Blitzlichtgewitter

Die Verbreitung digitaler Kleinkameras und Handys mit Kamera & Blitz hat nicht nur Gutes. Vor allem bei Konzerten nicht. Jeder Depp zückt ja heute sein Gerät, um dann damit so lange herumzuknipsen, bis der Akku leer oder wahlweise die Speicherkarte voll ist (was bei immer leistungsfähigerer Technik leider immer länger dauert). Leute: das nervt. Man kann heute keine schöne, intime, halbdunkle Stimmung mehr erzeugen, weil natürlich mindestens 25 Leute an der schönsten Stelle ihren Blitz abfeuern. So ! ein ! Schwachsinn !!!

Darum hier mal ein kleiner Crashkurs für den geneigten Kamerahansel:

– die Pißblitze Eurer Kleinkameras wirken für Photos maximal acht bis zehn Meter weit. Damit beleuchtet Ihr also phantastisch den Hinterkopf Eures Vordermanns, nicht aber die Bühne.

– fette Metz – Blitze mit Leitzahlen außerhalb des kleinen Einmaleins kommen auch bis zur Bühne, zerstören aber dort ganz sicher die wunderschöne Szene, die Ihr eigentlich festhalten wollt.

– alle um Euch herum bewundern bei den ersten eins, zwei Bildern Eure schicke Kamera, entwickeln aber im Laufe des Abends tiefe Haßgefühle.

– den Leuten auf der Bühne macht es keinen sehr großen Spaß, ständig in dieses Herumgeblitze zu sehen. Das könnt Ihr auch ganz schnell verstehen, wenn Ihr mal im heroischen Selbstversuch zehn Mal hintereinander in Eure eigene Physiognomie blitzt.

Was lernen wir daraus ? Richtig, der Blitz gehört ausgeschaltet (wahlweise auch mit einem kleinen Hämmerchen zerstört). Argument für Euch: die Bilder werden von den Farben her plötzlich viel schöner und leuchtender und der Akku hält viel länger, man kann also mehr knipsen (wenn die Speicherkarte groß genug ist).

Nun werden einige vielleicht einwenden wollen, daß die Bilder ohne Blitz aber alle verwackeln. Stimmt. Aber sie sehen so auch nicht schlechter aus, als die hinterkopfbeleuchteten Bilder mit Blitz. Ist also unter’m Strich kein Unterschied. Dem kann man Abhilfe schaffen, indem man sich
a) eine Kamera mit Antiverwackelelektronik oder
b) eine Kamera mit hoher Empfindlichkeit oder
c) eine Kamera mit direkt beiden Eigenschaften kauft

Denkt mal drüber nach. Danke.

18 Gedanken zu „Blitzlichtgewitter“

  1. Markus ich stimme Dir uneingeschränkt zu!!!! Und auch die leuchtenden Displays stören nicht minder!!! (was gucken sich die Leute auf dem Display nach dem Fotografieren an??? Das Bild ist doch auf dem Speicher und aktuell nicht zu verändern!!!)

    Die professinellen Fotografen sind aber nicht immer angenehmer!!!! Hüpfen den ganzen Abend an der Bühne rum, um später ein 08/15 Bild in einer Zeitung zu präsentieren!!!!

    1. Profis dürfen normalerweise die ersten drei Songs ohne Blitz photographieren und müssen sich dann trollen. Den ganzen Abend vor der Bühne herumlaufende Photographen gibt es nur ganz, ganz selten. Das sind dann die Vertragsphotographen der Tour und keine regulären Presseleute.

  2. Schön, dass das mal angesprochen wird! ;)
    Weitere Tipps:
    Den Blitz in allen Modi (Auto/Manuell) standardmäßig auschalten, sonst kann es leicht passieren, dass man sich am Moduswahlrad verwählt hat, und doch blitzt (war mir das PEINlich).
    Das Hochhalten der Kamera mit eingeschaltetem Display ist sehr nervig für die dahinter Sitzenden, also vermeiden.
    Die Auswahl des Art der Messfelder für die Belichtungsmessung ist noch ganz entscheidend. Bei hohen Kontrastunterschieden hab ich mit Spotmessung gute Erfahrungen gemacht.

    Traurig finde ich, dass neuere Modelle nicht immer besser sein müssen. So gibt es gerade den Trend mehr Mega-Pixel auf kleinere Chipflächen zu drängen. Das Ergebnis: Nur noch Rauschen.

    Abhilfe: NIKON D3 :) Das ist ja ein Traum, was Lichtempfindlichkeit und Rauschverhalten angeht.
    „und relativ preisgünstig“ – um mal Markus zu zitieren :)
    Testbild: HIER
    Fehlt nur noch eine gute Sitzposition und das Glück die Kamera durch die Eingangskontrolle geschmuggelt zu haben.

