner weiter an Kraft gewänne und die völlig unnötige zerstörerische Randale aus dem Viertel gedrängt würde, würde mich freuen, wenn die Polizei durch Besonnenheit dieses Engagement unterstützte.