    1. Das Problem des Bildrauschens und der unterschiedlichen Belichtungsmeßmethoden wollte ich im Crashkurs für Dummies (und nur um solche kann es sich bei der ganzen Blitzerei handeln) noch nicht behandeln, aber natürlich hast Du Recht. Daß der Normalsterbliche Kameras mit einer Auflösung >6 Megapixeln in der Regel nicht braucht, wissen Du und ich; aber in den bunten Prospekten machen sich solche Zahlen ja immer sehr gut. Und so kommen wir dann zu Mikrokameras mit 10 Megapixeln, die aber dann so verrauschte Bilder liefern, daß das günstigere/ältere Modell doch die bessere Wahl ist.

  3. Wie haben wir das eigentlich „früher“ ausgehalten auf Konzerten, so ohne Kamera? (Ich meine so vor 15, 20 Jahren: Leute mit Fotoapparat bildeten eine Minderheit, schon allein, weil selbst „kleine“ Kameras und Filme zu groß, zu teuer und zu lästig waren für entspanntes Mithopsen.)
    Ging irgendwie auch. Allein die Bilder im Kopf, die das Anschauen der Konzertkarte erzeugte, reichten weiter und tiefer als viele digitale Fotoserien heute. Und das Foto vom Junggesellenabschied und die Bilder von der standesamtlichen Hochzeit reichten, um alle Geschichten von dieser tollen Zeit erzählen zu können. Perdu die Zeit.

    (Exkurs: Früher ging auch alles ohne Handy – Verabredungen, Termine, Treffen, schöne Tage und wilde Nächte. Und heute? Fühle ich mich nackt ohne Tragtelefon, wenn ich nur zum Bäcker laufe.)

  4. Du hast volkommen Recht! Eine weiteres Thema zum „kein Mensch brauch 10 Megapixel“-Thema: Wenn die Hersteller von Kompaktknipsen endlich mal in der Lage wären halbwegs vernünftige Optiken und nicht nur recycelte Einweg-Getränkeflaschenböden vor den Sensor zu schrauben, dann gäbe es auch vielleicht einen Grund diesen Megapixelwahn zu rechtfertigen.

    Solange fahren wir lieber weiter mit einem 300PS Porsche auf einem frisch gepflügten Acker :-)

    P.S.: als bekennender nicht-Blitzer und Lichtstimmungsmöger: gebt der Einlasskontrolle nen spitzen Hammer und das Blitzproblem ist erledigt!

    1. also ich meine das Problem sind nicht so sehr die Optiken als die geometrische Größe des Sensorchip;

      also wenn schon schon resolute Eingangskontrolle, dann sollte folgendes nicht eingelassen werden:

      Fotos, die stören auch wenn sie nicht blitzen und nicht am Display was anzeigen
      Händies
      schnatternde Gänse
      alkoholisierte, gröllende Zuschauer
      zu große Zuschauer (auch die kleinen wollen Annett sehen!)
      kleine Zuschauer, die womöglich auf den Schultern ihrer Begleiter sitzen

      usw…………..

  5. Ich finde es auch ein unding, gerade bei kleineren Konzerten, dass Leute echt rücksichtslos sind und einfach wild rumknipsen… Ich kann ja nur für das Konzert in Dortmund sprechen, aber hier war das Einlasspersonal aber so was von sofort zur Stelle wenn jemand geblitzt hat oder auch ohne Blitz fotografiert hat… Unglaublich, also ein so hartes druchgreifen habe ich noch nie erlebt… ich denke wenn einer in der Köln Arena blitzt fällt es weniger auf als in einem saal mit 1000 Leuten… Aber so ist das leider, jeder denkt da an sich und eigentlich würde ich das Konzert dann doch lieber live sehen – als durch den sucher der kamera… Und für alle die nicht genaug davon bekommen können gibt es doch Bildersuchmaschinen, oder eine Kauf DVd….

    Liebe Grü0ße vom Gegner des konzertblitzlichts :-)

    1. Da kann ich aus eigener Erfahrung berichten, daß das nichts hilft. Selbst bei Veranstaltungen, bei denen direkt vor Showbeginn per Durchsage darauf hingewiesen wurde, daß der Künstler schon älter und Grauer Star – bedingt sehr lichtempfindlich ist, wird geblitzt. Zugegeben, die erste halbe Stunde halten sich die Leute zurück, aber irgendwann fängt einer mal vorsichtig an, wird nicht direkt von den Ordnern erkannt und dann denkt sich der Rest: „Was der kann, kann ich auch.“ und legt gnadenlos auch los.

      Das Problem ist, daß es in Deutschland gar nicht so einfach ist, das Photographieren bei Konzerten grundsätzlich zu verbieten. Personen der Zeitgeschichte (und dazu gehören Künstler, sonst würde man nicht Geld dafür bezahlen, sie zu sehen) in öffentlichen Situationen (dazu zählen Konzerte) müssen sich gefallen lassen, daß man sie photographiert. Diese Regelung finde ich auch erst mal gut; ich selbst mache ja auch sehr gern mal Konzertphotos. Zwar könnte man im Rahmen des Hausrechts den Gebrauch von Kameras verbieten, manchmal wird das auch versucht, allerdings ist das rechtlich umstritten. Solche Diskussionen gibt es ja regelmäßig bei Amiproduktionen (bei denen ist die Rechtslage grundsätzlich anders und sie können ganz einfach Photos bei Konzerten verbieten).

      Es ist auch die Frage, wie man das bei einer verschärften Einlaßkontrolle handhaben will. Wenn ich gnadenlos auch kleine Kameras einsammle, dann müßte ich strenggenommen auch alle Handys konfiszieren. DAS wiederum möchte ich mal erleben……

  6. Wie ist das überhaupt geregelt?

    Ich hätte gerne ein paar Konzertfotos (natürlich ohne Blitz) gemacht, bin aber davon ausgegangen, dass Fotografieren für Amateure generell verboten sei und habe meine Ausrüstung gar nicht erst mitgebracht. Während des Konzerts habe ich mich dann über die vielen Handyblitze geärgert.

    Ist ja eigentlich eine dusselige Situation: ambitionierte Amateure (die ohne Blitz fotografieren, dunkle Klamotten tragen und versuchen, so wenig wie möglich zu stören) werden vom Fotografieren abgehalten, während Dutzende sinnlose Bilder mit ungeeigneten Handykameras mit Blitz gemacht werden, weil man nicht jedem sein Handy abnehmen kann :-(

    1. Die Photoregelung ist von Tour zu Tour und auch von Haus zu Haus recht unterschiedlich. Grundsätzlich kann man sagen, daß man mit Kameras kleiner als Spiegelreflex meistens in die Halle kommt. Bei Amiproduktionen leider oft auch damit nicht.

      Vom Sitzplatz aus kann man mit kleinen Kameras ohne Blitz in der Regel photographieren. Vor der Bühne herumlaufen dürfen nur akkreditierte Profis bei den ersten zwei bis drei Songs. Bei der Volksmusik manchmal auch jedermann.

      Diese Regelungen sind aber im Fluß. Film- und Tonaufnahmen sind beispielsweise immer und überall grundsätzlich verboten. Da die modernen Kleinkameras dies mittlerweile aber auch sehr gut können, gibt es durchaus Bestrebungen, diese nicht mehr zuzulassen. Also: dreist sein und ausprobieren. Aber bitte immer ohne Blitz ;-)

      1. Naja, natürlich könnte man vom Platz aus ohne Blitz mit einer Kompaktkamera fotografieren. Will man aber nicht ;-)

        Da genieße ich doch lieber das Konzert und schaue mir Deine Fotos an.

        Gegen die Handyblitze könnte ich mir vorstellen, dass es zumindest eine Zeitlang helfen würde, wenn Die Künstler selbst während des Konzerts darum bitten, dass nicht ständig fotografiert wird. So nach dem Motto „wer unbedingt fotografieren muss, mache das beim nächsten Lied und höre damit für den Rest des Abends auf“.

          1. genau so machts Reinhard Mey bei seinem Konzert.

            Er sagt, dass Ihn das fotografieren stört und es unterlassen werden soll. Und die Leute halten sich auch dran, erst am Ende beim letzten Lied vor der Zugabe sagt er, dass es jetzt erlaubt ist – und es blitzt dann wie wild. Schön wenn das dann das Lied „Blitzlichter machen uns zu Idioten“ ist…!

            Ich bin auch ein ambitionierter Fotograf, nehme aber zu Konzerten nie eine Kamera mit – auch wenns erlaubt ist. Ich möchte mich auf die Musik und das Konzert konzentrieren und nicht mit der Kamera beschäftigt sein, auch wenn man garnichts von den Aufnahmen bemerken würde. Die Bilder im Kopf reichen vollkommen.

            Dieses Jahr war meine Familie und ich in Gera, Reihe 1 dabei. Hat mir sehr gut gefallen!!!

  7. „Allein die Bilder im Kopf, die das Anschauen der Konzertkarte erzeugte,
    reichten weiter und tiefer als viele digitale Fotoserien heute.“

    Das stimmt sicher, nur werden in der Schweiz oft das ganze Ticket eingezogen.
    Keine Erinenrung mehr.

    Ich war mal in Stuttgart an einem Garth Brooks-Konzert,
    und da durften alle mit allen Kameras fotografieren,
    ich hatte meine Zuhause…
    Paar Monate später in Zürich das selber Konzert,
    durfte ich meine Kamera abgeben am Eingang…

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